2021
Die Wege des Herrn
April 2021


Bekehrungsgeschichte

Die Wege des Herrn

Bischofswerda (JW): Jedes Mal, wenn ich in Gedanken die Geschichte durchgehe, wie ich die Kirche kennenlernte, aber vor allem, wie ich auf diesem Weg geblieben bin und welche Sachen mir die Wahrheit und Richtigkeit davon bestätigten, kann ich nicht anders, als zu sagen, dass das alles auf ein großes Wunder hindeutet.

Noch im Frühjahr 2019 war ich ein ungläubiger Jugendlicher, der aus einer Familie stammt, die nie wirklich gläubig war. Dennoch stellte ich mir oft die Frage, ob es nicht doch einen Gott oder eine ähnliche Macht gibt, die uns führt und der wir unser Leben hier auf der Erde verdanken. Es blieb bei diesen Gedanken und ich arbeitete nicht darauf hin, die Wahrheit zu entdecken. Doch im April sollte sich mein Leben von einem auf den nächsten Moment ändern.

Ich stöberte wie so oft auf der Videoplattform YouTube und stieß auf eine Reportage der Fernsehsendung Galileo mit dem Titel „Die größten Mormonenmythen“. Da ich nicht wusste, was sie mit Mormonen meinten, schaute ich mir dieses zehnminütige Video an. Dort wurde eine Familie mit ihren Kindern vorgestellt, die nach strengen Regeln lebt und regelmäßig zur Kirche geht. Die Missionare und ihre Arbeit in Deutschland wurden ebenfalls vorgestellt, dazu die grundlegenden Glaubensansichten der Kirche. Nachdem ich dieses Video gesehen hatte, war ich gar nicht so begeistert und dachte, dass man doch nicht an einen dahergelaufenen Mann glauben kann, der behauptet, goldene Platten von einem Engel bekommen zu haben. Doch irgendwie interessierte es mich mehr und ich schaute es mir wieder und wieder an. Ich begriff, dass ich der Verblendete war und das alles, was diese Menschen da machten, einen Sinn hatte.

Ich beschloss, direkt an der Quelle nach Antworten zu suchen und meine Fragen zum Glauben und der Entstehungsgeschichte beantwortet zu bekommen. Ich besuchte die Website der Kirche. Dort sah ich sofort das Angebot, ein kostenloses Buch Mormon zu bestellen. Eine Sister aus St. George (USA) schrieb mir kurze Zeit später eine SMS und bat um einen Gesprächstermin, der eine Woche später stattfand. Sie fragte nach meinem Interesse und wollte wissen, woher ich die Kirche kannte. Ein paar Tage später sollten Missionare vorbeikommen, um mir das Buch Mormon zu bringen. Die beiden freuten sich sehr, als sie merkten, dass ich sie schon sehnsüchtig erwartete. Sie gaben mir auch eine Karte mit ihrer Nummer sowie die Zeiten des Gottesdienstes am Sonntag. Ich war extrem glücklich, nun dieses Buch zu haben, und begann, darin zu lesen. Es war sehr interessant und nur die Müdigkeit am Abend konnte mich daran hindern, weiterzulesen.

Nach einem weiteren Treffen, bei dem wir über die Wiederherstellung und den Propheten Joseph Smith sprachen, sagte ich mir, dass ich auch ohne Glauben leben könne und dass ich mich nicht noch einmal mit den Missionaren treffen würde. Doch dann gab es einen erneuten Wendepunkt. Ich wollte mich in der Stadt mit ein paar Freunden treffen. Ich lief an einer Treppe vorbei, an der ein paar Karten lehnten. Ich ging hin und untersuchte diese Karten und fand heraus, dass sie von den Missionaren waren und sie diese womöglich hier verloren hatten. Ich nahm sie mit und beschloss, mich doch noch einmal mit ihnen zu treffen, um ihnen diese Karten zurückzugeben.

Dieses nächste Treffen bestätigte mir dann aber, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand und dass der Herr wollte, dass ich ihn gehe. Ich las weiter im Buch Mormon, studierte es häufig mit den Missionaren und lernte mehr und mehr. Das Leben ergab plötzlich viel mehr Sinn. Irgendwann luden mich die Missionare auch zur Kirche ein, was ich aber lange ablehnte. An einem Sonntag ging ich schließlich hin und war vollkommen überwältigt, mit welcher Liebe und Freude ich empfangen wurde. Von diesem Tag an bauten sich die Bekanntschaften immer mehr aus. Der Zweig ist eine wunderbare Familie und ein starkes Vorbild für Nächstenliebe.

Schließlich fragten mich die Missionare, ob ich den Wunsch hätte, mich taufen zu lassen. Natürlich bejahte ich das, aber machte sie nochmals darauf aufmerksam, dass ich noch nicht volljährig war. Es benötigte die Zustimmung der Eltern, in meinem Fall meiner Mutter. Einige Tage später fragte ich sie also, doch sie stimmte dem nicht zu und sagte mir berechtigterweise, dass ich bis zu meinem Geburtstag warten solle. Ich fragte mich in dieser Zeit, warum Gott, wenn es denn das Richtige für mich war, so etwas zulassen sollte. Ich zweifelte oft, doch sah später die Bedeutung all dessen. Dies war ein Weg, den der Herr mich gehen lassen wollte. Als ich das erkannte, verspürte ich enormen Frieden.

Ich wartete also über eineinhalb Jahre. In dieser Zeit habe ich so viel gelernt wie niemals zuvor in meinem Leben. Ich studierte das Buch Mormon, las häufig in den heiligen Schriften und bereitete mich so Stück für Stück auf meine Taufe vor. Ich bekam wunderbare Unterstützung von den Mitgliedern und den Missionaren und konnte mir so ein riesiges und starkes Zeugnis erarbeiten. Für all das bin ich sehr dankbar. Aber vor allem bin ich dem Herrn dankbar. Dankbar, dass ich Teil seines Werkes sein kann, dass ich ein Mitglied dieser wundervollen und wahren Kirche sein kann.

Ich sage immer, dass ich die Welt jetzt viel klarer sehen kann. Jedem Einzelnen, der mir geholfen hat, bin ich sehr dankbar. Die Wege des Herrn sind manchmal für uns nicht ersichtlich und ein großes Abenteuer. Aber genau das macht es so unglaublich spannend!