Lektion 26
Nach Wissen trachten
Wir sollen motiviert werden, nach Wissen zu trachten.
Einleitung
Der Erretter hat uns geboten, vollkommen zu werden – so wie er und unser Vater im Himmel. Um so wie sie zu werden, müssen wir lernen und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen.
Das Gebot, nach Wissen zu trachten
Im Buch Lehre und Bündnisse gebietet uns der Herr, nach Wissen zu trachten.
• Lesen Sie Lehre und Bündnisse 88:78. Was möchte der Herr, laut diesem Vers, was wir lernen sollen? (Alles über das Reich Gottes, was ratsam ist, dass wir es verstehen.)
Von allem Wissen, das wir erlangen können, ist das Zeugnis von Jesus Christus, seiner göttlichen Mission und seinem Evangelium am wichtigsten. Um dieses Zeugnis zu erlangen, müssen wir beständig in den heiligen Schriften studieren, beten und rechtschaffen leben. Alles, was wir lernen, ist wertlos, wenn wir die errettenden Grundsätze des Evangeliums nicht verstehen und befolgen.
• Lesen Sie Lehre und Bündnisse 88:79. Was möchte der Herr, womit wir uns zusätzlich zum Evangelium noch befassen sollen? (Schreiben Sie die Antworten an die Tafel. Mögliche Antworten: die Erde, der Himmel, Geschichte, aktuelle Ereignisse, Prognosen für die Zukunft, unser Heimatland und andere Länder.)
Präsident N. Eldon Tanner hat gesagt: „Seit jeher fordert die Kirche uns Mitglieder auf, eine gute Schulbildung zu erlangen und so viel wie möglich zu lernen – über uns selbst, über Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften, über das Weltall und vor allem über das Evangelium Jesu Christi.“ (Seminar für Regionalrepräsentanten, 2. April 1971.)
Seit das Evangelium wiederhergestellt wurde, hat die Kirche ihre Mitglieder stets dazu angehalten, eine Ausbildung zu erlangen. Selbst in den Anfangstagen der Kirche, als es noch viele Schwierigkeiten gab, wies der Herr den Propheten Joseph Smith an, Schulen für Erwachsene und Kinder zu gründen (siehe LuB 55:4; 90:7). Außer Klassen über das Evangelium wurden an diesen Schulen Geschichte, Sprachen, Grammatik, Mathematik und weitere Fächer unterrichtet. Auch heute wendet die Kirche viel Zeit, Mühe und Geld auf, um Bildungsmaßnahmen zu unterstützen. Dazu zählt auch das Bildungswesen der Kirche, das ins Leben gerufen wurde, um dem Bedürfnis der Mitglieder nach Bildung Rechnung zu tragen.
Warum sollen wir Wissen erlangen und wie werden wir dadurch gesegnet?
• Lesen Sie Lehre und Bündnisse 88:80. Warum sollen wir Wissen erlangen? (Um unsere Berufung und Mission groß zu machen.)
Wenn wir etwas über die Menschen und die Welt um uns herum wissen, können wir dieses Wissen beim Aufbau des Gottesreiches nutzen. Wir können bessere Möglichkeiten finden, das Evangelium mehr Menschen nahe zu bringen. Und in dem Maße, wie die Mitglieder der Kirche berufliches Ansehen erlangen, werden sie zu Vorbildern, die andere möglicherweise veranlassen, mehr über die Kirche erfahren zu wollen.
Bildung ist nicht nur für die Missionsarbeit wichtig, sondern dient auch dazu, unseren Charakter zu formen. Präsident David O. McKay hat gesagt:
„Wahre Bildung besteht nicht nur darin, dass man etwas über Naturwissenschaften, Geschichte, Literatur oder bildende Kunst lernt, sondern auch darin, dass man seinen Charakter formt. … Wahre Bildung lehrt uns Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung. Sie zügelt das Temperament, unterdrückt die Leidenschaft und macht es zum Leitsatz fürs Leben, dass man sich den Gesetzen der Gesellschaft und der sittlichen Ordnung unterwirft. …
Bildung soll dazu dienen, dass der Lernende Fähigkeiten entwickelt, die sein Leben lang zu seinem Wohl dienen.“ (Secrets of a Happy Life, Hg. Llewelyn R. McKay, 1967, Seite 46f.)
Wenn wir uns Wissen aneignen, können wir auch anderen Menschen und der Gesellschaft besser dienen. Mit unserem Wissen können wir dafür sorgen, dass unsere Familie Nahrung, Kleidung und ein Zuhause hat, wir können anderen helfen, Krankheit und Leid zu überwinden und unser Leben produktiver gestalten.
Doch manchmal werden Menschen, die weltliches Wissen erwerben, stolz auf ihre eigene Weisheit und meinen, dass sie es nicht nötig haben, dem Rat des Herrn und seiner Propheten zu folgen. Der Herr hat uns gesagt, es sei gut, gelehrt zu sein, wenn man auf seine Ratschläge hört. Andernfalls kann unsere Weisheit Narrheit werden. (Siehe 2 Nephi 9:28,29.)
Es ist wichtig, zur Schule zu gehen
• Warum ist es wichtig, zur Schule zu gehen? Was können wir in der Schule lernen?
Einen großen Teil unserer Bildung erwerben wir in der Schule. Dort lernen wir lesen, schreiben und die Grundrechenarten. Wir lernen auch etwas über Geschichte, Geographie und Naturwissenschaften. Wir befassen uns mit dem menschlichen Körper, den Bahnen der Sterne und der Schönheit und dem Zweck von Pflanzen und Tieren. Wenn wir eine Ausbildung genossen haben, ist es leichter, mit den neuesten Entwicklungen in Industrie, Technik und Wissenschaft mitzuhalten.
• Zeigen Sie Bild 26-a, „Bildung ist wichtig für junge Leute“.
Den Mitgliedern der Kirche, vor allem den Jugendlichen, wurde stets geraten, alles Notwendige zu tun, um eine gute Ausbildung zu erhalten. Dazu gehört auch, dass man die für einen Arbeitsplatz erforderliche Ausbildung absolviert. Manchmal ist es jedoch schwierig, zur Schule zu gehen. Möglicherweise ist dies mit finanziellen Belastungen verbunden, es kostet Zeit und Anstrengung. Doch weil der Herr möchte, dass wir eine gute Ausbildung erhalten, hilft er uns, dieses Ziel zu erreichen, wenn wir ihn um Hilfe bitten und unser Bestes geben. Wenn eine reguläre Ausbildung nicht möglich ist, kann man sich von Leuten helfen lassen, die besondere Kenntnisse oder Fertigkeiten haben. Wenn sie sehen, dass man bereit ist zu lernen, werden sie normalerweise auch helfen.
Unser ganzes Leben lang lernen
• Zeigen Sie Bild 26-b, „Wir sollen unser ganzes Leben lang lernen“.
Wir sollen unsere reguläre Ausbildung so weit wie möglich fortsetzen. Dies kann man tun, indem man eine Universität, eine Berufs- oder Handelsschule besucht oder eine praktische Ausbildung absolviert. Man kann auch an Lehrgängen für Erwachsene oder an Fernkursen teilnehmen.
Wir sollen beständig „aus den besten Büchern“ lernen (siehe LuB 88:118). Daher ist es notwendig, dass wir unseren Lesestoff wohlüberlegt auswählen. Einige Bücher und Zeitschriften, die uns Gutes und Schönes nahe bringen, helfen uns, bessere Menschen zu werden. Andere Bücher und Zeitschriften hingegen fördern das Schlechte.
Präsident Spencer W. Kimball hat uns gewarnt: „Viele … schlechte Einflüsse kommen direkt in unser Zuhause – durch Rundfunk und Fernsehen, Zeitschriften, Zeitungen und andere Literatur.“ (Generalkonferenz, April 1978.) Wir müssen schlechten Einflüssen aus dem Weg gehen und uns stattdessen mit Gutem befassen. Wenn wir uns mit Gutem auseinandersetzen, sollen wir den Herrn bitten, uns zu helfen, dass wir es verstehen und es uns einprägen.
Wir können uns auch Wissen aneignen, indem wir Theateraufführungen besuchen, die uns vermitteln, dass wir allen Menschen Mitgefühl entgegenbringen sollen. Außerdem können wir Konzerte und Kunstausstellungen besuchen, um unsere Liebe für die schönen Künste zu entwickeln. Wir sollen auch andere an dem teilhaben lassen, was wir lernen.
Vieles kann man auch einfach als Familie lernen. Eine Familie kann vieles gemeinsam tun, beispielsweise aus einem Picknick, Campingausflug, Urlaub und sogar einem kurzen Spaziergang ein lehrreiches Erlebnis für alle machen.
Lernen, indem man etwas tut
Der Vater im Himmel hat uns auf die Erde gesandt, damit wir lernen und Erfahrungen sammeln. Vieles von dem, was wir lernen müssen, können wir nur lernen, indem wir es tun. Es reicht nicht aus, etwas darüber zu lesen. Wir können beispielsweise nicht lernen, jemanden zu lieben, indem wir einfach etwas über Liebe lesen. Wir müssen dieser Person dienen, wenn wir Liebe für sie entwickeln wollen.
Der Herr hat uns viele Möglichkeiten gegeben, in seiner Kirche zu dienen und Führungspositionen einzunehmen, und dadurch zu lernen. Wenn wir die mit einem Amt oder einer Berufung verbundenen Aufgaben erfüllen, stehen wir oft vor Herausforderungen. Wenn wir diese Herausforderungen bewältigen, indem wir unsere Aufgaben erfüllen, nehmen unsere Fähigkeiten zu und Aufgaben, die zuvor schwierig waren, fallen uns leichter. Dann sind wir in der Lage, anderen zu helfen, mit ähnlichen Herausforderungen fertig zu werden.
Wir alle können lernen, indem man etwas tut, egal, wie viel Schulbildung wir erhalten haben. Einmal beklagte sich eine Frau bei Dr. Louis Agassiz, einem berühmten Wissenschaftler, dass sie nie die Möglichkeit gehabt habe zu lernen. Sie erzählte ihm, dass sie mit ihrer Schwester eine Pension unterhalte und für nichts anderes Zeit habe. Er fragte sie, was für Arbeiten sie verrichtete, und sie antwortete:
„Ich schäle Kartoffeln und schneide Zwiebeln.“
Er fragte: „Wo sitzen Sie, wenn Sie diese interessante, aber doch häusliche Arbeit verrichten?“
„Auf der untersten Stufe der Küchentreppe.“
„Worauf stützen Sie Ihre Füße?“
„Auf die glasierten Ziegelsteine.“
„Was sind glasierte Ziegelsteine?“
„Ich weiß nicht.“
Er fragte: „Wie lange sitzen Sie denn da schon?“
„Seit fünfzehn Jahren.“
„Hier ist meine Karte“, sagte Dr. Agassiz. „Würden Sie so nett sein und mir einen Brief darüber schreiben, was glasierte Ziegelsteine sind?“
Sie nahm die Sache ernst. Sie schaute im Wörterbuch unter „Ziegelstein“ nach, fand aber, einem berühmten Wissenschaftler könne sie keine zu einfache Definition schicken. Also schlug sie im Lexikon nach. Als sie dort etwas über Ziegelsteine nachlas, stieß sie auf Wörter, die sie nicht verstand. Auch diese schlug sie nach. Sie entwickelte echtes Interesse an dem, worüber sie sich informierte, und so besuchte sie eine Ziegelei. Als sie alles herausgefunden hatte, setzte sie sich hin und schrieb Dr. Agassiz einen 36-seitigen Brief über glasierte Ziegelsteine.
Dr. Agassiz antwortete ihr und teilte ihr mit, er habe ihren Brief mit nur ein paar geringfügigen Änderungen veröffentlicht und sende ihr 250 Dollar. Am Ende des Briefs fragte er: „Was war denn unter diesen Ziegelsteinen?“
Sie fand Ameisen unter den Ziegelsteinen. Und so begann sie, sich mit Ameisen zu befassen. Sie fand heraus, dass es zwischen 800 und 2500 verschiedene Arten gab. Es faszinierte sie, dass es so viele verschiedene Ameisen und solche Unterschiede in ihrer Lebensweise und der Umgebung, in der sie lebten, gab. Nach eingehender Lektüre und gründlichem Studium schrieb sie Dr. Agassiz 360 Seiten zu diesem Thema. Dies veröffentlichte er als Buch und schickte ihr mehr Geld.
Mit diesem Geld reiste sie in alle Länder ihrer Träume. (Nach Marion D. Hanks, The Gift of Self, 1974, Seite 151ff.)
• Wie wurde das Leben dieser Frau, vom Geld abgesehen, bereichert? (Durch erweitertes Wissen und ein neues Interesse an ihrer Umgebung.)
Elder Richard L. Evans hat gelehrt: „Einiges kann man jemand anders geben, anderes nicht, es sei denn, er ist bereit, hinzulangen und es zu ergreifen, das heißt, den Preis dafür zu bezahlen, dass es zu einem Teil seiner selbst wird. Dieser Grundsatz gilt für das gründliche Befassen mit einer Sache, das Entfalten von Talenten, die Aneignung von Wissen und Fertigkeiten sowie für das Lernen all dessen, was es im Leben zu lernen gibt.“ (Richard Evans’ Quote Book, 1971, Seite 74.)
• Besprechen Sie, welche Möglichkeiten Sie in Ihrer Gegend haben, Ihr Wissen zu erweitern und mehr Erfahrungen zu machen.
Zum Abschluss
Der Herr hat uns gesagt, wir sollen uns Wissen über das Evangelium und über die Welt aneignen. Dies können wir tun, indem wir in den heiligen Schriften und in den Worten der Propheten studieren, beten, rechtschaffen leben, zur Schule gehen oder andere Bildungsmöglichkeiten nutzen, uns für unsere Umgebung interessieren und danach trachten, unsere Erfahrungen zu verstehen. In dem Maße, wie wir uns Wissen aneignen, lernen wir all das zu schätzen, was der Herr uns gegeben hat. Mit größerem Wissen und einer besseren Ausbildung können wir auch besser für unsere Familie sorgen, das Reich Gottes errichten, bessere Staatsbürger sein und unserem Vater im Himmel ähnlicher werden.
Aufforderung
Väter: Ermutigen Sie Ihre Kinder, eine Ausbildung zu absolvieren. Geben Sie ihnen ein Beispiel zum Thema Lernen, dem sie folgen können. Planen Sie Aktivitäten in der Familie, bei denen alle gemeinsam lernen können.
Junge Priestertumsträger: Planen Sie alles Notwendige für eine gute Ausbildung.
Vorzubereiten
Tun Sie vor dem Unterricht Folgendes:
-
Informieren Sie sich über die Bildungsmöglichkeiten in Ihrem Ort und in der Umgebung.
-
Bitten Sie einige Brüder, Begebenheiten, Schriftstellen oder Zitate aus der Lektion vorzutragen.