Einheit 1: Tag 3
Die heiligen Schriften studieren
Einleitung
Diese Lektion soll dir vermitteln, wie wichtig es ist, sich täglich mit den heiligen Schriften zu befassen und in diesem Jahr das ganze Neue Testament zu lesen. Außerdem lernst du hier, wie du dein Schriftstudium noch zielführender gestalten kannst.
Es ist wichtig, sich täglich sinnvoll mit den heiligen Schriften zu befassen
Denk über diese Aussagen nach und markiere deine Antworten auf der Skala. Du musst deine Antworten nicht dem Lehrer preisgeben.
Denk in dieser Lektion darüber nach, wie du dein Schriftstudium noch zielführender gestalten kannst.
Lies diese Aussage von Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel:
„Die heiligen Schriften enthalten die Worte Christi und sind ein Vorrat an lebendigem Wasser, zu dem wir leicht Zugang haben und von dem wir in tiefen Zügen und lange trinken können. …
Durch das, was wir jeden Tag so tun, verlieren wir eine beträchtliche Menge des Wassers, aus dem unser Körper zum Großteil besteht. Durst zeigt an, dass die Körperzellen Wasser brauchen. Die Körperflüssigkeit muss täglich aufgefüllt werden. Es ist schlichtweg unsinnig, gelegentlich Wasser zu ‚tanken‘ und in der Zwischenzeit lange auszutrocknen. So ist es auch in geistiger Hinsicht. Geistig zu dürsten zeigt an, dass man lebendiges Wasser braucht. Ein beständiger Strom an lebendigem Wasser ist weitaus besser als gelegentliches Nippen.“ („Ein Vorrat an lebendigem Wasser“, CES-Fireside, 4. Februar 2007, Seite 2, 8, https://www.lds.org/broadcasts/archive/ces-devotionals/2007/01.)
Ergänze den Grundsatz, den wir Elder Bednars Aussage entnehmen können. Wie können wir vom täglichen Schriftstudium profitieren? Wenn wir uns täglich mit den heiligen Schriften befassen, erlangen wir das , das wir brauchen.
Der Wert der heiligen Schriften in unserer Zeit
Anstatt die Aussage von Elder D. Todd Christofferson zu lesen, könntest du das Video „Die heiligen Schriften sind ein Segen“ (3:04) anschauen, das auf youtube.com verfügbar ist und in dem Elder Christofferson von William Tyndale berichtet und darüber spricht, wie wichtig die heiligen Schriften sind.
Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel beschreibt hier das Opfer, das ein Mann brachte, damit mehr Menschen die Bibel lesen können:
„Am 6. Oktober des Jahres 1536 wurde in Vilvoorde, nördlich von Brüssel, eine mitleiderregende Gestalt aus einem Verlies geführt. Fast eineinhalb Jahre lang hatte der Mann einsam in einer dunklen, feuchten Zelle gelitten. Nun wurde der Gefangene außerhalb der Gefängnismauern an einen Pfahl gebunden. Er hatte Zeit, laut sein letztes Gebet zu sprechen: ‚Herr, öffne die Augen des Königs von England.‘ Dann wurde er erdrosselt. Anschließend wurde sein Leichnam am Pfahl verbrannt. Wer war dieser Mann, und [was war sein] Vergehen …? Sein Name war William Tyndale und sein Verbrechen bestand darin, dass er die Bibel in die englische Sprache übersetzt und dann veröffentlicht hatte. …
Bei einem hitzigen Wortwechsel mit einem Geistlichen, der sich dagegen aussprach, heilige Schrift in die Hände einfacher Leute zu geben, gelobte Tyndale: ‚Wenn Gott mein Leben bewahrt, will ich dafür sorgen, dass nicht viele Jahre vergehen, bis ein Junge, der den Pflug lenkt, mehr von der Heiligen Schrift versteht als Ihr!‘ …
William Tyndale war weder der Erste noch der Letzte derer, die in vielen Ländern und Sprachen selbst bis zum Tod Opfer brachten, um das Wort Gottes ans Licht zu bringen. … Was wussten sie über die Bedeutung der heiligen Schriften, das auch wir wissen müssen? Was haben die Menschen im England des sechzehnten Jahrhunderts verstanden, die für Unsummen und unter großer Gefahr eine Bibel erwarben, das auch wir verstehen müssen?“ („Die heiligen Schriften – ein Segen“, Liahona, Mai 2010, Seite 32.)
Weshalb haben Menschen wohl so große Opfer gebracht, um Zugang zu den Schriften zu haben?
Elder Christofferson fuhr fort: „Zur Zeit Tyndales war die Heilige Schrift weitgehend unbekannt, denn die Menschen hatten keinen Zugang zur Bibel, schon gar nicht in einer Sprache, die sie verstehen konnten. Heute sind die Bibel und andere heilige Schriften leicht verfügbar, doch kennen die Menschen sich immer weniger darin aus, weil sie die Bücher nicht aufschlagen. Deshalb haben sie vergessen, was ihre Großeltern noch wussten.“ („Die heiligen Schriften – ein Segen“, Seite 34.)
Warum lesen Menschen heute die heiligen Schriften wohl nicht so, wie sie es sollten?
Elder Christofferson schloss mit den Worten: „Bedenken Sie, wie sehr wir gesegnet sind, die Bibel und etwa neunhundert weitere Seiten heiliger Schrift zu haben, nämlich das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle. … Gewiss teilt der Herr uns durch diese Segnung mit, dass es für uns wichtiger ist als in irgendeiner früheren Zeit, dass wir beständig auf die heiligen Schriften zurückgreifen.“ („Die heiligen Schriften – ein Segen“, Seite 35.)
Ein Grundsatz, den wir aus Elder Christoffersons Aussage lernen können, lautet: Es ist für uns wichtiger als in irgendeiner früheren Zeit, dass wir beständig auf die heiligen Schriften zurückgreifen.
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Beantworte in deinem Studientagebuch diese Frage: Weshalb brauchen wir die heiligen Schriften heute mehr denn je zuvor?
Der Apostel Paulus beschreibt in einem Brief einige Zustände der Welt in den Letzten Tagen. Lies 2 Timotheus 3:1-5,13 und achte auf Sünden und Denkweisen, von denen er sagt, sie seien in der heutigen Zeit gang und gäbe.
Welche dieser Sünden und Denkweisen erlebst du in der heutigen Gesellschaft?
Lies 2 Timotheus 3:14-17 und achte darauf, wie wir in diesen schweren Zeiten in Sicherheit sein können. Markiere, was du herausfindest.
Welche Segnungen können wir 2 Timotheus 3:15-17 zufolge erlangen, wenn wir uns mit den heiligen Schriften befassen und nach den darin enthaltenen Lehren leben? Vervollständige diese Aussage mit deinen Antworten: Wenn wir in den heiligen Schriften forschen, können wir erlangen, die uns zur Errettung führen.
Die Aussage, die du hier ergänzt hast, ist ein Beispiel für einen Evangeliumsgrundsatz. Grundsätze und Lehren des Evangeliums Jesu Christi sind unveränderliche und richtungsweisende Wahrheiten. Ein Hauptzweck der heiligen Schriften besteht darin, Lehren und Grundsätze des Evangeliums zu vermitteln. Wir können dem persönlichen Schriftstudium mehr Tiefgang verleihen, wenn wir auf Lehren und Grundsätze in den Schriften achten, über deren Bedeutung nachsinnen und sie anwenden.
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Schau dir den Grundsatz an, den du oben ergänzt hast. Beantworte in deinem Studientagebuch anschließend diese Frage: Wann hast du schon einmal das Gefühl gehabt, dass du durch das Schriftstudium Weisheit, Licht, Wahrheit, Zurechtweisung und Anweisungen erhalten hast?
Täglich im Neuen Testament lesen
Eine Voraussetzung für den Abschluss dieses Seminarkurses besteht darin, dass du das gesamte Neue Testament durchliest. Dies ist eine Voraussetzung für die Seminarurkunde. Es bedarf fester Entschlossenheit, das gesamte Neue Testament zu lesen.
Hast du schon einmal versucht, mit mehr als nur einem Strohhalm Wasser oder ein anderes Getränk zu trinken? Wenn du Strohhalme zur Hand hast, dann versuche doch mal, mit sieben zusammengebundenen Strohhalmen Wasser oder etwas anderes aus einem Glas zu trinken. So gelingt es kaum, das Glas ganz auszutrinken. Wenn du aber langsam und beständig mit nur einem Strohhalm saugst, ist es einfach (und angenehmer), das ganze Glas leerzutrinken.
Was hat die Aufgabe mit den Strohhalmen mit deinem Ziel zu tun, während des Kurses das ganze Neue Testament durchzulesen?
Rechne anhand dieser Gleichung aus, wie du dein Ziel, nämlich das Neue Testament zur Gänze durchzulesen, dadurch erreichst, dass du täglich ein paar Seiten liest.
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Schreib ein paar Punkte in dein Studientagebuch, wie du dir das tägliche Schriftstudium zur Gewohnheit machen und aus den Schriften Weisheit, Licht, Wahrheit, Zurechtweisung und Anweisungen schöpfen kannst. Setz dir außerdem zum Ziel, jeden Tag Zeit für dein persönliches Schriftstudium einzuplanen und das gesamte Neue Testament durchzulesen.
Methoden und Techniken des Schriftstudiums
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Diese Methoden und Techniken können dein Schriftstudium bereichern: Wähle zwei Methoden oder Techniken aus und probiere sie anhand der angegebenen Schriftstellen aus. Erläutere in deinem Studientagebuch, wie diese zwei Methoden dein tägliches Schriftstudium zielführender gestalten können.
Methoden und Techniken des Schriftstudiums
Namen einsetzen: Die Lehren und Grundsätze aus den Schriften lassen sich besser auf das eigene Leben beziehen, wenn du anstelle eines Namens in der Schrift deinen eigenen einsetzt. Übe diese Methode beim Namen Simon Petrus in Matthäus 16:15-17.
Ursache und Wirkung: Evangeliumslehren lassen sich in den Schriften anhand von Zusammenhängen aufzeigen, in denen „wenn“ und „dann“ oder „wegen“ und „daher“ vorkommen. Übe diese Methode bei Matthäus 6:14,15.
Aufzählungen in den heiligen Schriften: In den heiligen Schriften werden Anweisungen oder Warnungen mitunter aufgezählt. Wenn du solche Aufzählungen findest, kannst du die einzelnen Punkte nummerieren. Übe diese Methode bei Galater 5:22,23.
Gegensätze: In den heiligen Schriften werden Gedanken, Ereignisse und Menschen einander manchmal gegenübergestellt. Anhand dieser Gegensätze werden Evangeliumsgrundsätze hervorgehoben. Achte auf Gegensätze in einzelnen Versen und Kapiteln oder auch kapitel- und buchübergreifend. Übe diese Methode bei Matthäus 5:14-16.
Bildhafte Darstellungen: Achte bei den Beschreibungen auf Einzelheiten, die dir helfen, dir das Gelesene bildlich vorzustellen. Stell dir vor, du seist bei einem bestimmten Ereignis dabei. Dadurch kann dein Zeugnis von der Realität dessen, was in den Schriften steht, gestärkt werden. Übe diese Methode bei Matthäus 8:23-27.
Symbolik: Wörter wie so – wie oder ist gleich weisen auf Symbole hin. Schau über das Symbol hinaus, indem du seine Beschaffenheit erforschst und über seine Eigenschaften nachdenkst. Studienhilfen wie Fußnoten und der Schriftenführer können dabei behilflich sein, die Bedeutung einiger Symbole zu erkennen. Übe diese Methode bei Matthäus 13:24-30. (Du kannst deine Interpretation des Gleichnisses mit der in Lehre und Bündnisse 86:1-7 vergleichen.)
Querverweise: Oft lässt sich mit einer Schriftstelle ein Abschnitt oder ein Gedanke aus einer anderen Schriftstelle erklärend erhellen. Verbinde Schriftstellen mithilfe der Fußnoten oder des Schriftenführers miteinander. So lässt sich die Bedeutung mancher Schriftstellen besser erschließen. Übe diese Methode bei 3 Nephi 15:21 und folge dem Querverweis in Fußnote a zu Johannes 10:14-16. Wie lässt uns 3 Nephi 15:21 die Bedeutung von Johannes 10:16 besser verstehen?
Nachsinnen: Zum Nachsinnen gehört, dass man nachdenkt, meditiert, Fragen stellt und beurteilt, was man bereits weiß und gelernt hat. Nachsinnen trägt oft dazu bei, dass man begreift, was man tun muss, um einen Evangeliumsgrundsatz in die Tat umzusetzen. Überlege, wie du die Grundsätze in Hebräer 12:9 anwenden kannst.
Anwenden: Wenn man Lehren und Grundsätze in den Schriften erkennt und versteht, lässt sich dieses Wissen dadurch vertiefen, dass man die Grundsätze, die man entdeckt, auch anwendet. Jesus Christus hat gesagt: „Wer bereit ist, den Willen [des Vaters im Himmel] zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.“ (Johannes 7:17.) Achte auf Gelegenheiten, das anzuwenden oder auf dein Leben zu beziehen, was du beim persönlichen Schriftstudium lernst (siehe 1 Nephi 19:23).
Halte nach Möglichkeiten Ausschau, wie du beim Studium des Neuen Testaments in den kommenden Wochen auf diese Methoden zurückgreifen kannst.
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Schreib in dein Studientagebuch zu den heutigen Aufgaben abschließend:
Ich habe die Lektion „Die heiligen Schriften studieren“ gelesen und durchgearbeitet am: (Datum).
Weitere Fragen, Gedanken und Erkenntnisse, die ich gern mit meinem Lehrer besprechen würde: