Einführung in den Brief an die Hebräer
Warum sollen wir uns mit diesem Buch befassen?
Der Brief des Apostels Paulus an die Hebräer bezeugt die Erhabenheit Jesu Christi. Christus ist größer als die Engel. Sein Name steht über dem ihren und er hat eine höhere Berufung. Engel sind Diener Gottes, doch Jesus Christus ist sein Sohn. Dieses Buch macht auch deutlich, dass Jesus größer ist als Mose und dass durch sein Wirken ein neuer Bund zustande gebracht wurde, der dem alten Bund unter dem mosaischen Gesetz übergeordnet ist. Als der große Hohe Priester des Melchisedekischen Priestertums ist Jesu Priestertum größer als das der Hohen Priester unter dem Gesetz des Mose.
Die heiligen Schriften sind voller Hinweise auf das Sühnopfer Jesu Christi, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt. Im Buch Hebräer wird betont, dass das Erlösungswerk im Leben all derer weiterwirkt, die sich dem Heiland gehorsam und gläubig zuwenden. Durch das Buch Hebräer kannst du die Lehre vom Sühnopfer besser verstehen. Es kann dich auch dazu bewegen, im Glauben an den Vater im Himmel und Jesus Christus zu leben.
Wer hat dieses Buch verfasst?
Die meisten Heiligen der Letzten Tage sehen in Paulus den Verfasser des Hebräerbriefs (siehe Schriftenführer, „Paulinische Briefe“). Es gibt jedoch einige, die die Urheberschaft des Paulus bezweifeln, weil sich dieser Brief in Stil und Sprache von seinen anderen Briefen unterscheidet. Doch selbst wenn ihn Paulus nicht selbst verfasst haben sollte, so herrscht doch im Allgemeinen Einigkeit hinsichtlich der Tatsache, dass es sich um seine Gedanken handelt, da die Lehren im Hebräerbrief mit denen in seinen anderen Briefen übereinstimmen. Der Prophet Joseph Smith schrieb Aussagen aus dem Hebräerbrief dem Apostel Paulus zu (siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 115). Für die Zwecke dieses Leitfadens wird also Paulus als Verfasser angenommen.
Wann und wo wurde das Buch geschrieben?
Wir wissen nicht, wo Paulus den Brief an die Hebräer geschrieben hat. Wir wissen auch nicht genau, wann er geschrieben wurde. Es wird vermutet, dass der Brief zwischen 60 und 62 n. Chr. geschrieben wurde, etwa zur gleichen Zeit wie die Briefe des Paulus an die Philipper, die Kolosser, die Epheser und an Philemon (siehe Schriftenführer, „Paulinische Briefe“, scriptures.lds.org).
Für wen wurde dieses Buch geschrieben und zu welchem Zweck?
Paulus schrieb den Brief an die Hebräer, um die jüdischen Mitglieder der Kirche anzuspornen, den Glauben an Jesus Christus zu bewahren und nicht zu ihrer früheren Lebensweise zurückzukehren (siehe Hebräer 10:32-38). Da sich die Judenchristen dem Druck mannigfacher Bedrängnisse ausgesetzt sahen, zogen sich viele von ihnen offenbar von der Kirche zurück und kehrten zur relativen Sicherheit der jüdischen Gottesverehrung innerhalb der Synagoge zurück (siehe Hebräer 10:25,38,39). Paulus wollte diesen jüdischen Christen aufzeigen, dass selbst das Gesetz des Mose auf Jesus Christus und dessen Sühnopfer als wahre Quelle der Erlösung hinweist.
Welche besonderen Merkmale weist das Buch auf?
Hebräer ist eher eine ausführliche Predigt, die sich wiederholt auf die heiligen Schriften und die israelitischen Bräuche bezieht, als ein richtiger Brief. Es ist die längste Predigt in den heiligen Schriften darüber, warum und inwiefern Jesus Christus über allem steht.
In Hebräer wird dargelegt, dass Jesus Christus über dem Gesetz steht, weil er der Urheber des Gesetzes ist. Aus Hebräer geht auch hervor, dass die Propheten durch den Glauben an Jesus Christus Kraft empfingen, dass er der große Hohe Priester ist, in dem sich die Opfer aus alttestamentlicher Zeit erfüllt haben, dass er erhabener ist als die Engel und dass wir durch sein Sühnopfer Vergebung unserer Sünden erlangen können.
Das Buch Hebräer ist eines der wenigen Bücher in der Bibel, in dem wir vom Propheten Melchisedek lesen (siehe Hebräer 7:1-4) und von dem Priestertum, das nach ihm benannt wurde (siehe Hebräer 5:5,6,10; 6:20; 7:11-17). In Hebräer wird dargelegt, dass das Melchisedekische Priestertum größer ist als das Aaronische Priestertum, und es wird auch aufgezeigt, dass Errettung nicht im Gesetz des Mose oder in den heiligen Handlungen der levitischen Priester zu finden ist, sondern in Jesus Christus und den heiligen Handlungen des Melchisedekischen Priestertums (siehe Hebräer 7:5-28). Hebräer 11:1 bis 12:4 liefert eine bemerkenswerte Abhandlung über den Glauben und vermittelt, wie der Mensch Jesus Christus vertrauen kann (siehe Schriftenführer, „Paulinische Briefe“).
Überblick
Hebräer 1 bis 6 Jesus Christus ist das genaue Abbild des Vaters. Er ist größer als die Engel und alle Propheten, die ihm vorausgegangen sind, größer auch als Mose. Die Israeliten aus alter Zeit, die aus Ägypten herausgeführt worden waren, vermochten nicht in die Ruhe des Herrn einzugehen, weil sie ihr Herz gegen Jesus Christus und seinen Knecht Mose verhärtet hatten. Als großer Hoher Priester steht Jesus über allen mosaischen Hohen Priestern. Christus wurde durch sein Leiden vollkommen gemacht. Wir können in die Ruhe des Herrn eingehen und uns durch die Lehren und Verordnungen des Evangeliums „dem Vollkommeneren zuwenden“ (Hebräer 6:1).
Hebräer 7 bis 13 Das Melchisedekische Priestertum vollzieht die heiligen Handlungen des Evangeliums und ist größer als das Aaronische Priestertum. Das Offenbarungszelt und die Verordnungen nach dem Gesetz des Mose weisen auf die Mission Jesu Christi hin. Jesus Christus hat das Gesetz des Mose erfüllt und sein Blut vergossen, wodurch wir Errettung und Vergebung unserer Sünden erlangen können. Durch ihren Glauben vollbrachten die Propheten und andere Männer und Frauen rechtschaffene Werke und Wunder.