Neuer Bischof der Gemeinde Wetzikon
Wetzikon (MA): Die Mitglieder der Gemeinde Wetzikon im Pfahl St. Gallen haben seit Sonntag, dem 9. Juni 2019, einen neuen Bischof. Der 48-jährige David Michels wird die Mitglieder geistig anleiten und führen. Er kommt ursprünglich aus Kalifornien und ist mit Nancy verheiratet. Die beiden haben Kinder im Alter von 19, 14, 12 und 10 Jahren. Beruflich ist David Unternehmensberater für ein global tätiges Unternehmen und hat dadurch in vielen Ländern gewohnt. Mittlerweile ist er seit elf Jahren in der Schweiz und freut sich darauf, bald Schweizer zu werden. Zu seinen Hobbys gehören Musik (er spielt Schlagzeug), Filme schauen, Rugby und Politik.
Oliver Bassler hat den entlassenen Bischof Sandro Kriesch (SK) und den neuen Bischof David Michels (DM) interviewt.
Sandro, du hast sechs Jahre als Bischof gedient, wie ist deine Amtszeit verlaufen?
SK: Die Tragweite der Berufung erkannte ich erst in den Aufgaben, für die ich verantwortlich war. Ich hatte in Priesterschaftsklassen und in Anekdoten davon gehört. Jetzt stand ich einer Gemeinde vor. Das Gefühl, nicht zu genügen, tauchte in den ersten Monaten immer wieder auf. Ein Bischof wird nicht durch spezielle Schulungen auf diese Berufung vorbereitet. Das Studium der Handbücher gab mir den formellen Weg vor. Das Gehen des geistigen Weges war ein Prozess über Monate und Jahre. Die Gemeinde Wetzikon war mir während der gesamten Amtszeit wohlgesinnt. Zu Beginn empfand ich jede Frage oder den Wunsch nach einem Gespräch als Herausforderung. Mit der Zeit konnte ich Gespräche spontan führen. Der Bischof und die Gemeinde bilden eine Symbiose, beide brauchen einander. Gegen Ende dieser sechs Jahre war ich sicher entspannter und hoffentlich erfahrener.
Was hast du während deiner Zeit als Bischof alles gelernt?
SK: Ich fühlte mich trotz meinen Fehlern vom Herrn akzeptiert. Ich wurde immer wieder daran erinnert, nicht vollkommen sein zu müssen. Demut und Dankbarkeit zähle ich zu den wichtigsten Punkten des Erlernten. In vielen Gesprächen habe ich das Bedürfnis nach täglicher Umkehr und den Anspruch auf das Sühnopfer gespürt. Vergebungsbereitschaft im Sinne des Herrn ist ein Wesensmerkmal jedes Christen. Vertrauen und Verschwiegenheit sind Schlüsseleigenschaften des Bischofs, die es hochzuhalten gilt. Ich empfand dies einerseits als heilige Pflicht, aber auch als Herausforderung. Eine weitere Erkenntnis, die ich gewann: Das Gebet an den Vater im Himmel bildet den Kern zum Fortschritt des Bischofs.
Was waren deine Highlights?
SK: Die vielen Gespräche mit den Jugendlichen waren wunderbar. Jugendliche begleiten zu dürfen und ihnen auf ihrem Weg auf eine Mission beizustehen, ist unvergesslich. Ich erinnere mich gerne an die Sommeraktivitäten der Bischofschaft mit den JM/JD, an das Riverraften und die Nacht zuvor auf dem Campingplatz, aber auch an die vielen Situationen, in denen mir meine Frau die Arbeit leicht machte und mich geistig aufbaute. Ich bin sicher, geistig Fortschritt gemacht zu haben. Ich schätzte die Gelegenheit, an Schulungen mit Bischofskollegen teilzunehmen. Dort fühlte ich mich besonders wohl. Es war jedes Mal eine Genugtuung, in Herausforderungen nicht allein zu sein. Ein Highlight war auch der zweimalige Besuch von Präsident Dieter F. Uchtdorf in der Gemeinde Wetzikon. Beim ersten Mal hatte ich es aus Versehen verpasst, mich bei seinem Eintreten zu erheben, und so blieb die ganze Gemeinde auf den Stühlen sitzen.
In diesen sechs Jahren habe ich jedes Mitglied lieben gelernt. Ich lernte, dass die Fähigkeit, echt zu lieben, mit der Erfahrung im Leben kommt.
David, du bist der neue Bischof von Wetzikon. Was sind deine Ziele, Hoffnungen und Wünsche für die Gemeinde Wetzikon?
DM: Ich möchte, dass sich hier alle willkommen fühlen, unabhängig von ihrem Hintergrund, ihren Überzeugungen. Ich möchte, dass sich alle akzeptiert, unterstützt und betreut fühlen, Mitglieder und Besucher gleichermassen. Jeden Sonntagmorgen um 9:45 Uhr stehen unsere Türen für alle offen.
Wir haben eine grosse Anzahl junger Männer und Frauen in unserer Gemeinde. Es ist meine persönliche Priorität, sie so gut wie möglich zu unterstützen. Es ist eine schwierige Zeit, in der sie viele wichtige Entscheidungen treffen, die die Richtung für ihr Leben vorgeben.
Ich möchte die Menschen dazu inspirieren, ihren „nächsten Schritt“ in Richtung Christus zu machen, wie gross oder klein er auch sein mag, und unabhängig davon, wo auch immer ihr Ausgangspunkt sein mag. Wir laden alle ein, zu Christus zu kommen. Wenn sie dies tun, werden sie in ihrem Leben mehr Liebe, Absicht und Frieden spüren.
Wie organisierst du dein Leben neu mit dieser neuen Aufgabe, sprich: Beruf, Familie, Bischofsamt? Und wo sind deine Kraftquellen?
DM: Es ist wahr, dass es viel zu balancieren gibt, aber es ist eine Frage der Priorität und was Energie gibt. Es ist wichtig, dass meine Familie im Mittelpunkt steht, dass ich mich um meine persönliche Beziehung zu Gott kümmere und anderen helfe. Wenn sie geistig und körperlich gesund sind, werden sie in allen anderen Aspekten ihres Lebens wirkungsvoller sein – in ihrem Beruf und in ihrer Gemeinde. Das ist es, was mir Energie gibt und was auch das Leben anderer Menschen verändert.