Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Herausforderungen, Segnungen und Wunder
St. Gallen (CS): Dies war die Überschrift zu einem Vortrag über die Erfahrungen, die Philipp Fuhrer, Bischof der Gemeinde Frauenfeld, infolge einer Hirntumor-Erkrankung gemacht hatte, und zu dem alle eingeladen waren. Die Zuhörer und vor allem seine Familie und seine Freunde durften einen geistigen und berührenden Abend erleben, an dem Bischof Fuhrer wiederholt Zeugnis ablegte. Eine gute Vorbereitung, die Verheissung in einem Krankensegen und Engel hätten ihn unter anderem durch diese schwere Zeit getragen.
Bischof Fuhrers ausführliche und offene Gedanken und Gefühle wurden von Fotos und Musik umrahmt. Diesen Part übernahmen sein Freund Jonas Derksen am Klavier und die beiden Violinistinnen Katja Quast und Sina Richter.
Philipp bezeichnet sich selbst nicht als guten Sprecher, und trotzdem war es ihm ein grosses Bedürfnis, seine Familie und Freunde auf eine Reise durch die schwerste Phase seines Lebens mitzunehmen und sich damit auch für die Unterstützung zu bedanken, die er in dieser anspruchsvollen Zeit erleben durfte. Zugleich war es ihm wichtig aufzuzeigen, wie er vom Herrn gesegnet und geführt wurde, und von diesen Erfahrungen und Wundern Zeugnis abzulegen. Auf diese Weise wollte er Menschen in vergleichbaren Lebenssituationen und grossen Herausforderungen Mut und Zuversicht schenken.
Sein Leben lang hatte Philipp begeistert Fussball gespielt, bis ihn vor einigen Jahren eine körperliche Einschränkung dazu zwang, die Sportart zu wechseln. Im Rennradfahren fand er eine neue Herausforderung. Schnell entwickelte er den Ehrgeiz, mit guten Radfahrern mitzuhalten, trainierte eifrig und genoss lange Ausfahrten allein und mit Freunden. Er lernte dadurch, seine Kraft richtig einzuteilen und zu spüren, was ihm guttat. Bischof Fuhrer bezeugte, dass er durch diesen Sport gelernt hat, wie wichtig eine gründliche Vorbereitung ist und wie man herausfordernde Situationen durchstehen muss. Nichts, was wir tun, soll für uns leicht sein.
Die ersten Anzeichen seiner Erkrankung, die man noch nicht mit einem Hirntumor in Verbindung brachte, hinderten ihn nicht daran, weiterhin seinem Hobby nachzugehen. Seine gesundheitlichen Probleme versuchte er mit natürlichen Therapien oder Alternativmedizin in Griff zu bekommen. Als er sich auf eine längere Rundfahrt vorbereitete und dabei bemerkte, dass er sich trotz intensiven Trainings immer schlapper fühlte, in der Folge an einer schweren Grippe erkrankte und seine Lippe und Zunge taub wurden, entschloss Philipp sich zu einer Abklärung. Nach einigen Wochen war klar, er hatte einen Hirntumor, der operativ entfernt werden musste. Es war für ihn erst einmal gut zu wissen, was seine gesundheitlichen Probleme verursacht hatte.
Unmittelbar nach dieser Diagnose stieg er auf sein Rad, um mit seinem himmlischen Vater Zeit zu verbringen, zu beten und Fragen zu stellen. Er sprach ein Gebet der Dankbarkeit für alle seine Lieben, für das Evangelium, seinen Glauben, die Mission, seine Arbeit, die Berufungen und für das Gefühl, vorbereitet zu sein, diese Herausforderung anzunehmen. Er schüttete dem Herrn sein Herz aus, erzählte ihm von seinen Plänen und Zielen, seinen Freuden, Hoffnungen und Ängsten und erhielt durch eine innere Stimme die klare Zusicherung: „Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut.“ Der Glaube an diese Verheissung verschaffte ihm eine grosse innere Ruhe, Frieden und Sicherheit. An dieser Stelle des Vortrags gab Philipp machtvoll Zeugnis für die Macht des Gebets und dafür, dass die Aufzählung, für welche Segnungen man dankbar ist, ein geistiges Medikament ist. Zurück von seiner Radtour erzählte er seiner Frau Aline an jenem Abend von seinen Erfahrungen. Gemeinsam erlebten sie die mit dieser Diagnose verbundenen Emotionen.
Anschliessend informierte er in Ruhe seine ganze Familie und machte sich dabei mehr Sorgen, wie seine Lieben mit dieser Nachricht umgehen würden, als um seine eigene Befindlichkeit. Er nahm alles cool, wie er sagte. Nie in der ganzen Zeit der Krankheit und Rehabilitation fragte er nach dem Wieso oder Warum, noch machte er dem Herrn Vorwürfe oder war verbittert.
Die seit längerem geplanten Ferien wollte sich das Ehepaar Fuhrer nicht entgehen lassen, doch danach galt es, die Entscheidung zu treffen, wann die anstehende Operation durchgeführt werden sollte. Normalerweise ist er schnell im Entscheiden, aber diese Frage, wann er die Operation machen soll, war für ihn wirklich schwierig. Für ihn war klar, er wollte noch bei der Rückkehr seines Sohnes von dessen Mission und bei der Hochzeit seiner Tochter dabei sein. Er entschloss sich dazu, Weisung vom Herrn in dieser Sache zu erhalten. Geistig vorbereitet machte er sich auf zum Haus des Herrn und erhielt die klare Anweisung, die Operation umgehend durchführen zu lassen. Er war dankbar für dieses starke und klare Gefühl. Er weiss, dass der Tempel für jeden von uns ein Ort der Offenbarung sein kann, wenn wir gut vorbereitet und mit offenem Herzen dort hingehen. In Vorbereitung auf den Eingriff versuchte er, seinen Körper stark und fit zu halten. Er regelte seine beruflichen und finanziellen Angelegenheiten und informierte auch seine Frau Aline über alle wichtigen Dinge, die ihr das Leben allein leichter machen würden. Seine Frau bemerkte einmal: „Gell, jetzt bist du nicht mehr so cool?“
Als Philipp für die Operation bereitgemacht wurde, betete er für den Schutz seiner Familie, und der Herr versprach ihm, er werde über ihn wachen. Während des Eingriffs hatte er einen Traum. Eine ältere Frau erschien ihm, hielt ihm den Kopf und versprach ihm: „Ich werde die ganze Zeit über dich wachen.“ Dies war der erste Engel, der ihm im Laufe seiner Krankheit erschien. Später stellte sich heraus, dass es seine Grossmutter gewesen war. Die Intensivstation mochte er gar nicht! Der Raum war offen, viele Leute waren am Arbeiten und es flossen viele Informationen. In einem weiteren Traum stand plötzlich ein Mann an seiner rechten Seite und fragte, wie es ihm gehe. „Ich bin überfordert“, war seine Antwort. Er versprach, ihm alles zu erklären. So fand Philipp Fuhrer wieder Ruhe und Sicherheit. Er gab Zeugnis, dass es Engel gibt.
In der Rehabilitation stellte man bald fest, dass ein zweiter Eingriff nötig sein würde. Das Loch im Schädel war aus einem unerklärlichen Grund nicht hundertprozentig dicht, es floss ständig Hirnflüssigkeit aus der Nase. Eine Hirnentzündung war schon festzustellen. Eine Welt brach für ihn zusammen. In dieser anspruchsvollen Situation fühlten sich Philipp und Aline Fuhrer getragen von der Liebe, den Briefen und Blumen ihrer Familie und Freunde. Und trotzdem stellte sich Philipp die Frage, ob er nochmals die Kraft für eine weitere Operation aufbringen würde. Er erinnerte sich an den Krankensegen, den ihm sein Pfahlpräsident gegeben hatte. Darin wurde ihm verheissen, dass sich seine Gesundheit erneuern würde, dass er aber auch viel Geduld haben müsse. Ein kleines Detail des Segens, dem er bislang keine Bedeutung zugemessen hatte, wurde ihm zudem wieder bewusst. Der Pfahlpräsident hatte sich korrigiert: „Die Operation wird erfolglos … erfolgreich sein.“ War dies ein Hinweis auf die beiden Operationen? Er fühlte sich einfach schlecht.
Nach der Operation wachte er mit starken Schmerzen auf. Schlafen konnte er nicht, er fühlte sich physisch und psychisch am Ende und wollte aufgeben. Ja, er wollte ganz einfach sterben. Er betete inständig zum Vater im Himmel und erklärte ihm, dass er keine Kraft mehr habe. Er wünschte sich von ihm, auf den Glauben, die Liebe seiner Familie und Freunde und das Sühnopfer Jesu Christi zurückgreifen zu dürfen. Da kam ihm das Lied „Consider the Lilies“, das vom Tabernakelchor gesungen wird, in den Sinn. Bis heute kann Bischof Fuhrer nicht in Worte fassen, was dann geschah. Aber er legte Zeugnis ab, dass Christus ihn kennt, liebt und dass er sein persönlicher Heiland ist. Die Schmerzen gingen zurück und sein Lebenswille erwachte wieder. Er durfte spüren, wie seine Gesundheit sich erneuerte, wie es im Krankensegen verheissen wurde. Nun brauchte er noch viel Geduld, wie es ihm im Segen auch gesagt wurde. Seit jenem Zeitpunkt ging es Schritt um Schritt vorwärts. Er konzentrierte sich auf das, was er konnte, und lernte schrittweise wieder dazu. Begleitet und unterstützt von seinem dritten Engel, seiner Frau Aline, meisterte er Höhen und Tiefen. Immer und immer wieder malte er sich die Momente am Flughafen und bei der Hochzeit aus, um sich zu motivieren, weiter an sich zu arbeiten und Fortschritte zu machen, auch wenn es manchmal schmerzhaft und mühsam war. Nein, die Reise war nicht einfach, aber er war mit Gottes Hilfe und dank der Unterstützung seiner Familie und Freunde in der Lage, seine Last zu tragen. Er ist dankbar, dass seine Herausforderung ein Happyend hat, denn das ist nicht für alle so. Aber Hoffnung gibt es immer.
Man konnte seine grosse Dankbarkeit spüren, dass er bei der Rückkehr seines Sohnes von Mission und auch an der Hochzeit seiner jüngsten Tochter dabei sein durfte. Dankbar blickt er auch auf die Zeit seines Leidens zurück, weil er so viel lernen durfte. Er erkennt, wie gut ihn der himmlische Vater vorbereitet und geführt hat. Nach seiner eigenen Aussage geht es ihm heute fantastisch. Zwar sind sein rechtes Auge und sein Gehör eingeschränkt, aber mit einem Lächeln meint er: „Bei der Auferstehung ist ja dann alles wieder okay.“
All seinen Gästen gab er mit auf den Weg, dass man Hilfe annehmen und sich auch holen soll und man nie vergessen darf, dass die Sonne immer scheint. „Wir sind hier auf Erden füreinander Engel!“ Wir werden diese eindrücklichen Stunden mit Philipp nie vergessen und sind dankbar, dass er uns auf so eindrucksvolle Art seine persönliche Geschichte erzählt hat.