Die Jungen Männer schlagen sich durch
Neumünster (MS): Anfang September setzten wir – die Jungen Männer, mein Berater Anakin de Vries und meine Wenigkeit – etwas um, was einige Wochen vorher als Idee beim Kuchenbacken in der Gemeinde entstanden und dann immer mehr gereift war.
Inspiriert von einigen Outdoor-Survival-YouTubern planten wir eine „Durchschlageübung“. Eigentlich ist dies eine Art militärische Ausbildung, bei der man sich durch unwegsames Gelände durchschlägt und zu überleben versucht. Es sollte bei uns nicht so dramatisch sein – aber anspruchsvoll. Und so wurde geplant, auf Google Earth studiert, Entfernungen gemessen, überlegt, Ausrüstung gekauft und natürlich Verpflegung besorgt.
Wir trafen uns bei Eutin und schlugen uns, ausgerüstet mit allem, was es für Gelände und Übernachtung braucht, in mehreren Etappen Richtung Bungsberg (höchster Berg im wunderschönen Schleswig-Holstein mit 168 Metern Höhe) durch Wald und Flur. Die Herausforderung war, eine gerade Strecke zu gehen und jegliche Hindernisse zu meistern. Die Smartphones blieben zuhause. Nur ein einfaches Navigationsgerät mit einem Pfeil als Richtungsweiser zeigte uns den Weg. Das Gelände war uns unbekannt. Wir stiegen über umgestürzte Bäume, krochen auf dem Boden, durchquerten Matsch, sprangen über Gräben und meisterten Stacheldrähte. Das Dickicht war teilweise so dicht, dass ein Durchkommen kaum noch möglich war. Mehrere Male mussten wir eine Kette bilden, um erst unsere über 10 Kilogramm schweren Rucksäcke weiterzureichen und dann einander zu helfen, das Hindernis zu überwinden. Wir hatten reichlich Kontakt mit Brennnesseln und anderen Stacheln. Versehentlich stiegen wir auf ein Wespennest und besonders Thilo und Mika wurden zerstochen.
Aufgeben war natürlich keine Option. Und so ging es immer weiter, auch wenn die Füße wehtaten, die Stiche schmerzten, der Wasservorrat knapp wurde, die Kleidung klebte oder die Rucksäcke auf den Schultern drückten. Es war einfach beeindruckend zu erleben, wie wir als Truppe zusammenhielten. Jeder half jedem, keiner blieb zurück. Es wurde angefeuert, ermutigt und gelobt. Und nicht zuletzt haben wir auch viel gelacht.
Erschöpft schlugen wir bei Anbruch der Dunkelheit unsere Nachtlager auf. Wie es sich für echte Kerle gehört, hatten wir keine Zelte, sondern nur Tarps dabei – so eine Art Plane. Wir schliefen also praktisch unter freiem Himmel. Der eine schlief gut, der andere wurde durch unheimliche und unbekannte Geräusche etwas beunruhigt. Zumindest kamen uns keine Wildschweine zu nahe – meinen wir jedenfalls.
Am nächsten Morgen führten wir unsere eigene kleine Abendmahls- und Zeugnisversammlung durch. Das Brot wurde von Benjamin vor Ort „gebacken“ und war noch warm, als wir es zum Gedenken an unseren Erretter zu uns nahmen. Es war ein sehr heiliger Moment. Die Sonne schien durch die Bäume und jeder war andächtig – auch ganz ohne Hemd und Krawatte. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18:20) bekam für uns eine neue Bedeutung. Wir alle hatten einen geistigen Gedanken vorbereitet, den wir einander vortrugen. Ohne uns abzusprechen, hatten all diese wunderbaren Gedanken und Zeugnisse mit Natur, Nächstenliebe und Dienen zu tun, also dem, was wir gerade erlebt hatten.
Diese geistige Zeit werden wir sicher nie vergessen. Wir haben vielleicht nicht so viel Strecke geschafft wie geplant, aber wir haben etwas Besonderes erlebt – körperlich, mental und geistig. Wir sind dankbar für unsere großartigen jungen Männer.