2. Lektion
Die Umkehr
Diese Lektion soll uns helfen, den Grundsatz der Umkehr zu verstehen und anzuwenden.
Was bedeutet es, Umkehr zu üben?
Jeder von uns befindet sich auf einer Reise durchs Leben und hat ein ewiges Ziel. Während der Reise hören wir ständig Stimmen, die uns zurufen. Die eine ist die Stimme des Herrn, die uns eingibt, Gutes zu tun, die andere die Stimme des Satans, die uns verlockt, Böses zu tun. Wir sind frei, zwischen den beiden Stimmen zu entscheiden und selbständig zu handeln.
• Lesen Sie 2 Nephi 2:16, 27–29.
Man kann diese Stimmen manchmal leicht verwechseln. Vielleicht glauben wir, das Richtige zu tun, haben uns aber in Wirklichkeit täuschen lassen. Wenn wir das Evangelium Jesu Christi lernen, wird uns bewusst, dass wir nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Uns wird bewusst, dass wir möglicherweise den falschen Weg eingeschlagen haben. Wenn wir auf diesem Weg bleiben, geht unsere Reise zwar auch zu Ende, aber wir werden feststellen, dass wir uns nicht im celestialen Reich befinden. Das Abweichen vom richtigen Weg bezeichnet man als Sünde. Wenn wir den falschen Weg verlassen und uns wieder auf das celestiale Reich zubewegen, so nennen wir dies Umkehr.
Jesus Christus hat uns verheißen:
„Es wird sich begeben: Jede Seele, die von ihren Sünden lässt und zu mir kommt und meinen Namen anruft und meiner Stimme gehorcht und meine Gebote hält, wird mein Angesicht sehen und wissen, dass ich bin
und dass ich das wahre Licht bin, das jedem Menschen leuchtet, der auf die Welt kommt.“ (LuB 93:1,2.)
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8:12.)
• Was bedeutet es, „in der Finsternis“ umherzugehen? Was bedeutet es, „das Licht des Lebens“ zu haben?
• Zeigen Sie Bild 2-a, Wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit zeigt Jesus Christus uns den Weg zum Glücklichsein und zum ewigen Leben.
Jesus Christus hat uns gezeigt, wie wir ins celestiale Reich gelangen und mit dem himmlischen Vater zusammen sein können. Er ist wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit. Wenn wir uns auf dem rechten Weg befinden, reisen wir im Licht (siehe Johannes 8:12). Wir können den wahren Weg sehen, dem wir folgen sollen. Doch wenn wir vom rechten Weg abkommen, wandern wir in der Finsternis. Wie ein Boot, das von dem durch den Leuchtturm gewiesenen Kurs abgekommen ist und in die Nähe gefährlicher Felsen und heimtückischer Gewässer segelt, setzen wir uns den Fallstricken der Sünde aus, die der Satan für uns ausgelegt hat. Er will verhindern, dass wir unser Ziel erreichen. Doch ein Leben voller Sünde wird uns kein glückliches Ende unserer Reise bescheren. Je tiefer wir uns in Sünde verstricken, desto größer ist die Macht, die der Satan über uns hat. Deshalb hat Jesus uns ja auch gesagt: „Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde.“ (Johannes 8:34.)
Der Satan freut sich, wenn wir sündigen. Er will uns in seiner Gewalt behalten. Seine Stimme sagt uns, dass das Falsche, das wir getan haben, richtig gewesen sei. Er redet uns ein, dass wir gute Gründe dafür hatten, dass unsere Sünde gerechtfertigt sei. (Siehe 2 Nephi 28:21,22.) Er will, dass wir uns einreden, die Sünde sei nicht so schwer wiegend, wie sie in Wirklichkeit ist. Er weiß, dass wir nicht vollständig Umkehr üben, solange wir Ausreden für unsere Sünden suchen.
Jesus Christus weiß, dass der Satan auf diese Weise arbeitet. Darum hat er uns mit dem Licht Christi gesegnet, das wir manchmal auch als das Gewissen bezeichnen. Das Licht Christi hilft uns, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden (siehe Moroni 7:15,16). Die Stimme des Geistes warnt uns und gibt uns ein, Umkehr zu üben und wieder auf den rechten Weg zurückzukehren.
Jakob sprach mit der Macht Gottes und versuchte, die Menschen aufzurütteln. Er warnte sie mit folgenden Worten vor ihren Sünden:
„O meine geliebten Brüder, wendet euch ab von euren Sünden; werft ab die Ketten dessen, der euch fest binden möchte; kommt zu dem Gott, der der Fels eurer Errettung ist.
Macht eure Seele [bereit] für … den Tag des Gerichts, damit ihr nicht in furchtbarer Angst zurückschrecken und eine vollkommene Erinnerung an eure furchtbare Schuld haben müsst und gedrängt seid, auszurufen: Heilig, heilig sind deine Richtersprüche, o Herr Gott, Allmächtiger – aber ich kenne meine Schuld; ich habe dein Gesetz übertreten, und meine Übertretungen lasten auf mir; und der Teufel hat mich ergriffen, so dass ich seinem furchtbaren Elend zur Beute geworden bin.
Aber siehe, meine Brüder, ist es ratsam, dass ich euch zu einer furchtbaren Erkenntnis all dessen erwecken soll? Würde ich denn eure Seele aufrütteln, wenn eure Gedanken rein wären? Hätte ich denn klar zu euch gesprochen – gemäß der Klarheit dessen, was wahr ist –, wenn ihr von Sünden frei wärt?
Siehe, wenn ihr heilig wärt, würde ich zu euch von Heiligkeit sprechen; da ihr aber nicht heilig seid und mich doch als Lehrer anseht, muss es notwendigerweise ratsam sein, dass ich euch über die Folgen der Sünde belehre.“ (2 Nephi 9:45–48.)
Wenn uns bewusst wird, wie schrecklich unsere Sünde ist, verharren wir entweder darin oder beschließen, unseren Fehler unerschrocken zuzugeben und abzulegen. Wenn wir in der Sünde verharren, bindet der Satan uns immer fester, bis wir schließlich überhaupt nicht mehr den Wunsch haben, umzukehren. Wenn wir uns entschließen umzukehren, helfen uns der Vater im Himmel und Jesus Christus dabei, unsere Sünden zu überwinden, und wir empfangen Segnungen der Freude und des Friedens.
• Lesen Sie Alma 34:32–35. Warum ist es nicht klug, unsere Umkehr aufzuschieben?
Wir alle müssen umkehren
• Lesen Sie Römer 3:23.
Wir alle müssen von dem umkehren, was wir nicht hätten tun sollen, zum Beispiel lügen, tratschen, den Namen des Herrn missbrauchen. Wir müssen aber auch davon umkehren, dass wir nicht getan haben, was wir hätten tun sollen, beispielsweise den Zehnten zahlen, oft beten, den Sabbat heilig halten, mit einem Nachbarn Freundschaft schließen, einen Auftrag erfüllen. Wir müssen uns bewusst machen, dass der Geist des Herrn uns eingibt, unsere Fehler abzulegen, und wir müssen diesen Eingebungen Folge leisten.
„Ein junger Mann gab folgendermaßen Zeugnis: ‚Ich habe meinen Eltern – und auch mir – viel Schmerz zugefügt, weil mir nicht bewusst war, dass Sünde nicht glücklich macht. Nach der Schule zog ich von zu Hause aus und fing an, zu trinken, zu rauchen und Drogen zu nehmen. Ich dachte, dass ich das toll fand, aber jetzt weiß ich, dass es mir eigentlich sehr elend ging.
Dann hielt ich eines Tages inne und fragte mich: „Was wäre, wenn meine Eltern mich jetzt sehen könnten? Was würden sie denken?“
Das war der Augenblick, in dem ich anfing, mein Leben zu ändern. … Ohne die Hilfe einiger guter, neuer Freunde und eines verständnisvollen Bischofs hätte ich es nie geschafft – und auch nicht ohne die Hilfe des Heiligen Geistes. Mit ihrer Hilfe war ich in der Lage, Umkehr zu üben. Heute ist mir klar, wie unglücklich ich war. Ich bezeuge, dass man glücklich wird, wenn man Umkehr übt und ein rechtschaffenes Leben führt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Herr immer da ist, um uns zu helfen, unser Leben zu ändern – wenn wir es nur zulassen.‘“ (Jay A. Parry, „Miracles Today?“, Ensign, Januar 1978, Seite 56.)
Wenn wir von unseren Sünden umkehren, nähern wir uns dem rechten Weg. Wenn wir uns dann auf dem rechten Weg befinden, der zum celestialen Reich führt, wird uns bewusst, dass alle Gesetze Gottes wichtig sind. Wir werden Jesus Christus ähnlicher und betrachten die Sünde so wie er. Wir können nicht mit der geringsten Billigung auf Sünde blicken (siehe LuB 1:31). Oder anders ausgedrückt: Wir können keine Art von Sünde mehr ertragen. Das ist unser Ziel. Auch wenn wir nicht vollkommen sind, müssen wir es im Sinn behalten und darauf hinarbeiten.
• Lesen Sie Ether 12:27.
Wenn wir demütig beten und den Herrn bitten, uns unsere Schwächen und Sünden zu zeigen, wird er es tun. Er wird uns auch dabei helfen, durch Umkehr unsere Schwächen zu überwinden.
Wahre Umkehr führt zur Vergebung
Wenn uns bewusst ist, dass alle unsere Sünden in den Augen des Herrn schrecklich sind, empfinden wir wegen ihnen „gottgewollte Traurigkeit“ (2 Korinther 7:10). Wir können nicht an unsere Sünden denken, ohne Gewissensbisse und Reue zu verspüren. Sie lasten schwer auf uns und drücken uns nieder. Wir fangen an, ein wenig von dem tiefen Schmerz zu spüren, den Jesus Christus empfunden hat, als er für uns litt und starb. (Siehe Alma 36:12,13.)
• Zeigen Sie Bild 2-b, Christus betet im Garten von Getsemani.
Wie dankbar müssen wir doch dafür sein, dass wir diese Last nicht ständig tragen brauchen. Durch Umkehr können wir uns von der Last der Sünde befreien. Weil Jesus Christus uns so sehr liebt, hat er für unsere Sünden gelitten und geblutet und ist für sie gestorben, so dass wir nicht in vollem Maße selbst leiden müssen, sofern wir umkehren. (Siehe Grundbegriffe des Evangeliums, 12 Kapitel, „Das Sühnopfer“.)
• Zeigen Sie Bild 2-c, Christus hat unter der Bedingung für unsere Sünden gesühnt, dass wir umkehren.
Jesus hat gesagt:
„Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren;
aber wenn sie nicht umkehren wollen, müssen sie leiden wie ich,
und dieses Leiden ließ selbst mich, Gott, den größten von allen, … zittern, aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden“ (LuB 19:16–18).
Um Umkehr zu üben, müssen wir uns an bestimmte Schritte halten. Das richtige Vorgehen wird im 19. Kapitel von Grundbegriffe des Evangeliums, Seite 116f., erklärt.
• Zeigen Sie Bild 2-d, Die Schritte, die zur Umkehr gehören, führen uns von gottgewollter Traurigkeit hin zur Freude am Halten der Gebote.
• Besprechen Sie die sieben Schritte der Umkehr aus dem 19. Kapitel von Grundbegriffe des Evangeliums. Lassen Sie nach Möglichkeit mehrere Schwestern daran teilnehmen. Zeigen Sie ein Poster mit der folgenden Liste oder verweisen Sie auf das, was an der Tafel steht:
-
Wir müssen die Sünde erkennen
-
Die Sünde muss uns Leid tun
-
Wir müssen uns von dieser Sünde abwenden
-
Wir müssen die Sünde bekennen
-
Wir müssen Wiedergutmachung leisten
-
Wir müssen anderen vergeben
-
Wir müssen die Gebote des Herrn halten
Weil Jesus Christus für unsere Sünden gezahlt hat, hat er auch die Macht, uns zu vergeben. Wenn wir den Weg der Umkehr beschreiten, verheißt uns der Erretter, uns unsere Sünden zu vergeben und sich nicht mehr an sie zu erinnern.
• Lesen Sie LuB 58:42.
Durch die Umkehr werden wir wieder rein. Wir können zwar auf unser früheres Wesen zurückblicken und uns an unsere Sünden erinnern, aber wir empfinden dabei keinen Schmerz mehr. Stattdessen spüren wir inneren Frieden. Ein Missionar hat eine Begebenheit erzählt, die die Vergebung zeigt, die jeder von uns erlangen kann, wenn wir wahrhaft umkehren.
Eine junge Frau stand kurz vor der Taufe. Sie bezweifelte, dass die Umkehr für ihre Jugendsünden für den Herrn annehmbar war. Deshalb betete sie weiter um die Bestätigung dafür, dass er ihr vergeben hatte. Gleich nach der Taufe wurde ihr die Gabe des Heiligen Geistes übertragen. Der Missionar berichtete:
„Als meine Hände auf ihr ruhten und ich ihr sagte, sie solle den Heiligen Geist empfangen, spürte ich so etwas wie einen elektrischen Schlag, der durch ihren Körper ging. Zuerst war ich erschrocken, aber dann fasste ich mich wieder und sprach das Gebet zu Ende. Anschließend reichte ich ihr die Hand, um sie zu beglückwünschen, wie es in der Kirche üblich ist. Da merkte ich, dass sie sich in einem schock- beziehungsweise tranceähnlichen Zustand befand. Sie hatte die Augen geschlossen und Tränen rannen ihr über das Gesicht. Dieser Zustand hielt etwa fünf Minuten an. Dann schüttelte sie plötzlich den Kopf, stand auf, ging zu ihrem Platz und setzte sich.
Ihr ungewöhnliches Verhalten bei der Konfirmierung hatte mich natürlich neugierig gemacht und ich fragte sie deshalb später danach. Sie erzählte mir, dass ein höchst wunderbares, reines und angenehmes Gefühl ihren Körper durchströmt habe – ein erhabener, erfrischender und läuternder Geist, den sie noch nie zuvor gespürt hatte.“
Die Auswirkungen dieses Ereignisses waren verblüffend. Innerhalb von drei Tagen veränderte sich ihr Gesichtsausdruck völlig. Selbst ihre Gesichtszüge wurden feiner und glatter und ihre Augen blickten sanfter. Der Missionar erzählte: „Für meinen Mitarbeiter und mich war dies ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie der Geist des Herrn einen wahrhaft umkehrwilligen Menschen verändern kann – und zwar sowohl geistig als auch körperlich –, nämlich in einen weitaus anmutigeren und schöneren Menschen. Der Heilige Geist hat wirklich die Macht, einen Menschen bei der Taufe rein zu machen.“ (Siehe „Cleansed at Baptism“, Margie Calhoun Jensen, When Faith Writes the Story, Seite 18f.)
Diese Begebenheit zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie der Geist des Herrn uns rein machen kann. Auch wenn nur wenige Menschen etwas Derartiges erleben werden, können wir alle dieses angenehme Gefühl spüren, rein zu sein.
Zum Abschluss
Wir befolgen unser ganzes Leben lang den Grundsatz der Umkehr, um uns von Sünden zu befreien und um unseren Kurs auf das celestiale Reich auszurichten. Die Erkenntnis, dass der Herr uns vergibt und nicht mehr an unsere Sünden denkt, wenn wir wahrhaft Umkehr geübt haben, ist ein großer Segen.
Auftrag
Überprüfen Sie während der kommenden Woche Ihr Leben, um festzustellen, wie Sie Umkehr üben können. Lesen Sie Mosia 27 und Alma 36. Arbeiten Sie das 19. Kapitel in Grundbegriffe des Evangeliums durch.
Zusätzliche Schriftstellen
-
2 Korinther 7:8–11 (gottgewollte Traurigkeit führt zur Umkehr)
-
1 Johannes 1:8,9 (wir sündigen alle)
-
Enos 1:1–8 (Sünden werden wegen des Glaubens vergeben)
-
Mosia 26:29–31 (unsere Sünden bekennen und einander vergeben)
-
LuB 42:18–29 (die Gebote halten)
Vorzubereiten
Vor dem Unterricht:
-
Arbeiten Sie das 12. Kapitel – „Das Sühnopfer“ – und das 19. Kapitel – „Die Umkehr“ – in Grundbegriffe des Evangeliums durch.
-
Studieren Sie Mosia 27 und Alma 36.
-
Fertigen Sie das in der Lektion erwähnte Poster an oder schreiben Sie den Text an die Tafel.
-
Bitten Sie einige Teilnehmerinnen, nach Ihren Vorgaben Begebenheiten, Schriftstellen oder Zitate aus der Lektion vorzutragen.