2021
Sich liebevoll um andere kümmern
Februar 2021


Botschaft von der Gebietsführerschaft

Sich liebevoll um andere kümmern

Vor einigen Jahren hatte unser damals vierjähriger Sohn weit weg von zuhause einen schweren Verkehrsunfall. Nach etwa einer Woche im Krankenhaus konnte er in unser Krankenhaus am Ort verlegt werden, eine Fahrt von 320 Kilometern. Zuhause angekommen, fanden wir einen Zettel vor, den eine liebevolle und fürsorgliche betreuende Schwester durch den Briefschlitz unserer Tür geworfen hatte. Darauf stand, wer unsere anderen vier Kinder von der Schule abholen, wer für uns kochen und wer unsere Wäsche waschen würde. In den darauffolgenden fünf Wochen musste unser Sohn im Krankenhaus bleiben. Unterdessen brachte meine Frau unseren jüngsten Sohn zur Welt. Mein Sohn lag an einem Ende des Krankenhauses, meine Frau und das Neugeborene am anderen, daheim mussten vier Kinder versorgt werden, und ich hatte ja auch noch einen Vollzeitjob. Ohne die große Hilfe von Mitgliedern unserer Gemeinde hätten wir das nicht geschafft. Wie dankbar waren wir doch für ihr selbstloses Dienen! Die übliche Frage „Können wir irgendwie helfen?“ ist zwar sicher stets aufrichtig gemeint, doch diese wunderbare, umsichtige Schwester hatte sich darüber hinaus die Mühe gemacht, unsere Bedürfnisse zu erahnen und entsprechend zu handeln.

In Lukas 4:18 liest der Erretter Jesajas Prophezeiungen über sein eigenes Kommen und seine Mission hier auf der Erde vor. Dort heißt es:

„Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; [damit ich die heile, die gebrochenen Herzens sind;] damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze.“ (Vgl. Jesaja 61:1.)

Auch heutzutage leiden viele Menschen großen Kummer, zum Beispiel wenn Familienbeziehungen auseinanderbrechen. Viele sind Gefangene ihrer Sucht, ihrer Depressionen, ihrer Entmutigung. Viele sind blind, vor allem für die friedvollen Wahrheiten des Evangeliums Jesu Christi. Und viele fühlen sich von den Enttäuschungen des Lebens wie zerschlagen.

In 3 Nephi 18:32 lesen wir: „Doch sollt ihr [sie] nicht aus euren Synagogen oder euren Anbetungsstätten ausstoßen, denn solchen Menschen sollt ihr auch weiterhin dienen; denn ihr wisst nicht, ob sie nicht zurückkommen und umkehren und mit voller Herzensabsicht zu mir kommen und ich sie heilen werde; und ihr werdet das Mittel sein, um ihnen die Errettung zu bringen.“

Können Sie sich einen großartigeren Segen vorstellen, als Seite an Seite mit dem Erretter zu arbeiten, um die Leiden unserer Mitmenschen zu heilen und ein Werkzeug zu ihrer Errettung zu sein?

Vor einiger Zeit besuchte ich meinen Sohn, der in Rexburg in Idaho studierte. Eines Abends ging er mit seiner Frau und mir in ein Lokal, wo man an einer Essensausgabe bedient wird. Das Lokal war voller Studenten, die ihren Abschluss oder das Semesterende feierten. Ich sah eine junge Frau ohne Begleitung hereinkommen, die etwas verloren wirkte und der anscheinend der Lärm und Trubel um sie herum etwas zu viel war. Ich erhielt die Eingebung, sie zu fragen, ob sie sich nicht zu uns setzen wolle. Nachdem sie ihr Essen entgegengenommen hatte, ging sie an uns vorbei allein an einen Tisch. In diesem Moment fragte ich mich: Was wird sie wohl von mir halten, wenn ich sie an unseren Tisch bitte? Also ignorierte ich die Eingebung. Gegen halb drei am nächsten Morgen wachte ich auf und dachte: Was, wenn sie unsere Hilfe und Freundschaft wirklich gebraucht hat? Ich ging auf die Knie und betete, ihr möge jemand anders helfen, da ich es ja versäumt hatte. Außerdem nahm ich mir fest vor, künftig darauf zu achten und nie wieder eine solche Eingebung oder eine Gelegenheit, jemand anderen aufzurichten, ungenutzt verstreichen zu lassen.

Bitte nutzen Sie jede Gelegenheit, auf andere zuzugehen, sie aufzurichten, sie zu stärken und sich liebevoll um sie zu kümmern! Auf diese Weise erfüllen wir den heiligen Bund, den wir bei der Taufe eingegangen sind, als Zeugen Gottes aufzutreten und bei der Heilung derer, die es brauchen, seine Hände zu sein.