Sonntagsschule: Evangeliumslehre
„Wie könnte ich da ein so großes Unrecht begehen?‘


Lektion 11

„Wie könnte ich da ein so großes Unrecht begehen?“

Ziel

Jeder soll (1) lernen, wie man alle Erfahrungen und Umstände verarbeitet, so daß sie sich zum Guten auswirken, und (2) sich noch stärker verpflichten, den Maßstab des Herrn für Moral einzuhalten.

Vorzubereiten

  1. Lesen Sie gebeterfüllt:

    1. Genesis 37. Jakobs Söhne hassen ihren Bruder Josef, den elften Sohn, und verkaufen ihn als Sklaven.

    2. Genesis 39. Josef hat als Sklave eine sehr gute Stellung, aber er wird der Unmoral bezichtigt und kommt ins Gefängnis (39:1–20). Der Gefängnisleiter überträgt Josef die Aufsicht über die anderen Gefangenen (39:21–23).

    3. Genesis 34:1–12; 35:22; 38:1–30. Die Sünde der Unmoral hat schlechte Auswirkungen auf Jakobs Famili…eine Tochter Dina (34:1–12), seinen ältesten Sohn Ruben (35:22) und auf Juda (38:1–30).

  2. Zusätzlicher Lesestoff: Genesis 34:13–31.

  3. Die Bilder „Josef wird von seinen Brüdern verkauft“ (62525; Bilder zum Evangelium, Nr. 109) und „Josef widersteht der Frau des Potifar“ (62548; Bilder zum Evangelium, Nr. 110).

Vorgeschlagener Unterrichtsablauf

Interesse wecken

Sie können mit der folgenden (oder einer eigenen) Aktivität beginnen.

Lassen Sie die Klasse einige beliebte Filme, Fernsehserien, Bücher oder Zeitschriften nennen.

• Welche moralischen Maßstäbe gibt es in diesen Medien? Wie unterscheiden sie sich vom Maßstab des Herrn, den die Schrift und die Führer der Kirche lehren?

Erklären Sie, daß das moralische Verhalten in der Gesellschaft sich oft von dem Maßstab unterscheidet, den der Herr aufgestellt hat. Die Maßstäbe der Gesellschaft ändern sich, die des Herrn bleiben bestehen.

Heute wird über die Erlebnisse eines Mannes gesprochen, der den Maßstab des Herrn einhielt, und über andere, die das nicht taten. Wir wollen auch die Auswirkungen ihres Verhaltens besprechen.

Besprechen und anwenden

Besprechen Sie beim Unterrichten der folgenden Schriftstellen, wie wir sie im täglichen Leben anwenden können. Regen Sie die Klasse an, von persönlichen Erfahrungen mit diesen Grundsätzen zu berichten.

1. Josefs Brüder verkaufen ihn als Sklaven.

Unterrichten und besprechen Sie Genesis 37.

Jakob heiratete Lea und Rahel, die Töchter Labans, des Bruders seiner Mutter. Er heiratete auch ihre Mägde Silpa und Bilha. Sie bekamen zusammen zwölf Söhne, und das ist der Anfang der zwölf Stämme Israel (der Herr änderte Jakobs Namen in Israel um; siehe Genesis 32:28). Jakobs elfter Sohn war Josef. Als der älteste Sohn Rahels erhielt Josef das Erstgeburtsrecht, als Ruben, der älteste Sohn Leas, es verlor, weil er nicht rechtschaffen war (1 Chronik 5:1,2).

• Warum waren Josefs Brüder eifersüchtig auf ihn? (Siehe Genesis 37:3–8.) Wie reagieren sie, wenn jemand aus ihrer Familie sie kränkt oder bevorzugt wird? Wie können wir Gefühle der Eifersucht oder des Ärgers gegenüber Familienmitgliedern und Freunden überwinden?

• Wie reagierte Josef, als sein Vater ihm auftrug, nach Sichem zu gehen und nach seinen Brüdern zu sehen? (Siehe Genesis 37:13,14. Beachten Sie, daß Sichem mehr als 70 Kilometer entfernt war.) Was tat Josef, als er seine Brüder nicht in Sichem fand? (Siehe Genesis 37:15–17. Beachten Sie, daß Dotan mindestens 20 Kilometer weiter weg war.) Was erfahren wir aus diesem Bericht über den jungen Josef? (Mögliche Antworten: Er war seinem Vater gehorsam, er gab nicht so schnell auf.)

• Was verabredeten Josefs Brüder, als er zu den Feldern kam, wo sie die Herden hüteten? (Siehe Genesis 37:12–18.) Aus welchen Gründen wollte Ruben Josef am Leben lassen, und aus welchen Gründen wollte Juda es? (Siehe Genesis 37:21,22,26,27.) Was machten die Brüder schließlich mit Josef, anstatt ihn umzubringen? (Siehe Genesis 37:28,31–33.)

2. Josef weigert sich, „gegen Gott [zu] sündigen“.

Unterrichten und besprechen Sie Genesis 39.

• Wie hat der Herr Josef gesegnet, als dieser ein Sklave war? (Siehe Genesis 39:1–4.) Warum setzte Potifar, ein reicher Hofbeamter des Pharao, soviel Vertrauen in Josef, der nur ein Sklave war? (Siehe Genesis 39:5,6.)

• Was tat Josef, als Potifars Frau ihn in Versuchung führte? (Siehe Genesis 39:11,12. Weisen Sie darauf hin, daß Josef sich sofort entfernte.) Wie können wir Josefs Beispiel folgen, wenn wir in Versuchung geraten?

• Welche Entschuldigungen hätte Josef benutzen können, wenn er den Wunsch gehabt hätte, Potifars Frau nachzugeben? Womit wollen die Menschen heute moralische Übertretungen rechtfertigen? Warum sind das nur Ausreden?

• Wie wurde Josef für seine Tugendhaftigkeit bestraft? (Siehe Genesis 39:12–20. Er wurde ins Gefängnis geworfen.) Wie werden tugendhafte Menschen in der heutigen Welt bestraft? (Es gibt verschiedene Antworten. Tugendhafte Menschen werden manchmal verspottet oder gesellschaftlich ausgeschlossen, aber oft werden sie auch geachtet.) Sie können darüber sprechen, welchen unmoralischen Druck die Welt heute auf die Jugend ausübt, und wie man diesem Druck wider- stehen kann.

• Die Schrift betont, daß der Herr im Gefängnis mit Josef war (Genesis 39:21–23). Was sagt uns das über Josef? (Er blieb gläubig und haderte nicht mit Gott, weil er für Tugendhaftigkeit ins Gefängnis gekommen war.) Was können wir von Josef darüber lernen, wie man das Beste aus schlechten Erfahrungen und Umständen macht? (Sie können bei dieser Besprechung Römer 8:28 vorlesen.)

Elder Hartman Rector jun. hat erklärt: „Diese Fähigkeit, alles zum Guten zu wenden, muß wohl eine göttliche Eigenschaft sein. Der Vater im Himmel scheint dies immer zu können. Für ihn wird alles zum Sieg, und sei es noch so unheilvoll. Josef blieb dem Herrn treu, wenn er auch ein Sklave war und dieses Schicksal nicht im geringsten verdient hatte. Er lebte weiterhin nach den Geboten und machte aus seiner entwürdigenden Lage das Beste. Menschen wie er lassen sich nicht unterkriegen.“ (Der Stern, August 1973, Seite 331.)

3. Sichem, Ruben und Juda begehen schwere moralische Sünden.

Unterrichten und besprechen Sie Genesis 34:1–12; 35:22; 38:1–30. Diskutieren Sie nicht lange über diese Sünden, sondern setzen Sie sie in Gegensatz zu Josefs Glaubenstreue.

• Weisen Sie darauf hin, daß nicht alle in Josefs Familie und Umgebung in Versuchung so tapfer waren wie er. Wie haben Sichem, Ruben und Juda auf sexuelle Versuchung reagiert?

• Beachten Sie, wie in Genesis 34:3 Sichems Gefühle gegenüber Dina beschrieben werden: „Er faßte Zuneigung zu Dina, … er liebte das Mädchen.“ Warum stimmt diese Beschreibung nicht mit Sichems Taten überein? (Wenn er Dina wirklich geliebt hätte, dann hätte er sie nicht entehrt. Oft rechtfertigen die Menschen unmoralische Handlungen mit der Entschuldigung: „Wir lieben uns.“ Wenn man den anderen aber wirklich liebt, verursacht man bei ihm nicht Schuldgefühle und Leid, um seine eigenen körperliche Begierden und Wünsche zu befriedigen. Ein Verhalten, das uns das Beten erschwert und uns unwürdig für den Tempel macht, wird nicht durch Liebe motiviert.)

• Als Jakob am Ende seines Lebens jeden seiner Söhne segnete, wies er auf Rubens moralische Übertretung hin und beschrieb ihn als „brodelnd wie Wasser“ (Genesis 49:3,4). Wie stimmt dieser Vergleich? Was sagte Jakob Ruben voraus?

• Vergleichen Sie den Preis, den Josef für Tugendhaftigkeit zahlte, mit dem Preis, den Ruben für Unmoral zahlte. Was verlor Ruben durch seine Unmoral? (Sieh 1 Chronik 5:1,2.) Was sind heute die geistigen und zeitlichen Auswirkungen sexueller Sünden? Warum mißt der Herr moralischer Reinheit soviel Bedeutung bei?

• Die Führer der Kirche haben immer gelehrt, daß der Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes uns wahre Freiheit schenkt. Wie zeigt sich dies im Leben Josefs? Wie wirkte der Ungehorsam sich bei Sichem, Ruben und Juda als Einschränkung der Freiheit aus? Wie können wir, wenn wir die Gebote befolgen, freier sein als wenn wir sie übertreten? (Siehe Johannes 8:31–36.)

Zum Abschluß

Bezeugen Sie, daß all unsere Umstände und Erfahrungen uns mit der Hilfe des Herrn zum Guten dienen können. Bezeugen Sie auch, wie wichtig es ist, daß wir in Gedanken und Taten moralisch rein bleiben. Fordern Sie die Mitglieder auf, Filme, Zeitschriften und andere Medien kritisch zu beurteilen und nur diejenigen anzusehen, die dem Maßstab des Herrn entsprechen. Regen Sie sie an, sich dem Gesetz der Keuschheit genauso zu verpflichten wie Josef.

Zur Vertiefung

Das folgende Material ergänzt den Unterricht. Sie können einen oder mehrere Vorschläge in der Lektion verwenden.

1. Bet-E…otteshaus

• Als Jakob von Kanaan ins Land seiner Verwandten reiste, hatte er nachts einen bemerkenswerten Traum von einer Leiter, die bis in den Himmel reichte. (Genesis 28:10–19; siehe den 4. Unterrichtsgedanken zur Vertiefung in der 10. Lektion.) Jakob nannte diesen Ort Bet-El, was „Gotteshaus“ bedeutet (Genesis 28:19). Wo finden wir heute denselben Namen? (Der Tempel wird Haus des Herrn genannt.)

Elder Marion G. Romney hat gesagt: „Für uns sind die Tempel das, was für Jakob Bet-El gewesen ist.“ (Der Stern, August 1971, Seite 233.)

• In Genesis 35:1–15 zog Jakob mit seiner Familie wieder an diesen heiligen Ort. Wozu forderte er seine Familie auf? Wie sollten sie sich darauf vorbereiten, nach Bet-El, zum Gotteshaus, zu gehen? (Siehe Genesis 35:2.) Wie können wir das mit unseren Vorbereitungen vergleichen, wenn wir zum Haus des Herrn gehen? Welche „fremden Götter“ können bei uns sein?

Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt:

„Der Herr hat uns mit einem noch nie dagewesenen Wohlstand gesegnet. Die Mittel, die uns an die Hand gegeben sind, sind gut und für unsere irdische Arbeit notwendig. Ich fürchte aber, daß viele ein Übermaß an irdischen Gütern erhalten und angefangen haben, sie als Götzen zu verehren. So haben die materiellen Werte Macht über uns erlangt. Haben wir mehr davon, als unser Glaube ertragen kann? …

Die Menschen unserer Zeit betrachten sich gern als modern und halten sich leicht für intelligenter als die Menschen aller vergangenen Zeitalter. Das ändert aber nichts daran, daß sie zum größten Teil Götzenanbeter sin…in für den Herrn äußerst abstoßender Zustand.“ (Der Stern, August 1977, Seite 3f.)

• Wie können wir „die fremden Götter [entfernen]“ und uns reinigen und würdig sein, zum Tempel zu gehen? (Siehe Genesis 35:2; Psalm 24:3,4; 2 Corinther 7:1; Moroni 10:30,32.)

2. Jakob und Esau vertragen sich wieder

• Als Jakob ins Land Kanaan zurückkehrte, wußte er, daß er seinem Bruder Esau begegnen würde (Genesis 32:3–23; 33:1–17). Warum fürchtete Jakob sich davor? (Siehe Genesis 32:11.) Wie bereitete Jakob sich auf die Begegnung mit Esau vor? (Siehe Genesis 32:13–20.) Wie reagierte Esau, als sie sich trafen? (Siehe Genesis 33:4,8–11.) Was können wir von Jakob und Esau darüber lernen, wie man familiäre Konflikte löst?

3. Nebenfrauen im Alten Testament

In Genesis 35:22 wird Bilha, eine von Rahels Mägden, als Jakobs Nebenfrau bezeichnet. Elder Bruce R. McConkie hat den Gebrauch des Ausdrucks Nebenfrauen im Alten Testament folgendermaßen erklärt: „Zu allen Zeiten während Gottes Umgang mit seinem Volk, zu dem auch das Haus Israel gehört, waren Nebenfrauen ihrem Mann im neuen und immerwährendem Bund der Ehe gesetzlich angetraute Ehefrauen. Früher wurden sie als zweitrangige Ehefrauen angesehen, die im damaligen System nicht das gleiche Ansehen genossen wie Ehefrauen, die nicht Nebenfrauen genannt wurden.“ (Mormon Doctrine, 1966, Seite 154.)