2020
50 Jahre Gemeindehaus Herne
Juli 2020


50 Jahre Gemeindehaus Herne

Herne (MS): Mit der Jubiläumsfeier am 23. November 2019 feierte die Gemeinde Herne ihren 50. Geburtstag. Gemeinsam wollte man zurückblicken und die Leistungen dankbar anerkennen, die von den damals Beteiligten erbracht worden waren. Unter der Leitung von Lothar Gollnick hatte das Festkomitee ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt.

Nach den ersten missionarischen Anfängen der Kirche in Herne um das Jahr 1900 hatte sich ein Jahr später eine kleine Gemeinde etabliert. Zwei Weltkriege, eine Wirtschaftskrise und die Verfolgung durch die Obrigkeit hemmten das weitere Wachstum. Über viele Jahre versammelte man sich in gemieteten Räumen. Erst in den 60er Jahren nahm der Wunsch nach einem eigenen Gemeindehaus Formen an: 1962 wurde ein Grundstück erworben. Nur zwei Jahre später fand der erste Spatenstich an der heutigen Adresse in der Sodinger Straße statt. Voller Euphorie machten sich die Mitglieder daran, den geforderten hohen Eigenanteil von 20% der Baukosten in Form von Arbeitsleistung und Geldmitteln zu erbringen. Nachdem alle Bauschwierigkeiten überwunden waren, konnte das Haus fertiggestellt und am 21. September 1969 durch Hartman Rector Junior eingeweiht werden.

Als erster Festredner zeichnete Bürgermeister Erich Leichner in seinem Grußwort die Entwicklung des Gemeindehauses nach. „[Die Gemeinde Herne] ist eine aktive und lebendige Gemeinschaft, in der sich der Einzelne angenommen fühlt.“ Er wünschte der Gemeinde das Beste für die Zukunft und Gottes Segen. Beim Abschied betonte er die angenehme Atmosphäre, die er erlebt hatte, und fügte hinzu, einer zukünftigen Einladung gerne folgen zu wollen.

Pfahlpräsident Matthias Roth ging auf die Bedeutung von Gemeindehäusern ein und zitierte Matthäus 18:20: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ So seien die Gemeindehäuser ein Ort der Versammlung, der religiösen Verehrung und Erbauung, aber auch der Stärkung in der Gemeinschaft mit Christus im Abendmahl. Aus dem damaligen Weihungsgebet von Hartman Rector Junior zitierte er den Segen, „dass alle, die die Schwelle dieses Hauses überschreiten, wahrhaftig fühlen, dass es das Haus unseres himmlischen Vaters ist, und dass die Worte, die wir hier hören, uns erkennen lassen, dass er wirklich unser himmlischer Vater ist und uns liebt“.

Bischof Andreas Nabrotzky berichtete von den Schwierigkeiten, denen die Missionare der Kirche ausgesetzt waren, als sie erstmals 1900 nach Herne kamen, denn sie wurden damals vertrieben. Er war beeindruckt, dass sie niemals aufgegeben hatten. Bemerkenswert ist auch, dass heute ein gutes Verhältnis zur Stadt Herne besteht, was im Besuch des Bürgermeisters und in seinen anerkennenden Worten zum Ausdruck kam. Bischof Nabrotzky zeigte sich dankbar, dass es heute für derzeit 330 Gemeindemitglieder ein Gemeindehaus in Herne gibt. In unserer Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit „begreifen wir uns als ein Teil der Gemeinschaft, in der wir leben und die wir in Liebe unterstützen wollen“. Als Zeichen dafür überreichte er Bürgermeister Leichner zum Abschied einen Scheck über 100 Arbeitsstunden für Reinigungsarbeiten im Gelände um den Ostbach.

Nachdem die Sopranistin Valerie Bruhn den ersten Feierteil musikalisch untermalt hatte, gestaltete im zweiten Teil ein zu diesem Anlass gebildeter Chor unter der Leitung von Wilma Gollnick den musikalischen Rahmen. Der Chor besang, was wir alle verspürten: die Kraft und die Liebe, die das Werk damals entstehen ließen und seither weiterwirken.

Als erster Zeitzeuge übermittelte das Herner Urgestein Karl Klein in einer Videobotschaft seine Grüße. Neben der anstrengenden Arbeit als Bergmann hatte er zusätzlich am Bau mitgearbeitet. Lebendig schilderte er die besonderen Herausforderungen und die Arbeit der Mitglieder. Auch Gerda Lemke, die Gattin des damaligen Bischofs, erzählte von ihrem Wunsch mitzuhelfen, den auch andere Mitglieder verspürten. Sie nähten für das Gemeindehaus, halfen der Firma Busche und bekochten die Baumissionare und andere Mitglieder.

Monika Farcher, geb. Jacobi, zur Bauzeit etwa 15 Jahre alt, schilderte ihr Erleben der Baumissionare, die in ihrem Elternhaus Quartier genommen hatten. Es waren die Brüder Meyer, Bätjer und Abderhalden unter der Leitung von Bruder Lipp. Wie viele andere Mitglieder auch erinnert sie sich noch heute an die Arbeiten, die sie und ihr Bruder Jochen damals ausführen durften. Dieser eigene Beitrag ließ eine besondere Bindung an dieses Gemeindehaus entstehen. Auch der damalige Baumissionar Bruder Bätjer meldete sich mit einer Grußbotschaft aus der Schweiz. Nachdem er bereits am Bau der Gemeindehäuser Stadthagen und Braunschweig mitgewirkt hatte, war Herne das dritte in diesem Baustil errichtete Gotteshaus. Es wurde zum Meisterstück. „Wir waren in einem schönen Haus einquartiert. Das Parterre mit Gartennutzung wurde uns zur Verfügung gestellt. Bekocht wurden wir dort mittags und abends. Frühstück gab es auf der Baustelle. In Herne erlebte ich reinen Luxus.“ Er feierte die Vollendung des Baus und blieb danach noch einige Zeit in Herne, um in der Gemeinde zu dienen, bis er schließlich eine eigene Familie gründete. Er gab Zeugnis für den Segen seiner Missionszeit, der sich durch sein ganzes weiteres Leben zog.

Baumissionar Guy Meyer fiel es nicht schwer, zu erzählen, was ihm nach so langer Zeit in Erinnerung geblieben war: „Die Menschen! Ja, es war meine Heimat.“

Zum Schluss der Veranstaltung blieb Zeit, miteinander zu sprechen und Erinnerungen auszutauschen – angeregt auch durch die in vielen Räumen ausgestellten Fotos aus der Gemeindegeschichte und der Bauzeit. Das mit viel Herzblut zusammengestellte Programm brachte alle einander näher, die alten Pioniere dieses Baues und die neuen Mitglieder, die heute durch diese Möglichkeiten gesegnet sind und das Gebäude mit neuem geistigem Leben und Zukunft erfüllen.