2021
Sie stellten sich dem politischen Feuersturm in Washington
Dezember 2021


Frauen aus der Anfangszeit der Wiederherstellung

Sie stellten sich dem politischen Feuersturm in Washington

Emmeline B. Wells und Zina Young Williams wollten bei der Regierung ein unbeliebtes Thema zur Sprache bringen, waren jedoch zuversichtlich gestimmt.

Bild
illustration of Emmeline B. Wells and Zina Young Williams by a train

Illustration von Toni Oka

Müde, aber entschlossen stiegen die beiden Frauen in Washington – der Hauptstadt der Vereinigten Staaten – aus dem Zug. Von Salt Lake City aus waren sie fünf Tage unterwegs gewesen. Emmeline B. Wells und Zina Young Williams wollten sich für die Interessen der Mitglieder der Kirche einsetzen. Doch sie wussten, dass mit Widerstand zu rechnen war.

Im Januar 1879 nahmen sie an einer landesweiten Tagung zum Frauenwahlrecht teil und überreichten dem US-Kongress Petitionen, die den Gesetzgeber aufforderten, die strengen Gesetze gegen die Kirche aufzuheben.

„Ich möchte nach besten Kräften dazu beitragen, die Lage meines Volkes zu verbessern, vor allem die der Frauen“, schrieb Emmeline in ihr Tagebuch.1 Von 1877 bis 1914 war sie Herausgeberin einer Zeitschrift für Frauen der Kirche, des Woman’s Exponent, worin sie sich für gute Werke im Zuhause und in der Gesellschaft einsetzte.

Die führenden Frauenrechtlerinnen Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony hießen die beiden Frauen aus Utah „herzlich willkommen“2. Netterweise wiesen sie sie einem Komitee zu, das dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Rutherford B. Hayes, Eingaben überbringen sollte.3

Selbstbewusst sprach Emmeline mit Hayes und berichtete später: „Nachdem wir ihm in Bezug auf den Zustand unseres Volkes Tatsachen genannt und ihm erklärt hatten, welche Folgen die strengen und harten Maßnahmen gegen uns aller Wahrscheinlichkeit nach haben würden, merkte er an, er habe das Thema noch nie in dem Lichte betrachtet, in dem wir es darstellten.“ Präsident Hayes bat seine Frau Lucy, sich das Gesuch der beiden anzuhören. „Ihr weibliches Mitgefühl war merklich geweckt.“4

Zwei weitere Wochen lang überbrachten Emmeline und Zina einflussreichen Abgeordneten Eingaben im Namen der Kirche. Emmeline erinnerte sich, dass sie „häufig mit Leuten zusammenkamen, die größtes Interesse“5 an ihren Eingaben bekundeten.

Es gelang ihnen in jenem Jahr zwar nicht, einen Umschwung in der öffentlichen Meinung herbeizuführen, doch das hielt Emmeline und ihre FHV-Schwestern nicht davon ab, sich weitere 17 Jahre lang für die Rechte der Frauen und der Mitglieder der Kirche einzusetzen. Glücklicherweise wurde Utah 1896 den Vereinigten Staaten angegliedert, wodurch viele religiöse und bürgerliche Rechte wiederhergestellt wurden.

Anmerkungen

  1. The Diaries of Emmeline B. Wells, 4. Januar 1878, churchhistorianspress.org

  2. Emmeline B. Wells, „Over the Hills and Far Away“, Woman’s Exponent, 1. Februar 1879, Seite 186

  3. Siehe The Diaries of Emmeline B. Wells, 10. Januar 1879, churchhistorianspress.org

  4. Emmeline B. Wells, „Visit to Washington“, Woman’s Exponent, 15. Februar 1879, Seite 194

  5. Emmeline B. Wells, „Visit to Washington“, Seite 194

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