2021
Eine tonangebende Entscheidung
Dezember 2021


In Treue altern

Eine tonangebende Entscheidung

Die Verfasserin lebt in Idaho.

Wir kamen überein, vierhändig zu spielen, denn dies war unsere Art, der Welt die frohe Botschaft zu überbringen.

Bild
photo of Irene and Alice playing a piano duet

Foto mit freundlicher Genehmigung der Familie der Verfasserin; Illustration von Carolyn Vibbert

Vor drei Jahren, als ich 87 Jahre alt war, nahm ich an einer Veranstaltung teil, und dort spielte eine Frau Klavier, ungefähr auf meinem Niveau. Ich erkundigte mich nach ihrem Namen und erfuhr, dass sie Alice Bodily war, die Mutter meines Bischofs. Sie war zu diesem Zeitpunkt 90 Jahre alt.

Ich fragte meinen Bischof, ob seine Mutter wohl gerne vierhändig mit mir spielen würde. Er fragte sie, und sie sagte ja. So begannen wir vor drei Jahren, jeden Mittwochmorgen eine Stunde lang vierhändig zu spielen, einfach zu unserem Vergnügen.

Wir begannen mit einfachen Stücken für Kinder, dann gingen wir zu Werken über, die ich früher mit meiner Mutter gespielt hatte. Aber die größte Freude machten uns Bearbeitungen für vier Hände von den Liedern der Kirche. Unsere Favoriten sind „O wie lieblich war der Morgen“ (Gesangbuch, Nr. 16) und „Wo die Liebe wohnt“ (Gesangbuch, Nr. 198).

Da wir nun jeden Mittwoch spielten und auch zwischendurch übten, wurden wir ziemlich gut und konnten unsere Kinder mit einem kleinen Konzert beeindrucken. Mein Bischof wollte gerne, dass wir in der Abendmahlsversammlung spielen, also lernten wir das Lied „Der Geist aus den Höhen“ (Gesangbuch, Nr. 2). Das war eine echte Herausforderung für uns, aber wir haben mehrere Monate geübt und uns selbst, unsere Kinder und wahrscheinlich auch unsere Gemeinde überrascht. Vor der Corona-Pandemie spielten wir dieses Lied in fünf Gemeinden, in denen Kinder von uns zuhause sind.

Es gibt viele schöne Lieder, die wir jetzt gerne zu Gehör bringen, beispielsweise „Kommt, folget mir“ (Gesangbuch, Nr. 63), „Komm, du Quelle jedes Segens“ (Gesangbuch, Nr. 74) und „Auserwählt zu dienen“ (Gesangbuch, Nr. 163). Manchmal ist es schwierig, ein Arrangement für vier Hände aufzutreiben. Aber wenn wir darum bitten, helfen uns Familienmitglieder, eine betreuende Schwester oder der Gemeinde-Musikbeauftragte gerne.

Wir entdeckten sogar eine Sammlung von Weihnachtsliedern. Daraus stellten wir ein 40-minütiges Programm zusammen, das wir im Dezember in einer Einrichtung für betreutes Wohnen präsentierten. Ein weiterer Musiker gesellte sich zu uns und spielte Xylophon und Glockenspiel, um Abwechslung in unsere Darbietung zu bringen.

Dank unserer Musik haben wir im Alter von jetzt 90 und 93 Jahren das Gefühl, dass „Freu dich, o Welt, der Herr erschien!“ (Gesangbuch, Nr. 131) nicht nur zu Weihnachten, sondern eigentlich das ganze Jahr über unser Motto ist. Wir spielen nun schon seit drei Jahren regelmäßig zusammen. Die Entscheidung, vierhändig zu spielen, war für uns beide tonangebend!

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