2021
Bitte singen Sie weiter
Dezember 2021


Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Bitte singen Sie weiter

Der Bus war voller Leute und es war laut. Dennoch schafften wir es, für den Erretter Zeugnis zu geben.

Bild
colorful bus

Foto von Rob Crandall/Alamy Stock Photo

Nach einem Termin bei einem Missionarsehepaar traten wir vier Missionare auf die Straße und winkten einen Bus heran, der uns zurück in unser Gebiet bringen sollte.

Wir bahnten uns den Weg durch die dicht gedrängten Passagiere und griffen nach den Haltestangen über uns. Der Platz war so beengt, dass wir uns im Stehen schon über die Sitze vor uns beugen mussten, damit Platz für die nachdrängenden Fahrgäste blieb.

Ich blickte auf eine Dame mittleren Alters herab, auf deren Schoß sich Einkaufstüten und Kartons türmten. Sie hatte müde Augen, und ihr mürrisches Gesicht verriet, wie sehr es ihr missfiel, bei den hohen Temperaturen hier in Panama in stickiger Luft in einem überfüllten Bus zu sitzen.

Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie es duftet, wenn meine Mutter mit meinen Schwestern für uns an Heiligabend chinesisch kocht. Fast war mir so, als hörte ich die Weihnachtsmusik, die meine Mutter immer spielte. Hitze und Schwüle waren bei diesen wohltuenden Gedanken bald vergessen, und ich fing an, ein Weihnachtslied zu summen. Die Augen der Dame vor mir hellten sich ein wenig auf. Ich fasste Mut und sang mir selbst leise ein Weihnachtslied auf Spanisch vor. Elder Glazier fiel mit ein, doch dann brachen wir ab.

„Bitte machen Sie weiter“, sagte die Dame mit Tränen in den Augen.

Ich schaute meine Mitarbeiter an und förderte mein Gesangbuch zutage.

„Brüder und Schwestern“, rief ich, den Lärm im Bus übertönend. Als die anderen Missionare ihre Gesangbücher ebenfalls in der Hand hielten, sprach ich weiter: „Um ein wenig den Geist der Weihnacht zu verbreiten, möchten wir – die Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – als kleine Aufmerksamkeit gerne ein paar Weihnachtslieder für Sie singen.“

Dann gaben wir jedes Weihnachtslied aus dem spanischen Gesangbuch zum Besten. Wir waren zwar nicht unbedingt ein Engelschor, aber die Macht der Musik und der Worte über die Geburt Jesu rührte so manches Herz. Die Begeisterung, in der Adventszeit auf Mission dienen zu können, erfüllte uns vier Missionare mit Frieden, Freude und Licht.

Wir sangen weiter, bis wir aussteigen mussten. Die Dame vor mir spendete Beifall und rief: „Danke, liebe Weihnachtssänger!“

Wir stiegen aus dem voll besetzten Bus aus und winkten ihm zum Abschied hinterher. Als der Bus losfuhr, applaudierten die Fahrgäste noch immer. Dann stiegen wir einen Hügel hinauf, wo uns die tropische Nacht umhüllte. Ich denke immer voll Dankbarkeit an diesen Abend und an die Dame zurück, die uns dazu animiert hat, durch unseren Gesang Zeugnis für den Erretter abzulegen.

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