2021
Wie man jemandem hilft, der unbeantwortete Fragen zum Evangelium hat
Dezember 2021


Leitlinien für die Betreuung

Wie man jemandem hilft, der unbeantwortete Fragen zum Evangelium hat

Die Suche nach Antworten ist eine persönliche Angelegenheit, aber sie muss nicht allein bewältigt werden

Bild
photo of two men walking on a tree-covered path

Jeder hat Fragen. Fragen gehören dazu, wenn wir die Welt um uns herum verstehen wollen. Gott ermutigt uns ausdrücklich dazu, Fragen zu stellen und nach Antwort zu suchen (siehe Matthäus 7:7). Dies ist ein wesentlicher Teil unseres Lebenswegs, dass wir nämlich dazulernen und mehr wie der Herr werden sollen (siehe Lehre und Bündnisse 93:36). Um Fortschritt zu machen, stehen wir alle mitunter vor Fragen, die uns fordern. Es kann hilfreich sein, wenn wir dabei Unterstützung finden.

Ein Mitglied der Kirche aus Texas hat diese Erfahrung gemacht:

„In der FHV erzählte eines Tages eine Schwester, die ich noch nie in der Kirche gesehen hatte, sie habe das Gefühl, die Frauen in der FHV seien heuchlerisch und grenzten andere aus. Nach der Versammlung ging sie so schnell, dass ich sie nicht mehr einholen konnte.

Nach der Kirche besuchte ich sie also zuhause. Ich stellte mich vor und sagte ihr, dass ich ihre Wortmeldung in der FHV geschätzt habe und gerne mehr über ihre Ansichten hören wolle. Sie erzählte, und ich hörte zu. Ich gab ihr zu verstehen, dass sie und ihre Familie mir am Herzen lagen, und fragte, ob ich sie wieder besuchen könne.

Ich nahm den Auftrag an, ihre Besuchslehrerin zu werden. Im Laufe der Zeit verstand ich ihre Bedenken besser. Wir begannen auch, über ihre Fragen zur Lehre zu sprechen. Ihre Kinder kamen nun in die Kirche. Irgendwann kam sie dann auch mit. Ich bewundere ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen. Sie wurde eine meiner besten Freundinnen.“

Hier sind vier Vorschläge, wie Sie jemandem helfen können, der mit Fragen zu ringen hat.

Anregungen, wie man sich um jemanden kümmert, der mit Fragen ringt

1. Über allem steht die Liebe. Auch wer mit Fragen ringt oder zu einem anderen Schluss gekommen ist als wir, braucht trotzdem Liebe (siehe Lukas 10:25-37).

Wer eine schwere Zeit durchmacht, wendet sich an jemanden, dem er vertraut. Wenn wir andere lieben und eine von Vertrauen getragene Beziehung aufbauen, können wir vielleicht für sie da sein, wenn sie uns brauchen. Das Gefühl, Liebe entgegengebracht zu bekommen, öffnet auch die Tür für jemanden, der zurückkehren möchte, sich aber vielleicht unwohl dabei fühlt (siehe Lukas 15:11-24).

(Ideen zur Stärkung einer Beziehung finden Sie in dem Artikel „Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen“, Liahona, August 2018, Seite 6–9.)

2. Hören Sie demütig und mitfühlend zu. Wenn wir voreilig annehmen, wir verstünden den anderen, anstatt ihn geduldig ausreden zu lassen, schränkt das unsere Fähigkeit ein, ihm zu helfen. Es gibt vielerlei Gründe, weshalb sich jemand gerade schwertut. Einige haben Fragen zur Lehre. Andere haben Fragen zu Richtlinien oder zur Geschichte der Kirche. Manche fragen sich einfach, ob sie überhaupt in die Kirche passen.

Demütiges Zuhören und Fragen hilft uns, die Komplexität der Situation zu verstehen, sodass wir besser Antwort geben können. Zudem ist jemand unseren Antworten gegenüber offener, wenn er das Gefühl hat, dass wir ihn wirklich verstehen.

(Wie man ein besserer Zuhörer wird, erfahren Sie in dem Artikel „Ein guter Zuhörer beachtet fünf Punkte“, Liahona, Juni 2018, Seite 6-9.)

3. Harren Sie im Glauben aus und machen Sie sich bewusst, dass dieser Weg Zeit braucht. Fragen, die uns wirklich fordern, lassen sich selten an einem Tag lösen. Wir sollten also das Bedürfnis unterdrücken, in dem Moment, da wir von solchen Bedenken erfahren, sofort „alles in Ordnung bringen“ zu müssen. Dies erzeugt nur zusätzlichen Druck bei uns selbst und denjenigen, denen wir helfen wollen.

Um wirklich zu helfen, müssen wir bereit sein, einen langen Weg mit dem Betreffenden zu gehen, und ihm die Sicherheit geben, dass wir am Ende dieses Weges, was auch immer das sein mag, immer noch für ihn da sind (siehe Hebräer 12:12,13).

4. Ermutigen Sie den Betreffenden, seinen Weg zu gehen. Wer vor tiefgreifenden Fragen steht, braucht das Gefühl, dass wir ihm vertrauen und davon ausgehen, dass seine Gebete erhört werden, so er nach Gottes Führung sucht. Aber letztendlich ist dies ein Weg, den der Betreffende selbst gehen muss. Liebe und Unterstützung helfen, aber der Wachstumsprozess, der durch Gottvertrauen und die Hinwendung zu Gott entsteht, muss selbst durchlebt werden – das kann einem niemand abnehmen (siehe Mormon 9:27).

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