Kapitel 20
Lehre und Bündnisse 51 bis 56
Einführung und zeitlicher Überblick
Im Mai 1831 kommen Mitglieder aus Colesville im Bundesstaat New York in Ohio an. Bischof Edward Partridge ist dafür verantwortlich, sich um deren Ansiedlung zu kümmern. Um Bischof Partridge dabei anzuleiten, gibt der Herr dem Propheten Joseph Smith die Offenbarung, die heute in Lehre und Bündnisse 51 steht. In dieser Offenbarung wird Bischof Partridge angewiesen, wie er die Treuhandschaften über Grundstücke und Gelder unter den Heiligen organisieren soll.
Vom 3. bis 6. Juni 1831 kommen die Ältesten der Kirche zu einer Konferenz zusammen. Am letzten Tag der Konferenz gibt der Herr Joseph Smith die Offenbarung, die heute in Lehre und Bündnisse 52 verzeichnet ist. In dieser Offenbarung tut der Herr kund, dass die nächste Konferenz in Missouri abgehalten werden soll. Außerdem verheißt er, er werde dort bekanntgeben, wo das Land des Erbteils der Heiligen liegt. Der Herr bestimmt namentlich einige Älteste, zu zweit nach Missouri zu reisen, und weist sie an, wie sie reisen und das Evangelium verkünden sollen. Außerdem offenbart er ein Muster dafür, woran man einen wahren Nachfolger Jesu Christi erkennt.
In den Tagen nach der Konferenz im Juni 1831 empfängt der Prophet Joseph Smith die Offenbarungen, die heute in Lehre und Bündnisse 53 bis 56 stehen. Diese Offenbarungen enthalten Anweisungen für einige Mitglieder, die zwar noch in Ohio leben, aber bald nach Missouri ziehen sollen. Außerdem gibt der Herr Sidney Gilbert, Newel Knight und William W. Phelps Anweisungen, die auf ihr jeweiliges Aufgabengebiet in der Kirche und auf ihre Talente zugeschnitten sind.
Anfang Juni 1831 werden Ezra Thayre und Thomas B. Marsh berufen, eine Mission in Missouri zu erfüllen (siehe LuB 52:22). Sein Stolz und seine Selbstsucht hindern Ezra Thayre jedoch daran, gemeinsam mit Thomas Marsh aufzubrechen. In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 56 widerruft der Herr Ezra Thayres Berufung und beruft Selah J. Griffin, Bruder Marsh zu begleiten.
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14. Mai 1831Die Mitglieder aus Colesville im Bundesstaat New York kommen in Ohio an und werden ermuntert, sich als Gruppe auf Leman Copleys Farm in Thompson niederzulassen.
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20. Mai 1831Lehre und Bündnisse 51 wird empfangen.
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Mai bis Juni 1831Leman Copley fängt an, die Heiligen zu vertreiben, die sich auf seinem Grundstück niedergelassen haben.
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3. bis 6. Juni 1831In Kirtland findet eine Konferenz der Kirche statt, in deren Verlauf Joseph Smith Gottvater und Jesus Christus sieht. Auch werden die ersten Hohen Priester in dieser Evangeliumszeit ordiniert.
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6. bis 15. Juni 1831Die Offenbarungen in Lehre und Bündnisse 52 bis 56 werden empfangen.
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19. Juni 1831Joseph Smith, Sidney Rigdon und andere begeben sich auf ihre erste Reise von Ohio nach Missouri.
Lehre und Bündnisse 51: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund
Ende Dezember 1830 und Anfang Januar 1831 empfängt der Prophet Joseph Smith Offenbarungen vom Herrn, in denen die Heiligen angewiesen werden, sich in Ohio zu sammeln (siehe LuB 37:1,3; 38:32). Der Zweig Colesville mit seinen mehr als 60 Mitgliedern ist eine von drei Gruppen von Heiligen, die den Bundesstaat New York verlassen, um sich in Ohio anzusiedeln. Mitte April 1831 verlassen sie Colesville unter der Führung von Newel Knight. Nach einer einmonatigen Reise, zu der auch wetterbedingte Verzögerungen gehören, kommen sie Mitte Mai in Ohio an. Laut Newel Knight wird der Zweig Colesville bei seiner Ankunft angewiesen, „zusammenzubleiben und zu [einer] nahegelegenen Stadt namens Thompson zu gehen, weil dort ein Mann namens [Leman] Copley ein beträchtliches Stück Land besaß, das er den Brüdern zur Verfügung stellte“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Hg. Michael Hubbard MacKay et al., 2013, Seite 315). Bischof Edward Partridge möchte wissen, wie für die neu angekommenen Heiligen gesorgt werden soll, und Joseph Smith befragt daher den Herrn. Als Antwort erhält der Prophet am 20. Mai 1831 die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 51.
Lehre und Bündnisse 51
Der Herr weist Bischof Edward Partridge an, über die zeitlichen Bedürfnisse der Heiligen zu wachen
Lehre und Bündnisse 51:1,2. Organisiert es gemäß meinen Gesetzen
Bischof Edward Partridge fragt, wie er den zeitlichen Bedürfnissen der Mitglieder des Zweigs Colesville am besten gerecht werden könne, woraufhin ihm der Herr gebietet, sie „gemäß meinen Gesetzen“ (LuB 51:2) zu organisieren. Der Herr gibt einigen seiner Diener die Vollmacht und die Aufgabe, über das geistige und zeitliche Errettungswerk in der Kirche zu präsidieren und es zu leiten. Das Werk zu organisieren ist eine ganz wesentliche Aufgabe, denn Gott hat kundgetan, sein Haus sei „ein Haus … der Ordnung … und nicht ein Haus der Verwirrung“ (LuB 132:8; siehe auch LuB 88:119). In diesem Fall wird Bischof Partridge angewiesen, die Heiligen gemäß dem Gesetz der Weihung zu organisieren, um den Bedürfnissen der Einwanderer aus Colesville gerecht zu werden.
Lehre und Bündnisse 51:3-6. Mein Knecht Edward Partridge soll diesem Volk ihre Anteile bestimmen, einem jeden gleich
Der Herr gebietet Bischof Edward Partridge, unter den Familien, die aus New York ausgewandert sind und nun auf dem Anwesen von Leman Copley leben, das Gesetz der Weihung einzuführen. Diese Familien sollen ihr Hab und Gut „mit einem Bündnis und einem Vertrag“ weihen (LuB 42:30). Bischof Partridge solle dann „diesem Volk [seine] Anteile bestimmen“ (LuB 51:3), was bedeutet, dass er jeder Familie einen Anteil der Güter zuteilen soll, gemäß ihren Bedürfnissen, ihrem Bedarf und ihren Umständen. In einigen Fällen bedeutet dies, dass eine Familie mehr bekommt, als sie geweiht hat. Der Bischof soll jeder Familie eine Urkunde aushändigen, aus der hervorgeht, dass der Anteil oder das Erbe, das die Familie erhalten hat, unter ihre private Treuhandschaft fällt. Ein etwaiger Überschuss soll von Bischof Partridge aufbewahrt und dazu genutzt werden, den Armen und Bedürftigen in der Kirche beizustehen.
Die Weihung von Eigentum soll gemäß dem Grundsatz der Entscheidungsfreiheit erfolgen, wie es in einem Brief an Bischof Partridge vom Juni 1833 erklärt wird, der von Joseph Smith, Sidney Rigdon, Frederick G. Williams und Martin Harris unterschrieben wurde: „Jeder muss selbst bestimmen, wie viel er empfangen soll und wie viel er bereit ist, der Hand des Bischofs zu überlassen. … Die Weihung muss in beiderseitigem Einverständnis erfolgen. Würde man nämlich den Bischof ermächtigen, festlegen zu können, wie viel jedem zusteht, und würde sich [jedermann] dem Urteil des Bischofs zu unterwerfen haben, so hätte der Bischof mehr Macht als ein König. Und wenn andererseits jeder selbst bestimmen dürfte, wie viel er benötigt, und wenn der Bischof diesem Urteil nicht widersprechen [dürfte], würde man Zion ins Chaos stürzen und der Bischof würde zum Sklaven werden. Es muss also ein Gleichgewicht, eine Ausgewogenheit an Macht zwischen dem Bischof und dem Volk geben, sodass Harmonie und Wohlwollen unter euch gewahrt bleiben. Diejenigen, die dem Bischof in Zion Besitz weihen und dann ein Erbteil zurückerhalten, müssen dem Bischof nachvollziehbar zeigen, dass sie genau so viel [brauchen], wie sie beanspruchen.“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 3: February 1833–March 1834, Hg. Gerrit J. Dirkmaat et al., 2014, Seite 153.)
Lehre und Bündnisse 51:15-17. Sie sollen auf diesem Land arbeiten, als sei es für Jahre
Weil Leman Copleys Glauben schwindet und er den Bund bricht, sein Land zu weihen, bewohnen die Heiligen aus Colesville seine Farm in Thompson in Ohio nur für wenige Wochen. Aus Lehre und Bündnisse 51:16 geht hervor, dass der Herr wusste, dass ihr Aufenthalt nur „für eine kurze Zeit“ sein würde. Dennoch rät er den Heiligen, dort so zu arbeiten und zu leben, als sei es für Jahre. Die meisten Heiligen aus Colesville befolgen diese Anweisungen. Während ihres kurzen Aufenthalts roden sie Land, bestellen es und fangen an, Häuser zu bauen. All dies lassen sie zurück, als Leman Copley sie seines Farmlandes verweist. Der Herr gebietet dem Zweig Colesville später, nach Missouri zu ziehen und dort mitzuhelfen, die Grundlage Zions zu legen (siehe LuB 54; 58:6,7).
Lehre und Bündnisse 51:19. Ein treuer, gerechter und weiser Treuhänder
Die Heiligen des Zweiges Colesville hatten viele Opfer gebracht, ihr Zuhause im Bundesstaat New York verlassen und waren nach Ohio gezogen, wie es der Herr geboten hatte. Kurz nach ihrer Ankunft wurden sie gewaltsam von Leman Copleys Anwesen vertrieben und mussten erneut wegziehen, diesmal westwärts in den mehr als 1400 Kilometer entfernten Kreis Jackson in Missouri. In dieser schwierigen Zeit hat die folgende Verheißung die Heiligen gewiss in ihrem Gottvertrauen bestärkt: „Und wer als treuer, als gerechter und als weiser Treuhänder befunden wird, der wird in die Freude seines Herrn eingehen und wird ewiges Leben ererben.“ (LuB 51:19.)
Im Buch Lehre und Bündnisse stehen die Begriffe Treuhänder und Treuhandschaft mit dem Gesetz der Weihung in Verbindung. Diese Begriffe beziehen sich auf Mittel und Landbesitz, die der Herr denjenigen gibt, die ihm alles mit einem Bund geweiht haben. Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt, dass auch persönliche Pflichten und Aufgaben eine Treuhandschaft sind:
„Wir leben in einer gefährlichen Zeit, in der viele glauben, dass wir vor Gott keine Rechenschaft ablegen müssen und keine Verantwortung oder Treuhandschaft uns selbst oder anderen gegenüber haben. Viele versinken in Selbstsucht, setzen die eigenen Bedürfnisse an die erste Stelle, und das Vergnügen ist ihnen wichtiger als Rechtschaffenheit. Sie sind nicht der Ansicht, dass sie ihres Bruders Hüter sind. In der Kirche jedoch glauben wir daran, dass Treuhandschaft eine heilige Pflicht ist. …
Rechenschaft und Treuhandschaft spielen in unserer Lehre eine bedeutende Rolle.
In der Kirche ist Treuhandschaft nicht auf eine vorübergehende Pflicht oder Verantwortung beschränkt. Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt: ‚Wir sind Treuhänder für unseren Körper, unsere Gedanken, unsere Familie und unser Eigentum. … Ein treuer Verwalter übt gerechte Herrschaft aus, sorgt für die Seinen und kümmert sich um die Armen und Bedürftigen.‘ [‚Welfare Services: The Gospel in Action‘, Ensign, November 1977, Seite 78.] …
Im Hinblick auf die Verantwortung gegenüber unserer Familie haben manche gesagt, wenn wir dem Erretter einst Bericht erstatten und er von uns Rechenschaft über unsere irdischen Verpflichtungen verlangt, wird er zwei wichtige Fragen stellen, die mit unseren Angehörigen zu tun haben. Die erste Frage wird unsere Beziehung zu unserem Ehepartner betreffen und die zweite ein jedes unserer Kinder. …
In unserem Bemühen, ein guter Treuhänder zu sein, folgen wir Jesus Christus nach. Wir wollen eifrig seinen Willen tun, den er uns durch seine Lehren und sein Beispiel kundgetan hat. …
Ich hoffe, dass jeder von uns allein und als Familie die Treuhandschaft überprüft, für die wir die Verantwortung tragen und über die wir Rechenschaft ablegen müssen. Ich bete, dass wir dabei erkennen, dass wir letztlich Gott Rechenschaft schuldig sind.“ („Treuhandschaft – eine heilige Pflicht“, Liahona, November 2009, Seite 91, 93f.)
Lehre und Bündnisse 52: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund
Gemäß dem Gebot des Herrn waren bis Ende Mai 1831 fast alle Mitglieder der Kirche aus den Gebieten Palmyra, Fayette und Colesville nach Ohio gezogen. Vom 3. bis zum 6. Juni 1831 fand in Kirtland eine Generalkonferenz der Kirche mit mehreren Versammlungen statt. Durch diese Konferenz ging wahrscheinlich eine Offenbarung vom Februar 1831 in der Erfüllung, in der der Herr verkündet hatte, dass „die Ältesten meiner Kirche zusammengerufen werden [sollen], aus dem Osten und aus dem Westen und aus dem Norden und aus dem Süden“ (LuB 44:1). Wenn sich die Ältesten als treu erwiesen und Glauben ausübten, wollte der Herr „[seinen] Geist über sie ausgießen“ (LuB 44:2).
Bei der Konferenz „zeigte der Herr zur völligen Zufriedenheit der Heiligen seine Macht“ (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 118, josephsmithpapers.org). Mehrere bezeugten, während der Versammlung Gott in einer Vision gesehen zu haben (siehe „The Life of Levi Hancock“, zitiert in Karl Ricks Anderson, Joseph Smith’s Kirtland: Eyewitness Accounts, 1989, Seite 107f.). Lyman Wight sagte, dass er „die sichtbaren Kundgebungen der Macht Gottes so deutlich [erlebt hatte] wie [die Menschen damals] am Pfingsttag“. Dazu gehörten „die Heilung der Kranken, das Austreiben von Dämonen, das Sprechen in unbekannten Zungen, die Gabe der Unterscheidung von Geistern und machtvolles Prophezeien“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 322). Der Geschichtsschreiber der Kirche, John Whitmer, schrieb: „Der Geist des Herrn fiel in ungewöhnlicher Weise auf Joseph. Und [Joseph] prophezeite, dass sich Johannes der Offenbarer damals unter den zehn Stämmen Israels [befinde,] um sie nach ihrer langen Zerstreuung auf ihre Rückkehr vorzubereiten.“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 2: Assigned Histories, 1831–1847, Hg. Karen Lynn Davidson et al., 2012, Seite 39.)
Darüber hinaus ordinierte der Prophet Joseph Smith auf der Konferenz einige Älteste zum Amt des Hohen Priesters. Dies waren in der wiederhergestellten Kirche die ersten Ordinierungen zum Amt des Hohen Priesters. Der Prophet verkündete: „Es war klar ersichtlich, dass der Herr uns Kraft gab, die der Arbeit entsprach, die getan werden musste, Stärke gemäß dem Lauf, der vor uns lag, und Gnade und Hilfe, wie wir sie brauchten.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 391.)
Obwohl die Mitglieder bei der Konferenz freudvolle geistige Erlebnisse hatten, schrieb John Whitmer, dass auch der Widersacher zugegen war: „Während der Herr seinen Geist auf seine Diener herabgoss, nutzte der Teufel die Chance, um seine Macht kundzutun[.] Er fesselte Harvey Whitlock …, sodass er nicht sprechen konnte.“ Der Herr offenbarte dem Propheten den Plan des Widersachers und Joseph Smith „gebot dem Teufel im Namen Christi Einhalt, woraufhin dieser zu unserer Freude und unserem Trost verschwand“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 2: Assigned Histories, 1831–1847, Seite 40f.).
Am letzten Tag der Konferenz, dem 6. Juni, empfing der Prophet Joseph Smith die Offenbarung, die heute in Lehre und Bündnisse 52 zu finden ist. Ein paar Jahre später schrieb er in einer Zeitung der Kirche, dass diese Offenbarung „durch eine Vision des Himmels“ an ihn ergangen war (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 327).
Lehre und Bündnisse 52
Der Herr gebietet einigen Führern der Kirche, nach Missouri zu reisen, und gibt ihnen ein Muster an die Hand, wie man Täuschungen vorbeugen kann
Lehre und Bündnisse 52:1-5. Das Land eures Erbteils
Als die Offenbarung, die heute in Lehre und Bündnisse 52 zu finden ist, gegeben wurde, freuten sich die Heiligen schon darauf, dass die Stadt Zion erbaut werden würde, was ja in den heiligen Schriften bereits prophezeit worden war (siehe Ether 13:3-6; LuB 28:9; Mose 7:62). In einer Offenbarung vom März 1831 verhieß der Herr, er werde den Ort kundtun, wo die Heiligen Land als Erbteil kaufen sollen (siehe LuB 48:4-6). Auf diesem Land sollten sie sich sammeln und dort die Stadt Zion, also das Neue Jerusalem, errichten. Diese Stadt sollte für die Heiligen ein Ort der Zuflucht und der Sicherheit sein (siehe LuB 45:64-71). Im Juni 1831 wies der Herr den Propheten Joseph Smith sowie Sidney Rigdon an, nach Missouri zu reisen und dort die nächste Konferenz der Kirche abzuhalten. Der Herr verhieß ihnen, er werde ihnen dort das Land ihres Erbteils offenbaren, sofern sie treu seien. Obgleich der Herr den Heiligen sagte, dass das Land derzeit von „Feinden“ bewohnt werde, verhieß er ihnen, „die Stadt [Zion] zu ihrer Zeit [zu] beschleunigen“ (LuB 52:42,43). Dass der Herr die Bewohner des Landes als „Feinde“ bezeichnete, war bereits ein Hinweis auf die Feindseligkeiten und den Widerstand, die den Heiligen seitens der Bewohner Missouris entgegengebracht werden sollten, als sich im Kreis Jackson allmählich immer mehr Mitglieder der Kirche niederließen.
Lehre und Bündnisse 52:9,10,33,34. Lehrt, was den Aposteln und Propheten offenbart worden ist
Aus Lehre und Bündnisse 52 erfahren wir, dass der Herr neben dem Propheten Joseph Smith und Sidney Rigdon 26 weitere Männer berief und als Missionare nach Missouri schickte. Sie sollten die über 1400 Kilometer lange Strecke auf unterschiedlichen Routen zurücklegen und unterwegs predigen und taufen. Der Herr wies sie an, „nichts anderes [zu] sagen, als das, was die Propheten und Apostel geschrieben haben, und das, was ihnen vom Tröster durch das Gebet des Glaubens gelehrt wird“ (LuB 52:9; siehe auch Mosia 18:18; 25:21,22). Auch die Propheten der Letzten Tage halten die Mitglieder dazu an, auf die Worte der Propheten und auf die Führung durch den Heiligen Geist zu vertrauen, wenn sie Evangeliumsgrundsätze vermitteln.
Präsident J. Reuben Clark Jr. (1871–1961) von der Ersten Präsidentschaft hat zu diesem Thema vor Seminar- und Institutslehrern in der Kirche gesprochen:
„Ihr Hauptaugenmerk [muss] darauf gerichtet sein …, einzig und allein das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu lehren, wie es in diesen Letzten Tagen offenbart worden ist, und dabei als Unterrichtsmaterial und Maßstab die heiligen Schriften der Kirche und die Worte derer zu verwenden, die Gott in diesen, den Letzten Tagen, berufen hat, sein Volk zu führen. … Sie dürfen keinesfalls Ihre eigenen Ansichten lehren, woher Sie sie auch haben und so plausibel sie auch klingen und so sehr sie Ihnen auch gefallen mögen. …
Sie dürfen auf keinen Fall irgendwelche Lehren der Kirche, wie sie in den heiligen Schriften zu finden sind und uns von denen verkündigt werden, die in unserer Zeit die Vollmacht haben, der Kirche den Sinn und Willen des Herrn zu verkündigen, ändern oder sie in eine neue Form bringen.“ (Der vorgegebene Weg des Bildungswesens der Kirche, überarbeitete Ausgabe 2004, Seite 11f.)
Lehre und Bündnisse 52:14-21. Ich werde euch in allem ein Muster geben
Während der Konferenz vom 3. bis zum 6. Juni 1831 erlebten die Ältesten der Kirche den Unterschied zwischen den Kundgebungen des Bösen und der Macht Gottes. Am letzten Konferenztag offenbarte der Herr den Ältesten ein Muster, wie sie zwischen Schwindlern und Betrügern und rechtschaffenen Dienern Gottes unterscheiden konnten (siehe LuB 52:14-21). Er nannte Beispiele für die Früchte derer, die vom Geist geführt wirken und handeln. Zusammen mit früheren Weisungen (siehe LuB 43:1-7; 46:7,8; 50:1-25) konnte diese Offenbarung die Verwirrung verringern, die unter Führern und Mitgliedern in Hinblick auf falsche Geister und befremdliche Verhaltensweisen oder Gepflogenheiten bei der Gottesverehrung herrschte. Elder Paul E. Koelliker von den Siebzigern hat gesagt:
„Im Juni 1831, als die ersten Führer der Kirche ihre Berufungen erhielten, sagte der Herr zu Joseph Smith, dass der Satan im Land umhergehe und die Nationen täusche. Er sagte weiter, er werde uns zur Bekämpfung dieser Ablenkungsmanöver ‚in allem ein Muster geben‘, damit wir nicht getäuscht werden (siehe LuB 52:14).
Ein Muster ist eine Vorlage oder Leitlinie, ein Schritt, den man wiederholt, oder ein Weg, den man beschreitet, um mit Gottes Absichten im Einklang zu bleiben. Wenn wir uns danach richten, bleiben wir demütig und wach und somit in der Lage, die Stimme des Heiligen Geistes von den Stimmen zu unterscheiden, die uns ablenken und in die Irre führen.“ („Er liebt uns wirklich“, Liahona, Mai 2012, Seite 16f.)
Lehre und Bündnisse 52:33,34. Wer treu ist, der wird erhalten bleiben und gesegnet sein
Denjenigen, die dazu berufen wurden, das Evangelium auf dem Weg nach Missouri zu verkünden, wurde verheißen, dass der Herr über sie wachen und sie „mit viel Frucht“ (LuB 52:34) segnen werde, sofern sie treu seien. Bischof Edward Partridge war einer derjenigen, die berufen wurden, Frau und Kinder zurückzulassen und sich nach Missouri zu begeben. Bischof Partridges Frau Lydia „hinterließ einen Bericht über die Umstände, unter denen ihrem Mann Edward jene Aufforderung kundgetan worden war. Ihre Kinder hatten sich allesamt bei einigen neu angekommenen Mitgliedern aus New York, die bei der Familie wohnten, mit den Masern angesteckt. Sie schrieb, ihre ‚älteste Tochter lag mit Lungenentzündung im Bett. Gerade als es ihr besonders schlecht ging, wurde mein Mann in einer Offenbarung berufen, mit einer Reihe anderer Männer nach Missouri zu ziehen, um dort einen Ort für die Sammlung der Heiligen auszuwählen. Die Ungläubigen hielten ihn für verrückt, wenn er unter diesen Umständen aufbrechen wollte. Und ich fand selbst, dass ich sehr wohl annehmen dürfe, dass meine Prüfungen jetzt erst richtig begonnen hätten, und dem war wohl auch so; doch diese Prüfung wurde, so wie alle anderen, mit einer Segnung belohnt, denn unsere Tochter wurde wieder gesund.‘ (Partridge, Genealogical Record, Seite 6.)“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 330.)
Lehre und Bündnisse 52:39,40. Gedenkt in allem der Armen und der Bedürftigen
Die Ältesten der Kirche, denen nicht geboten worden war, auf Mission zu gehen, sollten sich um die Mitglieder kümmern und insbesondere „in allem der Armen und der Bedürftigen, der Kranken und der Bedrängten [gedenken]“ (LuB 52:40). Der Herr machte klar, dass ein Merkmal des Jüngerseins darin besteht, dass man sich um die Armen und Kranken kümmert. Während seines irdischen Wirkens nahm sich der Erretter der Kranken und Bedrängten an und heilte und tröstete sie. Er diente den Armen und Bedürftigen und nährte sie sowohl in körperlicher als auch geistiger Hinsicht. Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat erklärt, was wir tun können, um der Bedürftigen zu gedenken:
„Wenn Sie gemeinsam vor dem Herrn der Armen, Bedürftigen und Bedrückten gedenken, entwickeln Sie – unbewusst, aber ganz wirklich – Liebe zu Ihren Mitmenschen, die über die Eigenliebe hinausgeht, Achtung vor anderen und den Wunsch, ihnen zu dienen und ihnen zu geben, was sie brauchen. Es ist unmöglich, Gott zu bitten, einem Mitmenschen in Not zu helfen, ohne gleichzeitig selbst darauf aus zu sein, etwas zu tun, um ihm beizustehen. …
Ich habe einen berühmten Mann vor kurzem sagen hören: ‚Ich habe den Wortlaut meiner Gebete geändert. Anstatt zu sagen: „Segne die Armen, die Kranken und die Bedürftigen“, sage ich jetzt: „Vater, zeige mir, wie ich den Armen, den Kranken und den Bedürftigen helfen kann, und bestärke mich in meinen Vorsatz.“‘“ (Teachings of Gordon B. Hinckley, 1997, Seite 457f.)
Lehre und Bündnisse 53: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund
Sidney Gilbert und Newel K. Whitney betreiben in Kirtland gemeinsam das Geschäft „N. K. Whitney and Company“. Gilbert und seine Familie gehören zu den Bekehrten, die sich in Kirtland der Kirche angeschlossen haben. Am 8. Juni 1831, also zwei Tage nach der Konferenz der Kirche, wendet sich Sidney Gilbert an den Propheten, weil er wissen möchte, was der Herr von ihm erwartet. Joseph befragt den Herrn und empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 53.
Lehre und Bündnisse 53
Der Herr beruft Sidney Gilbert, das Evangelium zu predigen und nach Missouri zu reisen
Lehre und Bündnisse 53:1-4. Von der Welt lassen
Auf Weisung des Herrn verlässt Sidney Gilbert Ende Juni 1831 Kirtland, um das Evangelium zu predigen und für die Kirche ein „Beauftragter“ (LuB 53:4) zu werden. Nach seiner Ankunft in Missouri im Sommer 1831 gründet er einen Kaufladen. Als Beauftragter für die Kirche hilft er Bischof Partridge, Land für Treuhandschaften und Gebäude der Kirche zu erwerben (siehe LuB 57:6,8). Der Herr gebietet Sidney Gilbert, „von der Welt [zu] lassen“ (LuB 53:2); er solle die Gebote halten, sein Geschäft in Kirtland zurücklassen und sich nach Missouri begeben und seine Gabe fürs Geschäftliche nutzen, um beim Aufbau des Gottesreiches im Land Zion mitzuhelfen. Das Gebot des Herrn, von der Welt zu lassen, bedeutet jedoch nicht, dass Sidney Gilbert sich von der Welt abkapseln soll. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:
„In der Kirche sagen wir oft, dass wir zwar in der Welt, aber nicht von der Welt sein wollen. …
Vielleicht müssen wir das … etwas umformulieren und zwei Ermahnungen daraus machen: Erstens: Seien Sie in der Welt. Engagieren Sie sich, informieren Sie sich! Seien Sie verständnisvoll und tolerant und wissen Sie Vielfalt zu schätzen. Geben Sie der Gesellschaft etwas. Dienen Sie und engagieren Sie sich! Zweitens: Seien Sie nicht von der Welt. Gehen Sie nicht den falschen Weg, und lassen Sie sich auf keine Kompromisse ein, wenn es um recht und unrecht geht. …
Trotz allem Schlechten in der Welt und trotz allem Widerstand gegen das Gute um uns herum dürfen wir nicht versuchen, uns selbst oder unsere Kinder völlig von der Welt fernzuhalten. Jesus hat gesagt: ‚Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig‘ oder der Hefe. (Matthäus 13:33.) Wir müssen die Welt auf eine höhere Ebene heben und allen helfen, über die Schlechtigkeit um uns herum hinauszuwachsen.“ („The Effects of Television“, Ensign, Mai 1989, Seite 80.)
Lehre und Bündnisse 54: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund
Als die Heiligen aus Colesville im Bundestaat New York im Mai 1831 in Kirtland ankommen, werden sie angewiesen, sich zu der benachbarten Ortschaft Thompson zu begeben, „weil dort ein Mann namens [Leman] Copley ein beträchtliches Stück Land besaß, das er den Brüdern zur Verfügung stellte“ (Newel Knight, zitiert in: The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 315). Copley hat zuvor zugestimmt, dass sich die Heiligen aus New York auf seinem Grundstück niederlassen, wenn sie dafür den Zustand des Grundstücks verbessern. Gleich nach ihrer Ankunft beginnen die Mitglieder des Zweiges Colesville, das Land zu bebauen und Gebäude auf der rund 300 Hektar großen Farm zu errichten. Bald darauf empfängt der Prophet Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 51, in der diejenigen, die sich in Thompson niedergelassen haben, angewiesen werden, nach dem Gesetz der Weihung zu leben.
Während sich die Heiligen nach und nach auf seinem Grundbesitz niederlassen, begibt sich Leman Copley mit anderen Missionaren nach North Union in Ohio, um das Evangelium der United Society of Believers in Christ’s Second Appearing (Vereinigte Gesellschaft derer, die an das Zweite Erscheinen Christi glauben; auch Shaker genannt) zu predigen. Hierbei handelt es sich um eine religiöse Gruppierung, zu der Leman Copley gehört hat, ehe er sich der Kirche angeschlossen hat (siehe LuB 49). Die Mission verläuft erfolglos, und Copley beginnt, an seinem Zeugnis von der Botschaft der wiederherstellen Kirche zu zweifeln. Später beratschlagt er mit Ashbel Kitchell, dem Führer der Shaker, und gemeinsam kehren sie zu Copleys Farm zurück und fordern die Heiligen auf, das Grundstück zu verlassen. Leman Copley bricht den Bund, den er mit dem Herrn geschlossen hatte, nämlich seine Farm zu weihen. Joseph Knight Jr. zufolge haben die Heiligen den Zustand der Farm in der kurzen Zeit, in der sie dort gewohnt haben, zwar verbessert, doch „mussten wir seine [Copleys] Farm verlassen und 60 US-Dollar Schadenersatz zahlen“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 335). Da sie nicht wissen, was sie tun sollen, suchen Newel Knight und weitere Älteste aus der Colesville-Gruppe den Propheten auf, um Weisung zu erhalten. Joseph Smith befragt den Herrn am 10. Juni 1831 und empfängt die Offenbarung, die heute in Lehre und Bündnisse 54 zu finden ist.
Lehre und Bündnisse 54
Der Herr weist die Heiligen aus Colesville an, Ohio zu verlassen und sich nach Missouri zu begeben
Lehre und Bündnisse 54:3-6. Ein gebrochener Bund ist ohne Wirkung
Leman Copleys Entscheidung, die Mitglieder des Zweiges Colesville von seinem Land zu vertreiben, ging Hand in Hand mit seinem Entschluss, den von ihm eingegangenen heiligen Bund zu brechen, durch den er seinen Besitz dem Herrn geweiht hatte. Auch die Heiligen aus New York waren den Bund eingegangen, alles zu weihen, was sie besaßen (siehe LuB 51). Leider hatte Copleys Bundesbruch dazu geführt, dass die Heiligen aus Colesville ihren Bund nun nicht mehr halten konnten, weshalb der Herr verkündete, der Bund sei „nichtig geworden und ohne Wirkung“ (LuB 54:4). Darüber hinaus wies der Herr auf ernste Konsequenzen für diejenigen hin, die ihre Bündnisse brechen, und verhieß denjenigen Barmherzigkeit, die ihre Bündnisse halten (siehe LuB 54:5,6).
Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, wie wichtig es ist, Bündnisse zu schließen und zu halten:
„Nur Menschen, die Bündnisse eingehen und halten, können die höchsten Segnungen des celestialen Reiches für sich beanspruchen. Ja, wenn wir über das Halten von Bündnissen sprechen, sprechen wir darüber, weshalb wir in erster Linie hier auf der Erde sind.
Ein Bündnis ist ein bindender Vertrag, im geistigen Sinne ein feierliches Versprechen an Gott, unseren Vater, dass wir auf eine bestimmte Weise leben, denken und handeln werden – auf die Weise seines Sohnes, des Herrn Jesus Christus. Dafür verheißen uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist die gesamte Herrlichkeit des ewigen Lebens. …
Wenn wir in unserer Berufung wirklich vorankommen möchten, wenn wir jeden Beistand, jede Gunst und jede Segnung vom Vater erlangen möchten, wenn wir möchten, dass sich die Schleusen des Himmels öffnen, damit wir die Macht des Göttlichen empfangen können, müssen wir unsere Bündnisse halten!“ („Halten Sie Ihre Bündnisse: Eine Botschaft an alle, die auf Mission gehen“, Liahona, Januar 2012, Seite 48ff.)
Lehre und Bündnisse 54:7-10. Darum geht nun daran und flieht aus dem Land
Nachdem sie einen Monat zuvor ihr Zuhause in New York verlassen hatten, standen die Mitglieder des Zweiges Colesville nun wieder ohne Bleibe da. Als Antwort in dieser Sache gebot ihnen der Herr ein weiteres Mal, weiterzuziehen – diesmal in das über 1400 Kilometer entfernte Missouri. Obwohl es für die Gruppe von mehr als 60 treuen Mitgliedern schwer war, forderte der Herr die Heiligen auf, „in Drangsal [geduldig zu sein], bis ich komme“, und verkündete: „Siehe, ich komme schnell, und mein Lohn kommt mit mir.“ (LuB 54:10.) Die Heiligen aus Colesville befolgten das Gebot des Herrn. Sie wurden von Newel Knight aus Ohio geführt und kamen Ende Juli 1831 in Independence in Missouri an. Sie gehörten zu den ersten Heiligen der Letzten Tage, die sich im Land Zion sammelten.
Lehre und Bündnisse 55: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund
Während sich der Prophet Joseph Smith darauf vorbereitet, im Juni 1831 nach Missouri zu reisen, kommt William W. Phelps aus Canandaigua im Bundesstaat New York in Kirtland in Ohio an. Phelps hat Erfahrungen als Zeitungsredakteur, Autor und Drucker. Im April 1830 hat er von Parley P. Pratt ein Exemplar des Buches Mormon gekauft. Er liest das Buch Mormon, vergleicht es mit der Bibel und beschließt, sich der Kirche anzuschließen. Später schreibt er: „Obwohl ich mich physisch erst im … Juni 1831 durch die Taufe dieser Kirche angeschlossen habe, war mein Herz doch schon seit jener Zeit dabei, da ich das Buch Mormon kennenlernte.“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 337.) Nachdem William Phelps mit Frau und Kindern in Kirtland angekommen ist, wendet sich der Prophet an den Herrn, um herauszufinden, was dieser für William Phelps vorgesehen hat, und erhält die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 55. Kurz nachdem der Prophet am 14. Juni 1831 diese Offenbarung erhalten hat, lässt sich William W. Phelps taufen und wird zum Ältesten ordiniert. Bald darauf begibt er sich zusammen mit dem Propheten nach Missouri, wo er sich niederlässt und mit der Arbeit beginnt, zu der er berufen worden ist.
Lehre und Bündnisse 55
Der Herr gibt William W. Phelps Anweisungen hinsichtlich seiner Berufung
Lehre und Bündnisse 55:4. Die Arbeit für das Drucken und für die Auswahl und das Schreiben von Büchern
William W. Phelps ist ein Beispiel dafür, wie der Herr Menschen darauf vorbereitet, sein Reich aufzubauen, wenn sie bereit sind, ihm nachzufolgen. Der Herr berief William Phelps dazu, seine Talente und Erfahrungen als Autor, Redakteur und Herausgeber einzusetzen und Oliver Cowdery „bei der Arbeit für das Drucken und für die Auswahl und das Schreiben von Büchern für die Schulen in dieser Kirche“ (LuB 55:4) zur Seite zu stehen. William Phelps schrieb so manches für die Kirche; er gab Schriftstücke der Kirche heraus und druckte sie. In Missouri druckte er das Buch der Gebote und die erste Zeitung der Kirche, The Evening and the Morning Star. Später arbeitete er an der Veröffentlichung des Buches Lehre und Bündnisse aus dem Jahr 1835 mit und auch am Druck des ersten Gesangbuchs der Kirche. Außerdem verfasste er den Text so mancher Kirchenlieder der Heiligen der Letzten Tage, etwa „Der Geist aus den Höhen“, „Preiset den Mann“ und „Herr, unser Erlöser“.
Lehre und Bündnisse 56: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund
Ezra Thayre gehört zu denjenigen, die sich früh zum wiederhergestellten Evangelium bekehren. Nach seinem Umzug von New York nach Kirtland in Ohio erhält Bruder Thayre die Anweisung, gemeinsam mit Joseph Smith Sr. auf der Farm von Frederick G. Williams, der damals gerade eine Mission in Missouri erfüllt, zu leben und zu arbeiten. Am 6. Juni 1831 beruft der Herr Thomas B. Marsh und Ezra Thayre, sich nach Missouri zu begeben und unterwegs das Evangelium zu predigen (siehe LuB 52:22). Neun Tage später ist Bruder Marsh bereit, gemeinsam mit weiteren Ältesten nach Missouri zu reisen. Ezra Thayre ist hingegen nicht bereit, sodass Thomas Marsh nun keinen Mitarbeiter hat. Daraufhin wendet sich Bruder Marsh an den Propheten Joseph Smith, um zu erfahren, was er tun soll. Der Prophet befragt den Herrn am 15. Juni 1831 und empfängt die in Lehre und Bündnisse 56 aufgezeichnete Offenbarung. Es ist nicht klar, was Ezra Thayre davon abgehalten hat, auf Mission zu gehen. In der Offenbarung an Joseph Smith gebietet der Herr Ezra Thayre jedoch, „von seinem Stolz und von seiner Selbstsucht um[zu]kehren und dem früheren Gebot [zu] gehorchen“, das in einer Offenbarung bezüglich seiner Aufgaben auf Frederick G. Williamsʼ Farm gegeben worden ist (LuB 56:8). Außerdem heißt es in der Offenbarung, dass „auf dem Land [von Williams] keine Teilungen vorgenommen werden sollen“ (LuB 56:9). Möglicherweise hat Ezra Thayre einen Teil der Schulden beglichen, die auf dem Grundstück lasteten, und dann einen Rechtsanspruch auf einen Teil der Farm erhoben. Vielleicht hat Thayres Sorge um seine finanzielle Lage ihn davon abgehalten, zusammen mit Thomas B. Marsh die Mission in Missouri anzutreten. (Siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 309–314, 339f.)
Lehre und Bündnisse 56
Der Herr widerruft Ezra Thayres Missionsberufung und warnt die Heiligen vor Habgier und Stolz
Lehre und Bündnisse 56:4-7. Ich, der Herr, gebiete und widerrufe, wie es mir gut scheint
Gott kann Gebote verkünden und widerrufen, doch er respektiert stets unsere Entscheidungsfreiheit und erlaubt uns, selbst zu entscheiden, ob wir seine Gebote befolgen wollen oder nicht. Wenn wir die Gebote des Herrn nicht befolgen, zieht er uns dafür zur Rechenschaft. Denk darüber nach, inwiefern die folgenden Beispiele die Aussage widerspiegeln: „[Ich, der Herr,] gebiete und widerrufe, … wie es mir gut scheint“ (LuB 56:4): Weil Ezra Thayre es zulässt, dass weltliche Belange ihn davon abhalten, seine Mission zu erfüllen, widerruft der Herr dessen Berufung und beruft für Thomas B. Marsh einen anderen Mitarbeiter (siehe LuB 56:5,8). Der Herr gebietet den Heiligen aus Colesville, sich in Thompson in Ohio niederzulassen, doch weil Leman Copley seine Vereinbarung bricht und die Heiligen nicht auf seiner Farm leben lässt, gebietet der Herr ihnen, nach Missouri zu ziehen (siehe LuB 54:7,8). Newel Knight wird auf Mission berufen (siehe LuB 52:32), doch der Herr widerruft diese Berufung und fordert ihn auf, die Heiligen aus Colesville weiterhin zu führen und nach Missouri zu begleiten, damit sie sich dort ansiedeln können (siehe LuB 54, Einleitung; LuB 54:2,7,8). Der Herr widerruft das Gebot an Newel Knight, zusammen mit Selah Griffin das Evangelium zu verkünden, und gebietet stattdessen Bruder Griffin, Thomas B. Marsh nach Missouri zu begleiten (siehe LuB 56:5,6).
Lehre und Bündnisse 56:14-18. Es gibt viel, was ihr tun müsst und wovon ihr umkehren müsst
Der Herr weist die Heiligen auf Sünden hin, die sie davon abgehalten haben, nach dem Gesetz der Weihung zu leben, und von denen sie umkehren müssen. Anstatt nach dem Willen des Herrn zu trachten und seine Kirche und sein Reich auf Gottes Weise aufzubauen, ging es ihnen nur um den eigenen Willen.
Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Ein reines Herz zeugt von einer reinen Seele. Es sind diejenigen, denen in den Wassern der Taufe die Sünden vergeben worden sind und die sich durch ihre Lebensführung nach der Taufe die Sündenvergebung bewahrt haben; deren Sünden durch die Macht des Heiligen Geistes wie durch Feuer aus ihrer Seele gebrannt worden sind. Es sind gottesfürchtige, rechtschaffene Seelen, die aufgrund ihrer Reinheit andere reine Wesen, unter denen der Herr der Reinheit der Höchste ist, sehen dürfen und mit ihnen Kontakt haben können.“ (A New Witness for the Articles of Faith, 1985, Seite 492.)