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Kapitel 21: Lehre und Bündnisse 57 und 58


Kapitel 21

Lehre und Bündnisse 57 und 58

Einführung und zeitlicher Überblick

Auf das Gebot des Herrn hin, eine Konferenz der Kirche in Missouri abzuhalten (siehe LuB 52:2-5), reisen der Prophet Joseph Smith und mehrere andere etwa 1400 Kilometer von Ohio nach Missouri. Am 20. Juli 1831, ein paar Tage nach seiner Ankunft im Kreis Jackson in Missouri, erhält Joseph Smith die Offenbarung, die heute in Lehre und Bündnisse 57 steht. In dieser Offenbarung erklärt der Herr, dass Independence in Missouri das Zentrum der Stadt Zion mit ihrem Tempel sein soll, und gibt mehreren Personen Anweisungen zu ihrer Aufgabe beim Aufbau Zions.

Am 1. August 1831 – nicht einmal zwei Wochen nachdem Joseph Smith die Offenbarung empfangen hat, in der Independence als Zentrum Zions bezeichnet wird – wenden sich einige Mitglieder der Kirche an ihn, weil sie den Willen des Herrn in Bezug auf ihre Mitarbeit beim Aufbau Zions erfahren möchten. Als Antwort gibt der Herr die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 58. In dieser Offenbarung teilt der Herr den Heiligen Grundsätze mit, auf deren Grundlage die Stadt Zion errichtet werden soll, darunter Gehorsam gegenüber den Geboten, Treue in Drangsal, der Gebrauch ihrer Entscheidungsfreiheit, um Rechtschaffenheit zustande zu bringen, sowie Umkehr und Vergebung.

14. Juli 1831Joseph Smith und seine Begleiter kommen im Kreis Jackson in Missouri an.

20. Juli 1831Lehre und Bündnisse 57 wird empfangen.

Ende Juli 1831Die Heiligen aus Colesville und mehrere Älteste kommen im Kreis Jackson an.

1. August 1831Lehre und Bündnisse 58 wird empfangen.

2./3. August 1831Im Kreis Jackson wird Land für die Errichtung Zions geweiht und in Independence wird ein Grundstück für den Tempel geweiht.

Lehre und Bündnisse 57: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat sich zu Zion wie folgt geäußert: „Die Errichtung Zions ist eine Sache, die dem Gottesvolk zu allen Zeiten am Herzen gelegen hat, ein Gegenstand, von dem Propheten, Priester und Könige mit besonderer Freude gesprochen haben.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 203.) Auch viele Mitglieder aus der Anfangszeit der Kirche warten sehnsüchtig auf die Errichtung Zions. Im Rahmen der Wiederherstellung offenbart der Herr den Heiligen schrittweise, wie und wo die Stadt Zion in den Letzten Tagen auf der Erde errichtet werden soll. Beispielweise erfahren die Heiligen aus dem Buch Mormon, dass sich die Stadt Zion, also das Neue Jerusalem, auf dem amerikanischen Kontinent befinden wird (siehe 3 Nephi 20:22; 21:23,24; Ether 13:2-10).

In einer Offenbarung im September 1830 tut der Herr kund, dass er den genauen Standort der Stadt Zion zu diesem Zeitpunkt nicht offenbare, dass sie sich jedoch „an der Grenze bei den Lamaniten“ (LuB 28:9) befinden werde. Als der Prophet Joseph Smith im Dezember 1830 an der inspirierten Übersetzung der Bibel arbeitet, erfährt er, dass der Herr sein Volk in der schwierigen Zeit der Letzten Tage bewahren und in der heiligen Stadt Zion sammeln wird (siehe Mose 7:60-62). Am 9. Februar 1831 tut der Herr kund, dass er „zu der von [ihm] selbst bestimmten Zeit“ offenbaren werde, „wo das Neue Jerusalem erbaut werden soll“ (LuB 42:62). Nur einen Monat später erhält der Prophet eine Offenbarung, in der darauf hingewiesen wird, dass Zion in einer schlechten Welt „ein Land des Friedens, eine Stadt der Zuflucht, ein Ort der Sicherheit“ sein werde (LuB 45:66,67). Die Spannung der Heiligen hinsichtlich Zions steigt, als der Herr im Juni 1831 gebietet, dass die nächste Konferenz der Kirche „in Missouri stattfinden soll, in dem Land, das ich meinem Volk … weihen werde“ (LuB 52:2). In der gleichen Offenbarung verheißt der Herr, er werde „das Land [ihres] Erbteils“ offenbaren, wenn Joseph Smith und Sidney Rigdon treu bleiben (LuB 52:5).

Auf das Gebot des Herrn hin, eine Konferenz der Kirche in Missouri abzuhalten, verlässt der Prophet Joseph Smith mit einigen Reisegefährten am 19. Juni 1831 Kirtland und bricht dorthin auf. Des Weiteren beruft der Herr eine Reihe von Priestertumsträgern, sich jeweils zu zweit nach Missouri zu begeben und unterwegs das Evangelium zu verkünden (siehe LuB 52:7-10,22-33; 56:5-7). Nach einer Reise von gut 1400 Kilometern kommen der Prophet und seine Begleiter am 14. Juli 1831 zuerst in Independence im Kreis Jackson in Missouri an. Dort stoßen Oliver Cowdery, Peter Whitmer Jr. und Ziba Peterson hinzu, die im Herbst 1830 als Missionare dazu berufen worden waren, den Lamaniten das Evangelium zu predigen (siehe LuB 28:8; 30:5-8; 32:2,3). Bei diesen Missionaren befindet sich auch ein Neubekehrter namens Frederick G. Williams, der Oliver Cowdery gebeten hatte, sie auf ihrer Reise begleiten zu dürfen.

Laut der von Joseph Smith verfassten Geschichte der Kirche verbringt der Prophet nach seiner Ankunft in Independence einige Zeit damit, sich Gedanken über die Errichtung Zions und über die Lage der Indianer jenseits der Grenze von Missouri zu machen. Dabei fragt er sich: „Wann wird die Wildnis blühen wie die Rose; wann wird Zion in seiner Herrlichkeit erbaut werden und wo soll dein Tempel stehen, zu dem alle Nationen in den Letzten Tagen kommen werden?“ (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 127, josephsmithpapers.org.) Daraufhin empfängt der Prophet Joseph Smith am 20. Juli 1831 die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 57.

Karte 8: Die Bundesstaaten Missouri, Illinois und Iowa in den Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 57

Der Herr offenbart, wo Zion errichtet werden soll, und gibt mehreren Personen Anweisungen in Bezug auf ihre Aufgabe bei der Errichtung Zions

Lehre und Bündnisse 57:1-3. Der Herr verkündet den Standort der Stadt Zion

Als Antwort auf die Frage Joseph Smiths offenbarte der Herr, dass Independence im Kreis Jackson das „Land der Verheißung und der Ort für die Stadt Zion“ sei (LuB 57:2). Der Ort für die Stadt Zion lag direkt unterhalb einer Biegung im Fluss Missouri und etwa 16 Kilometer östlich der Grenze zwischen Missouri und dem Indianerterritorium (heutzutage verläuft hier die Grenze zwischen den Bundesstaaten Missouri und Kansas). Seit dem sogenannten Louisiana-Kauf im Jahre 1803 gehörte das Gebiet, das Missouri und weitere umliegende Bundesstaaten umfasst, zu den Vereinigten Staaten. Nach dem Landkauf zogen neue Siedler (hauptsächlich aus den südlichen Staaten) nach Missouri. 1821 wurde Missouri ein Bundesstaat, und 1826 gründete die gesetzgebende Versammlung des Bundesstaates den Kreis Jackson. Die neu gegründete Stadt Independence wurde der Verwaltungssitz. Sie lag an einer Handelsroute, dem sogenannten Santa Fe Trail. Zur Zeit dieser Offenbarung hatte der Kreis Jackson nur einige hundert Einwohner und ein paar öffentliche Gebäude, darunter das Amtsgericht.

Lehre und Bündnisse 57:3. Independence ist das Zentrum

Als der Herr den Kreis Jackson in Missouri als den Ort festlegte, wo die Stadt Zion errichtet werden sollte, machte er klar, dass die Stadt Independence „das Zentrum“ sein werde (LuB 57:3). Dies bezieht sich zum Teil auch auf die Rolle, die Zion, dem Neuen Jerusalem, als einer der beiden Hauptstädte (Jerusalem ist die andere) während des Millenniums im Reich des Herrn zufallen sollte (siehe Joseph Fielding Smith, Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, 1955, 3:71). Von diesem Ort aus wird der Herr selbst die Angelegenheiten und Maßnahmen seines Reiches leiten.

Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat betont, wie wichtig Zion als „Zentrum“ ist, und sich dazu wie folgt geäußert: „Israel soll sich in allen Ländern in den Pfählen Zions sammeln. Jedes Land soll für diejenigen, die bestimmt sind, dort zu leben, ein Zion sein. Die Fülle des Evangeliums soll allen Heiligen in allen Ländern zukommen. Keine Segnung soll ihnen versagt werden. Tempel sollen entstehen, in denen sämtliche heiligen Handlungen des Hauses Gottes vollzogen werden können. Doch es gibt einen zentralen Ort, an dem der bedeutendste Tempel stehen wird, einen Ort, wohin der Herr kommen wird, einen Ort, von dem das Gesetz ausgehen soll, um die ganze Erde zu regieren. … Dieser zentrale Ort ist der, den man heute Independence im Kreis Jackson nennt. Eines Tages wird er jedoch das Zion unseres Gottes sein und die heilige Stadt seines Volkes. Das Grundstück ist ausgewählt, der Ort ist bekannt, der Beschluss wurde erlassen, und die verheißene Bestimmung ist sicher.“ (A New Witness for the Articles of Faith, 1985, Seite 595.)

Gerichtsgebäude in Independence in Missouri

Das historische Amtsgericht in Independence wurde an der Stelle eines früheren, zweistöckigen Gerichtsgebäudes aus Backstein erbaut, 800 Meter östlich des Tempelgrundstücks. Der Herr erwähnte es in einer Offenbarung (siehe LuB 57:3).

Lehre und Bündnisse 57:3. Ein Platz für den Tempel

Als der Herr den Ort für die Stadt Zion offenbarte, verkündete er auch, dass der Platz für den Tempel „westlich davon [liegt], auf einem Grundstück nicht weit vom Gerichtsgebäude“ (LuB 57:3). In den Letzten Tagen wird dieser Tempel vor dem Zweiten Kommen Jesu Christi erbaut werden. Elder Bruce R. McConkie hat die Bedeutung des Tempels, der in Independence errichtet werden wird, hervorgehoben: „Was den Tempel betrifft, zu dem in den Letzten Tagen alle Nationen kommen werden: Er wird vor dem Zweiten Kommen im Neuen Jerusalem errichtet werden, und dies alles wird Teil jener vorbereitenden Vorgänge sein, durch die ein Volk für die Rückkehr seines Herrn bereitgemacht wird.“ (A New Witness for the Articles of Faith, Seite 595.)

Flurplan der Stadt Zion

Der Flurplan der Stadt Zion wurde auf Weisung des Propheten Joseph Smith erstellt und im Juni 1833 zusammen mit den Plänen des Architekten für den ersten Tempel in Zion an die Heiligen in Missouri gesandt.

Ungefähr zwei Jahre nachdem der Prophet Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 57 empfangen hatte, erhielt er eine zusätzliche Offenbarung bezüglich der genauen Stelle, wo der Tempel errichtet werden sollte. 1833 hatte der Prophet einen Flurplan der Stadt Zion zeichnen lassen, auf dem eine Tempelanlage mit 24 Gebäuden zu sehen ist, die nebeneinander in Independence gebaut werden sollten. (Siehe History of the Church, 1:357ff.) Die Sammlung in Zion und die Errichtung der Stadt Zion, des Neuen Jerusalems, wird laut dem Herrn „am Platz des Tempels“ beginnen (LuB 84:4).

Lehre und Bündnisse 57:4,5. Es ist Weisheit, dass die Heiligen das Land kaufen

In einer früheren Offenbarung hatte der Herr den Heiligen geboten, alles Geld zu sparen, das sie in Rechtschaffenheit sparen konnten, damit sie bereit waren, in Zion Grundstücke zu kaufen, wenn ihnen der Herr den Ort offenbarte (siehe LuB 48:4,5). Nachdem er den Standort Zions offenbart hatte, wies der Herr die Ältesten an, „das ganze Gebiet westlich davon, ja, bis an die Linie, die unmittelbar zwischen den Juden und den Andern verläuft“, zu kaufen (LuB 57:4). Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat erklärt, dass mit der Linie, die unmittelbar zwischen den Juden und den Andern verläuft, „die Linie gemeint ist, die die Lamaniten [die amerikanischen Ureinwohner] von den Siedlern im Kreis Jackson trennte. Zu jener Zeit hatte die Regierung der Vereinigten Staaten den Indianern das Land westlich des Missouri gegeben, nur um es ihnen später wieder wegzunehmen. Die Lamaniten, die ja Israeliten sind, wurden hier als Juden bezeichnet, und die Andern waren diejenigen, die östlich des Flusses lebten und von denen viele mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren.“ (Church History and Modern Revelation, 1953, 1:206.)

Damals eigneten sich viele Siedler im Westen der Vereinigten Staaten ihr Land einfach dadurch an, dass sie es besetzten. Sie ließen sich also mit der Absicht, ihren Anspruch später beim Amtsgericht eintragen zu lassen, auf einem noch unbewohnten Grundstück nieder. Als die Offenbarung im Sommer 1831 gegeben wurde, war das meiste Land, das die Heiligen auf Weisung des Herrn kaufen sollten, bereits von Siedlern beansprucht worden. Somit mussten die Heiligen ihnen die Grundstücke abkaufen. Getreu dem Gebot des Herrn, Grundstücke zu kaufen, erwarb Bischof Edward Partridge im Dezember 1831 von Jones Hoy Flournoy 63 Morgen (fast 16 Hektar) Land (siehe Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Schüler, Seite 125). Dieses Grundstück wurde Tempelgrundstück genannt, weil es das Land umfasste, das der Herr für den Tempel vorgesehen hatte.

Lehre und Bündnisse 57:7-16. Der Herr beauftragt Einzelne, sich im Land Zion anzusiedeln, und erteilt ihnen Weisung hinsichtlich ihrer Rolle beim Aufbau Zions

In Lehre und Bündnisse 57:7-16 wies der Herr mehrere Älteste an, sich im Kreis Jackson in Missouri „anzusiedeln“. Diese Wortwahl deutet an, dass der Herr vorhatte, dass die Männer im Kreis Jackson verbleiben, das Gebiet erschließen und es zu ihrer neuen Heimat machen sollten. Dieses Gebot mag für manche von ihnen ein Schock gewesen sein, denn als sie einen Monat zuvor von Ohio aufgebrochen waren, hatten sie nicht gewusst, dass sie in Missouri bleiben sollten.

Luftaufnahme von Independence in Missouri

Luftaufnahme des heutigen Independence in Missouri. Darauf ist ein Teil des Landes zu sehen, das 1831 von den Heiligen für die spätere Stadt Zion und den Tempel gekauft worden war (siehe LuB 57:4-6).

Das Gebot, in Missouri zu bleiben, war nicht einfach. Wer bleiben sollte, musste sich darum kümmern, dass die Familie aus Ohio nachkam, und musste sich im amerikanischen Grenzland eine neue Existenz aufbauen. Bischof Edward Partridge schrieb seiner Frau Lydia einen Brief, in dem er ihr „mitteilte, dass er diesen Sommer nicht nach Ohio zurückkehren werde. Er bat sie stattdessen, mit den fünf Töchtern zu ihm ins Grenzgebiet von Missouri zu kommen. Doch anstatt im Herbst zu ihnen zurückkehren zu können, um ihnen beim Umzug zu helfen, schrieb er weiter: ‚Bruder Gilbert oder ich müssen hier bleiben, um die Verkäufe im Dezember zu beaufsichtigen. Da ich nicht weiß, ob er bis dahin zurückkehren kann, halte ich es für ratsam, entgegen meiner Erwartungen fürs Erste hier zu bleiben.‘ Er führte seiner Frau auch vor Augen, was sie erwarten würde, sobald sie ihm nach Missouri folgte: ‚Wir werden leiden und hier für einige Zeit viel entbehren müssen, woran du und ich seit Jahren nicht gewöhnt sind.‘ [Brief vom 5. August 1831, Edward Partridge letters, 1831–1835, Historisches Archiv der Kirche.] … Bereitwillig gehorchte Lydia Partridge der Offenbarung, packte ihr Hab und Gut und reiste mit den fünf Töchtern nach Westen an einen Ort, den sie nie zuvor gesehen hatte.“ (Sherilyn Farnes, „A Bishop unto the Church“, in: Revelations in Context, Hg. Matthew McBride und James Goldberg, 2016, Seite 79f., history.lds.org.)

Lehre und Bündnisse 58: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

In der zweiten Julihälfte 1831 kommen im westlichen Missouri nach und nach einige der Ältesten, die unterwegs das Evangelium verkündet haben, und auch die Mitglieder des Zweiges Colesville an. Die Neuankömmlinge haben dort zum Teil eine blühende Gemeinschaft von Neubekehrten erwartet und sind enttäuscht von dem, was sie vorfinden. Oliver Cowdery, Ziba Peterson, Peter Whitmer Jr. und Frederick G. Williams erreichen im Januar 1831 die damalige Außengrenze der Vereinigten Staaten in Missouri. Sie fangen an, bei den Indianern missionarischen Erfolg zu haben, doch da sie keine ordnungsgemäße Genehmigung eingeholt haben, sich im Reservat aufzuhalten, und weil sich ihnen örtliche Vertreter der Indianer und Geistliche entgegenstellen, sehen sich die Missionare gezwungen, das Reservat wieder zu verlassen. Nach der Vertreibung aus dem Indianerterritorium im Februar 1831 predigen die Missionare den weißen Siedlern im Kreis Jackson. Obwohl die Missionare hart arbeiten, schließen sich bis zu dem Zeitpunkt, da der Prophet Joseph Smith und die Ältesten im Juli 1831 in Missouri eintreffen, nicht einmal zehn Bekehrte der Kirche an. Statt einer geordneten Siedlung, die groß genug ist, die eintreffenden Heiligen aufzunehmen, finden die Ankömmlinge eine kleine Grenzgemeinde vor, deren Land größtenteils noch unerschlossen ist (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Hg. Matthew C. Godfrey et al., 2013, Seite 12).

Damals kommt es auch zwischen dem Propheten Joseph Smith und Bischof Edward Partridge zu einer Meinungsverschiedenheit über das Land, das für die Heiligen angekauft werden soll. Bischof Partridge ist der Ansicht, dass andere Landparzellen statt derer gekauft werden sollen, die der Prophet ausgesucht hat (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Seite 12f.). Unter diesen Umständen und mit der Aussicht, Zion errichten zu sollen, empfängt der Prophet die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 58.

Lehre und Bündnisse 58:1-13

Der Herr legt den Ältesten ans Herz, in Drangsal treu zu bleiben

Lehre und Bündnisse 58:1-13. Das Vorherwissen Gottes

Während einige Älteste ihren Unmut darüber bekundeten, was sie in Missouri vorfanden, waren viele der kurz zuvor eingetroffenen Heiligen aus Colesville und mehrere andere Älteste eifrig bemüht, herauszufinden, was sie tun konnten, um Zion zu errichten. Bevor der Herr den Neuankömmlingen die genauen Anweisungen gab, um die sie gebeten hatten, prophezeite er das Schicksal Zions und der Heiligen. In dieser Prophezeiung erklärte der Herr den Heiligen, dass sie Drangsal erleben würden, doch er versprach ihnen auch, wenn sie „in Drangsal treu“ blieben, werde ihr Lohn „im Himmelreich … umso größer“ sein (LuB 58:2). Der Herr erklärte den Heiligen weiterhin, dass ihnen „die Ehre zuteilwerde, die Grundlage [Zions] zu legen“ (LuB 58:7). Damit deutete er an, dass die Vollendung Zions nicht zu ihren Lebzeiten geschehen werde, sondern erst in unbestimmter Zukunft.

Tempelgrundstück in Independence in Missouri

Aufnahme des Gebiets in Independence in Missouri, welches der Prophet Joseph Smith im August 1831 für die Errichtung eines Tempels in den Letzten Tagen weihte. Heute wird dieser Platz vielfach als Bauplatz des Tempels bezeichnet.

Elder Orson F. Whitney (1855–1931) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat das Vorherwissen des Herrn bezüglich der Errichtung Zions so beschrieben:

„Bei allen Ereignissen gilt: Was eintritt, muss schon vorhergesehen worden sein. Das göttliche Vorherwissen erstreckt sich auf alles, was mit dem Werk des Herrn verbunden ist. Als er seinem Volk gebot, das Neue Jerusalem aufzubauen, wusste er, wie viel oder wie wenig sie in dieser Hinsicht schaffen könnten – er wusste dies vorher genau so, wie er es auch nachher wusste. So etwas wie Überraschung oder Enttäuschung seinerseits ist unvorstellbar. Ein allwissendes, allmächtiges Wesen, das ‚Millionen Erden gleich dieser‘ [Mose 7:30] erschaffen, bevölkert, erlöst und verherrlicht hat, kann nicht von irgendetwas überrascht werden, was auf unserem kleinen Planeten geschieht. …

Der Allwissende wusste bereits im Voraus, was diese Zionsgründer tun oder lassen würden, und er formte seine Pläne entsprechend aus. Offenbar war die Zeit für Zions Erlösung noch nicht reif. Die Heiligen waren noch nicht bereit, das Neue Jerusalem zu errichten.“ (Saturday Night Thoughts: A Series of Dissertations on Spiritual, Historical, and Philosophic Themes, 1921, Seite 187.)

Lehre und Bündnisse 58:3. Mit euren natürlichen Augen könnt ihr zur gegenwärtigen Zeit die Absicht eures Gottes nicht sehen

Manche Mitglieder in den Anfangstagen der Kirche hatten damals ihre eigene Vorstellung von der Errichtung Zions. Viele gingen davon aus, dass das Zweite Kommen Jesu Christi unmittelbar bevorstehe. Aus diesem Grund meinten einige von ihnen wohl, die Errichtung Zions und der Bau des Tempels würden rasch und ohne größere Schwierigkeiten vonstattengehen. Allerdings wies der Herr die Heiligen darauf hin: „Mit euren natürlichen Augen könnt ihr zur gegenwärtigen Zeit die Absicht eures Gottes in Bezug auf das, was später noch geschehen wird, nicht sehen.“ (LuB 58:3.) Der Herr klärte die Heiligen weiter darüber auf, dass sie Drangsal ausgesetzt sein würden, doch er verhieß ihnen, wenn sie treu blieben, würden sie schließlich „mit viel Herrlichkeit gekrönt“ werden (siehe LuB 58:3-6). In gleicher Weise haben auch wir mitunter vorgefasste Meinungen, die nicht Gottes Plan entsprechen. Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat den Schriftsteller C. S. Lewis zitiert, der sich dazu geäußert hat, dass wir nicht immer verstehen, was Gott für uns vorgesehen hat:

„C. S. Lewis beschreibt in seinem Buch Mere Christianity [Pardon, ich bin Christ] gleichnishaft unsere Beziehung zu Gott, wodurch wir besser verstehen können, weshalb der einzige Weg, wie wir geistig wachsen können, darin besteht, dass wir uns dem göttlichen Willen unterwerfen:

‚Stellen Sie sich vor, Sie sind ein lebendiges Haus. Nun kommt Gott und will das Haus neu erbauen. Anfangs verstehen Sie vielleicht noch, was er da tut. Er bringt die Dachrinnen in Ordnung und dichtet das Dach ab und dergleichen. Das alles überrascht Sie nicht; Sie wussten ja, dass das mal nötig war. Doch dann fängt er plötzlich an, an dem Haus herumzuhämmern, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht und Sie sich überhaupt keinen Reim darauf machen können. Was in aller Welt hat er denn vor? Die Erklärung ist, dass er ein ganz anderes Haus baut, als Sie sich vorgestellt haben. Hier baut er einen neuen Flügel an, dort setzt er ein weiteres Stockwerk auf; er baut Türme und legt Innenhöfe an. Sie dachten, er würde ein hübsches kleines Häuschen aus Ihnen machen; er aber baut einen Palast.‘ [C. S. Lewis, „Pardon, ich bin Christ“, Brunnen-Verlag, 2014, Seite 219.]“ („The Value of Home Life“, Ensign, Februar 1972, Seite 5.)

Neben seinem Wunsch, dass die Mitglieder die Stadt Zion aufbauen, hatte der Herr noch weitere Gründe, weshalb er ihnen gebot, sich im Westen Missouris anzusiedeln. Er tat kund, dass seine Absichten unter anderem darin bestanden, das Herz seines Volkes vorzubereiten, ihnen Gehorsam beizubringen und sie darauf vorzubereiten, Zeugnis für sein Werk abzulegen (siehe Lehre und Bündnisse 58:5-13).

Lehre und Bündnisse 58:8-11. Ein Festmahl von fetten Speisen und von Wein

Der Herr erklärte den Heiligen, einer der Gründe, weshalb sie die Grundlage Zions legen sollten, bestehe darin, „ein Festmahl von fetten Speisen und von Wein, der vom Bodensatz geläutert ist“, mit vorzubereiten (LuB 58:8). Mit dieser Wortwahl wird Bezug genommen auf eine Prophezeiung Jesajas, der schreibt, der Herr werde „für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen“ (Jesaja 25:6). Die beiden Kennzeichen dieses Festmahls – „fette Speisen“ und „Wein“ – sind Zeichen des Reichtums und Überflusses und deuten darauf hin, dass dieses Festmahl von großer Bedeutung ist. Der Herr erklärte den Mitgliedern der Anfangszeit der Kirche auch, dass zu diesem Festmahl „alle Nationen eingeladen sein werden, … die Reichen und die Gelehrten, die Weisen und die Edlen; … die Armen, die Lahmen und die Blinden und die Tauben“ (LuB 58:9-11; siehe auch Matthäus 22:1-10). Aus dieser Prophezeiung geht hervor, dass alle Nationen eingeladen sein werden, in Vorbereitung auf das Zweite Kommen Jesu Christi an den reichen Segnungen des Evangeliums teilzuhaben.

Lehre und Bündnisse 58:14-33

Der Herr beschreibt die Pflichten des Bischofs, gebietet den Heiligen, die Gesetze des Landes zu befolgen, und fordert sie auf, ihre Entscheidungsfreiheit dafür zu verwenden, Gutes zu tun

Lehre und Bündnisse 58:14-16. Er soll sich in acht nehmen, dass er nicht falle

Als Antwort auf die Meinungsverschiedenheit zwischen Bischof Edward Partridge und dem Propheten Joseph Smith bezüglich der Beschaffenheit der Grundstücke, die in Zion angekauft werden sollten, wies der Herr Bischof Partridge zurecht und warnte ihn, sein „Unglauben und [seine] Verblendung des Herzens“ könnten zu seinem Niedergang führen, falls er nicht umkehre (LuB 58:15). Bischof Partridge nahm die Warnung und Zurechtweisung des Herrn demütig an. In einem Brief an seine Frau Lydia bewies Bischof Partridge wenige Tage nach dieser Offenbarung Demut: „Du weißt, dass ich ein wichtiges Amt innehabe; … und da ich gelegentlich zurechtgewiesen werde, kommt es mir mitunter so vor, als ob ich scheitern müsse; nicht, dass ich den Glauben aufgeben würde, sondern weil ich befürchte, dass dieses mein Amt über das hinausgeht, was ich zur Zufriedenheit meines himmlischen Vaters zu leisten vermag. … Bete für mich, damit ich nicht falle.“ (Zitiert in Farnes, „A Bishop unto the Church“, Seite 81, history.lds.org.)

In einer Offenbarung vom 11. September 1831 wies der Herr darauf hin, dass Edward Partridge gesündigt habe, er sagte aber auch, dass ihm vergeben werde, wenn er umkehre (siehe LuB 64:17). Bischof Partridge war in der Folge umkehrbereit und schließlich wurde ihm vergeben. Laut dem Protokoll einer Versammlung im März 1832 bestätigte Bischof Partridge, dass die Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem Propheten Joseph Smith „ihm schon immer leid getan habe“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Seite 62).

Lehre und Bündnisse 58:16-20. Er ist dazu bestimmt, Richter in Israel zu sein

Der Herr hatte Bischof Edward Partridge berufen, die Bestrebungen zum Aufbau und zur Errichtung der Stadt Zion zu leiten. Er gebot Bischof Partridge und Sidney Gilbert auch, in Missouri zu bleiben, um die Liegenschaften der Kirche zu verwalten und um in Independence und Umgebung Grundstücke zu kaufen. Die Hauptaufgabe von Bischof Partridge bestand darin, das Gesetz der Weihung umzusetzen, indem er die geweihten Gaben der Heiligen entgegennahm und ihnen ihre Treuhandschaft zuwies (siehe LuB 41:9-11; 42:30-35,71-73; 51; 57:7,15). Er war auch dafür verantwortlich, das Volk Gottes gemäß dem Gesetz Gottes zu richten (siehe LuB 58:17,18). Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat einige Beispiele aufgezählt, wie ein Bischof das Volk richtet: „Es ist eine furchterregende, gewaltige Verantwortung, Richter über das Volk zu sein. Sie müssen in manchen Fällen beurteilen, ob jemand würdig ist, weiterhin der Kirche anzugehören, ob jemand würdig ist, ins Haus des Herrn zu gehen, getauft zu werden, das Priestertum zu empfangen, eine Mission zu erfüllen oder in den Organisationen zu unterrichten oder als Beamter zu dienen. Sie müssen beurteilen, ob jemand, der in Not geraten ist, berechtigt ist, Hilfe aus dem Fastopfer oder Gebrauchsartikel aus dem Vorratshaus des Herrn zu erhalten.“ („Die Hirten Israels“, Liahona, November 2003, Seite 61.)

Lehre und Bündnisse 58:24,25. Sie sollen sich untereinander und mit mir beraten

Der Herr wies Bischof Edward Partridge und seine Ratgeber an, das Land Missouri zu ihrem Wohnsitz zu machen. Diesen Männern wurde auch gesagt, sie sollten ihre Familie nach Missouri bringen, „wie sie sich untereinander und mit mir beraten“ (LuB 58:25). Die Weisung, sich miteinander und mit dem Herrn zu beraten, ist ein Muster, das wir als Heilige der Letzten Tage befolgen sollen, wenn wir uns um Inspiration und Weisung vom Herrn bemühen. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt, dass „große geistige Kraft und inspirierte Führung“ daraus entstehen können, wenn man sich richtig miteinander berät. Er hat auch verheißen: „Es gibt kein Problem in der Familie, in der Gemeinde oder im Pfahl, das sich nicht lösen lässt, wenn wir auf die Weise des Herrn nach einer Lösung suchen und uns im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam beraten.“ (Counseling with Our Councils, 1997, Seite 2, 4.)

Lehre und Bündnisse 58:26-29. Der Herr weist die Heiligen an, ihre Entscheidungsfreiheit zu nutzen und Gutes zu tun

Als die Heiligen in den Anfangstagen der Kirche den Herrn um Anweisungen baten, wie sie den göttlichen Auftrag, Zion aufzubauen und zu errichten, erfüllen könnten, erklärte der Herr: „Es ist nicht recht, dass ich in allem gebieten muss.“ (LuB 58:26.) Er wies sie auch an, ihre Entscheidungsfreiheit zu nutzen und „vieles aus ihrem eigenen, freien Willen [zu] tun und viel Rechtschaffenheit zustande [zu] bringen“ (LuB 58:27). Der Herr hatte diesen ersten Mitgliedern geboten, Zion zu errichten, und er hatte ihnen Grundsätze an die Hand gegeben, durch die sie sich leiten lassen sollten, doch die Einzelheiten der Umsetzung überließ er ihnen. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat erläutert:

„Der Herr gibt uns normalerweise das große Ziel vor und einige Richtlinien, die befolgt werden sollen, aber er erwartet von uns, dass wir Einzelheiten und Methoden zum Großteil selbst ausarbeiten. Die Methoden und Maßnahmen entwickeln wir gewöhnlich durch Studium und Gebet und eine Lebensweise, die es uns ermöglicht, Eingebungen des Geistes zu bekommen und ihnen zu folgen. Menschen, die geistig weniger fortgeschritten sind, wie jenen zur Zeit Moses, musste in vielem geboten werden. Wer heute geistig wachsam ist, schaut sich die Ziele sowie die Grundsätze an, die der Herr und seine Propheten festgelegt haben, und handelt dann gebeterfüllt – ohne dass ihm ‚in allem‘ geboten werden muss. Diese Einstellung bereitet ihn auf das Gottsein vor. …

Manchmal wartet der Herr und hofft, seine Kinder würden aus freien Stücken handeln, und wenn sie es nicht tun, gehen sie des größeren Lohnes verlustig. Der Herr lässt es dann entweder dabei bewenden und sie müssen die Folgen erleiden, oder er muss alles noch genauer sagen. Ich fürchte, je genauer er uns alles sagen muss, desto geringer ist für gewöhnlich der Lohn.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1965, Seite 121f.)

Lehre und Bündnisse 58:30-33. Ich gebiete, und die Menschen gehorchen nicht

Der Herr machte die Heiligen darauf aufmerksam, dass er im Falle ihres Ungehorsams das Gebot widerrufen und die Segnung hinwegnehmen werde, die sie empfangen hätten, so sie gehorsam gewesen wären (siehe LuB 58:32). Dies diente den Mitgliedern aus den Anfangstagen der Kirche, denen geboten worden war, Zion zu errichten, als Warnung. Wenn sie nicht seinen Geboten gehorchten, würde der Herr das Gebot widerrufen, Zion zu errichten, und die Heiligen würden die Segnungen verlieren, die sie andernfalls empfangen hätten.

Der Herr prophezeite weiter, wenn er das Gebot, Zion zu errichten, wegen des Ungehorsams der Heiligen widerrufen und die Segnungen zurückhalten würde, dann würden so manche behaupten, dass dies „nicht das Werk des Herrn“ sei (LuB 58:33). Der Herr warnte diejenigen, die diese Behauptung aufstellten, dass ihr Lohn von „unten und nicht von oben“ käme (LuB 58:33).

Lehre und Bündnisse 58:34-65

Der Herr gibt weitere Anweisungen hinsichtlich Zions, lehrt Grundsätze der Umkehr und Vergebung und beauftragt die Ältesten, das Evangelium in alle Welt zu tragen

Lehre und Bündnisse 58:38-42. Dem ist vergeben, und ich, der Herr, denke nicht mehr an sie

Der Herr stellt hier fest, dass denjenigen, die umkehren, vergeben wird, und er denkt dann „nicht mehr an [ihre Sünden]“ (LuB 58:42). Präsident Boyd K. Packer (1924–2014) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt, dass diese Verheißung dank des Sühnopfers Jesu Christi wahr ist – ganz gleich, welche Sünden wir begangen haben:

„Wie unsere Übertretungen auch ausgesehen haben mögen, wie sehr unser Handeln andere auch verletzt haben mag – diese Schuld kann völlig ausgelöscht werden. Für mich ist der vielleicht schönste Satz in all den heiligen Schriften der, wo der Herr sagt: ‚Siehe, wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem ist vergeben, und ich, der Herr, denke nicht mehr an sie.‘ [LuB 58:42.]

Das ist die Verheißung des Evangeliums Jesu Christi und des Sühnopfers.“ („Das Sühnopfer“, Liahona, November 2012, Seite 77.)

Einige glauben irrtümlicherweise, dass ihnen nicht vergeben wurde, solange sie sich noch an ihre Sünden erinnern können. Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt, wieso wir uns vielleicht an unsere Sünden erinnern können, obwohl uns vergeben wurde: „Der Satan möchte uns glauben machen, unsere Sünden seien uns nicht vergeben, weil wir uns an sie erinnern können. Der Satan ist ein Lügner; er will uns den Blick vernebeln und uns vom Pfad der Umkehr und Vergebung wegführen. Allerdings hat Gott nicht verheißen, dass wir nicht mehr an unsere Sünden denken werden. Die Erinnerung hilft uns, die gleichen Fehler nicht zu wiederholen. Wenn wir aber treu bleiben, wird die Erinnerung an unsere Sünden nachlassen und mit der Zeit verblassen. Das ist Teil des unerlässlichen Prozesses der Heilung und Heiligung.“ („Der ‚Point of Safe Return‘“, Liahona, Mai 2007, Seite 101.)

Lehre und Bündnisse 58:43. Siehe, er wird sie bekennen und von ihnen lassen

Nachdem der Herr die Heiligen darin unterwiesen hatte, dass ihnen ihre Sünden vergeben werden können, offenbarte er die Voraussetzungen der Umkehr, nämlich: seine Sünden bekennen und von ihnen lassen. Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat beschrieben, was es bedeutet, seine Sünden zu bekennen: „Bekennen und von der Sünde lassen sind zwei machtvolle Prinzipien. Sie sind weitaus mehr als ein lässig hingeworfenes Geständnis: ‚Ich war’s, tut mir leid.‘ Es geht um ein tiefgreifendes, manchmal äußerst schmerzhaftes Eingestehen, dass man einen Fehler gemacht und eine Übertretung gegenüber Gott und den Menschen begangen hat.“ („Umkehr – ein Geschenk Gottes“, Liahona, November 2011, Seite 40.)

Elder Neil L. Andersen vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, was es bedeutet, von unseren Sünden zu lassen: „Von den Sünden zu lassen bedeutet, sich ihnen nie wieder hinzugeben. Das braucht Zeit. Um uns dabei zu helfen, lässt der Herr es zu, dass uns die Narben unserer Fehler im Gedächtnis bleiben. Das ist ein wichtiger Teil des irdischen Lernprozesses.“ („Kehrt um, damit ich euch heile“, Liahona, November 2009, Seite 40.)

Lehre und Bündnisse 58:50-52. Der Herr gebietet Sidney Rigdon, eine Beschreibung vom Land Zion zu verfassen

Der Herr gebot Sidney Rigdon, „vom Land Zion eine Beschreibung zu verfassen, … wie ihm [diese] durch den Geist kundgetan [wird]“ (LuB 58:50). Diese Beschreibung sollte den Mitgliedern der Kirche zusammen mit einem Brief und einer Zeichnungsliste vorgelegt werden, um Geld für den Landkauf in Missouri zu sammeln (siehe LuB 58:51). Zu dieser Zeit gab es keine Fotografien, doch Sidney Rigdons Beschreibung konnte den Mitgliedern das Land veranschaulichen und sie dazu ermuntern, Geld zu spenden.

Erinnerungstafel im Troost Lake Park in Kansas City in Missouri

Der Prophet Joseph Smith und elf weitere Männer trugen einen Eichenstamm, um das Fundament des ersten Kirchengebäudes und der Schule in Zion zu legen. Dieses Denkmal in Kansas City in Missouri erinnert an den Anlass.

Lehre und Bündnisse 58:57. Mein Knecht Sidney Rigdon soll dieses Land dem Herrn weihen und widmen

Der Herr gebot Sidney Rigdon, das Land Zion und den Platz für den Tempel zu weihen (siehe LuB 58:57). In der von Joseph Smith verfassten Geschichte der Kirche werden die Ereignisse der Weihung beschrieben, die nach dieser Offenbarung stattfanden: „Am zweiten August half ich dem Zweig Colesville der Kirche, den ersten Baumstamm für ein Haus als Grundlage Zions zu legen, und zwar in der Kleinstadt Kaw, knapp 20 Kilometer westlich von Independence. Der Stamm wurde zum Gedenken an die zwölf Stämme Israels von zwölf Männern getragen und eingesetzt. Zur gleichen Zeit wurde das Land Zion durch ein Gebet von Elder [Sidney] Rigdon dem Herrn geweiht und gewidmet, und es war eine Zeit der Freude für alle Anwesenden und erlaubte einen kurzen Ausblick auf die Zukunft, die sich erst noch zur Zufriedenheit der Glaubenstreuen entfalten wird.“ (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 137, josephsmithpapers.org.) Am nächsten Tag, dem 3. August 1831, weihte der Prophet Joseph Smith den Platz für den Tempel (siehe Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 139).

Lehre und Bündnisse 58:46,47,59,63,64. Das Evangelium muss jedem gepredigt werden

Der Herr wies die Ältesten, denen nicht geboten worden war, in Zion zu bleiben, an, „in den Gegenden ringsum das Evangelium [zu] predigen; und danach … nach Hause [zurückzukehren]“ (LuB 58:46). Der Herr beauftragte die Missionare aus der Anfangszeit der Kirche genauso wie die Apostel vor alters, bevor er in den Himmel aufgefahren war (siehe Matthäus 28:19,20), das Evangelium „in alle Welt und bis in die entlegensten Teile der Erde [zu tragen] – das Evangelium muss jedem Geschöpf gepredigt werden“ (LuB 58:64).

Über diesen Auftrag hat Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel gesagt:

„Ergebene Jünger Jesu Christi waren und werden immer tapfere Missionare sein. Ein Missionar ist ein Nachfolger Christi, der Zeugnis von ihm als dem Erlöser ablegt und die wahre Lehre des Evangeliums verkündet.

Die Kirche Jesu Christi ist seit jeher eine missionarische Kirche und wird es immer sein. Die einzelnen Mitglieder der Kirche des Erretters haben die feierliche Verpflichtung auf sich genommen, bei der Erfüllung des göttlichen Auftrags, den der Herr seinen Aposteln im Neuen Testament übertragen hat, mitzuwirken. …

Heilige der Letzten Tage nehmen diese Aufgabe, allen Menschen aus jedem Volk vom Herrn Jesus Christus und seinem wiederhergestellten Evangelium zu erzählen, ernst. Wir glauben, dass die gleiche Kirche, die der Heiland in alter Zeit gegründet hat, von ihm in den Letzten Tagen auf der Erde wiederhergestellt wurde. Die Lehre, die Grundsätze, die Priestertumsvollmacht, die Verordnungen und die Bündnisse seines Evangeliums sind heute in seiner Kirche zu finden. …

Tatsächlich halten wir es für unsere heilige Pflicht, diese Botschaft jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk zu bringen.“ („Kommt und seht!“, Liahona, November 2014, Seite 107.)