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Kapitel 5: Lehre und Bündnisse 6; 8 und 9


Kapitel 5

Lehre und Bündnisse 6; 8 und 9

Einführung und zeitlicher Überblick

Ohne ständigen Schreiber geht die Übersetzung des Buches Mormon bis März 1829 nur schleppend voran: Dann wird dem Propheten Joseph Smith geboten, mit der Arbeit innezuhalten und auf Hilfe zu warten (siehe LuB 5:30-34). In Erfüllung der Verheißung des Herrn, er werde „Mittel und Wege bereiten“ (LuB 5:34), trifft Oliver Cowdery im Haus des Propheten in Harmony in Pennsylvania ein und bietet seine Hilfe an. Joseph Smith nimmt die Übersetzung am 7. April 1829 mit neuem Elan wieder auf. Cowdery ist ihm dabei als Schreiber behilflich. Später im selben Monat empfängt der Prophet die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 6. In dieser Offenbarung erhält Oliver Cowdery Ratschläge und Bestätigung in Hinblick auf seine Aufgabe im Werk des Herrn.

Als die Übersetzung des Buches Mormon vorangeht, möchte auch Oliver Cowdery übersetzen. In einer Offenbarung, die im April 1829 empfangen wird und in Lehre und Bündnisse 8 aufgezeichnet ist, werden ihm die Gabe der Offenbarung und die Fähigkeit, alte Berichte zu übersetzen, verheißen.

Oliver Cowdery beginnt mit dem Versuch, zu übersetzen, ist aber nicht imstande, weiterzumachen. Auf Olivers Cowderys Bitte hin befragt Joseph Smith den Herrn und empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 9, in welcher der Herr erläutert, weshalb Oliver Cowdery das Übersetzen nicht so gut von der Hand geht. Er tut auch Grundsätzliches in Bezug auf Offenbarung kund.

Ende 1828Oliver Cowdery, der in Manchester im Bundesstaat New York lebt, hört von Joseph Smith.

April 1829Oliver Cowdery macht sich auf den Weg nach Harmony in Pennsylvania, um Joseph Smith kennenzulernen.

April 1829Mit Oliver Cowdery als Schreiber geht die Übersetzung des Buches Mormon sehr gut voran.

April 1829Lehre und Bündnisse 6 und 8 werden empfangen.

April 1829Oliver Cowdery versucht zu übersetzen.

April 1829Lehre und Bündnisse 9 wird empfangen.

Lehre und Bündnisse 6: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Anfang 1829 wohnen der Prophet Joseph Smith und seine Frau Emma in einem kleinen Haus unweit von Emmas Elternhaus in Harmony im Bundesstaat Pennsylvania. In dieser Zeit übersetzt Joseph Smith die Platten, auf denen das Buch Mormon geschrieben ist, mit Hilfe seiner Frau weiter, doch die Arbeit geht nur schleppend voran. Im März bittet Joseph Smith den Herrn um Hilfe, und dieser antwortet mit einer Verheißung: „Ich werde Mittel und Wege bereiten, wodurch du das vollbringen kannst, was ich dir geboten habe.“ (LuB 5:34.) Bald darauf trifft Oliver Cowdery ein und fungiert ganztags als Schreiber.

Oliver Cowdery ist Lehrer von Beruf und wohnt im Winter 1828/29 bei den Eltern des Propheten Joseph Smith, Joseph Smith Sr. und Lucy Mack Smith. In der Gegend von Palmyra im Bundesstaat New York kommt Oliver Cowdery das Gerede über die goldenen Platten zu Ohren. Er erkundigt sich deswegen bei Familie Smith, und nachdem er das Vertrauen des Vaters gewonnen hat, erfährt er mehr über die Bemühungen Joseph Smiths, die Platten zu übersetzen. Der Prophet Joseph Smith schreibt später, dass der „Herr einem jungen Mann namens Oliver Cowdery erschien und ihm in einer Vision die Platten zeigte. … Daher war es sein Wunsch, zu mir zu kommen und mein Schreiber zu werden.“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Hg. Karen Lynn Davidson et al., 2012, Seite 16.)

Oliver Cowdery glaubt fest, es sei der Wille des Herrn, dass er Joseph Smith aufsuche und ihn unterstütze. Folglich begibt er sich mit Joseph Smiths Bruder Samuel nach Harmony, wo sie am 5. April 1829 eintreffen. Joseph Smith und Oliver Cowdery beginnen am 7. April 1829 mit der Übersetzungsarbeit. Nicht lange danach erhält der Prophet Weisung vom Herrn, die Oliver Cowdery Führung schenkt und seine Aufgabe als Helfer Joseph Smiths klarstellt.

Karte 3: Der Nordosten der Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 6:1-24

Der Herr unterweist Oliver Cowdery hinsichtlich seiner Aufgabe im Werk Gottes

Lehre und Bündnisse 6:6. Trachtet danach, die Sache Zions hervorzubringen und zu festigen

Der Herr forderte den Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery auf, seine Gebote zu halten und „die Sache Zions hervorzubringen und zu festigen“ (LuB 6:6). Der Begriff Zion kommt an dieser Stelle im Buch Lehre und Bündnisse zum ersten Mal vor. Die Formulierung „die Sache Zions hervorzubringen und zu festigen“ könnte sich auf das Werk beziehen, das Evangelium Jesu Christi wiederherzustellen, die Kirche Jesu Christi in unserer Zeit erneut aufzurichten und das Evangelium zu predigen, um andere in Zion zu sammeln.

Lehre und Bündnisse 6:7,11. Die Geheimnisse Gottes

Der Herr verhieß Oliver Cowdery, wenn er nach Weisheit trachte, würden sich ihm „die Geheimnisse Gottes … entfalten“ (LuB 6:7). In den heiligen Schriften bezieht sich der Ausdruck „Geheimnisse Gottes“ auf „geistige Wahrheiten, die nur durch Offenbarung erkannt werden. Gott offenbart denen seine Geheimnisse, die dem Evangelium gehorchen.“ (Schriftenführer, „Geheimnisse Gottes“, scriptures.lds.org.) Während solche geistigen Wahrheiten der Welt großenteils unbekannt sind und weder verstanden noch geschätzt werden, können diejenigen, die Jesus Christus nachfolgen, durch das Studium der heiligen Schriften und der Worte der lebendigen Propheten und durch persönliche Offenbarung durch den Heiligen Geist Wissen und Erkenntnis von den Evangeliumslehren und -grundsätzen erlangen. Durch das Buch Lehre und Bündnisse wird der Leser angeregt, nach tieferer geistiger Erkenntnis von den Geheimnissen Gottes zu streben, indem er die Gebote hält und Gott im Glauben fragt (siehe LuB 8:11; 42:61,65; 63:23; 76:5-10,114-117).

Lehre und Bündnisse 6:10-12. Oliver Cowderys Gabe

Oliver Cowderys Gabe, die in Lehre und Bündnisse 6:10-12 beschrieben wird, ist die Gabe der Offenbarung (siehe LuB 8:2-5). Alle Kinder des himmlischen Vaters können geistige Führung erhalten, wenn sie beten und sich um seine Hilfe bemühen. Wer sich taufen lässt, empfängt die Gabe des Heiligen Geistes. Wer die Gebote eifrig hält, kann die Gabe der Offenbarung empfangen.

Lehre und Bündnisse 6:14-17. Sooft du gefragt hast

Oliver Cowdery war unter den Ersten, die Gott über die Arbeit des Propheten Joseph Smith befragt haben. Wie ein jeder von uns musste Oliver Cowdery lernen, wie man die Kundgebungen des Geistes erkennt. Aus den Worten des Herrn in Lehre und Bündnisse 6:14,15 erfuhr Oliver Cowdery, dass er, sooft er gebetet hatte, göttliche Führung erhalten hatte. Der Herr erinnerte Oliver Cowdery daran, dass ihn der Geist als Antwort auf seine Gebete unterwiesen und seinen Verstand erleuchtet hatte (siehe LuB 6:14,15). Der Herr wies auch darauf hin, dass Oliver Cowdery durch das Zeugnis von der Wahrheit des Evangeliums, das er auf diese Weise erhalten hatte, von Palmyra nach Harmony und zu dem Werk geführt worden war, an dem er nun beteiligt war. Der Herr erinnerte Oliver Cowdery an frühere Erfahrungen, die er mit Offenbarung gemacht hatte, und half ihm somit, seine Fähigkeit zu erweitern und auch in Zukunft Offenbarungen des Geistes zu erkennen.

Elder Richard G. Scott (1928–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erläutert:

„Eine der bedeutenden Lektionen, die jeder von uns lernen muss, ist das Bitten. Warum möchte der Herr, dass wir zu ihm beten und ihn um etwas bitten? Weil genau das der Weg ist, wie Offenbarung empfangen wird. …

Wenn Sie meinen, Gott habe auf Ihre Gebete nicht geantwortet, halten Sie sich diese Schriftstellen vor Augen [LuB 6:14,15]. Suchen Sie dann bei sich sorgfältig nach Anhaltspunkten dafür, dass er Ihnen bereits geantwortet hat.“ („Wie man Offenbarung und Inspiration für sein Leben empfängt“, Liahona, Mai 2012, Seite 45, 47.)

Lehre und Bündnisse 6:18,19. Stehe meinem Knecht Joseph bei

Der Herr bestätigte Oliver Cowdery durch die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 6, dass Joseph Smith sein Knecht ist. Oliver Cowdery erfuhr, dass es seine Aufgabe sei, „Joseph getreulich bei[zustehen]“ (LuB 6:18) und geduldig „Ermahnung“ (LuB 6:19) von ihm anzunehmen. Cowdery erhielt auch den Rat, den Propheten im Zuge seiner engen Zusammenarbeit mit ihm nötigenfalls zu „ermahne[n]“ (LuB 6:19). Joseph Smith hatte menschliche Schwächen und behauptete nie, unfehlbar zu sein. Gegen Ende seines Lebens erklärte er: „Ich habe euch nie gesagt, ich sei vollkommen; aber in den Offenbarungen, die ich verkündet habe, ist kein Fehler.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 579.) Als der Prophet aber über die Schwächen seiner Jugend sprach, gab er diesen Einblick in seinen Charakter: „Niemand [darf] glauben, ich hätte mich irgendwelcher großen oder bösartigen Sünden schuldig gemacht. Eine Neigung, solche zu begehen, lag nie in meiner Natur.“ (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:28.)

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt: „Joseph Smith war ein sterblicher Mensch, der allen Schwierigkeiten zum Trotz bestrebt war, die ihm von Gott zugedachte überwältigende Aufgabe zu erfüllen. Das Wunder besteht nicht darin, dass er niemals menschliche Schwächen an den Tag gelegt hätte, sondern darin, dass er seine Mission zu Ende geführt hat. Seine Früchte lassen sich nicht leugnen. Sie sind zweifellos gut.“ („The Prophet Joseph Smith“, Andacht an der Brigham-Young-Universität Idaho am 24. September 2013, byui.edu/devotionalsandspeeches.)

Holzhaus der Familie Smith – Außenansicht

Holzhaus von Joseph Smith Sr. und Lucy Mack Smith in der Gemeinde Manchester im Bundesstaat New York; dort wohnte Oliver Cowdery, als er in dieser Gegend als Lehrer tätig war

Lehre und Bündnisse 6:22-24. Habe ich deinem Sinn nicht Frieden zugesprochen?

Offenbarung kann man auf vielerlei Weise empfangen. Der Herr gab Oliver Cowdery in Lehre und Bündnisse 6:22-24 zu verstehen, dass ihm durch ein Gefühl des Friedens bereits spirituelle Führung zuteilgeworden war. Elder Richard G. Scott hat bestätigt: „Das Gefühl des Friedens ist die häufigste Bestätigung, die ich persönlich erlebt habe. Wenn mir eine wichtige Sache viele Sorgen bereitete und ich ohne Erfolg um eine Lösung rang, dann setzte ich voller Glauben diese Bemühungen fort. Später kam ein alles durchdringender Friede, der meine Sorgen wegnahm, wie der Herr es verheißen hat.“ („Nutzen wir die erhabene Gabe des Gebets“, Liahona, Mai 2007, Seite 10.)

Lehre und Bündnisse 6:25-37

Der Herr rät Joseph Smith und Oliver Cowdery, zu übersetzen und weder Furcht noch Zweifel zu haben

Lehre und Bündnisse 6:25-28. Zwei Zeugen der Wiederherstellung

Eine weitere Gabe, die Oliver Cowdery verheißen wurde, war die Gabe samt den Schlüsseln des Übersetzens. Der Herr erklärte, dass der Prophet Joseph Smith und Oliver Cowdery zwei Zeugen werden sollten, die bestätigen können, dass Gottes Worte ans Licht gebracht worden sind. Es ist bezeichnend, dass Oliver Cowdery bei weiteren wichtigen Ereignissen im Zusammenhang mit der Wiederherstellung immer wieder als Zeuge an Josephs Seite stand. So war Oliver Cowdery zum Beispiel an den folgenden Ereignissen beteiligt:

  1. Übersetzung und Veröffentlichung des Buches Mormon (siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:71, Fußnote)

  2. Wiederherstellung des Aaronischen Priestertums durch Johannes den Täufer (siehe LuB 13)

  3. Wiederherstellung des Melchisedekischen Priestertums durch Petrus, Jakobus und Johannes (siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:72)

  4. Gründung der Kirche mit zwei leitenden Ältesten (siehe LuB 20:2,3)

  5. Wiederherstellung von Priestertumsschlüsseln durch Mose, Elias und Elija (siehe LuB 110)

Lehre und Bündnisse 6:32,37. Seht meine Hände und Füße

Es ist nicht bekannt, ob in Lehre und Bündnisse 6:32,37 von einem tatsächlichen Ereignis die Rede ist oder ob dies eher im übertragenen Sinne gemeint ist. Der Herr könnte Oliver Cowdery einfach nur an ein Erlebnis erinnert haben, das dieser schon früher hatte, als er erstmals vom Propheten Joseph Smith und den goldenen Platten hörte (siehe Kommentar in den weiteren Angaben zum geschichtlichen Hintergrund zu LuB 6 in diesem Leitfaden).

Lehre und Bündnisse 8: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Während Oliver Cowdery als Schreiber für den Propheten Joseph Smith tätig war, „wartete [er] ungeduldig darauf, dass die Macht zu übersetzen auf ihn übertragen werde“ (Joseph Smith in History of the Church, 1:36). Der Herr hatte Oliver Cowdery verheißen: „Wie du es von mir wünschst, so wird es mit dir sein“, und ihm auch gesagt: „Ich gewähre dir eine Gabe, wenn du es von mir wünschst, nämlich zu übersetzen, ja, wie mein Knecht Joseph.“ (LuB 6:8,25.) Oliver Cowderys Interesse an der Übersetzungsarbeit könnte auch zugenommen haben, als ihm und Joseph Smith Berichte im Buch Mormon bekannt wurden, die sich auf die Gabe des Übersetzens bezogen (siehe Mosia 8:9-16). Unter diesen Umständen empfing Oliver Cowdery durch den Propheten Joseph Smith die Anweisung, die heute in Lehre und Bündnisse 8 steht.

Lehre und Bündnisse 8

Der Herr erklärt Oliver Cowdery, was es mit dem Geist der Offenbarung auf sich hat

Lehre und Bündnisse 8:1,10,11. Bitte im Glauben, mit ehrlichem Herzen

In einer früheren Offenbarung war Oliver Cowdery die Gabe des Übersetzens verheißen worden (siehe LuB 6:25). Diese Gabe erforderte jedoch, dass Oliver Cowdery „im Glauben …, mit ehrlichem Herzen und im Vertrauen“ (LuB 8:1) darum bat, damit er beim Übersetzen Gottes Hilfe erhalten könne.

Die Verheißung, man werde von Gott Erkenntnis und Offenbarung erhalten, gilt für alle, die mit ehrlichem Herzen bitten und glauben, dass sie empfangen werden. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat betont, dass wir Gott fragen müssen, wenn wir Wissen und Erkenntnis brauchen:

„Wir leben heute in einer Welt, in der man sich mit seinen Fragen offenbar nicht mehr an Gott wendet, sondern lieber Google befragt. Selbst in Glaubensfragen gibt es viele, die eher darauf vertrauen, im Internet sachliche, richtige und objektive Antworten zu finden, als dass sie der höchsten Quelle der Wahrheit vertrauen, nämlich unserem Vater im Himmel. …

Heute liegen überall im Internet diejenigen auf der Lauer, die nur darauf warten, die Unwissenden und Unerfahrenen hinters Licht zu führen.

Bei unserer Suche nach Evangeliumswahrheit müssen wir nicht nur verlässliche Quellen suchen, sondern auch dem Herrn im Alltag ebenso viel Zeit widmen und uns mit den heiligen Schriften und den Worten der Diener des Herrn befassen. Wir müssen rechtschaffen vor Gott leben – wir müssen seinen Willen tun [siehe Johannes 7:16,17]. Man kann nie genug betonen, wie wichtig es ist, dass wir unsere spirituellen Fragen direkt vor Gott bringen und seiner Inspiration und Führung vertrauen.“ („Women of Dedication, Faith, Determination, and Action“, Ansprache bei der Frauenkonferenz an der Brigham-Young-Universität am 1. Mai 2015, Seite 5f., womensconference.ce.byu.edu/transcripts.)

Lehre und Bündnisse 8:2,3. Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem Herzen sagen

Eine Art, wie Gott seinen Kindern seinen Willen offenbart, ist durch den „Geist der Offenbarung“ (LuB 8:3). Der Herr hat Oliver Cowdery durch den Propheten Joseph Smith erklärt, dass Verstand (Intellekt) und Herz (Gefühle) daran beteiligt sind (siehe LuB 8:2).

Offenbarung kann an unser Herz oder an unseren Verstand oder an beides ergehen. Offenbarung kann uns zum Beispiel ins Herz und in den Verstand kommen, wenn uns inspirierte Gedanken in den Sinn kommen und uns durch geistige Eindrücke, die uns ins Herz dringen, bestätigt wird, dass diese Gedanken wahr sind. Elder Richard G. Scott hat erklärt, wie der Geist noch auf andere Weise mit unserem Verstand und unserem Herzen kommunizieren kann:

„Eine Eingebung an den Verstand ist sehr konkret. Man hört oder spürt bestimmte Wörter und kann sie so niederschreiben, als seien einem diese Anweisungen diktiert worden.

Eine Mitteilung an das Herz ist eher ein allgemeiner Eindruck. Der Herr gibt uns häufig zunächst solch einen Eindruck. Wenn wir erkennen, wie wichtig er ist, und gehorchen, nimmt unsere Fähigkeit zu, detailliertere Anweisungen an den Verstand zu empfangen. Ein im Herzen empfundener Eindruck, der befolgt wird, wird durch konkretere Anweisungen an den Verstand bekräftigt.“ („Helping Others to Be Spiritually Led“, Ansprache vor Lehrern im Bildungswesen der Kirche, 11. August 1998; siehe auch Teaching Seminary: Preservice Readings, Leitfaden für das Bildungswesen der Kirche, 2004, Seite 55.)

Gegend um Harmony im Bundesstaat Pennsylvania

Gegend um Harmony im Bundesstaat Pennsylvania (Foto zwischen 1897 und 1927 aufgenommen)

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche

Lehre und Bündnisse 8:3. Mose und der Geist der Offenbarung

Der Herr erklärte, dass „der Geist der Offenbarung“, der Oliver Cowdery verheißen wurde und den der Prophet Joseph Smith hatte, jener Geist ist, durch den Mose die Kinder Israel durch das Rote Meer geführt hat (siehe LuB 8:3). Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat einige Möglichkeiten dargelegt, wie das Beispiel des Mose uns helfen kann, den Geist der Offenbarung besser zu verstehen:

„Warum hat der Herr das Beispiel von der Durchquerung des Roten Meeres als klassisches Beispiel für den ‚Geist der Offenbarung‘ angeführt? Warum hat er nicht lieber auf die erste Vision verwiesen? … Oder auf die Vision von Jareds Bruder? Natürlich hätte er auch diese Beispiele verwenden können, aber er hat es nicht getan. Und zwar deshalb nicht, weil er ein anderes Ziel verfolgte.

Zuerst ist festzuhalten, dass eine Offenbarung fast immer als Antwort auf eine drängende Frage erteilt wird – nicht immer, aber meistens. Mose musste sich überlegen, wie er sich und die Kinder Israel aus dieser furchtbar misslichen Lage befreien könne, in der sie sich befanden. …

Auch ihr braucht Wissen, aber in einer schwerwiegenden Angelegenheit wird euch dieses Wissen wahrscheinlich erst dann zuteil, wenn ihr es dringend braucht und gläubig und demütig erbittet. Moroni nennt das ‚mit wirklichem Vorsatz‘ fragen (siehe Moroni 10:4). Und wenn ihr auf diese Weise bittet und weiterhin so verfahrt, dann kann der Widersacher nicht viel tun, um euch vom Pfad der Rechtschaffenheit abzubringen.

Vor dem, der sich ehrlich um Offenbarung bemüht, teilt sich das Rote Meer. Der Widersacher hat zwar die Macht, uns den Weg zu verlegen, die Streitkräfte des Pharao zusammenzuziehen und uns bei der Flucht bis an das Meeresufer zu verfolgen, aber er kann uns nicht besiegen, wenn wir das nicht wollen. Das ist die erste Lektion, die man aus der Durchquerung des Roten Meeres, eures Roten Meeres, mittels des Geistes der Offenbarung lernen kann.

Wenn es darum geht, Offenbarung zu empfangen und wichtige Entscheidungen zu treffen, spielt Angst fast immer eine zerstörerische, mitunter lähmende Rolle. …

Und genau das war das Problem, mit dem die Kinder Israel am Ufer des Roten Meeres zu ringen hatten. Das ist die zweite Lektion. Es hat eine Menge damit zu tun, dass man sich an einer früheren Inspiration geradezu festhalten muss. In der Schrift heißt es: ‚Als der Pharao sich näherte, blickten die Israeliten auf und sahen plötzlich die Ägypter von hinten anrücken. Da erschraken die Israeliten sehr‘ (Exodus 14:10). …

Unser Glaube wird auf die Probe gestellt, während wir uns durch Selbstzweifel und immer wieder dieselben Gedanken kämpfen. Manchmal werden wir wie durch ein Wunder aus Ägypten herausgeführt und sind nun scheinbar frei, scheinbar auf dem Weg. Doch dann kommen wir an ein weiteres Hindernis, das so wie das weite Meer vor uns liegt. Dann müssen wir der Versuchung widerstehen, in Panik zu geraten und aufzugeben.

‚Mose aber sagte zum Volk: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet! … Der Herr kämpft für euch.‘ (Exodus 14:13,14.)

Das ist wiederum die zweite Lektion im Zusammenhang mit dem Geist der Offenbarung. Wenn ihr die Botschaft vernommen und den Preis dafür gezahlt habt, die Worte des Herrn zu hören und seine Liebe zu verspüren – dann geht voran! Fürchtet euch nicht, schwankt nicht, findet keine Ausflüchte, jammert nicht.

Die dritte Lektion in Zusammenhang mit dem Geist der Offenbarung des Herrn, die an der Durchquerung des Roten Meeres deutlich wird, ist: Wenn Gott euch gesagt hat, dass etwas richtig ist, wenn etwas wirklich richtig für euch ist, dann bereitet er auch den Weg, sodass ihr dieses Ziel erreichen könnt.“ („Remember How You Felt“, New Era, August 2004, Seite 7f.)

Lehre und Bündnisse 8:4,5. Dies ist deine Gabe, mache davon Gebrauch

Jeder, der Jesus Christus nachfolgen möchte, kann an der Gabe der Offenbarung teilhaben, die Oliver Cowdery verheißen wurde (siehe LuB 6:10-12). Der Herr hat erklärt: Um diese Gabe erhalten zu können, muss man davon Gebrauch machen (siehe LuB 8:4). Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erörtert, wie man vom Geist der Offenbarung Gebrauch machen kann:

„Durch den aufrichtigen Wunsch und unsere Würdigkeit öffnen wir uns dem Geist der Offenbarung. …

In den heiligen Schriften wird das Wirken des Heiligen Geistes häufig als ‚leise, sanfte Stimme‘ ([siehe] 1 Könige 19:12; siehe auch 1 Nephi 17:45 und 3 Nephi 11:3) und als ‚Stimme von vollkommener Milde‘ (Helaman 5:30) beschrieben. Da uns der Geist auf sanfte und zarte Weise zuflüstert, ist es verständlich, warum wir schlechte Medien, Pornografie und schädliche, abhängig machende Substanzen und Verhaltensweisen meiden sollen. Diese Mittel des Widersachers können unsere Fähigkeit, die leisen Botschaften, die Gott uns durch die Macht seines Geistes eingibt, zu erkennen und danach zu handeln, schwächen und schließlich zerstören. Wir alle müssen uns ernsthaft und gebeterfüllt überlegen, wie wir die Verlockungen des Teufels zurückweisen und auf rechtschaffene Weise vom Geist der Offenbarung Gebrauch machen können – persönlich sowie in der Familie.“ („Der Geist der Offenbarung“, Liahona, Mai 2011, Seite 88.)

Lehre und Bündnisse 8:6-9. Worin bestand die Gabe Aarons?

Als die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 8 im Jahr 1833 zum ersten Mal im „Buch der Gebote“ veröffentlicht wurde, wurde dort Oliver Cowderys Gabe als „Gabe, mit der Rute zu arbeiten“, umschrieben (siehe „Book of Commandments, 1833“, Seite 19, josephsmithpapers.org; siehe auch Jeffrey G. Cannon, „Oliver Cowderyʼs Gift“, Fußnote 9, in: Revelations in Context, Hg. Matthew McBride und James Goldberg, 2016, Seite 19; siehe auch history.lds.org). Dies könnte sich auf eine Wünschelrute bezogen haben, die Oliver Cowdery gelegentlich benutzte. Der Prophet Joseph Smith und Oliver Cowdery haben jedoch keinen Bericht dazu hinterlassen, wie eine solche „Rute“ verwendet worden sein könnte. In der Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse von 1835 wurde die Formulierung „Gabe, mit der Rute zu arbeiten“, in „Gabe Aarons“ abgeändert (siehe „Doctrine and Covenants, 1835“, Seite 161, Abschnitt XXXIV, Vers 3, josephsmithpapers.org; siehe auch Melvin J. Petersen, „Preparing Early Revelations for Publication“, Ensign, Februar 1985, Seite 20). Die Änderung zeigt, dass die zentrale Aussage in der Gabe, Offenbarung zu empfangen, liegt und auch in der Fähigkeit, unter Gottes Leitung Aufzeichnungen aus alter Zeit zu übersetzen.

In der Bibel lesen wir von Menschen, „die geistige Kundgebungen mithilfe von Gegenständen empfangen hatten, etwa mittels eines Stabs, einer Schlange aus Kupfer an einer Stange …, eines Efods (ein Priesterschurz mit zwei Edelsteinen) oder des Urim und Tummim“ (Richard E. Turley Jr., Robin S. Jensen und Mark Ashurst-McGee, „Joseph, der Seher“, Liahona, Oktober 2015, Seite 11). In den biblischen Berichten über Mose und seinen Bruder Aaron wird die Verwendung von Stäben als Mittel und sichtbares Zeichen des Willens und der Macht Gottes beschrieben (siehe Exodus 4:1-5,17; 7:9-12; 14:15-18; Numeri 17:1-10). Somit könnte sich die Formulierung „Gabe Aarons“ (LuB 8:6) etwas allgemeiner auf Oliver Cowderys Gabe, „mit der Rute zu arbeiten“, beziehen, und dies könnte auch die Verbindung zwischen den Aufgaben des Propheten Joseph Smith und Oliver Cowderys und denen Moses und Aarons bestätigen. Nachdem der Herr Oliver Cowderys „Gabe Aarons“ bestätigt hat, versichert er ihm noch einmal, dass den Gaben der Offenbarung, die Oliver Cowdery bereits besitzt, auch die Gabe des Übersetzens hinzugefügt wird, sofern er im Glauben handelt und mit diesen heiligen Gaben „nicht leichtfertig“ umgeht (siehe LuB 8:8-11).

Das Haus von Joseph und Emma Smith in Harmony in Pennsylvania – Innenansicht

Innenansicht des rekonstruierten Hauses von Joseph und Emma Smith in Harmony in Pennsylvania, wo ein Großteil des Buches Mormon übersetzt wurde

Lehre und Bündnisse 9: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

So wie Joseph Smith spricht auch Oliver Cowdery ausschließlich Englisch; einen Bericht aus alter Zeit kann er demnach nur übersetzen, wenn ihm durch die Macht Gottes Hilfe zuteilwird. Oliver Cowdery beginnt mit seinem Versuch, die Platten mit dem Buch Mormon durch die Gabe und Macht Gottes zu übersetzen. Er macht jedoch nicht weiter, wie er begonnen hat, und so wird ihm dieser Vorzug wieder genommen (siehe LuB 9:5). In einer Offenbarung durch den Propheten Joseph Smith gibt der Herr die Verheißung, Oliver Cowdery werde in Zukunft Gelegenheit haben, weitere Berichte zu übersetzen. Der Herr gibt ihm den Rat, weiterhin als Schreiber für Joseph Smith zu fungieren, bis die Übersetzung der Platten fertiggestellt ist.

Lehre und Bündnisse 9

Der Herr tut Grundsätzliches zu Offenbarungen kund

Lehre und Bündnisse 9:1-11. Oliver Cowderys Versuch, zu übersetzen

Zu Oliver Cowderys Übersetzungsversuch sind nur wenige Einzelheiten bekannt. Zweifellos hatte er den starken Wunsch, den Bericht des Buches Mormon zu übersetzen. Nachdem er damit begonnen hatte, war er jedoch nicht in der Lage, weiterzumachen. Der Herr erklärte, Oliver Cowdery habe „nicht weitergemacht“, wie er begonnen habe (LuB 9:5). Er sagte, wenn Oliver Cowdery die Grundsätze zum Empfangen von Offenbarung angewandt hätte, hätte er übersetzen können (siehe LuB 9:10). Der Herr setzte Oliver Cowderys Fähigkeit, zu übersetzen, vorübergehend außer Kraft. Er sagte Oliver Cowdery aber, dass es „weitere Aufzeichnungen“ gebe, an deren Übersetzung er mitarbeiten dürfe (LuB 9:2).

Außenansicht des Hauses von Joseph und Emma Smith (mittlerer Teil) in Harmony in Pennsylvania

Joseph und Emma Smiths Haus in Harmony in Pennsylvania; der mittlere Teil ist das ursprüngliche Haus (Foto um 1907 aufgenommen)

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche

Lehre und Bündnisse 9:2. Weitere Aufzeichnungen habe ich

Obwohl der Herr hier Oliver Cowdery mitteilt, er habe „weitere Aufzeichnungen“, die zu übersetzen sind (LuB 9:2; siehe auch LuB 6:26), wissen wir nicht, ob Oliver Cowdery tatsächlich an der Übersetzung einer dieser Aufzeichnungen beteiligt gewesen ist. Cowdery war allerdings bei der inspirierten Übersetzung der Bibel als Schreiber für den Propheten Joseph Smith tätig. Auch gelangte Joseph Smith später in den Besitz einiger ägyptischer Artefakte, darunter einiger Papyri. Als der Prophet die Papyri begutachtete, empfing er Offenbarung zum Leben und zu den Lehren Abrahams. Auch wenn wir nicht genau wissen, wie Joseph Smith das Buch Abraham übersetzt hat, so wissen wir doch, dass Oliver Cowdery ihm dabei als Schreiber behilflich war.

Lehre und Bündnisse 9:5-9. Du hast dir keine Gedanken gemacht, außer mich zu bitten

Persönliche Offenbarung empfängt man nach dem Willen und dem Zeitplan des Herrn. Man kann sich darauf vorbereiten, persönliche Offenbarung zu empfangen, indem man den gerechten Wunsch entwickelt (siehe LuB 6:8,20), im Glauben bittet (siehe LuB 8:1) und Gottes Gebote hält (siehe LuB 63:23). Oliver Cowdery erfuhr, dass er eine Sache erst „mit [s]einem Verstand durcharbeiten“ (LuB 9:8) müsse, bevor er Gott um Antwort auf eine Frage bat.

Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erläutert, dass Oliver Cowdery Studium und Glauben miteinander verbinden musste: „Das richtige Verhältnis von Studium und Glauben, um Kenntnis von Heiligem zu erlangen, kommt in Oliver Cowderys Versuch zum Ausdruck, alte Berichte zu übersetzen. Es gelang ihm nicht, weil er sich ‚keine Gedanken gemacht‘, sondern nur Gott gebeten hatte (LuB 9:7). Der Herr teilte ihm mit, er hätte ‚es mit [s]einem Verstand durcharbeiten‘ und dann fragen müssen, ob es recht sei (LuB 9:8). Erst dann würde er ihm offenbaren, ob die Übersetzung richtig sei oder nicht. Und nur durch eine solche Offenbarung könne der Text geschrieben werden, denn ‚[du] kannst … das, was heilig ist, nicht schreiben, außer es werde dir von mir gegeben‘ (LuB 9:9). Wenn es darum geht, Kenntnis von Heiligem zu erlangen, sind Forschen und Überlegen keine Alternative zur Offenbarung. Sie sind Hilfsmittel, die auf ein Ziel hinführen, und das Ziel heißt Offenbarung von Gott.“ („Alternate Voices“, Ensign, Mai 1989, Seite 30.)

Die Vorbedingungen für persönliche Offenbarung sind mitunter Mühe und sogar auch Plage unsererseits. Elder Richard G. Scott hat darüber gesprochen, warum wir mehr tun müssen, als einfach um Antwort zu bitten: „Ich bin überzeugt, dass es keine einfache Formel oder Technik gibt, mit der Sie sofort die Fähigkeit meistern, sich von der Stimme des Geistes leiten zu lassen. Der Vater erwartet von Ihnen, dass Sie lernen, diese göttliche Hilfe zu erlangen, indem Sie Glauben an ihn und seinen heiligen Sohn, Jesus Christus, ausüben. Wenn Sie nur darum bitten müssten, inspirierte Führung zu erhalten, würden Sie schwach werden und in allem von Gottvater und Christus abhängig sein. Beide wissen, dass man entscheidenden Fortschritt macht, wenn man sich anstrengt, um zu lernen, wie man vom Geist geleitet wird.“ („Wie wir geistige Führung erhalten“, Liahona, November 2009, Seite 6f.)

Lehre und Bündnisse 9:8,9. Dein Herz wird in dir brennen oder du wirst eine Gedankenstarre haben

Durch den Rat des Herrn in Lehre und Bündnisse 8:2,3 erfuhr Oliver Cowdery, dass der Herr durch die Macht des Heiligen Geistes zum Verstand und zum Herzen seiner Kinder spricht. In Lehre und Bündnisse 9:8,9 wurde Oliver Cowdery daran erinnert, dass er Offenbarung durch Gefühle und Gedanken erkennen könne. Der Herr sagte ihm, wenn die Übersetzung richtig sei, werde er „fühlen, dass es recht ist“ (LuB 9:8). Der Herr bediente sich auch der Formulierung „dass dein Herz in dir brennt“ (LuB 9:8), um das Wirken des Geistes zu beschreiben.

Elder Dallin H. Oaks ist näher darauf eingegangen, wie der Geist durch ein Brennen im Herzen mit uns kommuniziert: „Was versteht man denn darunter, dass einem das Herz in der Brust brennt? Heißt das, dass man innere Glut spüren muss, so wie es bei einem Brand der Fall ist? Wenn das so sein muss, dann hat auch mein Herz niemals in mir gebrannt. Mit dem Begriff ‚brennen‘ ist hier doch eher gemeint, dass man Trost und Ruhe spürt. Dieses Zeugnis wird vielen Menschen zuteil. So funktioniert Offenbarung.“ („Durch den Geist lehren und lernen“, Der Stern, Mai 1999, Seite 22.)

Vergessen wir nicht, dass die Worte des Herrn, nämlich „dass dein Herz in dir brennt“ (LuB 9:8) und „du wirst eine Gedankenstarre haben“ (LuB 9:9), speziell an den Propheten Joseph Smith und an Oliver Cowdery gerichtet waren, als die beiden gerade mit der Übersetzung des Buches Mormon beschäftigt waren. Wenn wir uns um geistige Führung bemühen, sollten wir vernünftigerweise nicht erwarten, dass sich der Heilige Geist immer und einzig und allein nur auf diese eine Weise mitteilt. In den heiligen Schriften werden wir daran erinnert, dass der Heilige Geist auf mancherlei Weise mit uns kommunizieren kann (siehe LuB 6:23; 8:2,3; 9:8; 11:12,13; 85:6; 128:1).

Elder Richard G. Scott hat erklärt, was mit der „Gedankenstarre“ in Lehre und Bündnisse 9:9 gemeint ist: „Dann stellt der Herr klar: ‚Wenn es [was du dem Herrn vorlegst] aber nicht recht ist, wirst du … eine Gedankenstarre haben.‘ Bei mir ist das ein beunruhigendes, unangenehmes Gefühl.“ („Nutzen wir die erhabene Gabe des Gebets“, Seite 10.)

Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat gesagt:

„Wie schon früher meinen auch heute viele, dass eine Offenbarung immer ein ehrfurchtgebietendes, bahnbrechendes Ereignis sein müsse. …

Wenn jemand Aufsehenerregendes erwartet, merkt er vielleicht gar nicht, dass sich Gott unablässig durch Offenbarung kundtut.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, Seite 285.)

Lehre und Bündnisse 9:8,9. Was ist, wenn man meint, man habe keine Antwort bekommen?

Wenn wir dem Herrn wichtige Fragen im Gebet vorlegen, haben wir seine Verheißung: „Wenn es recht ist, … wirst du fühlen, dass es recht ist. Wenn es aber nicht recht ist, wirst du keine solchen Gefühle haben.“ (LuB 9:8,9.) Manchmal ist es aber schwierig, zu erkennen, ob man eine Antwort erhalten hat.

Elder Richard G. Scott hat darüber gesprochen, was man tun soll, wenn man meint, man habe keine Antwort von Gott erhalten: „Was machen Sie, wenn Sie sich gut vorbereitet haben, inbrünstig gebetet haben, eine angemessene Zeit auf eine Antwort gewartet haben und trotzdem keine Antwort empfinden? Sie können Ihre Dankbarkeit ausdrücken, wenn das geschieht, denn es ist ein Beweis seines Vertrauens. Wenn Sie würdig leben und Ihre Entscheidung mit den Lehren des Erlösers übereinstimmt und Sie handeln müssen, dann fahren Sie vertrauensvoll fort. Wenn Sie für die Eingebungen des Geistes empfänglich sind, wird das eine oder andere sicherlich zur gegebenen Zeit eintreten: Entweder wird eine Gedankenstarre folgen, als Hinweis auf eine falsche Entscheidung, oder Sie werden den Frieden oder das Brennen im Herzen fühlen, das bestätigt, dass Ihre Entscheidung richtig war. Wenn Sie rechtschaffen leben und vertrauensvoll handeln, wird Gott Sie nicht zu weit gehen lassen, ohne Sie zu warnen, wenn Sie die falsche Entscheidung getroffen haben.“ („Nutzen wir die erhabene Gabe des Gebets“, Seite 10.)

Präsident Brigham Young hat uns diesen Einblick gegeben: „Wenn ich ihn bitte, mir bezüglich einer bestimmten Anforderung im Leben oder in Bezug auf meinen Lebensweg oder auf den eines Freundes, meiner Familie, meiner Kinder oder derer, über die ich präsidiere, Weisheit zu schenken, und ich erhalte von ihm keine Antwort und tue dann, was ich nach bestem Wissen und Gewissen für richtig halte, so ist er verpflichtet, mein Handeln anzuerkennen, und das tut er auch in jeder Hinsicht.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 46.)