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Kapitel 27: Lehre und Bündnisse 76:1-49


Kapitel 27

Lehre und Bündnisse 76:1-49

Einführung und zeitlicher Überblick

Am 16. Februar 1832 arbeiten der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon an der inspirierten Überarbeitung der Bibel (an der Joseph-Smith-Übersetzung). Als Joseph Smith Johannes 5:29 übersetzt, denken er und Sidney Rigdon über die Bedeutung dieses Verses nach und haben eine Vision, die nun in Lehre und Bündnisse 76 steht. In dieser Vision bestätigt der Erretter seine Existenz und Göttlichkeit. Er geht auf den Fall des Satans und die Söhne des Verderbens ein, auch beschreibt er die drei Reiche der Herrlichkeit und wer sie ererbt.

Der Kommentar zu Lehre und Bündnisse 76 ist auf zwei Kapitel verteilt. In diesem Kapitel geht es um Lehre und Bündnisse 76:1-49, worin die Segnungen beschrieben werden, die der Herr den Treuen verheißt. Außerdem enthalten diese Verse das Zeugnis, das Joseph Smith und Sidney Rigdon für den Vater und den Sohn geben, sowie einen Bericht über den Fall Luzifers und über die Söhne des Verderbens.

25. Januar 1832Joseph Smith wird bei einer Konferenz der Kirche in Amherst in Ohio zum Präsidenten des Hohen Priestertums ordiniert.

Ende Januar 1832Joseph Smith und Sidney Rigdon kehren nach Hiram in Ohio zurück, um an der inspirierten Übersetzung des Neuen Testaments zu arbeiten.

16. Februar 1832Lehre und Bündnisse 76 wird empfangen.

24./25. März 1832Joseph Smith und Sidney Rigdon werden in Hiram nachts von einem Pöbel brutal zusammengeschlagen, geteert und gefedert.

Lehre und Bündnisse 76: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Anfang des Jahres 1832 arbeiten der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon in Hiram im Haus von John und Alice (Elsa) Johnson an der Übersetzung des Neuen Testaments. Während dieses intensiven Studiums der heiligen Schriften denkt der Prophet über die vielen Lehren nach, die der Herr den Heiligen offenbart hat, und stellt fest: „Es war offensichtlich, dass viele wichtige Punkte, die die Errettung des Menschen betreffen, aus der Bibel herausgenommen worden oder verlorengegangen waren, ehe sie zusammengestellt wurde.“ (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 183, josephsmithpapers.org.)

Eine der Fragen, über die Joseph Smith und Sidney Rigdon während dieser Zeit nachdenken, lautet: Was geschieht nach dem Tod? Die durch Offenbarung gegebenen Lehren über das Leben nach dem Tod (siehe beispielsweise 1 Nephi 15:32; LuB 19:3) führten den Propheten zu der Feststellung: „Wenn Gott jeden gemäß den im Fleische getanen Taten entlohnt, muss der Begriff ‚Himmel‘, wie er als ewige Heimat für die Heiligen vorgesehen ist, mehr als ein Reich umfassen.“ (Manuskript History, Band A-1, Seite 183.) Am 16. Februar 1832 übersetzen Joseph Smith und Sidney Rigdon Johannes 5:29, worin es heißt, dass die Toten „herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, werden zum Gericht auferstehen.“

Nachdem der Prophet die Übersetzung dieses Verses diktiert hat (siehe LuB 76:15-17), sehen er und Sidney Rigdon eine Vision „in Bezug auf die Herrschaft Gottes und seine unermessliche Schöpfung in aller Ewigkeit“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Hg. Matthew C. Godfrey et al., 2013, Seite 183). Jesus Christus erscheint ihnen und spricht mit ihnen (siehe LuB 76:14), und ihnen wird geboten, die Vision aufzuzeichnen, während sie „noch im Geist [sind]“ (LuB 76:28,80,113). In der Vision werden Lehren über das Wesen des Vaters und des Sohnes, die Reiche der Herrlichkeit, die Auflehnung des Satans und die Leiden der Söhne des Verderbens offenbart.

Übersetzungszimmer im Haus von John Johnson in Hiram in Ohio

In diesem Zimmer im Haus von John Johnson in Hiram empfingen der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon eine Reihe von Visionen, während sie an der inspirierten Übersetzung der Bibel arbeiteten

Etwa zwölf weitere Männer sind bei der Vision zugegen. Philo Dibble, ein Augenzeuge, erinnert sich später:

„Die Vision im Buch Lehre und Bündnisse wurde im Haus Vater Johnsons in [Hiram in] Ohio gegeben. Während der Zeit, da Joseph und Sidney im Geiste waren und die Himmel offen sahen, waren auch andere Männer im selben Raum – zwölf etwa, und auch ich war einen Teil der Zeit anwesend. … Ich sah die Herrlichkeit und verspürte die Macht, sah aber nicht die Vision. …

Joseph etwa sagte in Abständen: ‚Was sehe ich?‘ – wie einer, der aus dem Fenster blickt und draußen etwas erkennen kann, was die anderen im Zimmer nicht sehen. Dann beschrieb er, was er gesehen hatte oder was er gerade sah. Darauf sagte Sidney dann: ‚Ich sehe dasselbe.‘ Und sogleich fragte dann Sidney: ‚Was sehe ich?‘ Und er zählte hierauf auf, was er gesehen hatte oder gerade sah, und Joseph sagte: ‚Ich sehe dasselbe.‘

Diese Form der Rede wurde bis zum Ende der Vision in kurzen Abständen wiederholt. …

Joseph saß inmitten der großartigsten Herrlichkeit die ganze Zeit über ganz ruhig und gelassen, Sidney hingegen war bleich und matt. Als Joseph das sah, bemerkte er lächelnd: ‚Sidney ist das nicht so gewohnt wie ich.‘“ (Zitiert in „Recollections of the Prophet Joseph Smith“, Juvenile Instructor, Mai 1892, Seite 303f.)

Karte 5: Die Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Ohio in den Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 76:1-10

Der Herr verheißt denen, die ihm dienen, Segnungen

Lehre und Bündnisse 76:5-10. Ihnen werde ich alle Geheimnisse offenbaren; durch meinen Geist werde ich sie erleuchten

Die Offenbarungen, die der Prophet Joseph Smith empfangen hat, sind ein Beweis dafür, dass Gott seine Kinder führt und sie wahre Grundsätze lehrt. Der Herr verheißt seinen Heiligen, dass sie, „insofern sie demütig waren, … stark gemacht und aus der Höhe gesegnet werden und von Zeit zu Zeit Erkenntnis empfangen können“ (LuB 1:28). Die Mitglieder aus der Anfangszeit der Kirche empfingen durch die Lehren des Propheten nicht nur Führung, sondern machten auch folgende Erfahrung: „Wenn du bittest, wirst du Offenbarung um Offenbarung, Erkenntnis um Erkenntnis empfangen, damit du die Geheimnisse und das Friedfertige erkennen mögest – das, was Freude bringt, das, was ewiges Leben bringt.“ (LuB 42:61.) In den einleitenden Worten zu der in Lehre und Bündnisse 76 aufgezeichneten Offenbarung verheißt der Herr, dass er die ehrt, die ihm dienen, und dass er ihnen durch die Macht des Geistes die Geheimnisse des Reiches offenbaren wird (siehe LuB 76:5-10).

Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat erklärt, inwiefern persönliche Offenbarung uns ein Segen sein kann:

„Es ist ein Vorzug der Kinder Gottes, zu Gott zu kommen und Offenbarung zu erhalten. … Gott achtet nicht auf die Person; wir haben alle das gleiche Recht.

Wir glauben, dass wir ein Recht auf Offenbarungen, Visionen und Träume von Gott, unserem himmlischen Vater, haben, wie auch auf Licht und Intelligenz durch die Gabe des Heiligen Geistes, im Namen Jesu Christi, in Bezug auf alles, was unser geistiges Wohlergehen betrifft; wenn wir seine Gebote halten, zeigen wir uns in seinen Augen würdig.

Man kann daraus Nutzen ziehen, dass man auf die ersten Anzeichen des Geistes der Offenbarung achtet; zum Beispiel: Wenn jemand spürt, dass reine Intelligenz in ihn einströmt, taucht vielleicht plötzlich ein Gedanke in ihm auf, und wenn er diesen beachtet, wird er ihn noch am gleichen Tag oder bald darauf verwirklicht sehen; das nämlich, was der Geist Gottes ihm vorgelegt hat, wird eintreffen. Und wenn man auf diese Weise den Geist Gottes kennen und verstehen lernt, kann man in das Prinzip Offenbarung hineinwachsen, bis man vollkommen wird in Christus Jesus.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 144f.)

Lehre und Bündnisse 76:7-10. Was sind die verborgenen Geheimnisse?

Der Herr verheißt, er werde denen, die ihm „in Rechtschaffenheit und in Wahrheit bis ans Ende dienen“ (LuB 76:5), „alle verborgenen Geheimnisse [seines] Reiches“ und „die Geheimnisse [seines] Willens“ (LuB 76:7,10) offenbaren. Zu diesen Geheimnissen gehören Grundsätze und Lehren des Evangeliums, die nur durch die Macht des Heiligen Geistes verstanden werden können. Einige Geheimnisse oder Lehren werden im heiligen Tempel offenbart.

Der Prophet Joseph Smith hat bezeugt, dass durch die Vision, die er und Sidney Rigdon am 16. Februar 1832 empfangen hatten, „Licht … auf die Welt niederstrahlt“ (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 192, josephsmithpapers.org). Joseph Smith und Sidney Rigdon hielten zwar viele der Lehren fest, die ihnen in der Vision offenbart worden waren, doch der Herr gebot auch, dass einige der offenbarten Lehren nicht niedergeschrieben werden sollten (siehe LuB 76:114-117). Der Prophet Joseph Smith hat später gesagt: „Wäre es mir erlaubt und wären die Menschen dafür bereit, so könnte ich über die Reiche der Herrlichkeit, die mir in der Vision gezeigt worden sind, hundertmal mehr Aufschluss geben, als ich es bisher getan habe. Der Herr kümmert sich um sein Volk so, wie sich ein liebevoller Vater um ein Kind kümmert, und tut ihm Licht und Intelligenz und Wissen um seine Wege in dem Maße kund, wie es dies aufnehmen kann.“ (Manuskript History of the Church, Band D-1, Seite 1556, josephsmithpapers.org.)

Lehre und Bündnisse 76:11-24

Joseph Smith und Sidney Rigdon sehen den Vater im Himmel und Jesus Christus

Lehre und Bündnisse 76:11-14. Durch die Macht des Geistes wurden unsere Augen aufgetan

Der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon hielten fest, dass sie sich bei der Übersetzung von Johannes 5:29 „im Geist” befanden (LuB 76:11) und dass ihnen „durch die Macht des Geistes [die] Augen aufgetan“ wurden (LuB 76:12). Wenn ein Kind Gottes vom Heiligen Geist beeinflusst wird, lernt es Schritt für Schritt, etwas aus Gottes Blickwinkel zu sehen. Elder Kim B. Clark von den Siebzigern hat bezeugt: „Wenn wir auf Christus blicken und Augen und Ohren öffnen, segnet uns der Heilige Geist und wir erkennen, wie der Herr Jesus Christus in unserem Leben wirkt und unseren Glauben an ihn durch seinen Zuspruch und durch Zeichen stärkt. Wir sehen alle unsere Brüder und Schwestern zunehmend so, wie Gott sie sieht: voller Liebe und Mitgefühl. Wir vernehmen die Stimme des Erlösers in den Schriften, im Flüstern des Geistes sowie in den Worten der lebenden Propheten. Wir sehen, wie die Macht Gottes auf seinem Propheten und allen Führern seiner wahren und lebendigen Kirche ruht, und wir wissen mit Bestimmtheit, dass dies das heilige Werk Gottes ist. Wir sehen und verstehen uns und die Welt um uns herum so, wie der Erretter es tut. Wir haben das, was der Apostel Paulus als ‚den Geist Christi‘ bezeichnet [1 Korinther 2:16]. Wir haben Augen, die sehen, und Ohren, die hören, und wir errichten das Reich Gottes.“ („Augen, die sehen, und Ohren, die hören“, Liahona, November 2015, Seite 125.)

Lehre und Bündnisse 76:15-19. Während wir darüber nachdachten

Die Vision, die der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon sahen, erfolgte, während sie über die inspirierte Übersetzung von Johannes 5:29 nachdachten. Die inspirierte Übersetzung des Verses wurde ihnen „gegeben“ (LuB 76:15) und „setzte [sie] in Verwunderung“ (LuB 76:18). Auch andere Visionen und Offenbarungen wurden von Propheten empfangen, während diese über die heiligen Schriften tief und gründlich nachsannen (siehe LuB 138:1-11; Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:8-20).

Darstellung Jesu, der gerade Jünger unterweist

Jesu Worte über den Lohn, der durch die Auferstehung offensteht, sind in Johannes 5:29 aufgezeichnet. Der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon übersetzten gerade diese Schriftstelle und dachten über sie nach, als sie die Visionen empfingen, die heute in Lehre und Bündnisse 76 stehen (siehe LuB 76:15,16).

Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat darüber gesprochen, warum Studieren und Nachsinnen nicht dasselbe sind und welcher Zusammenhang zwischen Nachsinnen und dem Empfang von Offenbarung besteht: „Die Begriffe lesen, studieren und nachsinnen sind … nicht gleichbedeutend. Wir lesen etwas, und uns kommt vielleicht ein Gedanke. Wir studieren und entdecken vielleicht Muster und Zusammenhänge in den Schriften. Wenn wir jedoch nachsinnen, machen wir uns für Offenbarung durch den Geist bereit. Für mich bedeutet das, dass ich, nachdem ich aufmerksam in den heiligen Schriften gelesen und sie studiert habe, in mich gehe und bete.“ („Dienen Sie mit dem Heiligen Geist“, Liahona, November 2010, Seite 60.)

Präsident David O. McKay (1873–1970) hat gesagt: „Die Meditation gehört zu den geheimsten, heiligsten Türen, durch die wir in die Gegenwart des Herrn gelangen.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: David O. McKay, Seite 38.)

Lehre und Bündnisse 76:19-24. Er lebt! Denn wir haben ihn gesehen, ja, zur rechten Hand Gottes

Der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon erblickten die Herrlichkeit Jesu Christi, der „zur rechten Hand des Vaters“ stand (LuB 76:20). Sie sahen „die heiligen Engel und diejenigen, die geheiligt sind, [Gott] anbeten“ (LuB 76:21) und hörten „die Stimme Zeugnis geben …, dass [Jesus Christus] der Einziggezeugte des Vaters ist“ (LuB 76:23). Dieses bemerkenswerte Erlebnis bewog die zwei Zeugen zu dem Ausruf: „Nach den vielen Zeugnissen, die von ihm gegeben worden sind, ist dies, als letztes von allen, das Zeugnis, das wir von ihm geben: Dass er lebt!“ (LuB 76:22.) Die Formulierung „als letztes von allen“ bedeutete nicht, dass dies das letzte Zeugnis für den Erretter war, das jemals gegeben werden sollte. Vielmehr war ihr Zeugnis das jüngste Zeugnis dafür, dass es den Sohn Gottes wirklich gibt – nach den vielen Zeugnissen, die von Propheten und Heiligen in alter Zeit gegeben worden waren. Propheten, Apostel und Heilige in aller Welt geben weiterhin Zeugnis dafür, dass der Erretter Jesus Christus wirklich lebt.

Darstellung des auferstandenen Christus

„Dies [ist], als letztes von allen, das Zeugnis, das wir von ihm geben: Dass er lebt! Denn wir haben ihn gesehen.“ (LuB 76:22,23.)

Am 1. Januar 2000 gaben die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel ein Erklärung heraus, in der sie ihr Zeugnis dafür bekräftigten, dass Christus wirklich lebt: „Wir als seine rechtmäßig ordinierten Apostel bezeugen, dass Jesus der lebendige Christus ist, der unsterbliche Sohn Gottes. Er ist der große König Immanuel, der heute zur Rechten des Vaters steht. Er ist das Licht, das Leben und die Hoffnung der Welt. Sein Weg ist der Pfad, der zu Glück hier auf der Erde und zu ewigem Leben im Jenseits führt. Gott sei gedankt für diese unvergleichliche Gabe, nämlich dafür, dass er uns seinen Sohn geschenkt hat.“ („Der lebendige Christus – das Zeugnis der Apostel“, Liahona, Mai 2017, Umschlaginnenseite vorn.)

Lehre und Bündnisse 76:24. Jesus Christus als Schöpfer

Gott offenbarte seinen Propheten in alter Zeit, dass der Mensch nicht imstande ist, die Welten zu zählen, die erschaffen wurden (siehe Mose 1:28-33; 7:30; Abraham 3:11,12). Diese Vision bekräftigt, dass Jesus Christus der Schöpfer dieser Welten ist. Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt:

„Lange, bevor der Erretter in Betlehem geboren und später als Jesus von Nazaret bekannt wurde, da war er Jahwe. Damals war Christus auf Weisung des Vaters Herr des Weltalls; er schuf Welten ohne Zahl, und die unsere ist nur eine davon. (Siehe Epheser 3:9; Hebräer 1:2.)

Wie viele von Menschen bewohnte Planeten gibt es im Weltall? Wir wissen es nicht, aber wir wissen, dass wir im Weltall nicht allein sind! Gott ist nicht nur der Gott eines einzigen Planeten!“ („Besondere Zeugen für Christus“, Liahona, April 2001, Seite 5.)

Lehre und Bündnisse 76:24. Deren Bewohner sind für Gott gezeugte Söhne und Töchter

Diejenigen, die zu Jesus Christus kommen und seine Gebote halten, werden seine Söhne und Töchter. Jesus Christus ist der Vater all derer, die umkehren und geistig von neuem geboren werden (siehe Mosia 5:7; 15:11,12; 27:25,26; Alma:5:14; 7:14; Ether 3:14; LuB 11:28-30). Die Stimme, die der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon in der Vision hörten, verkündete, dass die Bewohner jeder Welt, die von Jesus Christus erschaffen wurde, „für Gott gezeugte Söhne und Töchter“ sind (LuB 76:24). Das bedeutet, dass Jesus der Schöpfer und der Erretter von „Welten ohne Zahl“ ist (Mose 1:33).

Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat die weitreichenden Auswirkungen des Sühnopfers Jesu Christi beschrieben: „Sein Sühnopfer ist unbegrenzt – es hat kein Ende [siehe 2 Nephi 9:7; 25:16; Alma 34:10,12,14]. Es war auch unbegrenzt in dem Sinn, dass die gesamte Menschheit vom nie endenden Tod errettet wird. Es war unbegrenzt, was sein unendliches Leiden angeht. Es war unbegrenzt in der Zeit und setzte dem vorhergehenden Brauch des Tieropfers ein Ende. Es war unbegrenzt in seinen Ausmaßen – es wurde ein für alle Mal vollbracht [siehe Hebräer 10:10]. Und die Gnade des Sühnopfers erstreckt sich nicht nur auf eine unbegrenzte Anzahl von Menschen, sondern auch auf die unbegrenzte Anzahl von Welten, die er erschaffen hat [siehe LuB 76:24; Mose 1:33]. Es ist so unbegrenzt, dass es alle menschlichen Maßstäbe und alles menschliche Auffassungsvermögen übersteigt.“ („Das Sühnopfer“, Der Stern, Januar 1997, Seite 33.)

Lehre und Bündnisse 76:25-29

Joseph Smith und Sidney Rigdon sehen Luzifers Auflehnung im vorirdischen Dasein

Lehre und Bündnisse 76:25-29. Der Satan führt Krieg gegen die Heiligen Gottes

Nachdem sie „die Herrlichkeit des Sohnes zur rechten Hand des Vaters“ gesehen haben (LuB 76:20), erblicken der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon eine Vision vom Satan – Luzifer –, die im krassen Gegensatz zu der vorangegangenen Vision steht. Sie sehen, wie Luzifer, der im vorirdischen Dasein eine hohe Stelle innehat, fällt und von der Gegenwart Gottes abgeschnitten wird, nachdem er sich gegen Gott aufgelehnt und viele Geistkinder Gottes verleitet hat, es ihm gleichzutun (siehe Jesaja 14:12; Offenbarung 12:7-10; LuB 29:36,37; Abraham 3:27,28). Luzifer wurde „Verderben“ genannt (siehe LuB 76:26), was Verlust oder Vernichtung bedeutet.

Joseph Smith und Sidney Rigdon werden daran erinnert, dass der Satan ein wirklich existierendes Wesen ist, das Gott und all jene bekämpft, die nach Rechtschaffenheit streben. Der Satan versuchte, „das Reich unseres Gottes und seines Christus an sich zu nehmen“ (LuB 76:28), und das versucht er noch immer: „Er [führt] Krieg mit den Heiligen Gottes und schließt sie ringsum ein.“ (LuB 76:29.) Der Prophet Joseph Smith hat später erklärt: „Was das Reich Gottes betrifft, richtet der Teufel immer genau zur selben Zeit sein Reich auf, um sich Gott entgegenzustellen.“ (Lehren: Joseph Smith, Seite 16.)

Genau wie der Teufel das Gottesreich bekämpft, bekämpft er auch den Einzelnen, der sich bemüht, in geistiger Hinsicht Fortschritt zu machen, „denn er trachtet danach, dass alle Menschen so elend seien wie er selbst“ (2 Nephi 2:27).

Besucher gehen ins Konferenzzentrum, um an einer Versammlung der Generalkonferenz teilzunehmen

Durch ihre Glaubenstreue werden die Mitglieder der Kirche beschützt, wenn der Satan „mit den Heiligen Gottes [Krieg führt]“ (LuB 76:28,29).

Lehre und Bündnisse 76:30-49

Joseph Smith und Sidney Rigdon sehen die Qual der Söhne des Verderbens

Lehre und Bündnisse 76:30-35. Wer sind die Söhne des Verderbens?

Nachdem der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon die Auflehnung Luzifers gesehen haben, zeigt ihnen der Herr die Qual der Söhne des Verderbens. Sie schreiben nicht die Einzelheiten der Vision nieder, sondern halten vielmehr fest, was die Stimme des Herrn über das, was sie gesehen haben, sagt. Der Herr erklärt, dass Söhne des Verderbens jene sind, die Erkenntnis von der Macht Gottes empfangen „und ihrer teilhaftig gemacht worden sind“, dann aber zulassen, dass sie „überwunden werden und die Wahrheit leugnen und [Gottes] Macht trotzen“ (LuB 76:31). Darüber hinaus leugnen sie „den Heiligen Geist …, nachdem sie ihn empfangen haben“, sowie „den Einziggezeugten Sohn des Vaters“ (LuB 76:35).

Einige Jahre nach dieser Vision hat der Prophet Joseph Smith erklärt: „Alle Sünden werden vergeben, ausgenommen die Sünde gegen den Heiligen Geist; denn Jesus errettet alle außer die Söhne des Verderbens. Was muss man tun, um die unverzeihliche Sünde zu begehen? Man muss den Heiligen Geist empfangen, es müssen sich einem die Himmel öffnen, man muss Gott erkannt haben und dann gegen ihn sündigen. Sobald ein Mensch gegen den Heiligen Geist gesündigt hat, gibt es für ihn keine Umkehr mehr. Er muss sagen, die Sonne scheine nicht, während er sie doch sieht; er muss Jesus Christus verleugnen, wo sich ihm doch die Himmel aufgetan haben, und den Plan der Errettung leugnen, obwohl er doch mit eigenen Augen sieht, dass er wahr ist.“ (Manuskript History of the Church, Band E-1, Seite 1976, josephsmithpapers.org.)

Die unverzeihliche Sünde wird nicht leichtsinnig oder versehentlich begangen. Diejenigen, die Söhne des Verderbens werden, werden es vielmehr bereitwillig und vorsätzlich. Söhne des Verderbens „haben den Einziggezeugten Sohn des Vaters geleugnet und haben ihn für sich selbst gekreuzigt“ (LuB 76:35; siehe auch Hebräer 6:4-6). Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Um dieses unverzeihliche Verbrechen zu begehen, muss jemand das Evangelium annehmen, vom Heiligen Geist durch Offenbarung absolute Gewissheit von der Göttlichkeit Christi empfangen und dann ‚den neuen und immerwährenden Bund, durch den er geheiligt worden ist, verleugnen, ihn unheilig nennen und den Geist der Gnade verachten‘ [Joseph Smith, History of the Church, 3:232]. Damit begeht er einen Mord, indem er dem Tod des Herrn zustimmt, das heißt: Er hat vollkommene Kenntnis von der Wahrheit und lehnt sich doch offen auf und hätte Christus gekreuzigt, auch wenn er genau gewusst hätte, dass er der Sohn Gottes war. Daher wird Christus so aufs Neue gekreuzigt und zum Gespött gemacht (LuB 132:27).“ (Mormon Doctrine, 1966, Seite 816f.)

Lehre und Bündnisse 76:37. Der zweite Tod

Alle Kinder Gottes, die auf dieser Erde geboren werden, einschließlich derer, die Söhne des Verderbens werden, werden aus dem Grab auferstehen und durch die Macht der Auferstehung Jesu Christi den körperlichen Tod überwinden (siehe 1 Korinther 15:22; Alma 11:42-45; LuB 88:27-32). Neben dem körperlichen Tod erleben alle Kinder Gottes die Folgen des geistigen Todes, also die Trennung von der physischen Gegenwart des Vaters und des Sohnes. Wegen des Falls werden sie „von der Gegenwart des Herrn abgeschnitten“ (Helaman 14:16). Der geistige Tod, die Trennung von Gott, wird ebenfalls durch die Auferstehung überwunden, wodurch alle (mindestens vorübergehend) in die Gegenwart des Herrn zurückgebracht werden, um gerichtet zu werden (siehe Helaman 14:15-17).

Nachdem sie in die Gegenwart des Herrn zurückgekehrt sind, erleben die Söhne des Verderbens einen zweiten Tod. Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat erklärt, dass der zweite Tod „eine geistige Verbannung mit sich bringt, … wodurch denen, denen sie zuteilwird, die Gegenwart Gottes verweigert wird und ihnen beschieden ist, für alle Ewigkeit beim Teufel und seinen Engeln zu wohnen“ (Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, 1954, 1:49). Die Söhne des Verderbens sind die Einzigen, die einen solchen Tod erleiden (siehe Helaman 14:18; LuB 76:37; 88:35).

Elder Bruce R. McConkie hat den zweiten Tod, der nur über die Söhne des Verderbens kommt, wie folgt beschrieben:

„Der geistige Tod bedeutet, aus der Gegenwart des Herrn ausgestoßen zu sein, was Rechtschaffenheit betrifft, tot zu sein, was die Eingebungen und Einflüsterungen des Geistes betrifft, tot zu sein.“ (Mormon Doctrine, Seite 761.)

„Am Ende werden alle vom geistigen Tod erlöst, ausgenommen diejenigen, die ‚zum Tode gesündigt haben‘ (LuB 64:7), also diejenigen, denen bestimmt ist, Söhne des Verderbens zu sein. Johannes bringt dies dadurch zum Ausdruck, dass er sagt: Nachdem Tod und Unterwelt die Toten herausgegeben haben, die in ihnen sind, werden Tod und Unterwelt ‚in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod.‘ (Offenbarung 20:12-15.) Und dementsprechend hat der Herr in unserer Zeit gesagt, dass die Söhne des Verderbens ‚die Einzigen [sind], über die der zweite Tod irgendwelche Macht haben wird‘ (LuB 76:37), was irgendwelche Macht nach der Auferstehung bedeutet.“ (Mormon Doctrine, Seite 758.)

Lehre und Bündnisse 76:39-44. Er errettet alle

Nachdem der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon von den Söhnen des Verderbens und ihrem schrecklichen Schicksal erfahren haben, erfahren sie, dass „durch den Triumph und die Herrlichkeit des Lammes … alle errettet werden können“ (LuB 76:39,42) und dass Jesus Christus alle außer die Söhne des Verderbens errettet (siehe LuB 76:44). Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass der Begriff errettet ganz unterschiedliche Bedeutungsebenen umfasst:

„So wie die Heiligen der Letzten Tage die Begriffe errettet und Errettung verwenden, haben sie wenigstens sechs verschiedene Bedeutungsebenen. Laut einigen von ihnen ist unsere Errettung sicher – sind wir also bereits errettet. Auf anderen Ebenen muss von der Errettung als einem zukünftigen Ereignis gesprochen werden (siehe beispielsweise 1 Korinther 5:5) oder von etwas, was von einem zukünftigen Ereignis abhängt (siehe beispielsweise Markus 13:13). Aber für jede Bedeutungsebene der Errettung gilt, dass die Errettung in und durch Jesus Christus erfolgt. …

Für die Heiligen der Letzten Tage kann ‚errettet sein‘ auch bedeuten, dass man vom Zweiten Tod errettet beziehungsweise erlöst ist (nämlich vom endgültigen geistigen Tod), und zwar durch die Zusicherung eines Reiches der Herrlichkeit in der kommenden Welt (siehe 1 Korinther 15:40-42). Genau wie die Auferstehung allumfassend ist, wird uns zugesichert, dass – bis auf sehr wenige Ausnahmen – jedem Menschen, der je auf der Erde lebt, in dieser Hinsicht Errettung zuteilwird. …

Der Prophet Brigham Young lehrte dies, als er verkündete, dass ‚jeder Mensch, der den Tag der Gnade nicht hinwegsündigt und ein Engel des Teufels wird, hervorgebracht werden wird, um ein Reich der Herrlichkeit zu ererben‘ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 288). Diese Bedeutung von gerettet adelt das ganze Menschengeschlecht durch die Gnade des Herrn und Erretters, Jesus Christus. …

Und schließlich werden die Begriffe errettet und Errettung noch in einem anderen vertrauten und nur von den Heiligen der Letzten Tage gebrauchten Zusammenhang verwendet, nämlich als Umschreibung von Erhöhung beziehungsweise ewigem Leben (siehe Abraham 2:11). Dieser Zustand wird manchmal auch als ‚Fülle der Errettung‘ bezeichnet (siehe Bruce R. McConkie, The Mortal Messiah, 4 Bände, 1979–1981, 1:242). Diese Errettung erfordert mehr als Umkehr und Taufe kraft der rechtmäßigen Vollmacht des Priestertums. Sie erfordert auch, dass man im Tempel Gottes heilige Bündnisse schließt – darunter auch die ewige Ehe – und dass man diesen Bündnissen treu bleibt, indem man bis ans Ende ausharrt.“ („Have You Been Saved?“, Ensign, Mai 1998, Seite 55ff.)

Darstellung der Kreuzigung

Jesus kam in die Welt, um gekreuzigt zu werden, „um die Sünden der Welt zu tragen, … dass durch ihn alle errettet werden können“ (LuB 76:41,42).