Kapitel 16
Lehre und Bündnisse 42
Einführung und zeitlicher Überblick
Der Herr gebietet den Heiligen, die im Bundesstaat New York leben, nach Ohio zu ziehen. Er verheißt ihnen, dass sie dort sein Gesetz empfangen werden (siehe LuB 37:3; 38:32). Am 9. Februar 1831, kurz nachdem Joseph Smith in Kirtland in Ohio angekommen ist, versammeln sich zwölf Älteste der Kirche und beten miteinander, wie es der Herr ihnen geboten hat (siehe LuB 41:2,3). Diese Führer der Kirche bemühen sich um Weisung des Herrn in Hinblick auf die wachsende Kirche, und der Prophet Joseph Smith empfängt die in Lehre und Bündnisse 42:1-72 aufgezeichnete Offenbarung. Zwei Wochen später, am 23. Februar 1831, bemüht sich der Prophet um weitere Anweisungen vom Herrn; die zusätzliche Weisung, die er empfängt, steht in Lehre und Bündnisse 42:74-93. Die in Vers 73 aufgezeichnete Weisung wird vom Propheten nachträglich hinzugefügt, als das Buch Lehre und Bündnisse veröffentlicht wird. Gemeinsam bilden diese Offenbarungen „das Gesetz der Kirche“ (LuB 42, Einleitung). In diesen Offenbarungen gibt der Herr geistige und zeitliche Gesetze bekannt, in denen die Mitglieder angewiesen werden, den Armen zu helfen, verschiedene Unternehmungen der Kirche zu finanzieren und den Heiligen zur Seite zu stehen, die nach Ohio kommen. Diese Gesetze sind für die noch junge Kirche richtungsweisend und bereiten die Heiligen mit darauf vor, dass sie ein Zionsvolk werden.
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2. Januar 1831Den Heiligen in New York wird verheißen, dass sie das Gesetz Gottes empfangen werden, wenn sie sich in Ohio sammeln (siehe LuB 38).
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Anfang Februar 1831Joseph und Emma Smith kommen in Kirtland in Ohio an.
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4. Februar 1831Edward Partridge wird als erster Bischof in der wiederhergestellten Kirche berufen (siehe LuB 41).
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9. und 23. Februar 1831Lehre und Bündnisse 42 wird empfangen.
Lehre und Bündnisse 42: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund
Bei seiner Ankunft in Kirtland Anfang Februar 1831 stellt der Prophet Joseph Smith fest, dass die Heiligen dort mangels prophetischer Führung die Lehren und Richtlinien der Kirche nicht ganz verstehen. Sie haben viele Fragen und irrige Vorstellungen zu geistigen Kundgebungen, zu den Führern der Kirche, dazu, wie man als Gemeinschaft von Heiligen zusammenlebt und wie die Sammlung der Heiligen stattfinden soll.
Einige der neugetauften Mitglieder in Kirtland haben, bevor sie vom wiederhergestellten Evangelium erfahren haben, zu einer Gemeinschaft gehört, die als „The Family“ (die Familie) bekannt war. Diese Gruppierung führte ihre Lebensweise auf die Beschreibung der frühchristlichen Heiligen zurück, die „alles gemeinsam“ hatten (siehe Apostelgeschichte 2:44,45; 4:32). Nachdem sich diese Neubekehrten der wiederhergestellten Kirche angeschlossen haben, setzen viele ihre vorherige gemeinschaftliche Lebensweise fort. Eine dieser Gruppen wohnt auf Isaac Morleys Farm nahe der kleinen Ortschaft Kirtland. „Als John Whitmer Mitte Januar [1831] aus New York dort ankam, stellte er fest, dass das Verhalten dieser Leute mannigfache Schwierigkeiten schuf. Heman Bassett hatte beispielsweise eine Taschenuhr genommen, die Levi Hancock gehörte, und sie verkauft. Als er deswegen zur Rede gestellt wurde, sagte er: ‚Ach, ich dachte, es bliebe ja doch in der Familie.‘ Levi entgegnete darauf, dass er von solchen ‚Familienunternehmungen‘ nichts halte und sie auch nicht länger dulde. [Levi W. Hancock, ‚Levi Hancock Journal‘, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City, Seite 81.]“ (Siehe Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Schüler, Seite 92.)
Als der Prophet Joseph Smith nach Kirtland kommt, erfährt er von dieser problembehafteten Wirtschaftsordnung. Er weiß, dass viele Mitglieder aus New York sehr viel aufgegeben und ihre Häuser verlassen haben, um sich den Heiligen in Ohio anzuschließen. Er weiß auch, dass die Kirche Geld, Güter und Grundbesitz braucht, um den Armen zu helfen und die Zuwanderer zu unterstützen, die sich in Ohio sammeln, und er beginnt, Pläne für diesen Zustrom von Heiligen aus dem Osten und für die Errichtung Zions in Missouri „an der Grenze bei den Lamaniten“ (LuB 28:9) zu machen.
Der Prophet Joseph Smith und zwölf Älteste kommen gemäß den Weisungen des Herrn in Lehre und Bündnisse 41:2,3 am 9. Februar 1831 im Gebet zusammen und flehen den Herrn an, er möge sein Gesetz offenbaren. Diese Brüder befragen den Herrn in erster Linie zu fünf Angelegenheiten: 1.) ob sich die verschiedenen Gemeinschaften von Heiligen an einem Ort sammeln oder vorläufig voneinander getrennt bleiben sollen, 2.) was das Gesetz des Herrn zur Leitung und Ordnung der Kirche sei, 3.) wie sie für die Familie derer sorgen sollen, die zum Missionsdienst berufen werden, 4.) wie die Heiligen, die nach den Grundsätzen der Weihung leben, mit Nichtmitgliedern umgehen sollen, und 5.) welche Vorbereitungen für die Heiligen getroffen werden sollen, die aus dem Osten kommen (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Hg. Michael Hubbard MacKay et al., 2013, Seite 246, Anmerkung 42). Als Antwort empfängt der Prophet die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 42:1-72, eine Zusammenfassung der vom Herrn offenbarten Antworten an diese Brüder auf die ersten drei Fragen. Die Antworten auf die übrigen Fragen sind nicht im Buch Lehre und Bündnisse veröffentlicht.
Zwei Wochen später, am 23. Februar 1831, wenden sich Joseph Smith und sieben Älteste mit weiteren Fragen dazu, wie das Gesetz der Kirche zur Anwendung gebracht werden soll, an den Herrn. Der Herr gibt diesen Männern weitere Weisung. Diese wird der Offenbarung vom 9. Februar hinzugefügt und steht heute in Lehre und Bündnisse 42:74-93. Die in Lehre und Bündnisse 42:73 aufgezeichnete Weisung wird vom Propheten später hinzugefügt, als das Buch Lehre und Bündnisse zur Veröffentlichung vorbereitet wird. Man muss beachten, dass der Prophet Joseph Smith mitunter an bereits niedergeschriebenen Offenbarungen Änderungen oder Ergänzungen vornahm, um etwas klarzustellen oder zusätzliche Erkenntnis wiederzugeben, die der Herr kundgetan hatte. Diese inspirierten Überarbeitungen veranschaulichen, dass Offenbarungen nicht aufhören. Sie sind ein Beispiel für das Recht und die Vollmacht des Herrn und seines Propheten, bereits ergangene Offenbarungen zu ergänzen oder klarzustellen.
Lehre und Bündnisse 42:1-29
Der Herr beruft die Ältesten, das Evangelium zu verkünden, unterweist sie darin, wie man das Evangelium vermittelt, und offenbart Gesetze und Gebote für die Heiligen
Lehre und Bündnisse 42:1-3. Horcht auf und vernehmt und gehorcht dem Gesetz
Der Prophet Joseph Smith sprach von den Offenbarungen in Lehre und Bündnisse 42 als dem „Gesetz der Kirche“ (LuB 42, Einleitung). Diese Offenbarungen erfüllten eine Verheißung, die der Herr schon früher gegeben hatte. Er hatte nämlich zugesagt, er werde den Heiligen sein Gesetz geben, wenn Joseph Smith und die in New York lebenden Mitglieder dem Gebot gehorchen und sich in Ohio niederlassen. Zu diesem Gesetz gehörten die Lehren des Herrn zu mancherlei Fragen, deren Beantwortung der Prophet und zwölf weitere Älteste erbeten hatten, als sie zusammengekommen waren, um das Gesetz zu empfangen. Der Herr erklärte, dass die von ihm offenbarten Lehren sein „Gesetz zur Führung [seiner] Kirche“ (LuB 42:59) sind, und er gebot den Heiligen: „Horcht auf und vernehmt und gehorcht [diesem] Gesetz.“ (LuB 42:2.)
Präsident George Q. Cannon (1827–1901) von der Ersten Präsidentschaft hat über Lehre und Bündnisse 42 gesagt: „Alles in allem war dies eine bedeutende Offenbarung. Sie warf Licht auf eine Vielzahl von Themen und klärte viele entscheidende Fragen. Männer und Frauen, die treu im Glauben standen, waren hocherfreut, Mitglied einer Kirche zu sein, die der Herr als die seine anerkannte und der er durch seinen inspirierten Propheten sein Wort mitteilte, wie es damals geschah.“ (Life of Joseph Smith the Prophet, 1958, Seite 109.)
Lehre und Bündnisse 42:4-9. Der Herr gibt Anweisungen zur Sammlung der Heiligen
Nachdem den Mitgliedern im Bundesstaat New York geboten worden war, nach Ohio zu ziehen, fragten sich die Führer der Kirche, ob auch die Mitglieder anderer wachsender Gemeinden im Nordosten Ohios nach Kirtland ziehen sollten. Der Herr gab zu verstehen, dass die Zeit kommen werde, da die Mitglieder „im Neue[n] Jerusalem als Stadt … in eins zusammengeführt“ werden, dass diese Zeit aber noch nicht gekommen sei (LuB 42:9). Wenn die Zeit aber komme, in der die Heiligen sich im Neuen Jerusalem sammeln, würden sie die dem alten Israel gegebene Verheißung erfüllen, dass sie „[Gottes] Volk“ sind und er „[ihr] Gott“ ist (LuB 42:9; siehe auch Exodus 6:7; 19:5,6; Offenbarung 21:2,3).
Um diese Sammlung zu erleichtern, sollten die Ältesten von Kirtland ausgehen und das „Evangelium predigen, zwei und zwei“ (LuB 42:6), und die Kirche dort aufbauen, wo man Gläubige fand (siehe LuB 42:8). Wer das Evangelium verkündigte, sollte „in der Macht [des] Geistes ausgehen“ und im „Namen [Jesu Christi sein] Wort wie Engel Gottes verkündigen“ (LuB 42:6). Missionare und Engel verrichten ein ähnliches Werk. Der Prophet Mormon hat dargelegt: Das Amt des Dienstes von Engeln ist es, „Menschen zur Umkehr zu rufen[,] indem sie … das Wort von Christus verkünden“ und dadurch Gottes Kinder bereitmachen, dass sie „Glauben an Christus haben“ (Moroni 7:31,32).
Lehre und Bündnisse 42:11. Es ist der Kirche bekannt, dass er Vollmacht hat
Nachdem Oliver Cowdery, Parley P. Pratt und die anderen Missionare Ohio verlassen hatten, blieben die Neubekehrten im Gebiet um Kirtland ohne starke kirchliche Führung zurück. Einige jener Mitglieder befolgten Bräuche, die anderen Glaubensrichtungen oder Kulturen entstammten, oder sie übten sich in überspannten und törichten religiösen Verrichtungen. Präsident George A. Smith von der Ersten Präsidentschaft hat später berichtet, dass manche Mitglieder der Kirche damals behaupteten, „sie könnten Engel sehen und Botschaften kämen vom Himmel herab, … und sie machten unnatürliche Verrenkungen“ („Historical Discourse“, Deseret News, 21. Dezember 1864, Seite 90).
Als der Prophet Joseph Smith in Kirtland ankam, musste er feststellen, dass sich unter manchen Heiligen in Ohio „seltsame Ideen und falsche Geister eingeschlichen“ hatten (zitiert in History of the Church, 1:146). Lehre und Bündnisse 42:11 zufolge untersagte der Herr, dass jemand eine Aufgabe als Lehrer, Führer oder Offenbarer in der Kirche übernimmt, wenn er nicht ordnungsgemäß von Gott berufen und eingesetzt worden ist. Er machte deutlich, dass diejenigen, die bevollmächtigt sind, sein Evangelium zu verkünden und seine Kirche aufzubauen, „der Kirche bekannt“ sein und „von den Häuptern der Kirche … ordiniert worden“ sein müssen (LuB 42:11). Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt:
„Es hat seinen Sinn, dass die Mitglieder der Kirche überall auf der Welt die Generalautoritäten und die örtlichen Führungsbeamten erkennen können. Auf diese Weise wissen sie, von wem sie unterwiesen werden. …
Zu viele Namen sind vorgelegt, zu viele Bestätigungen vollzogen worden, zu viele Ordinierungen und Einsetzungen haben vor zu vielen Zeugen stattgefunden, zu viele Aufzeichnungen sind geführt worden, zu viele Urkunden ausgestellt, zu viele Bilder an zu vielen Stellen veröffentlicht worden, als dass sich irgendjemand darüber täuschen lassen könnte, wer wirklich bevollmächtigt ist.“ („From Such Turn Away“, Ensign, Mai 1985, Seite 34.)
„Wir wissen immer, wer berufen ist, zu führen oder zu lehren, und haben die Möglichkeit, den Vorgang zu bestätigen oder abzulehnen. Dies wurde nicht von einem Menschen erdacht, sondern in den Offenbarungen festgelegt [LuB 42:11]. … Auf diese Weise ist die Kirche davor geschützt, dass ein Betrüger ein Kollegium, eine Gemeinde, einen Pfahl oder die Kirche an sich reißt.“ („Die Schwachen und die Einfachen in der Kirche“, Liahona, November 2007, Seite 6.)
Lehre und Bündnisse 42:12-15. Lehrt die Grundsätze des Evangeliums, die in der Bibel und im Buch Mormon stehen
Der Herr hat erklärt, dass jemand, der berufen ist, das Evangelium zu verkünden, „die Grundsätze [seines] Evangeliums [so] lehren“ soll, wie sie in den heiligen Schriften stehen (LuB 42:12). Als diese Offenbarung gegeben wurde, waren die Bibel und das Buch Mormon neben einer zunehmenden Zahl neuzeitlicher Offenbarungen die einzigen heiligen Schriften, die den Mitgliedern der Kirche zur Verfügung standen. Mit der Zeit sollten noch weitere heilige Schriften von Gott gegeben werden, darunter das Buch Lehre und Bündnisse, die Köstliche Perle und Joseph Smiths inspirierte Übersetzung der Bibel (siehe LuB 42:15,56-58). Die heiligen Schriften, die wir heutzutage zur Unterweisung heranziehen sollen, werden als Standardwerke bezeichnet.
Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat erklärt, warum die heiligen Schriften als Standardwerke bezeichnet werden: „Die ‚Standardwerke‘ … sind das Reservoir unserer Lehre, aus dem sich das Wasser des Evangeliumslichts ergießt. Sie setzen den Standard, also den Maßstab für jegliche Evangeliumslehre. Alle weiteren Bücher, Leitfäden und Studienkurse müssen dem Wort des Herrn entspringen, wie es in diesen Büchern steht.“ („Cornerstones of Responsibility“, Ansprache bei einem Seminar für Regionalrepräsentanten, 5. April 1991, Seite 1.)
Lehre und Bündnisse 42:14. Der Geist wird euch durch das Gebet des Glaubens gegeben
Durch inspirierte und zielführende Unterweisung werden Gottes Kinder gestärkt und bekehren sich zum Evangelium Jesu Christi. Der Herr hat verheißen, dass sein Geist denjenigen, die unterweisen, „durch das Gebet des Glaubens gegeben“ wird. Er hat betont, dass man „nicht lehren“ soll, wenn man den Geist nicht bei sich hat (LuB 42:14). Anders gesagt: Richtiges Lernen im Evangelium kann, selbst wenn eindrucksvolle Unterrichtsmethoden verwendet werden, nur dann erfolgen, wenn der Geist anwesend ist. Elder L. Tom Perry (1922–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat deutlich gemacht: „Wir dürfen den Heiligen Geist, eine Person der Gottheit, als ständigen Begleiter mit uns haben, der uns bei unserer Vorbereitung als Lehrer erbaut und inspiriert. Wir sollten uns durch Gehorsam gegenüber Gottes Geboten vorbereiten, damit unser Vertrauen stark wird, wenn wir den Herrn anrufen, und sein Geist uns groß macht, wenn wir unterrichten. Wenn der Geist uns leitet, können wir mit großer Macht unterrichten.“ („Lehrt sie mit allem Eifer das Wort Gottes“, Der Stern, Juli 1999, Seite 8.)
Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat festgestellt:
„Wenn wir den Geist des Herrn bei uns haben, damit dieser uns führt, können wir jeden Menschen überall auf der Welt unterweisen, und zwar unabhängig davon, wie gebildet er ist. Der Herr weiß mehr als wir alle, und wenn wir seine Diener sind und so handeln, wie sein Geist es uns eingibt, dann kann dieser jeder Seele die Botschaft von der Errettung bringen.
Präsident Joseph Fielding Smith hat dies so ausgedrückt: ‚Wenn der Geist Gottes zum Geist des Menschen spricht, hat er die Macht, die Wahrheit mit größerer Wirkung und Verständlichkeit zu übermitteln, als es selbst durch persönlichen Kontakt mit himmlischen Wesen möglich wäre. Durch den Heiligen Geist wird die Wahrheit mit den Fasern und Sehnen des Körpers verflochten, sodass sie nicht vergessen werden kann.‘ (Doctrines of Salvation, Hg. Bruce R. McConkie, 3 Bände, 1954–1956, 1:47f.)“ („Teaching and Learning by the Spirit“, Ensign, März 1997, Seite 7.)
Lehre und Bündnisse 42:18-29. Meine Gesetze sind in meinen Schriften gegeben
In Lehre und Bündnisse 42:18-29 wiederholt der Herr viele Gebote oder Gesetze, die er bereits im alten Israel gegeben hat und die in der Bibel und im Buch Mormon zu finden sind. Er erinnert die Heiligen daran, dass man ihm dienen und seine Gebote halten soll, wenn man ihn liebt (siehe LuB 42:29).
Lehre und Bündnisse 42:18. Weder in dieser Welt noch in der künftigen Welt Vergebung haben
Ein Gebot, das der Herr in unserer Zeit erneut bekräftigt hat, lautet: „Du sollst nicht töten.“ (LuB 42:18.) Wer unschuldiges Blut vergießt, also einen Mord begeht, „wird weder in dieser Welt noch in der künftigen Welt Vergebung haben“ (LuB 42:18). Außerdem soll er „gemäß den Gesetzen des Landes überantwortet und behandelt werden“ (LuB 42:79).
Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat die Warnung des Herrn erläutert, dass einem Mörder nicht vergeben wird: „Laut Johannes gibt es zwei Arten von Sünde [siehe 1 Johannes 5:16,17]. Die eine Art kann vergeben werden, die andere Art ist Sünde, die zum Tod führt und für die es keine Vergebung gibt. Mord gehört zur zweiten Gruppe. Man spricht von Mord, wenn jemand willentlich unschuldiges Blut vergießt. … Die Gnade des Allmächtigen erreicht und umfasst durch das Sühnopfer Jesu Christi eine jede Seele, die ihre Sünden aufgibt. Das gilt nicht für jemanden, der mit Absicht oder, wie Johannes sagt, ‚zum Tod‘ gesündigt hat.“ (The Restoration of All Things, 1945, Seite 204f.)
Im Handbuch 2: Die Kirche führen und verwalten wird Rat zu zwei Fragen zu diesem Gebot gegeben, über die sich manch einer Gedanken macht:
„Soweit es offenbart wurde, kann man von der Sünde der Abtreibung umkehren und dafür Vergebung erlangen.“ (21.4.1.)
„Es ist falsch, Leben zu nehmen – auch das eigene. Jemand, der Selbstmord begeht, ist jedoch möglicherweise für sein Handeln nicht verantwortlich. Nur Gott kann dies beurteilen.“ (21.4.14.)
Lehre und Bündnisse 42:22. Ehepartner sollen an einander festhalten und an niemandem und nichts sonst
Elder Whitney L. Clayton von den Siebzigern hat festgestellt: „Die glücklichsten Ehen, die ich beobachtet habe, strahlen Gehorsam gegenüber einem der freudigsten Gebote aus: dass wir ‚liebevoll miteinander leben‘ sollen [LuB 42:45]. Der Herr richtete sich an die Ehemänner, als er gebot: ‚Du sollst deine Frau mit deinem ganzen Herzen lieben und sollst an ihr festhalten und an niemandem und nichts sonst.‘ [LuB 42:22.] In einem Handbuch der Kirche lesen wir: ‚Das Wort festhalten in diesem Gebot bedeutet, jemandem vollständig zugetan und treu zu sein. Ein Ehepaar hält an Gott und aneinander fest, indem der eine dem anderen dient und ihn liebt und indem man seine Bündnisse voreinander und vor Gott in völliger Treue einhält.‘ Beide, Mann und Frau, ‚geben … ihr Leben als Alleinstehender auf und machen ihre Ehe [zu ihrer] obersten Priorität. … Sie lassen nicht zu, dass ein anderer Mensch oder ein sonstiger Anreiz … einen höheren Rang einnimmt als das Ziel, die Bündnisse einzuhalten, die sie mit Gott und miteinander eingegangen sind.‘ [Handbuch 2: Die Kirche führen und verwalten, Abschnitt 1.3.1.] Sehen Sie zu und lernen Sie: Ein Paar, das eine gute Ehe führt, ist sich in Liebe vollständig zugetan.“ („Eine gute Ehe führen: zusehen und lernen“, Liahona, Mai 2013, Seite 85.)
Lehre und Bündnisse 42:23. Die Folgen der Lüsternheit
Das Wort „gelüstet“ in Lehre und Bündnisse 42:23 bedeutet, dass man einen anderen auf sündige Weise sexuell begehrt. In den heiligen Schriften wird klargestellt: Wenn jemand einen anderen ansieht, dass es ihn nach diesem Menschen gelüstet, ist es so, als habe er im Herzen schon Ehebruch begangen (siehe Matthäus 5:28; siehe auch 3 Nephi 12:28; LuB 63:16). Unreine Gedanken, Worte oder unreines Verhalten laufen nicht nur darauf hinaus, dass man den Geist verliert, sondern sie führen schließlich dazu, dass man den Glauben verleugnet (siehe LuB 42:23; 63:16). Der Satan setzt sexuelle Begierde ein, um die geistige Kraft der Kinder Gottes zu schwächen und sie der Vernichtung zuzuführen.
Elder L. Whitney Clayton hat warnend auf Folgendes hingewiesen:
„Heutzutage gibt es eine geistige Schlinge, die Pornografie heißt, und viele gehen in diese tödliche Falle, angelockt durch die aufreizenden Botschaften. Wie bei jeder Falle kommt man leicht hinein, aber nur schwer wieder hinaus. Manche flüchten sich in die Ausrede, sie könnten gelegentlich Pornografie betrachten, ohne dass es schlimme Auswirkungen auf sie hätte. Anfangs sagen sie: ‚Das ist nicht so schlimm‘ oder ‚Was sollʼs? Es schadet doch nichts‘ oder ‚Ich bin nur neugierig‘. Aber darin irren sie. Der Herr warnt: ‚Und wer eine Frau ansieht, dass es ihn nach ihr gelüstet, der wird den Glauben verleugnen und wird den Geist nicht haben; und wenn er nicht umkehrt, soll er ausgestoßen werden.‘ (LuB 42:23.) …
Wer sich mit Pornografie abgibt, verliert nicht nur den Geist, sondern auch einen klaren Blick und das richtige Maß. [Er versucht], seine Sünden zu verbergen, und vergisst dabei, dass vor dem Herrn nichts verborgen ist (siehe 2 Nephi 27:27). Spürbar mehren sich die Auswirkungen, wenn die Selbstachtung langsam abnimmt, schöne Beziehungen getrübt werden, Ehen zugrunde gehen und die Zahl der unschuldigen Opfer zunimmt. Wenn er feststellt, dass das, was er bisher gesehen hat, nicht mehr ausreicht, versucht er es mit extremeren Bildern. Langsam wird er davon abhängig, auch wenn er es nicht merkt oder es abstreitet, und … sein Verhalten [verschlechtert sich], wenn seine sittlichen Maßstäbe dahinschwinden.“ („Gesegnet sind alle, die im Herzen rein sind“, Liahona, November 2007, Seite 52.)
Lehre und Bündnisse 42:24-26. Du sollst nicht Ehebruch begehen
Die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau innerhalb der Ehe ist ein heiliger Ausdruck der Liebe und der erhabensten Macht, die Gott seinen Kindern geschenkt hat – der Macht, Leben zu schaffen. Der rechte Umgang mit dieser Macht steht im Erlösungsplan Gottes im Mittelpunkt, und er hat strikte Gebote gegeben, wie wir mit dieser Macht umgehen sollen. Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat dargelegt:
„Die Ehe zwischen Mann und Frau ist demnach der einzig zulässige Weg, wie die vorirdischen Geister auf die Erde kommen sollen. Völlige sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und bedingungslose Treue in der Ehe bewahren die Heiligkeit dieses Weges.
Die Fortpflanzungskraft ist in geistiger Hinsicht von Bedeutung. Der Missbrauch dieser Kraft untergräbt den Zweck des Planes Gottes und des irdischen Daseins. Unser Vater im Himmel und sein geliebter Sohn sind Schöpfer und haben jedem von uns einen Teil ihrer Schöpfungskraft anvertraut. Konkrete Richtlinien für den richtigen Umgang mit der Fähigkeit, Leben zu schaffen, sind wesentliche Elemente im Plan des Vaters. Wie wir zu dieser gottgegebenen Kraft stehen und wie wir von ihr Gebrauch machen, beeinflusst in hohem Maße unser Glück im Erdenleben und unser Schicksal in der Ewigkeit. …
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat hinsichtlich der Sexualmoral nur den einen unveränderlichen Maßstab: Eine intime Beziehung darf es nur zwischen einem Mann und einer Frau innerhalb der Ehe geben, wie sie in Gottes Plan verordnet ist. Diese intime Beziehung ist nicht dafür vorgesehen, dass man einfach der Neugier freien Lauf lässt, ein Verlangen befriedigt oder sich selbstsüchtig Entspannung oder Vergnügen verschafft. Es geht nicht darum, eine Eroberung zu machen, und es geht auch nicht einfach nur um eine bestimmte Handlung. Vielmehr kommen in dieser intimen Beziehung unser göttliches Wesen und Potenzial in höchstem Maße zum Ausdruck und sie ist eine Möglichkeit, wie Mann und Frau ihre seelische und geistige Bindung stärken können.“ („Wir glauben, dass es recht ist, keusch zu sein“, Liahona, Mai 2013, Seite 42.)
Die Sünde des Ehebruchs beginnt oft mit unreinen oder lüsternen Gedanken. Präsident Howard W. Hunter (1907–1995) hat warnend darauf hingewiesen:
„Der Herr verbietet jedwede intime Beziehung außerhalb der Ehe und seine Kirche verurteilt Derartiges. Untreue seitens des Mannes bricht seiner Frau das Herz und kostet ihn ihr Vertrauen wie auch das Vertrauen seiner Kinder (siehe Jakob 2:35).
Halten Sie den Ehebund in Gedanken, Wort und Tat ein. Pornografie, Flirten und unzuträgliche Phantasien zerfressen den Charakter und greifen das Fundament einer glücklichen Ehe an. Einigkeit und Vertrauen in der Ehe werden dadurch zerstört. Wer seine Gedanken nicht beherrscht und dadurch im Herzen Ehebruch begeht, wird, sofern er nicht umkehrt, den Geist nicht haben, sondern den Glauben leugnen und sich fürchten (siehe LuB 42:23; 63:16).“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Howard W. Hunter, Seite 233.)
Lehre und Bündnisse 42:30-55
Der Herr offenbart Grundsätze des Gesetzes der Weihung und erteilt den Mitgliedern Rat in Bezug auf Tod und Heilung
Lehre und Bündnisse 42:30-39. Das Gesetz der Weihung
Am 2. Januar 1831, als die letzte Konferenz der Kirche in New York abgehalten wurde, sagte der Herr: „Lasst jedermann seinen Bruder achten wie sich selbst.“ (LuB 38:24.) Dies erwies sich als wesentlicher Grundsatz bei der Vorbereitung der Heiligen auf die Errichtung Zions in den Letzten Tagen. Nachdem der Prophet Joseph Smith am 4. Februar 1831 in Kirtland eingetroffen war, wies der Herr ihn an, Edward Partridge als ersten Bischof der Kirche zu berufen, „um alles so zu versehen, wie es ihm in meinen Gesetzen bestimmt wird an dem Tag, da ich sie geben werde“ (LuB 41:10). Fünf Tage danach, am 9. Februar, offenbarte der Herr Joseph Smith die wesentlichen Grundsätze des Gesetzes der Weihung. Er legte seinen Plan dar, wie für die Armen und Bedürftigen gesorgt, seine Kirche aufgebaut und sein Volk vorbereitet werden soll, Zion zu errichten (siehe LuB 42:30-39).
Etwas zu weihen bedeutet, etwas zu heiligen, es einem heiligen Zweck zu widmen und dafür vorzusehen. Weihung ist der Vorgang, wie wir Besitz, Zeit und Mittel Gott widmen und sie ihm gerne geben. Durch Weihung kann ein wahrer Jünger Jesu Christi für die Armen und Bedürftigen sorgen und beim Aufbau des Gottesreiches hier auf Erden behilflich sein. Weihung stützt sich auf den Grundsatz, dass „ein jeder … auf das Wohl seines Nächsten bedacht sein und bei allem, was er tut, das Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes richten“ soll (LuB 82:19; siehe auch LuB 38:24,25). Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat sich dazu geäußert:
„Weihung bedeutet, dass man seine Zeit, seine Fähigkeiten und seine Mittel für den Aufbau des Gottesreichs und die Hilfsbedürftigen einsetzt, unabhängig davon, ob sie geistige oder zeitliche Hilfe brauchen. …
Zion, das ist der Name, den der Herr seinem Bundesvolk gegeben hat, das sich durch Herzensreinheit auszeichnet und dadurch, dass es sich um die Armen und die Notleidenden kümmert. (Siehe LuB 97:21.) …
Die höchste Ordnung [der Gemeinschaft] im Priestertum gründet sich auf Nächstenliebe, Dienen und Arbeit, [Eigenständigkeit und Treuhandschaft]; sie lassen sich alle im [Bund] der Weihung zusammenfassen.“ („Und der Herr nannte sein Volk Zion“, Der Stern, Dezember 1984, Seite 6f.)
In den Offenbarungen in Lehre und Bündnisse 42, die als Gesetz der Kirche bekannt sind, hat der Herr die Mitglieder angewiesen, den Armen dadurch zu helfen, dass die Mitglieder ihren Besitz „mit einem Bündnis und einem Vertrag“ weihen, „der nicht gebrochen werden kann“ (LuB 42:30). Präsident J. Reuben Clark Jr. (1871–1961) von der Ersten Präsidentschaft hat erläutert, weshalb das Volk des Herrn bereit sein soll, ein solches Opfer zu bringen: „Die Grundregel aller Offenbarungen zum [Gesetz der Weihung] beruht auf dem Gedanken, dass alles, was wir haben, dem Herrn gehört. Daher kann er von uns einen Teil oder all unseren Besitz fordern, da er ja ihm gehört. (LuB 104:14-17,54-57.)“ (Herbst-Generalkonferenz 1942.)
Das Gesetz der Weihung wird im Buch Lehre und Bündnisse oft erwähnt (siehe LuB 38; 42; 44; 48; 51; 54; 56; 58; 70; 72; 78; 82–85; 92; 96, 97; 104–106; 119, 120; 136). Viele dieser Abschnitte enthalten Weisungen, die den Heiligen helfen sollen, dieses Gesetz zu erfüllen. Während die Grundsätze des Gesetzes der Weihung gleich bleiben, hat sich die Umsetzung von Zeit zu Zeit geändert, um unterschiedlichen Umständen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Präsident Gordon B. Hinckley zufolge wurden „das Gesetz des Opferns und das Gesetz der Weihung nicht abgeschafft und sind noch immer in Kraft“ (Teachings of Gordon B. Hinckley, 1997, Seite 639). In unserer Zeit halten treue Heilige das Gesetz der Weihung dadurch, dass sie bestrebt sind, Gott zu lieben und ihr Geld, ihre Zeit und weitere Mittel für den Aufbau des Gottesreiches zu widmen und dazu beizutragen, das Leid der Armen und Bedürftigen zu lindern. Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt:
„Es steht geschrieben: ‚Wer nicht imstande ist, nach dem Gesetz eines celestialen Reiches zu leben, kann nicht in einer celestialen Herrlichkeit leben.‘ (LuB 88:22.) Das Gesetz des Opferns ist ein celestiales Gesetz, ebenso das Gesetz der Weihung. Um diesen celestialen Lohn, den wir so inständig ersehnen, zu erhalten, müssen wir fähig sein, diese beiden Gesetze zu leben. …
Nicht immer wird von uns verlangt, das Gesetz der Weihung vollständig zu leben und all unsere Zeit, Talente und Mittel für den Aufbau des irdischen Reiches des Herrn zu geben. …
Doch in den heiligen Schriften ist gemeint, dass wir, um celestiale Errettung erlangen zu können, fähig sein müssen, diese Gesetze in ihrer Fülle zu leben, falls wir dazu aufgerufen werden. Das schließt also die Tatsache mit ein, dass wir sie, genau genommen, so weit leben müssen, wie wir dazu aufgerufen sind.“ („Obedience, Consecration, and Sacrifice“, Ensign, Mai 1975, Seite 50.)
Lehre und Bündnisse 42:32,33. Treuhandschaft
Der Herr hat ein Muster gegeben, wie das Gesetz der Weihung in der Anfangszeit der Kirche zur Anwendung gebracht werden sollte. Die Familien wurden angewiesen, ihr Geld und ihren Besitz der Kirche dadurch zu weihen, dass sie diese Mittel „dem Bischof [der] Kirche und seine[n] Ratgeber[n]“ (LuB 42:31) übergaben. Der Bischof musste dann als Beauftragter des Herrn jeder Familie „gemäß [ihren] Umständen und [ihren] Bedürfnissen und [ihrem] Bedarf“ (LuB 51:3; siehe auch LuB 42:32,33) einen Anteil an Land und Gütern zuweisen. Dieser Anteil wurde „Treuhandschaft“ genannt (LuB 42:72). Auf diese Weise wurden jeder Familie Grundbesitz und weitere Mittel anvertraut, die in den Privatbesitz der Mitglieder übergingen und von ihnen nach Gutdünken genutzt werden sollten. Als Treuhänder der Mittel des Herrn war die Familie ihm rechenschaftspflichtig und selbst verantwortlich in allem, womit er sie betraut hatte. Alles, was über den Bedarf und die Bedürfnisse der Familie hinausreichte, blieb beim Bischof, um „denen zuteilzuwerden, die nicht haben“ (LuB 42:33).
Lehre und Bündnisse 42:34,35,55. Das Vorratshaus des Herrn
Nach dem vom Herrn vorgestellten Muster sollte jeder „Rest“ oder Überschuss an Geld oder Besitz im Vorratshaus des Bischofs aufbewahrt werden (siehe LuB 42:34; siehe auch Vers 55). Der Bischof sollte diese Mittel dann nutzen, um sie „den Armen und den Bedürftigen zuteilwerden“ (LuB 42:34) zu lassen und um andere Ziele zu verwirklichen, etwa Landerwerb durch die Kirche, „um Häuser der Anbetung zu bauen und um das Neue Jerusalem zu errichten“ (LuB 42:35). Heute verstehen wir unter dem Vorratshaus einen „Ort, an dem ein Bischof geweihte Opfergaben der Heiligen der Letzten Tage empfängt, treuhänderisch verwahrt und den Armen zuteilwerden lässt. Ein Vorratshaus kann so groß oder klein sein, wie die Umstände es erfordern. Glaubenstreue Heilige stellen dem Bischof Talente, Fertigkeiten, Materielles und Geldmittel zur Verfügung, um die Armen in Zeiten der Not zu versorgen. Deshalb kann ein Vorratshaus eine Aufstellung verfügbarer Dienstleistungen, Gelder, Nahrungsmittel oder sonstiger Hilfsmittel beinhalten. Der Bischof ist der Bevollmächtigte für das Vorratshaus und verteilt Güter und Dienstleistungen gemäß den Bedürfnissen und wie vom Geist des Herrn angewiesen (LuB 42:29-36; 82:14-19).“ (Schriftenführer, Stichwort „Vorratshaus“, scriptures.lds.org.)
Lehre und Bündnisse 42:40,41. Du sollst nicht stolz sein in deinem Herzen
Moroni, der Prophet im Buch Mormon, hat von den geistigen Herausforderungen gesprochen, denen Gottes Kinder in den Letzten Tagen ausgesetzt sind. Dazu gehört auch der Stolz, der sich darin äußert, dass man „sehr feines Gewand trägt“, während „die Armen und die Bedürftigen, die Kranken und die Bedrängten“ vernachlässigt werden (Mormon 8:36,37). Der Herr hat in der Anfangszeit der Kirche geboten: „Du sollst nicht stolz sein in deinem Herzen.“ Er hat den Heiligen auch gesagt, dass ihre „Gewänder einfach sein“ sollen (LuB 42:40). Das könnte bedeuten, dass wir als Mitglied der Kirche ein Übermaß oder Extravaganz bei der Kleidung vermeiden sollen.
Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat zu unseren Entscheidungen im Hinblick auf Kleidung und Erscheinungsbild gesagt: „Damit ihr in vollem Maß Anrecht auf die Segnungen und den Schutz des himmlischen Vaters habt, bitten wir euch: Haltet euch an die Maßstäbe des Evangeliums Jesu Christi und klammert euch nicht sklavisch an jede Mode oder Torheit, die gerade angesagt ist. Die Kirche wird euch niemals eure sittliche Entscheidungsfreiheit im Hinblick darauf, was ihr anzieht, streitig machen, oder euch vorschreiben, wie ihr auszusehen habt. Die Kirche wird jedoch immer für bestimmte Maßstäbe eintreten und Grundsätze verkünden.“ („An die Jungen Damen“, Liahona, November 2005, Seite 29.)
Lehre und Bündnisse 42:42. Du sollst nicht müßig sein
Gott hat seinen Kindern geboten, zu arbeiten und sich anzustrengen (siehe LuB 52:39; 56:17; Mose 4:25). Wer faul oder träge ist, macht sich des Müßiggangs schuldig, und das verurteilt der Herr. Präsident Gordon B. Hinckley hat bezeugt, wie wichtig der Evangeliumsgrundsatz der Arbeit ist:
„Es gibt auf dieser Erde keinen Ersatz für produktive Arbeit. Durch sie werden Träume Wirklichkeit. Durch sie werden bloße Visionen zu dynamischen Leistungen.
Die meisten von uns sind von Natur aus faul. Wir spielen lieber, statt zu arbeiten. Wir faulenzen lieber, statt zu arbeiten. Ein bisschen Spielen und ein bisschen Müßiggang sind gut. Aber die Arbeit bestimmt das Leben des Menschen. Wer seinen Verstand gebraucht und seine Hände benutzt, erhebt sich über Mittelmäßigkeit. Durch Arbeit beschaffen wir uns Essen, Kleidung, Unterkunft. Wir können nicht leugnen, dass wir mit geschickten Händen und einem ausgebildeten Verstand arbeiten müssen, wenn wir uns weiterentwickeln wollen und wenn es uns gut gehen soll und wenn unser Land in der Welt geachtet werden soll.
Als Adam und Eva den Garten von Eden verlassen mussten, sagte Jehova: ‚Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst.‘ (Genesis 3:19.)“ („I Believe“, Ensign, August 1992, Seite 4.)
Lehre und Bündnisse 42:44,48. Wer nicht für den Tod bestimmt ist, wird geheilt werden
Wie lange ein Mensch auf Erden lebt, liegt in Gottes Hand. In Lehre und Bündnisse 42:44,48 heißt es, dass jemand, der Heilung braucht und ausreichend Glauben hat und „nicht für den Tod bestimmt ist“ (Vers 48) geheilt wird. Elder Lance B. Wickman von den Siebzigern hat erklärt: „Viel zu oft lesen wir über die Bedingung ‚und nicht für den Tod bestimmt ist‘ hinweg (man könnte auch hinzufügen ‚oder für Krankheit oder Behinderung‘). Verzweifeln Sie bitte nicht, wenn inbrünstige Gebete gesprochen worden, Priestertumssegen erteilt worden sind und der geliebte Mensch nicht gesundet oder Sie sogar verlässt. Trösten Sie sich in dem Wissen, dass Sie alles getan haben, was Ihnen möglich war. Dieser Glaube, das Fasten und der Segen waren nicht umsonst! Dass Ihr Kind trotz allem, was für es getan worden ist, nicht gesund geworden ist, kann und soll die Basis für Frieden und Bestätigung sein für alle, die es lieben. Der Herr, der zu jedem Segen die Inspiration gibt und der jedes aufrichtige Gebet hört, hat es trotzdem heimgerufen. Alle Erfahrungen aus den Gebeten, dem Fasten und dem Glauben heraus sind vielleicht mehr zu unserem als zu seinem Nutzen gewesen.“ („Tut er es aber nicht“, Liahona, November 2002, Seite 31.)
Lehre und Bündnisse 42:45-48. Wer in mir stirbt, wird den Tod nicht schmecken
Für den, der im Glauben treu ist und bis ans Ende ausharrt, wird der Tod „süß sein“, während für den, der sich auflehnt und nicht umkehren will, der „Tod … bitter“ ist (LuB 42:46,47). Das heißt nicht, dass die Rechtschaffenen keinen körperlichen Schmerz erleiden werden. Doch sie werden nicht die geistige Qual erleiden, die die Schlechten bei ihrem Tod durchmachen. Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel hat diesen Grundsatz veranschaulicht:
„Vor wenigen Monaten habe ich einen Mann besucht, der erfahren hatte, dass er an einer tödlichen Krankheit litt. Er war ein treuer Priestertumsträger und wurde nun mit der Realität der Sterblichkeit konfrontiert. Das Beispiel des Erretters, der im Vaterunser gesagt hat: ‚So sollt ihr beten: … Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde‘ (Matthäus 6:9,10), verlieh ihm jedoch Kraft. …
Meinem Freund gelang es, den Satz ‚Dein Wille geschehe‘ für sich anzunehmen, als er sich seinen Prüfungen und seinem qualvollen Leiden gegenübersah. …
Wir sprachen darüber, wie er sein Leben in dem Bemühen verbracht hatte, glaubenstreu zu sein, das zu tun, was Gott von ihm verlangte, im Umgang mit anderen ehrlich zu sein und seine Familie zu lieben und für sie zu sorgen. Ist das nicht gemeint, wenn es heißt, bis ans Ende auszuharren? Wir sprachen darüber, was unmittelbar nach dem Tod geschieht, was Gott uns über die Geisterwelt gelehrt hat. Für diejenigen, die rechtschaffen gelebt haben, ist sie ein Ort des Glücklichseins, ein Paradies. Da ist nichts, wovor wir uns fürchten müssen.
Nach unserem Gespräch rief er seine Frau und seine Familie zu sich – seine Kinder und seine Enkel –, um sie erneut die Lehre vom Sühnopfer zu lehren, nämlich dass alle auferstehen werden. Alle begriffen, dass es trotz der Trauer über die vorübergehende Trennung für diejenigen, die im Herrn sterben, kein Leid gibt, wie der Herr es gesagt hat (siehe Offenbarung 14:13; LuB 42:46). … Am Nachmittag des folgenden Tages starb er ganz friedlich, umgeben von seiner ganzen Familie. Solcher Trost wird uns zuteil, wenn wir den Evangeliumsplan kennen und wissen, dass die Familie für die Ewigkeit bestimmt ist.“ („Die ewige Familie“, Der Stern, Januar 1997, Seite 63.)
Wie der Tod gehört auch die Trauer um diejenigen, die sterben, zum Erdenleben. Wir können starke und liebevolle Bindungen an Angehörige und Freunde erleben, dann aber auch tiefe Trauer und Kummer verspüren, wenn jemand, den wir lieben, stirbt. Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass es ganz natürlich und angebracht ist, wegen des Verlusts eines geliebten Menschen zu trauern:
„Ungeachtet des Alters trauern wir um jemanden, den wir lieben und den wir verloren haben. Die Trauer gehört zu den tiefsten Ausdrucksformen reiner Liebe. Sie ist eine natürliche Reaktion und völlig in Einklang mit dem göttlichen Gebot: ‚Ihr sollt liebevoll miteinander leben, sodass ihr über den Verlust derer, die sterben, weinen sollt.‘ (LuB 42:45.)
Außerdem würden wir das freudige Wiedersehen später nicht voll zu schätzen wissen, wenn wir uns jetzt nicht unter Tränen trennen müssten. Dem Tod kann der Schmerz nur dann genommen werden, wenn dem Leben die Liebe genommen wird.“ („Das Tor des Todes“, Der Stern, Juli 1992, Seite 67.)
Lehre und Bündnisse 42:56-93
Der Herr gibt den Heiligen weitere Gesetze und sagt ihnen, wie sie sein Gesetz erfüllen sollen
Lehre und Bündnisse 42:56-58. Du sollst bitten und meine Schriften werden gegeben werden
Nachdem sich der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon in dem Gebiet um Kirtland niedergelassen hatten, arbeiteten sie weiter an der inspirierten Überarbeitung oder „Übersetzung“ der Bibel. Dem Hinweis in Lehre und Bündnisse 42:56 zufolge hielt sich der Prophet nicht an den üblichen Vorgang beim Übersetzen, bei dem die Wörter einer Sprache in eine andere Sprache übertragen werden. Er suchte vielmehr im Gebet nach Führung vom Herrn, die dieser ihm dementsprechend zuteilwerden ließ.
Der Herr sagte auch, dass die Heiligen „alle Menschen lehren“ sollen, wenn sie die Schriften „vollständig empfangen“ haben (LuB 42:57,58; siehe auch LuB 42:15). Der Prophet Joseph Smith, Sidney Rigdon und Frederick G. Williams schrieben am 2. Juli 1833 an Führer der Kirche in Missouri in einem Brief: „Am heutigen Tag haben wir die Übersetzung der Schriften abgeschlossen, wofür wir unserem Vater im Himmel unseren Dank ausgesprochen haben.“ (Zitiert in History of the Church, 1:368.) Seit 1979 enthält die King-James-Bibel, die von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verwendet wird, in den Studienhilfen hunderte Schriftstellen aus der Joseph Smith Translation der Bibel. Seitdem wurden den Mitgliedern der Kirche ausgewählte Teile der Joseph Smith Translation in vielen Sprachen in den Studienhilfen für die heiligen Schriften zugänglich gemacht, was dazu beiträgt, das Gebot des Herrn zu erfüllen, dass sie „allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern gelehrt werden“ sollen (LuB 42:58).
Lehre und Bündnisse 42:60-62,65. Du wirst Offenbarung um Offenbarung empfangen
Der Herr hat verheißen, dass diejenigen, die seinem Gesetz gehorchen, in immer größerem Ausmaß Offenbarung und Erkenntnis von Gott empfangen können – bis sie sogar „die Geheimnisse … erkennen“ (LuB 42:61). Elder David A. Bednar hat gesagt:
„Der Geist der Offenbarung ist jedem zugänglich, der durch die rechte Priestertumsvollmacht zwei errettende heilige Handlungen, nämlich die Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung und die Gabe des Heiligen Geistes durch Händeauflegen, empfangen hat – und der voller Glauben der Aufforderung nachkommt, die durch das Priestertum ausgesprochen wird: ‚Empfange den Heiligen Geist.‘ Diese Segnung ist nicht den präsidierenden Beamten der Kirche vorbehalten; vielmehr können und sollen alle, die heilige Bündnisse eingegangen sind, jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, das das Alter der Verantwortlichkeit erreicht hat, diese Segnung empfangen und daran teilhaben. Durch den aufrichtigen Wunsch und unsere Würdigkeit öffnen wir uns dem Geist der Offenbarung. …
Meistens empfängt man Offenbarung nach und nach, in kleineren Schritten. Sie wird uns gemäß unserem Wunsch und unserer Würdigkeit und Vorbereitung zuteil. Solche Mitteilungen vom Vater im Himmel fallen allmählich und auf sanfte Weise ‚auf [unsere Seele] wie der Tau vom Himmel‘ (LuB 121:45). …
Sowohl in der Geschichte der Kirche als auch im eigenen Leben finden wir reichlich Beispiele dafür, wie man vom Herrn ‚Zeile um Zeile …, Weisung um Weisung‘ [2 Nephi 28:30] Offenbarung empfängt. Beispielsweise wurden dem Propheten Joseph Smith im heiligen Hain nicht alle grundlegenden Wahrheiten des wiederhergestellten Evangeliums auf einmal kundgetan. Diese kostbaren Schätze wurden offenbart, wenn die Umstände gegeben waren und der richtige Zeitpunkt gekommen war.“ („Der Geist der Offenbarung“, Liahona, Mai 2011, Seite 87f.)
Elder Dallin H. Oaks hat erläutert, dass uns auf unserer Suche nach kontinuierlicher Offenbarung klar sein muss, dass zwischen fortdauernder Offenbarung und fortwährender Offenbarung ein Unterschied besteht:
„Wir „müssen … uns darüber klar werden, dass der Herr zu der von ihm bestimmten Zeit und auf seine Weise durch den Geist zu uns spricht. …
Wir beten ständig um Führung, doch wir sollten nicht ständig Offenbarung erwarten. Wir erwarten fortdauernde Offenbarung in dem Sinne, dass wir andauernd gewiss sein können, immer dann Offenbarung zu empfangen, wenn wir nach Führung streben und der Herr sie uns in seiner Weisheit und Liebe angesichts der Umstände gewähren will.“ („Zu seiner Zeit, auf seine Weise“, Liahona, August 2013, Seite 24, 29.)
Lehre und Bündnisse 42:74-93. Die Kirche wird durch Gottes Gesetz geführt
Nachdem die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 42:1-72 empfangen worden war, hatten die Führer der Kirche weitere Fragen dazu, wie mit Mitgliedern verfahren werden soll, die Gottes Gesetz übertreten haben. Zwei Wochen später, am 23. Februar 1831, wurde die Offenbarung empfangen, die nun in Lehre und Bündnisse 42:74-93 zu finden ist. Der Herr hat festgelegt, dass das „Gesetz“ der Kirche, wie es in Lehre und Bündnisse 42 steht, „zur Führung [seiner] Kirche“ gedacht ist (LuB 42:59). Des Weiteren sollten die Mitglieder der Kirche „alle Gebote und Bündnisse der Kirche … halten“ (LuB 42:78).
Lehre und Bündnisse 42:88. Wenn dir dein Bruder oder deine Schwester Unrecht tut
Elder David A. Bednar hat darüber gesprochen, wie wir uns verhalten sollen, wenn uns jemand kränkt:
„Irgendwie und irgendwann wird irgendwer in dieser Kirche etwas tun oder sagen, woran wir Anstoß nehmen könnten. Das wird sicher jedem von uns passieren – und bestimmt nicht nur einmal. Es kommt vor, dass Menschen rücksichtslos oder taktlos sind, auch wenn sie uns eigentlich gar nicht verletzen oder kränken wollen.
Wir können nicht die Absichten oder das Verhalten anderer Menschen bestimmen. Doch wir können entscheiden, wie wir uns verhalten. Denken Sie bitte daran, dass wir Handelnde sind, die mit sittlicher Selbständigkeit ausgestattet sind. Wir können die Entscheidung treffen, keinen Anstoß zu nehmen. …
Interessanterweise stehen unmittelbar vor der Aufforderung, vollkommen zu sein [siehe Matthäus 5:48], Ratschläge dazu, wie wir auf Fehlverhalten und Kränkung reagieren sollen [siehe Matthäus 5:43,44,46]. Zu den strengen Anforderungen, die zur Vervollkommnung der Heiligen führen, gehören eindeutig auch Aufgaben, die uns prüfen und herausfordern. Wenn jemand etwas sagt oder tut, was wir als beleidigend empfinden, dann besteht unsere Aufgabe erstens darin, keinen Anstoß zu nehmen, und zweitens anschließend unter vier Augen offen und ehrlich mit dem Betreffenden zu sprechen. Durch diese Vorgehensweise laden wir den Heiligen Geist ein, uns zu inspirieren. Wir können Missverständnisse klären und die wahre Absicht erkennen.“ („Sie werden keinen Anstoß nehmen“, Liahona, November 2006, Seite 91f.)