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Kapitel 28: Lehre und Bündnisse 76:50-119


Kapitel 28

Lehre und Bündnisse 76:50-119

Einführung und zeitlicher Überblick

Während der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon am 16. Februar 1832 an der inspirierten Übersetzung der Bibel arbeiten und über die Bedeutung von Johannes 5:29 nachsinnen, wird ihnen eine Vision gezeigt, die heute in Lehre und Bündnisse 76 steht. In dem Teil der Vision in Lehre und Bündnisse 76:50-119 werden Joseph Smith und Sidney Rigdon die Bewohner des celestialen, des terrestrialen und des telestialen Reiches gezeigt, und sie erfahren, wie wichtig es ist, ein Zeugnis von Jesus Christus zu erlangen und in diesem Zeugnis tapfer zu sein.

25. Januar 1832Joseph Smith wird bei einer Konferenz der Kirche in Amherst in Ohio zum Präsidenten des Hohen Priestertums ordiniert.

Ende Januar 1832Joseph Smith und Sidney Rigdon kehren nach Hiram in Ohio zurück, um an der inspirierten Übersetzung des Neuen Testaments zu arbeiten.

16. Februar 1832Lehre und Bündnisse 76 wird empfangen.

24./25. März 1832Joseph Smith und Sidney Rigdon werden in Hiram nachts von einem Pöbel brutal zusammengeschlagen, geteert und gefedert.

Lehre und Bündnisse 76:50-119: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

In den Anfangstagen der Kirche sind viele Mitglieder vorher in einer anderen christlichen Glaubensgemeinschaft aktiv gewesen. Deshalb halten sie ganz natürlich an einigen ihrer früheren Glaubensansichten fest. Die Lehren, die durch den Propheten Joseph Smith offenbart werden, unterscheiden sich manchmal wesentlich von den früheren religiösen Unterweisungen dieser Mitglieder, verschaffen ihnen jedoch ein genaueres Verständnis vom Plan Gottes. Die Beantwortung von Fragen, die während der inspirierten Übersetzung der Bibel aufkommen, an der der Prophet ab Juni 1830 etwa drei Jahre lang arbeitet, ist eine wichtige Methode des Herrn, durch die er den Heiligen die Lehren des wiederhergestellten Evangeliums nach und nach kundtut. Die Vision, die Joseph Smith und Sidney Rigdon am 16. Februar 1832 zuteilwird, ereignet sich infolge der inspirierten Übersetzung von Johannes 5:29 im Neuen Testament und führt dazu, dass die Heiligen ihr Verständnis vom Leben nach dem Tod beträchtlich erweitern können.

Zur Zeit Joseph Smiths glauben die Christen im Allgemeinen, dass Gott im nachirdischen Leben manche Menschen für den Himmel bestimmt und alle anderen dazu verurteilt, ewige Qual in der Hölle zu erleiden. Diese Ansicht ist auch unter den ersten Mitgliedern der Kirche verbreitet. Joseph Smith Sr., der Vater des Propheten, und Asael Smith, der Großvater des Propheten, haben an den Universalismus geglaubt, eine Art universelle Errettung, in der Gott die Schlechten letztendlich errettet, nachdem sie genügend gelitten haben. Aus der in Lehre und Bündnisse 76 verzeichneten Vision wird die Tatsache offenbar, dass es im Himmel separate Ebenen, also unterschiedliche Reiche der Herrlichkeit, gibt. Ferner geht aus dieser Vision hervor, inwiefern das Gericht über die Schlechten und die Rechtschaffenen ganz grundsätzlich von den bestehenden kirchlichen Lehrmeinungen über das Leben nach dem Tod abweicht (siehe Matthew McBride, „The Vision“, in: Revelations in Context, Hg. Matthew McBride und James Goldberg, 2016, Seite 149f. oder auf history.lds.org).

Als die Heiligen von der Vision des Propheten Joseph Smith und Sidney Rigdons hören, tun sich einige schwer damit, diese vom Herrn offenbarte Lehre anzunehmen. Präsident Brigham Young (1801–1877) hat dies so geschildert: „Als Gott Joseph Smith und Sidney Rigdon offenbarte, dass für alle ein Ort bereitet ist – je nach dem Licht, das sie angenommen haben, und je nachdem, wie sie das Böse verworfen und Gutes praktiziert haben, da war das für viele eine schwere Prüfung, und manche fielen vom Glauben ab, weil Gott über die Heiden und die Kleinkinder keine immerwährende Strafe herabsendet, sondern für alle zu ihrer Zeit einen Ort der Errettung hat und weil er die Ehrlichen und Tugendhaften und Aufrichtigen segnet, ob sie zu irgendeiner Kirche gehören oder nicht. Für diese Generation war das eine neue Lehre, und viele sind darüber gestolpert.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 292.)

Brigham Young selbst hat anfangs Schwierigkeiten damit, diese Lehre zu verstehen. Er berichtet: „Als ich zum ersten Mal von der Vision erfuhr, widersprach sie allem, was mir zuvor beigebracht worden war, sodass ich mir sagte, ich werde erst einmal abwarten. Ich lehnte die Vision nicht ab, konnte sie aber auch nicht verstehen.“ Er sagt, er musste „nachdenken und beten, lesen und nachsinnen, bis [er] erkannte und sie vollkommen verstand“ (zitiert in McBride, „The Vision“, Seite 150f.).

Diese Offenbarung wird unter den Mitgliedern der Kirche schlicht und einfach als „die Vision“ bekannt. Als sie aufgezeichnet wird, ist sie der erste gedruckte und den Mitgliedern der Kirche zugängliche Bericht darüber, dass der Prophet den Vater und den Sohn gesehen hat.

Näheres zum geschichtlichen Kontext von Lehre und Bündnisse 76 findest du unter „Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund“ zu Lehre und Bündnisse 76:1-49 im vorigen Kapitel in diesem Leitfaden.

Karte 5: Die Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Ohio in den Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 76:50-70

Joseph Smith und Sidney Rigdon sehen diejenigen, die celestiale Herrlichkeit erlangen werden

Lehre und Bündnisse 76:50-70. In Bezug auf diejenigen, die in der Auferstehung der Gerechten hervorkommen

Durch die Vision, die der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon empfangen hatten und die nun in Lehre und Bündnisse 76 steht, wurde das Verständnis der Heiligen in Bezug auf das Leben nach dem Tod erweitert. Die Mitglieder erfuhren, dass Gott verschiedene Ebenen des Himmels vorbereitet hat und dass abgesehen von den wenigen, die ihn verleugnen und sich seiner Macht widersetzen, alle seine Kinder in einem Reich der Herrlichkeit errettet werden (siehe LuB 76:31,42-44,89-98). Diese Vision ist auch die erste von mehreren Offenbarungen im Buch Lehre und Bündnisse, in denen hervorgehoben wird, dass treue Nachfolger des Vaters und des Sohnes Erhöhung und ewiges Leben und damit die höchsten Segnungen erlangen können, die Gott seinen Kindern schenken kann. Den Rechtschaffenen wird beispielsweise verheißen, dass sie eine herrliche Auferstehung haben, in der Gegenwart Gottes leben, alles, was er hat, erlangen, wie er werden und eine Fülle seiner Herrlichkeit erlangen werden (siehe LuB 76:54-59; 81:6; 84:33-38; 88:28,29,107; 93:19-22,27,28).

Lehre und Bündnisse 76:51-53. Diejenigen, die das Zeugnis von Jesus empfangen haben

Der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon sahen in einer Vision diejenigen, die in der Auferstehung der Gerechten hervorkommen werden, und hörten, wie die Treue und die Segnungen dieser Menschen beschrieben wurden. Der Herr offenbarte, dass diejenigen, die das celestiale Reich ererben, diejenigen sind, „die das Zeugnis von Jesus empfangen haben und an seinen Namen geglaubt haben“ (LuB 76:51). Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat dazu gesagt: „Ich habe das sogenannte ‚Zeugnis von Jesus‘. Das heißt, dass ich durch persönliche Offenbarung vom Heiligen Geist an meine Seele weiß, dass Jesus der Herr ist, dass er durch das Evangelium Leben und Unsterblichkeit ans Licht brachte und dass er in dieser Zeit die Fülle seiner immerwährenden Wahrheit wiederhergestellt hat, damit wir wie die vor alters in Ewigkeit Erben seiner Gegenwart werden können.“ („The Testimony of Jesus”, Ensign, Juli 1972, Seite 109.)

Ein junger Mann lässt sich taufen

Diejenigen, die ein Zeugnis von Jesus Christus erlangen, sich taufen lassen und den Heiligen Geist empfangen, können die Welt überwinden und in Ewigkeit reiche Segnungen erlangen (siehe LuB 76:50-70).

Ein Zeugnis von Jesus zu empfangen bedeutet auch, dass man das Evangelium Jesu Christi angenommen hat, sich hat taufen lassen, den Heiligen Geist empfangen hat, die Welt durch Glauben überwunden hat und „vom Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt“ worden ist (siehe LuB 76:51-53). In welchem Maße jemand das Zeugnis von Jesus erlangt und wie tapfer er entsprechend diesem Zeugnis lebt, wirkt sich auf den ewigen Lohn aus, den er erhält (siehe LuB 76:51,73-75,79,82).

Lehre und Bündnisse 76:53. Vom Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt

Diejenigen, die das celestiale Reich ererben, sind diejenigen, die die Welt durch Glauben und Gehorsam gegenüber den Gesetzen und Verordnungen des Evangeliums überwunden haben. Mit dem „Heiligen Geist der Verheißung“, der in Lehre und Bündnisse 76:53 erwähnt wird, ist gemeint, dass der Heilige Geist die heiligen Handlungen und die Rechtschaffenheit eines Glaubenstreuen siegelt, genehmigt oder bestätigt, sodass diese heiligen Handlungen auch nach der Auferstehung gültig sind (siehe LuB 132:7). Durch diese Kundgebung vom Heiligen Geist kann man schließlich die geistige Zusicherung bekommen, dass man ewiges Leben erlangen wird (siehe Epheser 1:13,14; LuB 88:3-5). Diese Zusicherung wird manchmal als „das sicherere Prophezeiungswort“ bezeichnet (LuB 131:5; siehe auch 2 Petrus 1:19).

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Der Heilige Geist der Verheißung ist die bestätigende Macht des Heiligen Geistes. Eine heilige Handlung, ein Eid oder Bündnis, die durch den Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt wurden, sind auf Erden und im Himmel bindend (siehe LuB 132:7). Man erlangt diese ‚offizielle Bestätigung‘ des Heiligen Geistes durch Glaubenstreue, Redlichkeit und Standhaftigkeit im Einhalten der Evangeliumsbündnisse ‚im Laufe der Zeit‘ (siehe Mose 7:21). Diese Siegelung kann jedoch durch Unredlichkeit und Übertretung verwirkt werden.“ („Ihr müsst von neuem geboren werden“, Liahona, Mai 2007, Seite 21f.)

Lehre und Bündnisse 76:54-62. Darum sind sie Götter, nämlich die Söhne Gottes

Treue Heilige, die „vom Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt“ worden sind (LuB 76:53), erlangen die Segnung, „Miterben Christi“ zu werden, der der Erstgeborene des Vaters ist (siehe Römer 8:14-17; siehe auch LuB 76:94,95; 93:21,22). Der Herr bezeichnete diese erhöhten Heiligen als „Kirche des Erstgeborenen“ und als Erben, „denen der Vater alles in die Hände gegeben hat“ (LuB 76:54,55; siehe auch LuB 76:94,95; 84:37,38). Diejenigen, die ihr ewiges Potenzial erreichen und ein Erbe im celestialen Reich erlangen, werden Priester und Könige, Priesterinnen und Königinnen, und ihre Erhöhung umfasst die Verheißung, dass sie „Götter“ sind (siehe LuB 76:56,58; siehe auch Psalm 82:1,6; Johannes 10:34; LuB 29:13; 109:75,76; 131:1-4; 132:19,20; siehe auch „Wie Gott werden“, Abhandlungen zu Evangeliumsthemen, topics.lds.org).

Präsident Boyd K. Packer (1924–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat bezeugt, dass unsere ewige Bestimmung als Kinder Gottes in unserem Potenzial liegt, so werden zu können, wie Gott ist:

„Da alles Lebende dem Muster seiner Abstammung folgt, sollen wir da annehmen, dass Gott für seine Nachkommen irgendein anderes unübliches Muster im Sinn hatte? Sicherlich sind wir, seine Kinder, wissenschaftlich gesehen keine andere Spezies als er! …

Jetzt mögen wir im Vergleich zu ihm in unserem Fortschritt jung sein – Jugendliche, sogar Kinder. In der künftigen Ewigkeit können wir jedoch, wenn wir würdig sind, wie er werden, in seine Gegenwart eintreten, ‚sehen, wie [wir] gesehen werden, und erkennen, wie [wir] erkannt werden‘ und eine ‚Fülle‘ empfangen (LuB 76:94).“ („The Pattern of Our Parentage“, Ensign, November 1984, Seite 67f.)

Näheres über die „Kirche des Erstgeborenen“ findest du im Kommentar zu Lehre und Bündnisse 93:21,22 in diesem Leitfaden.

Lehre und Bündnisse 76:63-65. Die erste Auferstehung

Der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon empfingen die in Lehre und Bündnisse 76 aufgezeichnete Vision, als sie über die Lehre von der Auferstehung nachsannen. Die inspirierten Änderungen, die in Bezug auf Johannes 5:29 offenbart wurden, machten ihnen begreiflich, dass sich die Auferstehung in einer bestimmten Reihenfolge zutragen wird: „Die da Gutes getan haben, [werden] in der Auferstehung der Gerechten [hervorkommen], und die da Böses getan haben, in der Auferstehung der Ungerechten.“ (LuB 76:17.) Die Auferstehung der Gerechten heißt auch „erste Auferstehung“ (siehe LuB 76:64) und umfasst all diejenigen, die das celestiale oder das terrestriale Reich ererben (siehe LuB 88:96-99). Die erste Auferstehung begann, als sich die Gräber der Rechtschaffenen nach der Auferstehung Jesu Christi öffneten (siehe Matthäus 27:52,53; Mosia 15:21-24; 3 Nephi 23:9,10). Im Buch Lehre und Bündnisse bezieht sich die erste Auferstehung auf die Zeit, da die Gerechten beim Zweiten Kommen Jesu Christi aus ihren Gräbern hervorkommen (siehe LuB 29:13; 45:54; 88:96-99). Bei der Auferstehung der Ungerechten, also der „letzten Auferstehung“ (LuB 76:85), werden diejenigen auferstehen, die das telestiale Reich erben, und diejenigen, die Söhne des Verderbens sind. Diese Auferstehung findet am Ende des Millenniums statt (siehe LuB 76:85; 88:32,100-102).

Lehre und Bündnisse 76:69. Gerechte Menschen, vollkommen gemacht durch Jesus

Menschen, die die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums befolgen, werden als gerecht bezeichnet (siehe etwa in Matthäus 1:19; Enos 1:1; Mosia 2:4; Mose 8:27). Durch das Sühnopfer Jesu Christi werden Gerechte geheiligt und vollkommen gemacht. Die Heiligung kommt durch die Gnade Jesu Christi zustande und ist für „alle diejenigen, die Gott lieben und ihm mit all ihrer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft dienen“ (LuB 20:31; siehe auch Moroni 10:32,33). Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat sich dazu geäußert, wie es vor sich geht, dass jemand vollkommen gemacht wird:

„Brüder und Schwestern, lasst uns unser Bestes tun und täglich besser werden. Wenn sich unsere Unvollkommenheiten zeigen, können wir weiter daran arbeiten, sie abzulegen. Wir können unsere eigenen und die Schwächen geliebter Menschen leichter vergeben. Wir können getröstet und nachsichtig sein. Der Herr lehrt: ‚Ihr seid jetzt nicht imstande, die Gegenwart Gottes auszuhalten[;] darum fahrt fort in Geduld, bis ihr vollkommen geworden seid.‘ [LuB 67:13.]

Wir brauchen nicht erschrecken, wenn unsere aufrichtigen Anstrengungen um Vollkommenheit jetzt so mühsam und ohne Ende scheinen. Die Vollkommenheit kommt. In ihrer Fülle kann sie nur nach der Auferstehung und nur durch den Herrn kommen. Die Vollkommenheit erwartet alle diejenigen, die den Herrn lieben und seine Gebote halten. Die Vollkommenheit umfasst Throne, Reiche, Mächte, Gewalten und Herrschaften [siehe LuB 132:19]. Auf dieses Ziel hin harren wir aus. Diese ewige Vollkommenheit hält Gott für jeden von uns bereit.“ (Siehe „Die kommende Vollkommenheit“, Der Stern, Januar 1996, Seite 80.)

Darstellung Jesu Christi bei seinem Leiden im Garten Getsemani

Jesus Christus ist der „Mittler des neuen Bundes, der mit dem Vergießen seines eigenen Blutes dieses vollkommene Sühnopfer bewirkt hat“ (LuB 76:69).

Lehre und Bündnisse 76:70. Die Herrlichkeit auferstandener Körper

Aus den Schriften geht deutlich hervor, dass alle Kinder Gottes auferstehen werden (siehe 1 Korinther 15:22; Alma 11:42; 40:4). Das ewige Reich, das ein Auferstandener erbt, und das Wesen seines auferstandenen Körpers werden durch die Treue und den Gehorsam gegenüber Gottes Gesetzen bestimmt (siehe 1 Korinther 15:40-42; LuB 76:96-98; 88:22-24,28-31). Wer das celestiale Reich ererbt, erhält einen celestialen Körper, und dessen „Herrlichkeit [wird] die der Sonne“ sein (LuB 76:70). Diejenigen im terrestrialen Reich werden einen anderen Körper haben als diejenigen im celestialen Reich, „wie sich die [Herrlichkeit] des Mondes von der Sonne am Firmament unterscheidet“ (LuB 76:71; siehe auch LuB 76:78). Die Herrlichkeit der telestialen Körper wird geringer sein, „so wie sich die Herrlichkeit der Sterne von der Herrlichkeit des Mondes am Firmament unterscheidet“ (LuB 76:81).

Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) hat dazu gesagt:

„Aus Lehre und Bündnisse 88 erfahren wir, dass die Bewohner der verschiedenen Reiche unterschiedliche Körper haben werden, um jedem Bedürfnis und jeder Einschränkung Rechnung zu tragen.

‚Und diejenigen, die nicht durch das Gesetz geheiligt sind, das ich euch gegeben habe, nämlich das Gesetz Christi, müssen ein anderes Reich ererben, nämlich das eines terrestrialen Reiches oder das eines telestialen Reiches.

Denn wer nicht imstande ist, nach dem Gesetz eines celestialen Reiches zu leben, kann nicht in einer celestialen Herrlichkeit leben.

Und wer nicht nach dem Gesetz eines terrestrialen Reiches leben kann, kann nicht in einer terrestrialen Herrlichkeit leben.

Und wer nicht nach dem Gesetz eines telestialen Reiches leben kann, kann nicht in einer telestialen Herrlichkeit leben; darum ist er für ein Reich der Herrlichkeit nicht tauglich. Darum muss er in einem Reich leben, das kein Reich der Herrlichkeit ist.‘ [LuB 88:21-24.] …

Da die Körper sich in der Auferstehung so erheben werden, wie es dem Zustand des Einzelnen entspricht, weist der Herr jedem Mann und jeder Frau den Platz zu, den sie sich verdient haben.“ (Answers to Gospel Questions, Hg. Joseph Fielding Smith Jr., 1963, 4:64f.)

Lehre und Bündnisse 76:71-80

Joseph Smith und Sidney Rigdon sehen diejenigen, die terrestriale Herrlichkeit erlangen werden

Lehre und Bündnisse 76:71-80. Mehr als nur ein einziges himmlisches Reich

Darstellung der Sonne, des Mondes und der Sterne

Die drei Stufen der Herrlichkeit werden mit Sonne, Mond und Sternen verglichen (siehe LuB 76:71,72,81).

Aus der Vision von den Reichen der Herrlichkeit geht hervor, dass Gottes Plan für unser Leben nach dem Tod weitaus mehr als die überlieferte Lehrmeinung von einem einzigen Himmel und einer nie endenden Hölle umfasst. Da nicht alle Menschen gleich gut oder gleich schlecht sind, hat der Prophet Joseph Smith (1805–1844) erklärt: „Im 14. Kapitel Johannes [steht]: ‚Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.‘ [Johannes 14:2.] Eigentlich sollte es lauten: ‚Im Reich meines Vaters gibt es viele Reiche.‘ … Es gibt Wohnungen für die, die einem celestialen Gesetz gehorchen, und es gibt andere Wohnungen für die, die dem Gesetz nicht entsprechen: jeder nach seiner Ordnung.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 240f.)

Der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon haben gesehen, dass die terrestriale Welt für diejenigen vorbereitet ist, „deren Herrlichkeit sich von der der Kirche des Erstgeborenen … unterscheidet“ (LuB 76:71). Dies bedeutet, dass die terrestriale Herrlichkeit geringer als die celestiale Herrlichkeit ist, aber über der telestialen Herrlichkeit liegt (siehe LuB 76:81,91). Später erfuhr der Prophet, dass es im celestialen Reich „drei Himmel oder Grade“ gibt (LuB 131:1). Das telestiale Reich besteht ebenfalls aus verschiedenen Herrlichkeiten (siehe LuB 76:98).

Das Evangelium Jesu Christi ist der Weg, dem alle Kinder Gottes folgen können, um ein Erbe im celestialen Reich zu erlangen. Dieser herrliche ewige Lohn ist jedem zugänglich, der sich dafür entscheidet, das Evangelium anzunehmen, heilige Bündnisse mit dem Herrn zu schließen und diese zu halten (siehe LuB 10:50; 14:7; 20:14; 50:24).

Lehre und Bündnisse 76:72-74. Diejenigen, die ohne Gesetz gestorben sind

Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 76 bietet lediglich eine allgemeine Beschreibung der Bewohner der terrestrialen Welt. Lehre und Bündnisse 76:72,73 zufolge sind einige derer im terrestrialen Reich beispielsweise Menschen, „die ohne Gesetz gestorben sind“ und in der Geisterwelt im Evangelium unterwiesen werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass einige Menschen, die in der Geisterwelt im Evangelium unterwiesen werden, das celestiale Reich ererben werden, dass jedoch andere, die unterwiesen werden, das Evangelium nicht in der gleichen Weise annehmen und daher ein geringeres Reich ererben (siehe LuB 137:7-9; 138:30-37,58,59). Außerdem gibt es wiederum andere, die gestorben sind, ohne vom Evangelium zu wissen, die aber das telestiale Reich ererben werden. Welches Reich der Herrlichkeit jemand letztendlich ererbt, hängt davon ab, welches Gesetz er aufgrund seiner Entscheidungsfreiheit annimmt und befolgt (siehe auch LuB 88:21-24).

Lehre und Bündnisse 76:74,75,79. Tapfer im Zeugnis von Jesus

Unter denen, die das terrestriale Reich ererben, sind diejenigen, „die im Zeugnis von Jesus nicht tapfer sind“ (LuB 76:79). Mit anderen Worten: Diese Menschen haben ein Zeugnis von Jesus Christus erlangt, waren aber nicht tapfer genug, die Fülle des Evangeliums anzunehmen oder danach zu leben, und können daher keinen celestialen Lohn empfangen. Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, wie wichtig es ist, dass wir im Zeugnis von Jesus tapfer sind: „Ich bete dafür, dass unser Verhalten … mit den edlen Zielen vereinbar ist, die denjenigen abverlangt werden, die im Dienst des Meisters stehen. Denken wir doch bei allem stets daran, dass die Frage, ob wir im Zeugnis von Jesus tapfer sind, die große Prüfung ist, die zwischen dem celestialen und dem terrestrialen Reich entscheidet [LuB 76:79]. Wir möchten auf der celestialen Seite angetroffen werden.“ („Entscheiden wir uns weise“, Liahona, November 2014, Seite 49.)

Darstellung von Jesus, wie er auf einem Hügel Menschen unterweist

Die Nachfolger Jesu Christi müssen in ihrem Zeugnis von Jesus tapfer sein, ansonsten werden sie nicht erhöht (siehe LuB 76:79).

Es ist nicht dasselbe, ob jemand ein Zeugnis von Jesus Christus hat oder ob er so lebt, dass seine Lebensweise dieses Zeugnis widerspiegelt. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat sich dazu geäußert, wie wir im Zeugnis von Jesus tapfer sein können: „Die, die gerecht und treu sind [siehe LuB 76:53]! Welch passender Ausdruck für jemanden, der im Zeugnis von Jesus tapfer ist. Er tritt tapfer für Wahrheit und Rechtschaffenheit ein. Es sind dies Mitglieder der Kirche, die ihre Berufung in der Kirche groß machen (siehe LuB 84:33), den Zehnten und die Opfergaben zahlen, sittlich rein leben, ihre Führungsbeamten in der Kirche durch Wort und Tat unterstützen, den Sabbat heilighalten und alle Gebote Gottes befolgen.“ („Valiant in the Testimony of Jesus“, Ensign, Mai 1982, Seite 63.)

Lehre und Bündnisse 76:81-112

Joseph Smith und Sidney Rigdon sehen diejenigen, die telestiale Herrlichkeit erlangen werden

Lehre und Bündnisse 76:84,85. Das sind diejenigen, die in die Hölle hinabgeworfen werden

Diejenigen, die ein Erbe im telestialen Reich erlangen, haben sich dagegen entschieden, das Evangelium anzunehmen oder ein Zeugnis von Jesus Christus zu empfangen (siehe LuB 76:82,101). Sie haben zwar nicht wie die Söhne des Verderbens den Heiligen Geist verleugnet, haben jedoch einen Weg der Schlechtigkeit gewählt und werden „in die Hölle hinabgeworfen“ (LuB 76:84). In diesem Fall bezieht sich das Wort Hölle auf den Teil der Geisterwelt, in dem diejenigen, die im Erdenleben ungehorsam waren, um ihrer Sünden willen leiden, weil sie nicht umgekehrt sind (siehe LuB 19:15-18). Diese Menschen werden in diesem Zustand der Hölle verbleiben, bis sie nach dem Millennium bei „der letzten Auferstehung“ hervorkommen (LuB 76:85; siehe auch LuB 43:18; 63:17,18; 76:106; 88:100,101).

Elder Quentin L. Cook hat dargelegt: „Nach dem Tod lebt der rechtschaffene Geist einstweilig in einem Zustand, der Paradies genannt wird. Alma der Jüngere erklärt, das Paradies sei ein ‚Zustand der Ruhe, [ein] Zustand des Friedens‘, wo der Rechtschaffene ‚von all seinen Beunruhigungen und von allem Kummer und aller Sorge ausruhen wird‘ [Alma 40:12]. Der unredliche Geist verweilt im Gefängnis der Geister, das manchmal als ‚Hölle‘ [siehe 2 Nephi 9:10-14; LuB 76:84-86] bezeichnet wird. Es wird als schrecklicher Ort beschrieben, als dunkler Ort, wo diejenigen, die den ‚Unwillen göttlichen Grimms‘ fürchten, bis zur Auferstehung bleiben werden [Alma 40:14]. Dank des Sühnopfers Jesu Christi werden letztlich jedoch alle Geister, die je als irdischer Mensch geboren wurden, auferstehen. Geist und Körper werden wiedervereint und ererben Reiche der Herrlichkeit, die unser Dasein auf dieser Erde übertreffen [siehe LuB 76:89]. Die Ausnahmen beschränken sich auf diejenigen, die sich, wie der Satan und seine Engel, vorsätzlich gegen Gott auflehnen [siehe Jesaja 14:12-15; Lukas 10:18; Offenbarung 12:7-9; LuB 76:32-37]. Bei der Auferstehung wird das Gefängnis der Geister – oder die Hölle – die gefangenen Geister freigeben.“ („Unseres Vaters Plan – weit genug für alle Kinder Gottes“, Liahona, Mai 2009, Seite 37.)

Lehre und Bündnisse 76:88,89. Die Herrlichkeit der telestialen Reiches übersteigt alles Verständnis

Die Schlechten, die in der Hölle leiden werden, werden letztendlich erlöst (siehe LuB 76:85), werden „Erben der Errettung“ (LuB 76:88) und „Knechte des Allerhöchsten“ (LuB 76:112); sie werden eine Stufe telestialer Herrlichkeit ererben (siehe LuB 76:98). Das Verständnis von dieser Lehre unterstreicht die große Barmherzigkeit und Gnade Jesu Christi und bestätigt, dass er alle außer die Söhne des Verderbens errettet (siehe LuB 76:44). Elder John A. Widtsoe (1872–1952) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat bezeugt:

„[Im Buch Lehre und Bündnisse] wird deutlich erklärt, dass die geringste Herrlichkeit, der ein Mensch zugewiesen wird, so herrlich ist, dass sie das Verständnis des Menschen übersteigt. Es ist eine grundlegende Lehre im Mormonentum, dass selbst der schlimmste Sünder beim Jüngsten Gericht eine Herrlichkeit erlangt, die das Verständnis des Menschen übersteigt. Sie ist so groß, dass wir nicht imstande sind, sie angemessen zu beschreiben. Diejenigen, die ihre Sache gut machen, erlangen einen noch herrlicheren Ort. …

Das Evangelium ist ein Evangelium überaus großer Liebe. Liebe ist seine Grundlage. Selbst das niederträchtigste Kind [Gottes] wird so sehr geliebt, dass sein Lohn das Verständnis des sterblichen Menschen übersteigt.“ (The Message of the Doctrine and Covenants, Hg. G. Homer Durham, 1969, Seite 167.)

Darstellung Jesu

Dank der Gnade Jesu Christi können seine Nachfolger ihm „an Macht und an Kraft und an Herrschaft“ gleich werden (siehe LuB 76:94,95).

Lehre und Bündnisse 76:98-101. Diejenigen, die des Paulus und des Apollos und des Kephas sind

Zu denen, die das telestiale Reich ererben, gehören diejenigen, die zwar bekunden, dass sie Jesus Christus oder einem bestimmten Propheten nachfolgen, die den Erretter jedoch bewusst ablehnen und sich weigern, sein Evangelium anzunehmen oder seinen Propheten zu folgen. Der Apostel Paulus missbilligte die Uneinigkeit unter den Heiligen seiner Zeit entschieden und schrieb an die Korinther:

„Es wurde mir nämlich, meine Brüder[,] berichtet, dass es Streitigkeiten unter euch gibt.

Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus – ich zu Apollos – ich zu Kephas – ich zu Christus.

Ist denn Christus zerteilt? Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?“ (1 Korinther 1:11-13.)

In ähnlichem Wortlaut wird in Lehre und Bündnisse 76:99-101 auf diejenigen hingewiesen, die sich nicht im Einklang mit Jesus Christus und seinen Propheten befinden.

Lehre und Bündnisse 76:111. Jeder Mensch wird gemäß seinen eigenen Werken empfangen

Während seines irdischen Wirkens erklärte Jesus Christus: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.“ (Matthäus 7:21.) Dass wir die Gebote und Verordnungen des Evangeliums befolgen müssen, war schon immer eine zentrale Botschaft des Evangeliums Jesu Christi. Präsident Brigham Young (1801–1877) hat gesagt: „Die Menschenkinder werden gemäß ihren Werken gerichtet werden, ob sie gut oder schlecht waren. Wenn die Tage eines Menschen mit guten Werken ausgefüllt sind, wird er dementsprechend belohnt werden. Wenn seine Tage dagegen mit schlechten Taten ausgefüllt sind, wird er dementsprechend etwas bekommen. … Wann wird den Menschen endlich klar, dass dies die Zeit ist, in der sie anfangen sollen, die Grundlage ihrer Erhöhung für Zeit und Ewigkeit zu legen, dass dies die Zeit ist, wo sie empfangen und aus dem Herzen heraus zur Ehre und Herrlichkeit Gottes Frucht tragen sollen, so wie Jesus es getan hat.“ (Siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 286.)

Lehre und Bündnisse 76:113-119

Joseph Smith und Sidney Rigdon erklären, wie andere die gleiche Erkenntnis erlangen können, die sie durch Offenbarung erlangt haben

Lehre und Bündnisse 76:113-116. Joseph Smith sah in dieser Vision mehr, als niedergeschrieben wurde

Der Prophet Joseph Smith hat über die Vision in Lehre und Bündnisse 76 gesagt: „Wäre es mir erlaubt und wären die Menschen dafür bereit, so könnte ich über die Reiche der Herrlichkeit, die mir in der Vision gezeigt worden sind, hundertmal mehr Aufschluss geben, als ich es bisher getan habe.“ (Manuskript History of the Church, Band D-1, Seite 1556, josephsmithpapers.org.)

Die umfangreiche Lehre und die geistigen Erkenntnisse, die in der Vision von den Reichen der Herrlichkeit vermittelt werden, schenken uns ein Verständnis des Lebens nach dem Tod, das alles übersteigt, was in den heiligen Schriften aus alter Zeit zu finden ist. Präsident Wilford Woodruff (1807–1898) hat gesagt: „Allein die Vision [in LuB 76] ist eine Offenbarung, die mehr Licht, mehr Wahrheit und mehr Grundsätze enthält als jede andere Offenbarung in jedem anderen Buch, das wir lesen können. Sie zeigt uns deutlich unseren derzeitigen Stand, woher wir gekommen sind, warum wir hier sind und wohin wir gehen werden. Jeder kann durch diese Offenbarung wissen, was ihm zukommen wird, was sein Stand sein wird. Denn jeder weiß, welches Gesetz er hält, und das Gesetz, an das sich der Mensch hier hält, bestimmt seinen Stand im nächsten Leben.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Wilford Woodruff, Seite 131f.)

Präsident Woodruff, der sich 1833 der Kirche anschloss, hat darüber geschrieben, wie er auf die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 76 reagiert hat:

„Mir war seit meiner Kindheit beigebracht worden, dass es einen Himmel und eine Hölle gäbe und dass es für die Schlechten alle eine Strafe und für die Rechtschaffenen alle eine Herrlichkeit geben würde. …

Als ich die Vision las …, erleuchtete sie mir den Verstand und erfüllte mich mit großer Freude. Für mich war der Gott, der dem Menschen diesen Grundsatz offenbarte, weise, gerecht und treu und besaß sowohl die besten Eigenschaften als auch Vernunft und Erkenntnis. Ich spürte, dass er sowohl Liebe und Barmherzigkeit als auch Gerechtigkeit und Urteilskraft in sich vereinte, und ich liebte den Herrn mehr als je zuvor in meinem Leben.“ („Remarks on the Necessity of Adhering to the Priesthood in Preference to Science and Art“, Deseret News, 27. Mai 1857, Seite 91.)