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ALTERSBEDINGTE MERKMALE BEI KINDERN


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ALTERSBEDINGTE MERKMALE BEI KINDERN

Kinder befinden sich in einem Entwicklungsprozess – in körperlicher, intellektueller, gesellschaftlicher, seelischer und geistiger Hinsicht. Alle Kinder durchlaufen im allgemeinen die gleichen Entwicklungsphasen. Lehrer und Eltern, die die charakteristischen Merkmale der verschiedenen Alters- gruppen kennen, können besser mit dem Kind umgehen und es mit mehr Erfolg unterweisen.

Einige Kinder entwickeln sich schneller oder langsamer als die meisten anderen Kinder ihrer Altersstufe. Ein Sechsjähriges kann sich eher wie ein fünfjähriges oder auch wie ein siebenjähriges Kind verhalten. Denken Sie auch daran, dass Kinder aufgrund von seelischen Spannungen vorübergehend in Verhaltensweisen einer früheren Entwicklungsstufe zurückfallen können.

Die Lektionen in den Leitfäden der Kirche wurden mit Rücksicht auf die altersbedingten Merkmale verfasst. Achten Sie bei der Unterrichtsvorbereitung darauf, wie jeder Abschnitt der Lektion den Bedürfnissen der Kinder dieser bestimmten Altersgruppe entgegenkommt.

Ganz gleich, wie alt die Kinder sind, die Sie unterrichten: Seien Sie jedem Kind gegenüber geduldig, achtungsvoll, rücksichtsvoll und liebevoll. Erwarten Sie von den Kindern nicht mehr, als sie zu tun imstande sind.

Die folgenden Beschreibungen und Anregungen können Ihnen helfen, die Kinder, die Sie unterrichten, besser zu verstehen:

Das eineinhalbjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das eineinhalbjährige Kind läuft, klettert, kriecht und rennt. Es zieht oder schiebt gern etwas. Es kann Gegenstände leicht auseinandernehmen, sie aber oft nicht mehr zusammensetzen. Seine Motorik ist noch nicht koordiniert. Es ermüdet schnell und braucht meist noch Windeln.

  • Das eineinhalbjährige Kind formt verschiedene Laute und lernt das Sprechen. Es verwendet kurze Wörter, etwa „mir“ und „nein“. Es lernt durch das, was es sieht, hört, anfasst, riecht und schmeckt. Es versteht mehr, als es ausdrücken kann.

  • Das eineinhalbjährige Kind spielt oft neben anderen Kindern, aber noch nicht mit ihnen. Es kann noch nicht wirklich mit anderen Kindern teilen.

  • Das eineinhalbjährige Kind weint leicht, beruhigt sich aber auch rasch wieder.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Führen Sie abwechslungsreiche Aktivitäten durch, die das Interesse des Kindes wachhalten. Lassen Sie das Kind gehen, etwas ziehen oder etwas schieben. Verwenden Sie Fingerspiele und Aktivitäten mit Musik.

  • Achten Sie darauf, dass das Kind sprechen und sich beteiligen kann. Bringen Sie ihm bei, wie man beim Beten andächtig ist. Verwenden Sie Bilder zu den Geschichten, die Sie erzählen. Geben Sie dem Kind Spielzeug zum Bewegen und Experimentieren, etwa Spielzeug, das sich stapeln lässt, Bälle, einfache Puzzles, Puppen sowie Figuren von Menschen und Tieren.

  • Geben Sie dem Kind Spielzeug, mit dem es alleine spielen kann, und führen Sie Aktivitäten durch, bei denen sich jedes Kind für sich allein beteiligen kann. Helfen Sie den Kindern, miteinander zu teilen und miteinander auszukommen.

  • Nehmen Sie das Kind zu sich, wenn es gereizt oder verunsichert ist.

Das zweijährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das zweijährige Kind ist äußerst aktiv. Es hüpft, läuft und rennt. Es kann in die Hände klatschen und einen Ball werfen. Es kann mit kleineren Gegenständen umgehen, aber noch nicht mit Knöpfen oder Reißverschlüssen. Auch sonst kann es noch nicht für sich selbst sorgen. Wenn es müde ist, wird es gereizt und unruhig.

  • Das zweijährige Kind kann schon aus zwei oder drei Wörtern einen Satz bilden. Es sagt oft „nein“, selbst wenn es das nicht so meint. Seine Gedankengänge sind einfach und direkt. Es kann noch nicht wirklich logisch nachdenken. Es kann einfache Entscheidungen selbst treffen. Es mag Wiederholungen. Es hat eine kurze Konzentrationsspanne (zwei bis drei Minuten). Es ist neugierig.

    Es bleibt nicht lang bei einer Sache. Es mag einfaches Spielzeug, Malbücher, Bücher, kurze Geschichten und Aktivitäten mit Musik.

  • Das zweijährige Kind spielt gern allein, beginnt aber auch schon, sich für gemeinsames Spielen zu interessieren. Normalerweise spielen die Kinder gern nebeneinander, aber nicht miteinander. Sie streiten oft um das Spielzeug. Einem zweijährigen Kind fällt es schwer, zu teilen oder mit anderen zusammenzuarbeiten. Es wendet sich an die Erwachsenen, wenn es etwas von einem anderen Kind will.

  • Das zweijährige Kind ist liebevoll und zeigt seine Zuneigung. Es sitzt gern auf dem Schoß oder hält jemand an der Hand. Es ist gern mit seiner Mutter zusammen. Es bekommt vielleicht einen Wutanfall und drückt dadurch seine Gefühle aus oder möchte erreichen, dass es bekommt, was es will, oder zeigt so seinen Ärger und seine Enttäuschung. Seine Laune ändert sich schnell. Es will schon selbständig sein.

  • Das zweijährige Kind betet gern. Es versteht, dass der himmlische Vater und Jesus uns lieben, aber die meisten geistigen Zusammenhänge kann es noch nicht verstehen.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Verwenden Sie zur Entspannung Fingerspiele oder Aktivitäten mit Musik. Führen Sie Aktivitäten durch wie etwa: einen Bohnsack werfen, marschieren oder springen. Vermeiden Sie Aktivitäten, für die Fingerfertigkeiten und Koordination erforderlich sind, etwa schneiden oder kleben.

  • Führen Sie einfache Unterrichtsgespräche durch. Helfen Sie dem Kind, sich zu beteiligen. Wiederholen Sie viel. Lassen Sie die Kinder nie allein. Ein Zweijähriges kann sich leicht in eine gefährliche Lage bringen. Lassen Sie das Kind viel selbst entscheiden.

  • Lassen Sie das Kind mit anderen spielen, aber drängen sie es nicht dazu. Laden Sie es ein, bei einer Aktivität mitzumachen. Leiten Sie das Kind liebevoll und fürsorglich an. Wenn es sich nicht richtig benimmt, lenken Sie es ab.

  • Zeigen Sie Liebe und Zuneigung. Lenken Sie das Kind ab, wenn es sich unangemessen verhält. Lassen Sie das Kind selbständig handeln, helfen Sie ihm aber, wenn es Hilfe braucht. Lassen Sie es eigene Entscheidungen treffen.

  • Lassen Sie das Kind beten. Wenn Sie über Geistiges spre- chen, dann vornehmlich über die Familie und darüber, dass der himmlische Vater und Jesus uns liebhaben.

Das dreijährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das dreijährige Kind geht und läuft, ist aber immer noch unkoordiniert. Es fertigt gern etwas mit den Händen an, ist dabei aber noch ungeschickt.

  • Das dreijährige Kind kann schon besser sprechen. Es spricht gern und lernt neue Wörter. Es kann sich noch nicht lange konzentrieren. Es ist wissbegierig und stellt viele Fragen. Es missversteht manches und sagt vielleicht etwas, das nichts mit dem Thema zu tun hat. Es stellt gern jemand anders dar. Es mag Fingerspiele, Geschichten und Aktivitäten mit Musik. Es kann Wirklichkeit und Phantasie noch nicht unterscheiden.

  • Das dreijährige Kind beschäftigt sich gern für sich allein. Es spielt nicht so gern mit anderen, hat aber seine Freude gern in der Nähe. Es ist ich-bezogen und kann nicht teilen. Es ist lieber mit Erwachsenen zusammen, besonders mit seinen Eltern, weil es sich da geborgen fühlt.

  • Das dreijährige Kind sucht die Zustimmung Erwachsener. Es braucht Billigung, Liebe und Lob. Es wird leicht ungehalten, wenn es Angst hat oder nervös ist. Es weint leicht. Es nimmt die Gefühle anderer noch nicht recht wahr. Es wird immer selbständiger. Seine Gefühle sind intensiv, wechseln jedoch häufig.

  • Das dreijährige Kind interessiert sich für einfache Evangeliumsgrundsätze wie Beten oder Gehorsam. Der himmlische Vater und Jesus Christus sind ihm mehr bewusst, und es hat einen schlichten Glauben.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Planen Sie Aktivitäten mit Hüpfen, Springen, Gehen und Strecken. Führen Sie einfache Bastelaktivitäten durch, etwa Kleben, Formen und Ausmalen. Vermeiden Sie Aktivitäten, bei denen die Feinmotorik oder andere komplizierte Fertigkeiten gefragt sind, etwa Knüpfen oder Schneiden. Wahrscheinlich müssen Sie nachher aufräumen.

  • Vermitteln Sie Gedanken einfach und klar. Wiederholen Sie viel, und zeigen Sie Anschauungsmaterial, das den jeweiligen Gedanken verdeutlicht. Lassen Sie die Kinder im Unterricht Fragen stellen und beantworten. Die Kinder müssen jedoch auch lernen, dass einer nach dem anderen an die Reihe kommt. Verwenden Sie viele unterschiedliche Lehrmethoden. Erzählen Sie Geschichten, singen Sie Lieder, sprechen Sie über etwas, spielen Sie Theater, verwenden Sie Fingerspiele und einfache Spiele. Wechseln Sie zwischen ruhigen Aktivitäten und Aktivitäten, bei denen sich die Kinder bewegen können.

  • Lassen Sie die Kinder miteinander spielen. Führen Sie Aktivitäten durch, bei denen die Kinder lernen, zu teilen, sich abzuwechseln und etwas miteinander zu tun. Entwickeln Sie eine enge Beziehung zu jedem Kind, und lassen Sie es oft über seine Familie sprechen.

  • Zeigen Sie, dass Sie das Kind mögen und ihm vertrauen. Kritisieren Sie es nicht. Heben Sie immer wieder hervor, wie sehr Sie und seine Eltern das Kind lieben. Helfen Sie dem Kind, die Gefühle anderer zu verstehen und Konflikte zu lösen. Machen Sie ihm Mut, selbständig zu handeln.

  • Lehren Sie das Evangelium einfach und konkret. Lehren

Sie das Kind, dass der himmlische Vater und Jesus Christus leben und liebevoll und gut sind. Geben Sie in einfachen Worten Zeugnis. Helfen Sie dem Kind erkennen, wie schön alles ist, was Gott erschaffen hat.

Das vierjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das vierjährige Kind ist sehr aktiv. Es bewegt sich rasch. Es kann gut springen, hüpfen, laufen, klettern und werfen.

  • Das vierjährige Kind spricht gern und lernt gern neue Wörter. Es stellt viele Fragen. Ansatzweise lernt es bereits, logisch zu denken, doch versteht es vieles noch nicht. Es kann Realität und Phantasie oft schwer auseinanderhalten. Es kann sich nicht lange konzentrieren. Es drückt seine Gefühle beim Zeichnen oder Basteln aus. Es stellt gern jemand anders dar und mag Rollenspiele.

  • Das vierjährige Kind kann schon mehr mit anderen zusammen spielen. Manchmal ist es aggressiv, herrschsüchtig, unhöflich und eigensinnig, kann aber auch sehr nett sein. Es lernt, mit anderen zu teilen, Regeln anzuerkennen und sich abzuwechseln. Es hört gern aufrichtig gemeintes Lob.

  • Das vierjährige Kind versucht häufig herauszufinden, wie weit es bei einem anderen gehen kann. Es spielt sich gern auf und prahlt mit seinen Leistungen oder mit seiner Familie. Es kann sehr umgänglich sein und doch im nächsten Augenblick zu streiten beginnen. Es hat schon mehr Selbstvertrauen. Es kann sich aber auch fürchten und unsicher sein.

  • Dem vierjährigen Kind wird der Unterschied zwischen richtig und falsch immer mehr bewusst, und es möchte für gewöhnlich das Richtige tun. Es gibt den anderen die Schuld, wenn es sich falsch verhalten hat. Es fällt ihm leicht, den himmlischen Vater und Jesus Christus zu lieben und zu achten, und es stellt viele Fragen über Gott. Es betet gern und möchte lieb sein. Es interessiert sich immer mehr für die Grundsätze des Evangeliums.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Wechseln Sie zwischen ruhigen und lebhaften Aktivitäten ab. Helfen Sie dem Kind, sein Verhalten zu steuern und dafür Verantwortung zu übernehmen. Lehren Sie es, wie man seine Gefühle auf angemessene Weise zeigt.

  • Verwenden Sie Unterrichtsgespräche und Aktivitäten, die zum Denken anregen, etwa einfache Rätsel oder Rate- spiele. Klären Sie, falls etwas falsch verstanden wurde. Verwenden Sie Bilder, Gegenstände und Erlebnisse. Verwenden Sie neue Wörter. Lassen Sie das Kind ein Bild malen, das mit dem Unterrichtsthema zu tun hat. Schätzen und fördern Sie die kreativen Bemühungen des Kindes. Lassen Sie es seine Umgebung erforschen. Führen Sie Rollenspiele durch.

  • Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, mit anderen gemeinsam zu spielen oder mit ihnen zusammenzuarbeiten. Lehren Sie es, freundlich, geduldig und höflich zu sein. Helfen Sie dem Kind, sich an einfache Regeln zu halten, etwa daran, dass einer nach dem anderen an die Reihe kommt. Helfen Sie dem Kind, richtiges soziales Verhalten zu erlernen, aber bestrafen oder schelten sie es nicht.

  • Setzen Sie Grenzen fest, und halten Sie sich unbedingt daran. Lassen Sie das Kind über sich selbst und seine Familie sprechen. Lehren Sie es, dass dem himmlischen Vater und Jesus viel an ihm liegt. Sagen Sie ihm, wie sehr Sie und seine Eltern es lieben.

  • Helfen Sie dem Kind, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen, und lehren Sie es, wie wichtig es ist, dass man sich richtig entscheidet. Lehren Sie es, dass der himmlische Vater seine Kinder liebt und dass wir immer zu ihm beten können. Zeigen Sie dem Kind, wie man in der Kirche andächtig ist. Unterweisen Sie es in den Grundbegriffen des Evangeliums.

Das fünfjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das fünfjährige Kind ist äußerst aktiv. Es hat einen guten Gleichgewichtssinn und ist schon koordinierter in seinen Bewegungen. Es kann Ballspielen, ganz geradeaus gehen, hüpfen, springen und marschieren. Es zeichnet und malt gern und beteiligt sich gern an Aktivitäten und Spielen. Es lernt, Schuhbänder einzufädeln, sich die Schuhe zuzubinden und mit Knöpfen und Reißverschlüssen umzugehen.

  • Das fünfjährige Kind erkennt schon einige Buchstaben, Zahlen oder Wörter. Es tut gern so, als ob es bereits lesen oder schreiben könne. Es lernt vielleicht auch schon das Lesen. Es ist sehr gesprächig. Es stellt Fragen, macht Bemerkungen oder gibt Antworten, die tieferes Verständnis erkennen lassen. Es kann gut Probleme lösen. Es ist neugierig und möchte gerne Fakten wissen. Es beginnt, Wahrheit und Phantasie auseinanderzuhalten. Seine Konzentrationsspanne ist noch kurz, wird aber länger. Es mag klar umrissene Aufgaben. Es mag Späße und Streiche, kann aber nicht über sich selbst lachen. Es liebt Geschichten, Gedichte, Lieder und Theaterspielen.

  • Das fünfjährige Kind ist freundlich, möchte anderen gefallen und ist zur Mitarbeit bereit. Es fühlt sich bereits in einer kleinen Gruppe von Kindern wohl, hat aber vielleicht doch noch lieber einen guten Freund beziehungsweise eine gute Freundin. Es streitet weniger bei Gruppenspielen. Es beginnt, sich anpassen zu wollen, und kritisiert diejenigen, die das nicht tun. Es beginnt, Regeln zu verstehen, versucht aber oft, sie zu seinen Gunsten zu verändern.

  • Vor allem liegt dem fünfjährigen Kind an seinem Zuhause und an seiner Familie. Es ist Erwachsenen gegenüber liebevoll und möchte ihnen gefallen. Es gerät leicht in Verlegenheit, besonders, wenn es einen Fehler gemacht hat.

  • Es möchte gut sein. Es lernt, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Es sagt die Unwahrheit oder gibt jemand anders die Schuld für seine Fehler, weil es sich so sehr wünscht, den Erwachsenen zu gefallen und das Rechte zu tun. Es kann bereits geistige Grundsätze lernen.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Lassen Sie das Kind sich viel bewegen. Verwenden Sie einfache Spiele und andere Aktivitäten. Lassen Sie das Kind etwas ausschneiden, kleben oder Puzzles zusammensetzen. Lassen Sie es selbst entscheiden. Zeigen Sie ihm, dass Sie ihm vertrauen. Akzeptieren und fördern Sie die Bemühungen des Kindes.

  • Lassen Sie das Kind reden und Fragen stellen. Lassen Sie es einfache Wörter oder Sätze lesen. Verwenden Sie Wortstreifen mit einfachen Wörtern. Übertragen Sie ihm einfache Aufgaben und Pflichten. Lassen Sie es zeichnen oder malen, verwenden Sie wahre Geschichten und Anschauungsmaterial. Sorgen Sie bei den Aktivitäten für Abwechslung: Verwenden Sie Bilder, Spiele, Lieder und Unterrichtsgespräche. Lassen Sie das Kind Probleme lösen, indem Sie es Rätsel lösen oder Fragen im Unterrichtsgespräch beantworten lassen. Lassen Sie das Kind jemand anders spielen, etwas darstellen oder Handpuppen verwenden. Lachen Sie mit dem Kind.

  • Seien Sie feinfühlig, denn das Kind braucht Ihre Zustim- mung. Fördern Sie Freundschaften, und versuchen Sie, dem Kind zu helfen, wenn es offenbar keine guten Freunde hat oder nicht zur Gruppe gehört. Sprechen Sie darüber, wie man sich fühlt, wenn man freundlich beziehungsweise unfreundlich behandelt wird. Sprechen Sie darüber, wie wichtig es ist, dass wir die anderen liebhaben und unsere Dankbarkeit zeigen, und zeigen Sie dem Kind, wie das gemacht wird. Helfen Sie dem Kind zu erkennen, wie wertvoll es ist, dass jeder anders ist.

  • Weisen Sie häufig darauf hin, wie wertvoll und wichtig die Familie ist. Lassen Sie das Kind über seine Gefühle für seine Familie sprechen. Geben Sie ihm zu verstehen, dass Sie es lieben, und zeigen Sie ihm Ihre Zuneigung. Loben Sie es konkret für sein gutes Verhalten. Vermeiden Sie Aktivitäten oder Ausdrücke, die das Kind in Verlegenheit bringen könnten.

  • Lehren Sie richtiges Verhalten. Seien Sie nicht bestürzt, wenn das Kind etwas sagt, was nicht stimmt oder unangebracht ist, lehren Sie es jedoch, wie wichtig es ist, dass man für seine Taten selbst die Verantwortung übernimmt. Stärken Sie das Zeugnis des Kindes, indem Sie selbst Zeugnis geben. Sprechen Sie über Geschichten und Gedanken, die dem Kind helfen, den himmlischen Vater und Jesus Christus zu lieben und an sie und ihre Lehren zu glauben.

Das sechsjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das sechsjährige Kind ist äußerst aktiv. Es ist oft unruhig, laut und überschwenglich. Es beteiligt sich gern an Aktivitäten und erfüllt kleinere Pflichten, auch wenn sie ihm nicht immer leichtfallen. Es möchte nicht nur einfach zusehen.

  • Es muss Begriffe sehr konkret lernen. Es merkt sich schon manches. Es ist gesprächig und stellt viele Fragen. Es lernt, Entscheidungen zu treffen, kann sich aber oft noch nicht entscheiden. Es kann sich schon länger konzentrieren. Es liest, schreibt und singt gern, hört gern Geschichten und stellt gern jemand anders dar.

  • Das sechsjährige Kind hat zwar schon mehr Interesse an Gruppenaktivitäten und dem Zusammensein mit Spielgefährten, doch ist es noch recht ich-bezogen, kommandiert manchmal Gleichaltrige herum oder ist aggressiv oder unfreundlich zu ihnen. Freundschaften kommen und gehen. Es beschäftigt sich damit, wie es von anderen behandelt wird. Es möchte gern von seiner Umgebung anerkannt werden.

  • Das sechsjährige Kind prahlt gern. Es übertreibt und kritisiert. Es ist leicht erregbar, albern und kichert viel. Es kann großzügig, liebevoll und verträglich sein, ist aber Stimmungsschwankungen unterworfen.

  • Das sechsjährige Kind beschäftigt sich sehr mit gutem oder schlechtem Verhalten, besonders, wenn es um seine Familie und seine Freunde geht. Manchmal gibt es einem anderen die Schuld. Es mag Geschichten aus der Schrift, besonders Geschichten von Jesus.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Haben Sie Geduld mit der überschäumenden Energie und Unruhe des Kindes. Lassen Sie es Aktivitäten durchführen wie etwa Schreiben, Malen, Ausschneiden, Kleben oder Tonarbeiten. Verwenden Sie Spiele, bei denen das Kind seine Energie einsetzen kann.

  • Verwenden Sie Aktivitäten, bei denen eine Lösung gesucht werden muss, etwa Rätsel, Wiederholungen und Geschichten, deren Ende nicht vorgegeben ist. Verwenden Sie Bilder, Figuren für die Flanelltafel und sonstiges Anschauungsmaterial. Nehmen Sie neue Wörter in den Unterricht auf. Stellen Sie Fragen. Lassen Sie die Kinder Entscheidungen treffen. Sprechen Sie darüber, dass es wichtig ist, dass man das Rechte wählt, und lassen Sie das Kind üben, indem Sie ihm einige Möglichkeiten vorgeben, zwischen denen es sich entscheiden kann. Lassen Sie das Kind lesen, singen, Geschichten hören und ein Rollenspiel spielen. Planen Sie den Unterricht so, dass er den Interessen der Kinder entspricht.

  • Ermutigen Sie das Kind, mit anderen zu teilen und gemeinsam etwas zu unternehmen. Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, sich an Gruppenaktivitäten zu beteiligen. Loben Sie jedes Kind konkret. Gehen Sie im Unterricht darauf ein, wie man seine Liebe zeigt, indem man anderen hilft und auf ihre Bedürfnisse eingeht. Ermutigen Sie das Kind, sich an Spielen und anderen Aktivitäten zu beteiligen.

  • Loben Sie das Kind konkret für seine Bemühungen, denn dann hat es weniger das Bedürfnis, zu prahlen. Loben Sie es für seine Ehrlichkeit. Kritisieren Sie nicht. Lachen Sie mit dem Kind, aber nicht über es. Fördern Sie positive Stimmungen. Lehren Sie das Kind durch Ihr Beispiel, wie man sich ausgeglichen und gelassen verhält.

  • Lehren Sie das Kind, sich mit seinem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen, die Verantwortung dafür zu übernehmen und sich zu verbessern. Versichern Sie dem Kind, dass jeder Mensch Fehler macht. Lehren Sie es, wie man umkehrt. Lehren Sie es die Grundbegriffe des Evangeliums anhand der heiligen Schriften. Helfen Sie ihm, die Schrift zu verstehen und anzuwenden.

Das siebenjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das siebenjährige Kind verfügt über eine bessere Muskelbeherrschung. Es interessiert sich vermehrt für diverse Spiele, Hobbys oder Aktivitäten, und wird dabei immer besser. Es ist unruhig und zappelig. Es hat manchmal nervöse Angewohnheiten oder nimmt absonderliche Stellungen ein. Es ist energiegeladen, wird aber leicht müde.

  • Das siebenjährige Kind lernt gern. Es denkt ernsthaft und logischer. Es kann schon komplexere Probleme lösen. Es stellt sich gern einer Herausforderung, arbeitet hart und nimmt sich die Zeit, eine Aufgabe zu Ende zu bringen. Es hat eine längere Konzentrationspanne. Es hat Spaß an Hobbys und Fertigkeiten. Es sammelt gern und erzählt von dem, was es vorhat oder erreicht hat.

  • Das siebenjährige Kind spielt oft in Gruppen, möchte jedoch manchmal auch alleine sein und ruhig spielen. Es gibt sich wenig mit dem anderen Geschlecht ab. Es möchte von seinen Altersgenossen gemocht und anerkannt werden. Es kommandiert andere weniger herum und will nicht unbedingt seinen Willen durchsetzen. Es übernimmt mehr Verantwortung und will unabhängig sein. Es macht sich oft Sorgen, es sei nicht gut genug.

  • Das siebenjährige Kind mag keine Kritik. Es kann besser auf die eigenen und die Gefühle anderer eingehen. Es ist oft perfektionistisch und selbstkritisch. Es ist gehemmt und vorsichtig und weniger impulsiv und ich-bezogen als früher.

  • Dem siebenjährigen Kind ist bewusst, was richtig und was falsch ist. Es lernt gern Evangeliumsgrundsätze und lernt, sie in die Tat umzusetzen; beispielsweise betet es und zahlt den Zehnten. Es versteht gewisse Aspekte des Evangeliums, etwa das Abendmahl, den Glauben, die Umkehr, die Missionsarbeit, den Heiligen Geist und die Tempelarbeit. Es möchte sich taufen lassen und die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Verwenden Sie Aktivitäten, bei denen das Kind seine Energie einsetzen kann. Lassen Sie jedes Kind seine besonderen Fähigkeiten vorzeigen. Haben Sie Geduld, wenn es stört oder unruhig ist, und machen Sie nicht auf seine Unbeholfenheit aufmerksam. Verwenden Sie unterschiedliche Lehrtechniken, um das Interesse des Kindes wachzuhalten und schlechtem Benehmen vorzubeugen. Loben Sie sein gutes Benehmen.

  • Stellen Sie Fragen, die zum Nachdenken anregen. Verwenden Sie Geschichten, deren Ausgang offen bleibt, Rätsel, Spiele zum Nachdenken und Unterrichtsgespräche, die die Kinder zum Denken anregen. Lassen Sie das Kind selbst Entscheidungen treffen. Geben Sie ihm genügend Zeit, um eine Aufgabe zu erledigen. Machen Sie dem Kind Mut, seinen Hobbys und Interessen nachzugehen. Lassen Sie es in der heiligen Schrift lesen; lassen Sie es Wortstreifen und Geschichten lesen. Verwenden Sie wahre Geschichten und Situationen anstelle von erdachten Geschichten.

  • Verwenden Sie Aktivitäten, bei denen die ganze Gruppe gemeinsam etwas tut, etwa Spiele oder Theaterspiele. Achten Sie jedoch den Wunsch des Kindes, hin und wieder auch für sich alleine zu arbeiten. Drängen Sie es nicht, sich mit dem anderen Geschlecht abzugeben. Loben Sie das Kind für sein gutes Benehmen, etwa, wenn sich die Kinder abwechseln und miteinander teilen. Übertragen Sie dem Kind Aufgaben und Pflichten, die es ausführen kann, und loben Sie es für seine Bemühungen und Leistungen.

  • Ermutigen Sie das Kind, anderen gegenüber fürsorglich zu sein. Fördern Sie sein Selbstvertrauen. Kritisieren Sie nicht, sondern loben Sie statt dessen nach Möglichkeit, und zeigen Sie dem Kind Ihre Zuneigung. Akzeptieren Sie Launenhaftigkeit und Distanz. Regen Sie an, dass das Kind seine Gefühle ausdrückt.

  • Lassen Sie das Kind lernen, wie man sich richtig entscheidet. Machen Sie dem Kind die Folgen seiner Entscheidung klar. Lehren Sie Evangeliumsgrundsätze einfach und konkret, und fordern Sie das Kind auf, sie im Alltag anzuwenden. Lehren Sie aus den heiligen Schriften. Bereiten Sie das Kind auf die Taufe und Konfirmierung vor, indem Sie ihm erklären, welche Bündnisse es schließen wird.

Das achtjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das achtjährige Kind ist in seinen Bewegungen schon koordinierter. Es zappelt und wackelt und hat nervöse Angewohnheiten. Es spielt organisierte Spiele, für die man körperliche Fertigkeiten braucht. Es kann sich länger konzentrieren und möchte nicht abseits stehen.

  • Das achtjährige Kind möchte gern wissen, warum etwas so ist, wie es ist. Es spricht gern über das, was es gelernt hat. Es denkt, es wisse schon recht viel, beginnt aber auch schon einzusehen, dass jemand anders vielleicht noch mehr weiß. Es ist kritisch. Es hat „Helden“ (Idealfiguren). Es schreibt und liest gern und stellt gern jemand anders dar.

  • Das achtjährige Kind spielt gern Gruppenspiele mit einfa- chen Regeln. Es ist beim Spielen lieber in einer gleichgeschlechtlichen Gruppe. Es ist kooperativer und möchte weniger seinen eigenen Willen durchsetzen. Es wünscht sich einen besten Freund beziehungsweise eine beste Freundin. Es möchte zwar unabhängig sein, braucht aber doch die Geborgenheit und Führung der Erwachsenen.

  • Das achtjährige Kind ist für gewöhnlich liebevoll, hilfsbereit, fröhlich, extrovertiert und neugierig, kann aber auch unhöflich, egozentrisch und fordernd sein und andere herumkommandieren. Es ist empfindlich für Kritik. Es kritisiert sich selbst und die anderen. Manchmal kichert es und ist albern. Es empfindet Schuldgefühle und Scham.

  • Das achtjährige Kind ist empfänglich für Evangeliumslehren, hat aber auch Fragen. Es ist stolz darauf, ein Mitglied der Kirche zu sein. Es lebt gern gemäß den Grundsätzen des Evangeliums. Es lernt das Evangelium anhand konkreter Beispiele und durch eigene Beteiligung.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Verwenden Sie Aktivitäten, die Koordination erfordern und bei denen das Kind seine Energie ausleben kann. Haben Sie Geduld, wenn das Kind ungeschickt oder zappelig ist oder eine unangenehme Angewohnheit hat. Wechseln Sie zwischen ruhigen Zeiten und Zeiten, in denen sich das Kind bewegen darf. Loben Sie es für sein gutes Verhalten.

  • Verwenden Sie Spiele, Geschichten, Bilder sowie Aktivitäten, bei denen man Probleme lösen muss. All das soll zum Lernen anregen. Lassen Sie das Kind lesen und schreiben und Rollenspiele durchführen. Helfen Sie dem Kind, sich realistische Ziele zu setzen. Regen Sie das Kind an, mehr auf sein eigenes Verhalten zu achten als auf das anderer. Geben Sie dem Kind angemessene „Helden“ vor, etwa Führer der Kirche oder andere gute Mitglieder.

  • Lassen Sie das Kind in der Gruppe agieren, mit anderen teilen und zusammenzuarbeiten. Verfolgen Sie die Aktivitäten der Kinder aufmerksam. Bedenken Sie, dass Kinderfreundschaften sehr intensiv sein können. Helfen Sie einem Kind, das keine engen Freunde hat, auch zur Gruppe zu gehören. Loben Sie gutes Benehmen. Lassen Sie die Kinder gemeinsam und mit Ihnen Klassenregeln aufstellen und andere Entscheidungen treffen. Lassen Sie jedes Kind für sich allein arbeiten.

  • Helfen Sie dem Kind, negative Gefühle zu erkennen und konstruktiv damit umzugehen. Zeigen Sie Interesse, seien Sie begeistert. Loben Sie das Kind. Stärken Sie sein Selbstvertrauen. Kritisieren Sie es nicht, und vergleichen Sie es auch nicht mit anderen Kindern. Erkennen Sie die Bemühungen und Leistungen des Kindes an. Wenn es angebracht ist, soll das Kind über etwas Lustiges lachen können; haben Sie Geduld, wenn es albern kichert. Verdeutlichen Sie ihm, dass jeder mal einen Fehler macht.

  • Geben Sie oft Ihrem Glauben und Ihrem Zeugnis Ausdruck. Helfen Sie dem Kind, die Mitgliedschaft in der Kirche zu schätzen und ebenso die damit einhergehende Verantwortung. Fordern Sie das Kind auf, gemäß den Grundsätzen des Evangeliums zu leben. Sprechen Sie über eigene Erlebnisse, über Schriftstellen und über Geschichten. Verwenden Sie Aktivitäten, an denen sich das Kind beteiligen kann.

Das neunjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das neunjährige Kind mag Mannschaftsspiele. Es beherrscht seinen Körper schon recht gut. Es möchte immer stärker und schneller werden und immer mehr können. Es mag kompliziertere Basteleien und Hand- arbeiten.

  • Das neunjährige Kind kann sich schon länger auf ein Thema oder eine Aktivität konzentrieren. Es will Fakten und hat nicht viel Freude an erdachten Geschichten. Es lernt gern auswendig. Es hat bestimmte Interessen und ist neugierig. Es liest gern, schreibt gern und führt gern Bericht. Es interessiert sich für das Gemeinwesen sowie andere Kulturen und Völker. Es lernt gern über die Vergangenheit und die Gegenwart. Es sammelt gern.

  • Das neunjährige Kind ist gern in einer gleichgeschlecht- lichen Gruppe. Es mag Gruppenunternehmungen und gemeinsames Spielen, aber auch Wettbewerbe. Es versucht, wie weit es bei Autoritätspersonen gehen kann, und handelt unabhängig. Es verbringt viel Zeit mit seinen Freunden.

  • Das neunjährige Kind hat Verhaltensprobleme, besonders dann, wenn es von anderen nicht akzeptiert wird. Es wird sehr unabhängig, verlässlich und vertrauenswürdig. Es beschäftigt sich mit Gerechtigkeit und streitet darüber, was fair oder was unfair ist. Es kann seine Fehler oder sein Versagen schon besser akzeptieren und die Verantwortung für sein Verhalten übernehmen. Manchmal ist es albern.

  • Das neunjährige Kind weiß genau, was richtig und was falsch ist. Es möchte das Rechte tun, lehnt sich aber gelegentlich auf. Es lässt sich vom Zeugnis der anderen beeinflussen. Es kann schon komplexere Evangeliumsgrundsätze lernen.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Lassen Sie das Kind an unterschiedlichen Aktivitäten teilnehmen, darunter auch an Mannschaftsspielen, um sein Interesse wachzuhalten und um ihm zu helfen, verschiedene Fertigkeiten zu entwickeln.

  • Vermitteln Sie konkrete Information und Fakten anstelle von ausgedachten Geschichten. Geben nicht immer Sie alle Antworten, sondern lassen Sie dem Kind Zeit, selbst nachzudenken und über Antworten zu sprechen. Ermuntern Sie das Kind, Zitate und Schriftstellen auswendig zu lernen. Respektieren Sie, wenn Sie Aufträge vergeben oder Pflichten zuteilen, die Unterschiede zwischen den Kindern. Lassen Sie das Kind lesen, schreiben und Bericht führen. Ermuntern Sie es, ein Tagebuch zu führen. Spre- chen Sie über andere Völker und Kulturen und geschichtliche Ereignisse.

  • Halten Sie sich vor Augen, dass das Kind von seinen Altersgenossen anerkannt werden will. Setzen Sie vernünftige Grenzen fest, und halten Sie daran fest, geben Sie dem Kind aber auch Raum, um unabhängig zu sein. Lehren Sie das Kind, wie man ein guter Verlierer ist. Ermutigen Sie Freundschaften, und helfen Sie dem Kind, Freundschaft zu schließen.

  • Lassen Sie das Kind wissen, dass Sie es akzeptieren, auch wenn Ihnen sein Verhalten mitunter missfällt. Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, seine Unabhängigkeit und Verlässlichkeit unter Beweis zu stellen. Lachen Sie das Kind nicht aus, wenn es etwas falsch macht.

  • Bringen Sie oft zum Ausdruck, dass Sie das Kind lieben und unterstützen. Sprechen Sie häufig über Ihr Zeugnis und die Zeugnisse der Propheten. Lehren Sie es über die Grundbegriffe hinausgehende Evangeliumsgrundsätze.

Das zehn- und elfjährige Kind

Charakteristische Merkmale

  • Das zehn- und elfjährige Kind macht vielleicht gerade einen Wachstumsschub durch. Es betreibt gern Sport- arten, die Kraft, Schnelligkeit und Gewandtheit erfordern. Es gibt Zeiten, wo das Kind herumspielt, andere stößt oder schubst, mit ihnen ringt oder herumalbert. Es ist unruhig, aktiv und ungeduldig. Zwischen den einzelnen Kindern dieses Alters kann es große Unterschiede in der Größe und Körperbeherrschung geben. Das Kind möchte nicht mehr wie ein Kind behandelt werden. Es beschäftigt sich mit seinem Äußeren.

  • Das zehn- und elfjährige Kind mag abstrakte Begriffe und Ideen. Es zieht Schlussfolgerungen aus dem, was es bereits gelernt hat. Es stellt sich gern schwierigeren intellektuellen Aufgaben. Es ist entschlossen und vernünftig. Es lernt gern auswendig. Es setzt sich gern Ziele. Es denkt logischer. Es lernt gern. Es hat eine längere Konzentrationsspanne. Es versteht Wörter genauer und kann abstrakte Begriffe definieren. Es hat eine Art Humor, die den Erwachsenen lächerlich vorkommen kann.

  • Das zehn- und elfjährige Kind ist gesellig und an Wettbewerb interessiert. Es fühlt sich seiner Gruppe sehr verpflichtet. Im Umgang mit Gleichaltrigen kommt es zu schönen und unschönen Szenen. Seine Freundschaften sind komplexer und intensiver. Es verlässt sich auf seine besten Freunde. Es legt mehr Wert auf die Meinung und die Maßstäbe seiner Altersgenossen als auf die der Erwachsenen. Es steht dem Urteil der Erwachsenen und den Gefühlen anderer oft kritisch gegenüber. Es neckt andere gern und spielt rauhe Spiele. Es ist manchmal unhöflich und nicht zur Zusammenarbeit bereit, dann wieder freundlich und kooperativ.

  • Das zehn- und elfjährige Kind ist selbstkritisch, lässt sich aber nicht gern kritisieren. Vielleicht hat es das Gefühl, alles, was es tue, sei falsch – besonders, wenn es kritisiert wird. Es macht sich Sorgen wegen der Schule und seiner Freunde. Es ist sehr empfindlich, besonders, was das eigene Ich betrifft. Es hegt Zweifel und ist unsicher. Es ist manchmal leicht gekränkt und reizbar und legt großen Wert darauf, gerecht behandelt zu werden. Es kann nett, ernst, ehrlich und aufrichtig sein. Es möchte gern unabhängig sein und Verantwortung übernehmen.

  • Das zehn- und elfjährige Kind hat ein ausgeprägtes sittliches Empfinden und Gewissen. Es möchte sich verbessern. Es gibt nicht gerne zu, dass es sich schlecht benommen hat. Es ist bereit, mehr über die Lehren des Evangeliums zu lernen.

Anregungen für Eltern und Lehrkräfte

  • Halten Sie sich vor Augen, dass sich das Kind entwickelt und reifer wird. Drängen Sie es nicht zum Umgang mit dem anderen Geschlecht. Geben Sie ihm die Möglichkeit, sich körperlich zu betätigen, so dass es seine Energie ausleben kann. Übergehen Sie kleineres Fehlverhalten. Lehren Sie das Kind, fair zu sein und sich an Aktivitäten zu beteiligen. Zeigen Sie Interesse an seinem Leben. Schätzen Sie die Unterschiede zwischen den Kindern.

  • Regen Sie zum Denken an, indem Sie Fragen stellen, Geschichten aus der Schrift erzählen, Schriftstellen auswendig lernen, Aktivitäten durchführen, bei denen es Probleme zu lösen gilt, und Unterrichtsgespräche führen. Lassen Sie das Kind selbst Entscheidungen treffen und sich Ziele setzen. Verwenden Sie neue Wörter, und lassen Sie sie vom Kind definieren und erklären. Verwenden Sie Anschauungsmaterial, Geschichten und Spiele.

  • Gehen Sie auf das Bedürfnis des Kindes ein, zu einer Gruppe zu gehören und sich von der Gruppe beeinflussen zu lassen. Führen Sie Aktivitäten durch, die den Umgang mit Gleichaltrigen fördern. Lassen Sie die Kinder gemeinsam planen und in Gruppen arbeiten. Lehren Sie das Kind, auf diejenigen einzugehen, die abseits stehen. Übertragen Sie dem Kind Verantwortung und Aufgaben, und helfen Sie bei der Durchführung. Regen Sie es zu Dienstprojekten an, wie etwa auf kleinere Kinder aufpassen, seine Talente zeigen oder mit anderen über das Evangelium sprechen. Lehren Sie das Kind anhand von Beispielen und Lektionen, wie man fürsorglich und freundlich ist. Loben Sie es für seine Höflichkeit, Selbstlosigkeit, Treue und Freundlichkeit.

  • Vergleichen Sie das Kind nicht mit anderen. Machen Sie ihm Mut, und loben Sie seine Leistung. Geben Sie Ihrem Vertrauen in das Kind Ausdruck. Legen Sie großes Gewicht auf sein gutes Benehmen und versuchen Sie, geringfügiges schlechtes Benehmen zu übergehen. Lassen Sie das Kind unabhängig sein und seinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Versuchen Sie, seine Sorgen und seinen Kummer zu verstehen.

  • Lehren Sie konkrete moralische Begriffe und Werte. Heben Sie hervor, dass wahres Glück und Fortschritt dadurch kommen, dass man die Gebote hält. Fordern Sie das Kind auf, sich zu verpflichten, gemäß den Grundsätzen des Evangeliums zu leben. Helfen Sie dem Kind, seine zukünftigen Pflichten und Segnungen zu verstehen und sich darauf vorzubereiten. Setzen Sie es nicht wegen seiner Fehler herab, besonders nicht vor seinen Freunden. Lehren Sie das Evangelium in seiner Fülle anhand von Geschichten aus der heiligen Schrift und Geschichten aus dem Leben der Propheten der Letzten Tage. Machen Sie dem Kind Mut, Zeugnis zu geben.