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JUGENDLICHE VERSTEHEN UND UNTERWEISEN
Mormon wurde im Alter von 15 Jahren „vom Herrn besucht und kostete von der Güte [Jesu] und wusste von ihr“. (Mormon 1:15.) Joseph Smith war 14 Jahre alt, als er die Erste Vision empfing. Er wurde in seiner Jugend belehrt und auf die Wiederherstel- lung des Evangeliums vorbereitet. Heute beruft der Herr junge Leute in die Präsidentschaft eines Kollegiums oder einer Klasse; er beruft sie, heilige Handlungen des Priestertums zu vollziehen und das Evangelium als Vollzeitmissionar zu verkündigen. Wenn Sie die jungen Menschen in der Kirche unterrichten, halten Sie sich vor Augen, dass der Herr weiß, was in ihnen steckt. Er hat in der Vergangenheit großes Vertrauen in junge Leute gesetzt und setzt auch heutzutage großes Vertrauen in sie.
Jugendliche verstehen
Jugendliche sind voll Begeisterung und Energie, was das Unterrichten zu einer Freude machen kann. Aber wenn Sie sie das Evangelium lehren wollen, müssen Sie wissen, wie man ihnen hilft, ihre Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie müssen die jungen Leute und ihre Sorgen und Herausforderungen verstehen.
Wenn Sie die Jugendlichen, die Sie unterrichten, verstehen wollen, denken Sie an Ihre Jugendzeit zurück. Was war besonders schwierig, was besonders schmerzhaft für Sie? Was hat Ihnen Sorgen gemacht? Wie haben Sie sich selbst gegenüber empfunden? Welche Ziele, welche Ideale hatten Sie? Welche gesellschaftlichen und emotionalen Bedürfnisse? Wer hat Ihnen am meisten geholfen, und wie? Wenn Sie sich über diese Fragen Gedanken machen, kann das dazu beitragen, dass Sie die jungen Leute besser leiten und unterweisen können.
Die Herausforderungen verstehen, denen sich junge Menschen gegenübersehen
Jeder junge Mensch steht auf seinem Weg ins Erwachsenenleben wesentlichen Herausforderungen gegenüber. Wenn Sie sich dieser Herausforderungen bewusst sind, können Sie weise und rücksichtsvoll unterstützen und ermutigen. Die folgende Information kann dazu beitragen, dass Sie einige dieser Herausforderungen verstehen lernen.
Auf körperliche Veränderungen reagieren
Heranwachsende machen eine rasche körperliche Entwicklung durch. Bei den Mädchen setzt diese Entwicklung im allgemeinen bis zu zwei Jahre früher ein als bei jungen Männern. Die neuen Gefühle der Mädchen und der jungen Männer werden vielleicht sowohl als erregend als auch als verwirrend empfunden. Der junge Mensch fühlt sich vielleicht unbehaglich oder unterlegen, weil ihm sein Aussehen missfällt. Die körperlichen Veränderungen erfordern auch eine emotionale und soziale Anpassung.
Gesellschaftliche Übergänge bewältigen
Heranwachsende sind keine Kinder mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Aus diesem Grund meinen sie vielleicht, keinen Platz in der Gesellschaft zu haben. Dies tritt vor allem dann ein, wenn die Gesellschaft von den Jugendlichen hauptsächlich erwartet, dass sie eine Ausbildung erlangen. Aufgrund der Veränderungen an sich selbst erkennt der junge Mensch, dass er nicht länger Kind ist, doch ist ihm auch bewusst, dass er noch nicht in der Lage ist, die Aufgaben eines Erwachsenen zu übernehmen. Oft erkennt der Jugendliche nicht, dass die Veränderungen an ihm normal sind, sondern lässt sich dadurch verunsichern. Er ist vielleicht der Meinung, niemand anderer habe solche Gefühle oder verstehe, was er durchmacht.
Die größeren intellektuellen Fähigkeiten einsetzen lernen
Jugendliche können im Alter von 12 bis 15 Jahren meist recht gut lernen. Sie können immer besser ein Urteil fällen, logischer denken und auf die Zukunft hin planen. Sie können die jungen Menschen besser beeinflussen, wenn Sie ihre geistigen Fähigkeiten schätzen und von ihnen lernen, so wie Sie möchten, dass die jungen Leute auch von Ihnen lernen.
Die emotionale Verbindung zu den Eltern und anderen Erwachsenen aufrecht halten
Junge Menschen möchten gern von ihren Eltern und anderen Erwachsenen lernen. Sie möchten aber auch, dass die Erwachsenen sie respektieren, sie verstehen und ihnen Aufmerksamkeit schenken. Die Erwachsenen beurteilen die Jugendlichen jedoch vielleicht falsch wegen ihres manchmal unreifen oder ungewöhnlichen Verhaltens. Folgen wir dem Rat des Herrn an Samuel: „Sie nicht auf sein Aussehen. … Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.“ (1 Samuel 16:7.) Ein verständnisvoller Erwachsener kann im Leben eines unsicheren und gehemmten jungen Menschen etwas zum Positiven bewirken, wenn er ihn akzeptiert und ihm Achtung entgegenbringt.
Vielleicht sind Sie versucht zu denken, Sie können einem Jugendlichen näherkommen, wenn sie gemeinsam mit ihm seine Eltern oder andere Erwachsene kritisieren. Dies kann jedoch bewirken, dass der Jugendliche die Achtung vor seinen Eltern und vor Ihnen verliert. Denken Sie daran, dass ein wichtiger Teil Ihrer Aufgabe darin besteht, dazu beizutragen, dass die Beziehung zwischen Eltern und Kindern stärker wird.
Sprechen Sie regelmäßig mit den Eltern der jungen Menschen, die Sie unterrichten. Sprechen Sie über die Talente, das Wachstum und den positiven Beitrag, der Ihnen an ihren Söhnen und Töchtern auffällt. Halten Sie die Eltern über den Lehrstoff auf dem Laufenden. Fragen Sie, was Sie tun können, um den Eltern zu helfen, ihre Kinder zu unterweisen. Verweisen Sie die jungen Leute an ihre Eltern, und bemühen Sie sich, die Familienbande zu stärken.
Eine eigene Identität aufbauen
Etliche junge Menschen versuchen vielleicht, ihre Identität zu beweisen, indem sie sich ausgefallen kleiden oder frisieren oder seltsame Ideen zum Ausdruck bringen. Dadurch möchten sie vielleicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken oder in eine Gruppe Gleichaltriger passen und sich von anderen Gruppen unterscheiden. Im allgemeinen bleibt ein solches Verhalten nicht lange. Wenn ein junger Mensch wahre Zuneigung seitens eines Erwachsenen verspürt und seine Ideen offen zum Ausdruck bringen darf, ohne kritisiert zu werden, fühlt er sich geborgener und hört auf, sich auffallend zu benehmen.
Es wäre unklug, wollte man versuchen, sich in Kleidung und Redeweise an die jungen Leute anzupassen. Denken Sie daran, Sie sollen eins mit Ihren Schülern sein, nicht aber einer von ihnen.
Von Männern bzw. Frauen das Rollenbild lernen
Es ist wichtig, dass junge Menschen, um sich auf ihre Zukunft vorzubereiten, ein männliches bzw. ein weibliches Rollenbild haben. Seien Sie sich dessen bewusst, dass Sie und weitere Erwachsene als Rollenbild dienen.
Sich auf den Dienst in der Kirche und in der Welt vorbereiten
Die jungen Menschen verwenden viel Zeit auf ihre Ausbildung und die Vorbereitung auf einen späteren Beruf. Machen Sie ihnen Mut, ihre Ausbildung ernstzunehmen und sich gut auf die Zukunft vorzubereiten. Regen Sie an, dass sie auch darüber nachdenken, inwieweit ihre Schulbildung, ihr Studium des Evangeliums und ihre Entscheidungen zwischen Richtig und Falsch sie auf den zukünftigen Dienst in der Kirche vorbereiten. Helfen Sie den jungen Männern, sich auf eine Vollzeitmission vorzubereiten.
Sich auf das Ehe- und Familienleben vorbereiten
Am besten bereitet sich ein junger Mensch auf das Ehe- und Familienleben vor, indem er sich bereitmacht, im Tempel Bündnisse zu schließen und diese zu halten. Alles, was Sie sagen und lehren, soll die jungen Menschen zum Tempel weisen. Helfen Sie ihnen zu verstehen, was sie tun müssen, um tempelwürdig zu sein, und regen Sie an, dass sich die jungen Leute dies zum Ziel setzen.
Die Werte verinnerlichen, nach denen sie leben wollen
Das wiederhergestellte Evangelium gibt uns die Grundsätze und Maßstäbe, die uns zum Glücklichsein und zur Erhöhung führen. Nehmen Sie jede Gelegenheit wahr, um den jungen Leuten zu helfen, diese für sich selbst anzunehmen. Fordern Sie sie auf, selbst die Initiative für ihr geistiges Wachstum zu ergreifen. (Siehe „Wie man dem Einzelnen hilft, selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass er das Evangelium lernt“, Seite 61–62.)
Freundschaft mit Gleichaltrigen schließen
Junge Menschen möchten zu ihren Altersgenossen dazugehören und von ihnen Kraft bekommen. Freunde spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung eines Jugendlichen auf das Erwachsensein. Sie tragen mit dazu bei, sein Bedürfnis nach Akzeptanz zu stillen. Durch Freundschaften lernt der Heranwachsende soziale Fertigkeiten. Freundschaften trösten und zeigen, dass auch andere ähnliche Bedürfnisse und Schwierigkeiten haben. Dadurch wird das Gefühl des Isoliertseins, das ein Jugendlicher vielleicht empfindet, verringert. Die Jugendlichen lernen so die Gefühle und Gedanken eines anderen kennen. Keimende Werte werden durch Freundschaften unterstützt. Wenn sich junge Leute, die rechtschaffene Werte haben, zusammentun, dann helfen sie einander, sich gegen den Druck von Leuten mit anderen Werten zu schützen. Die Kirche spielt eine wichtige Rolle, indem sie das Zusammensein mit Freunden und verständnisvollen Erwachsenen, die zuträgliche Lebensweisen und Werte betonen, fördert.
Was der junge Mensch von den Erwachsenen braucht
Unterstützung
Wird einem jungen Menschen von seinen Eltern, Lehrern oder anderen Erwachsenen Wärme, Zuneigung und Unterstützung entgegengebracht, fühlt er sich in der Lage, sich den Herausforderungen des Lebens mit Optimismus zu stellen. Achten Sie darauf, den jungen Menschen, die Sie unterrichten, das Gefühl zu vermitteln, dass Sie ihnen zur Verfügung stehen und an ihnen interessiert sind. Wenn Sie über die jungen Menschen und über das, was sie lernen müssen, nachdenken, fragen Sie sich, ob Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um ihnen zu helfen, Fortschritt zu machen.
Gutes Benehmen erwarten
Junge Menschen, von denen erwartet wird, dass sie den Vorgaben des Evangeliums entsprechen und sich an Regeln halten, zeigen höchstwahrscheinlich ein weniger riskantes oder abweichendes Verhalten. Klug handelt, wer ihnen schon früh beim Unterweisen klarmacht, was er von ihnen erwartet. Denken Sie daran: Es ist nicht genug, den jungen Menschen ein Freund zu sein. Sie müssen ein gutes Beispiel sein. Sie müssen sie auch die wahre Lehre lehren und gutes Verhalten von ihnen erwarten, so dass die Jugendlichen wissen, wie man ein glaubenstreues Leben führt. (Siehe „Die Macht des Wortes“, Seite 50–51 und den Abschnitt „Eine Atmosphäre des Lernens schaffen“, auf Seite 75–87.)
Die Individualität des Einzelnen achten
Wenn ein junger Mensch das Gefühl hat, dass die Erwachsenen ihn achten und ihm zuhören, fühlt er sich eher geborgen und muss nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Arbeiten Sie daran, und beten Sie darum, dass Sie die jungen Leute verstehen, die Sie unterweisen. Kümmern Sie sich um jeden Einzelnen. (Siehe „Auf jeden Einzelnen eingehen“, Seite 35–36.) Sprechen Sie über ihre Interessen, Hobbys und ihren Alltag. Hören Sie ihnen zu, und respektieren Sie ihre Gedanken, Meinungen und Gefühle.
Eine Vision ihrer Zukunft
Sie, die Sie die jungen Menschen der Kirche unterweisen, tragen dazu bei, dass zukünftige Führer bereitgemacht werden – Eltern, Priestertumsführer, Führungskräfte der Hilfsorganisationen, Missionare, vielleicht auch Propheten. Da es den Jugendlichen an Erfahrung mangelt, fällt es ihnen mitunter schwer, über das Heute hinauszusehen. Sie, die Lehrkraft, können ihnen eine Vision von ihrer Zukunft vermitteln und sie anleiten, wie sie sich darauf vorbereiten können. Regen Sie die Jugendlichen an, sich vorstellen, wie sie später einmal sein werden. Lehren Sie sie heute das, was sie morgen wissen müssen.
Die Aufforderung, sich mit dem Gottesreich zu identifizieren
Auch wenn sich ein junger Mensch oft mit sich selbst befasst, ist er doch sehr wohl in der Lage, sich um andere zu kümmern. Er macht sich Sorgen um den Zustand der Gesellschaft und ist von Natur aus idealistisch. Er möchte einer wertvollen Sache dienen. Wenn ein Jugendlicher weiß, dass er zu einer Gruppe mit einem echten und bedeutsamen Zweck gehört, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er kreativ und kooperativ ist und Opfer bringt. Das Gottesreich aufzubauen ist eine Sache, die es mehr als jede andere wert ist, dass man sich ihr widmet. Sie können die jungen Menschen zu selbstlosen Wünschen anregen, indem Sie sie dazu motivieren, am Aufbau des Gottesreiches mitzuwirken.