Handbücher und Berufungen
LEHRMOMENTE IM FAMILIENLEBEN


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LEHRMOMENTE IM FAMILIENLEBEN

Viele Anlässe für eine Unterweisung ergeben sich ganz spontan – im Gespräch, bei der gemeinsamen Arbeit oder bei Herausforderungen, denen sich die Familie stellen muss. Solche Gelegenheiten können machtvolle Lehrmomente sein, weil sie in engem Zusammenhang mit dem stehen, was das Kind gerade erlebt. Diese Gelegenheiten verstreichen aber sehr rasch. Man muss sie daher erkennen und in der Lage sein, genau dann jene Grundsätze zu lehren, für die das Kind gerade eben aufnahmenbereit ist. Die folgenden Anregungen können Ihnen helfen, solche Gelegenheiten wahrzunehmen.

Auf kindliche Fragen und Sorgen eingehen

Jedes Kind macht sich Sorgen um sich selbst und die Welt. Sie können ihm zeigen, dass das Evangelium Antworten bereithält und das Kind anleiten kann, ein Problem zu erfassen und zu lösen. Hat ein Kind Angst bei einem Gewitter, können Sie es ermutigen, um Trost zu beten. Fühlt sich ein Jugendlicher unter Druck, einen neuen Film anzusehen, der vielleicht nicht passend ist, können Sie mit ihm darüber sprechen und ihm helfen, anhand von Evangeliumsgrundsätzen eine Entscheidung zu treffen. Ist ein Kind wegen einer schwierigen Entscheidung beunruhigt, können Sie ihm Moroni 7:15–19 vorlesen und mit ihm darüber sprechen, was Mormon uns vorschlägt, „wie man urteilen soll“. Bei einem Todesfall in der Familie können Sie die Kinder über die Geisterwelt und die Auferstehung belehren.

Anregungen dazu, wie Sie Ihren Kindern Rat erteilen können, finden Sie unter „Regelmäßige Unterweisung in der Familie“ auf Seite 139.

Über Probleme der Altersgenossen sprechen

Gelegentlich erwähnt ein Kind vielleicht, dass einer seiner Freunde ein Problem hat. Vielleicht hat der Freund eine Arbeit, die ihn zwingt, auch sonntags zu arbeiten. Vielleicht kennen Ihre Kinder einen jungen Mann, der zwar der Kirche angehört, sich aber entschieden hat, keine Vollzeitmission zu erfüllen. Vielleicht verwendet ein Freund unanständige Ausdrücke oder ist anderen gegenüber unhöflich. Im Gespräch über solche Situationen können Sie Ihren Kindern anhand der heiligen Schrift Evangeliumsgrundsätze vermitteln. Das kann dazu führen, dass Ihre Kinder in ähnlichen Umständen richtige Entscheidungen treffen.

Über Gelegenheiten sprechen, bei denen man sich entscheiden muss

Sie können Ihren Kindern von Anlässen erzählen, bei denen Sie sich richtig entschieden haben. Haben Sie beispielsweise an der Kasse zuviel Wechselgeld herausbekommen, können Sie Ihre Kinder fragen, was man in so einem Fall tun soll. Das kann dazu führen, dass Themen wie etwa Ehrlichkeit, Entscheidungsfreiheit und die Folgen unserer Hand- lungen zur Sprache kommen.

Über Gedankengut sprechen, das in den Medien verbreitet wird

Sie können mit Ihren Kindern über die Ideen sprechen, die durch Filme, Fernsehen und Lieder ausgedrückt werden. Anhand von Nachrichtensendungen können Sie über das Tagesgeschehen und weitere Themen sprechen. Solche Gespräche können den Kindern helfen, zwischen erbaulicher Unterhaltung und solcher mit Philosophien und Handlungen, die den Evangeliumsmaßstäben widersprechen, zu unterscheiden.

Dem Kind helfen, aus Fehlern zu lernen

Aus Fehlern kann man lernen. Hat ein Kind etwas falsch gemacht, können Sie ihm vergeben, darüber sprechen, dass man sich entschuldigen und wiedergutmachen muss, was man angerichtet hat, und das Kind, falls es ein Gebot gebrochen hat, lehren, wie man umkehrt.

Haben Sie etwas falsch gemacht, sollen Sie sich entschuldigen und um Verzeihung bitten. Ihr Kind lernt viel daraus, wenn es miterlebt, wie Sie sich bemühen, Ihre Schwä- chen zu überwinden. Beachten Sie, was ein Mitglied der Kirche in dem folgenden Beispiel zum Ausdruck bringt:

„Ich war etwa 10 Jahre alt, als ich etwas tat, was meinen Vater verärgerte. Er war richtig zornig und bestrafte mich. Ich war sehr verletzt, denn ich dachte, er bestrafe mich härter, als ich es verdiene. Den Rest des Tages ging ich ihm aus dem Weg, und wenn er mit mir reden wollte, drehte ich mich um und lief davon. Am nächsten Tag war ich noch immer böse auf ihn, daher überraschte es mich sehr, als er in mein Zimmer kam und mir sagte, es tue ihm leid, dass er mich so streng bestraft habe. Er bat mich, ihm doch zu verzeihen. Ich habe daraus gelernt, dass keiner zu alt dafür ist, sich zu entschuldigen und zuzugeben, dass er etwas falsch gemacht hat. Damals habe ich gelernt, was Umkehr wirklich bedeutet.“

Erklären, weshalb man dient

Sie können, wenn Sie in einer Berufung in der Kirche oder sonstwo dienen, Ihr Kind daran teilhaben lassen, was Sie tun und warum. Dadurch lernt es besser verstehen, dass Glaube und Wertvorstellungen mit Taten einhergehen. Wenn Sie etwa eine Mahlzeit für einen Kranken zubereiten, können Sie erklären, warum es wichtig ist, dass dem Betreffenden geholfen wird. Wenn Ihr Kind sieht, wie Sie sich auf den Unterricht in der Kirche vorbereiten, können Sie mit ihm darüber sprechen, wie wichtig es ist, seine Berufung groß zu machen. Sie können mit Ihrem Kind darüber sprechen, warum wir die Hand heben, um die Führer der Kirche zu unterstützen, und wie wir jemand unterstützen können, den der Herr berufen hat.

Den Kindern helfen, mit ihren Gefühlen umzugehen

Ist ein Kind aufgeregt, frustriert oder wütend, dann benimmt es sich vielleicht unpassend. Sie können ihm beibringen, wie man die Neigung, andere zu verletzen oder zu schreien, erkennt und beherrscht. Sie können die Umstände nennen, die dazu geführt haben, dass es böse wurde, und darüber sprechen, wie es sich in Zukunft in einer ähnlichen Situation besser verhalten kann.

Dem Kind helfen, den Einfluss des Geistes zu erkennen

Sie können Ihrem Kind helfen, den Einfluss des Geistes zu verspüren, indem Sie es auf seine Gefühle aufmerksam machen. Elder Robert D. Hales schreibt:

„Nach meiner Taufe und Konfirmierung nahm meine Mutter mich beiseite und fragte: ‚Was für ein Gefühl hast du jetzt?‘ Ich beschrieb das warme Gefühl von Frieden, Wohlbehagen und Glück, so gut ich konnte. Mutter erklärte dann, das sei die Gabe, die ich gerade empfangen hätte, die Gabe des Heiligen Geistes. Sie erklärte, wenn ich würdig lebte, würde die Gabe immer mit mir sein. Diese Unterweisung ist mir immer gegenwärtig.“ (Der Stern, Juli 1999, Seite 39.)

Lektionen aus der Natur lernen

Sie können aus Naturbeobachtungen das Evangelium lehren (siehe „Überall nach Lektionen Ausschau halten“, Seite 22–23; „Vergleich und Anschauungsunterricht“, Seite 181–182). Wenn ein Kind darüber spricht, wie schön die Frühlingsblumen blühen, können Sie mit ihm über die Auferstehung Jesu Christi sprechen. Wenn Sie gemeinsam Samen säen, bietet es sich an, darüber sprechen, wie Alma das Wort Gottes mit einem Samenkorn verglichen hat (siehe Alma 32:28–43).

Sie können, wenn Sie darauf achten, ganz still und beständig viele Erlebnisse Ihres Kindes zum Lehren nutzen.