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WAS MAN VON DEN ANGEHÖRIGEN LERNEN KANN
Obwohl es hauptsächlich die Aufgabe der Eltern ist, die Kinder im Evangelium zu unterweisen, können auch Angehörige viel helfen. Die Eltern sollen bestrebt sein, auch ihren Angehörigen die Gelegenheit zu geben, ihre Kinder zu unterweisen und zu stärken.
Was man von den Großeltern lernen kann
Großeltern können ihre Enkel motivieren und stärken, indem sie sie an ihren Erfahrungen, ihrem Zeugnis und ihrem Glauben teilhaben lassen. Wahre Begebenheiten, wie jemand gehorsam war, aus seinen Fehlern gelernt oder ein Opfer gebracht hat, um ein ewiges Ziel zu erreichen, oder wie sich jemand zuversichtlich einem Problem gestellt hat, können den Kindern in einer ähnlichen Situation helfen. Großeltern können mit den Enkelkindern nicht nur sprechen, sondern ihr Zeugnis und ihre Erfahrungen auch in einem Tagebuch festhalten, das nicht nur die heutige Familie, sondern auch spätere Generationen erbauen und unterweisen kann.
Schwester Susan L. Warner, ehemals Zweite Ratgeberin in der PV-Präsidentschaft, erzählte die folgende Geschichte:
„Ich kenne einen Großvater, der kürzlich bei einem Familientreffen in den Bergen mit seinen Enkelkindern spazierenging. Als sie zu einer Lichtung kamen, ließ er die kleinen Kinder sich auf einem Baumstamm setzen, und er erzählte ihnen von einem vierzehnjährigen Jungen, der Joseph Smith hieß und der dem Vater im Himmel einige Fragen stellen wollte, die ihn beschäftigten. Der Großvater erzählte, dass dieser Joseph in ein Wäldchen in der Nähe seines Hauses ging, um zu beten, denn er glaubte daran, dass Gott ihm antworten werde. Die Enkel hören still zu, aber der vierjährige Johnny, der oft Mühe hatte, still zu sitzen, konnte sich nicht zurückhalten. ‚Die Geschichte kenne ich schon!‘ rief er.
Der Großvater erzählte, wie Josephs aufrichtiges Gebet durch den herrlichen Besuch des Vaters im Himmel und seines Sohnes Jesus Christus beantwortet wurde. Am Ende fasste der kleine Johnny seine Hand und sagte: ‚Das war ein gutes Zeugnis, Opa.‘ Er hatte sich die Geschichte gern noch einmal angehört.
Im Laufe seines Lebens hatte der Großvater diese Begebenheiten schon viele Male erzählt, aber er sagte: ‚Der Geist des Herrn hat mir nie stärker Zeugnis gegeben, als damals, als ich meinen eigenen Enkeln Zeugnis von Joseph Smith gab.‘ Der Großvater und die Kinder spürten das Zeugnis des Heiligen Geistes.“ (Der Stern, Januar 1999, Seite 78.)
Selbst wenn die Großeltern weit weg leben, können sie ihre Enkel doch zum Guten beeinflussen. Sie können telefonisch oder brieflich loben und ermutigen, das Selbstvertrauen stärken und Rat erteilen.
Was man von den Geschwistern lernen kann
Die Eltern sollen ihre Kinder dazu ermutigen, dass eines dem anderen hilft, Fortschritt zu machen und zu lernen. Ältere Geschwister können oft ein gutes Beispiel für die Kleineren sein und beispielsweise beauftragt werden, ihnen zu zeigen, wie man eine bestimmte Hausarbeit verrichtet. Ein Sohn, der auf Mission geht, kann durch sein Beispiel einen jüngeren Bruder sehr darin bestärken, auch den Wunsch zu entwickeln, eine Mission zu erfüllen. Eine Schwester, die im Tempel heiratet, kann ihre Begeisterung und ihr Zeugnis ihren Geschwistern mitteilen. Kinder, die bereitwillig daheim mithelfen, geben ein gutes Beispiel und lehren einander, wie man dient und Verantwortung übernimmt. Auch sie selbst profitieren davon.
Was man von Onkeln, Tanten, Cousinen und Cousins lernen kann
Es mag vielleicht auch eine Zeit kommen, wo ein Onkel, eine Tante, ein Cousin oder eine Cousine Zugang zu einem Kind hat und ihm helfen kann, während den Eltern dieser Zugang verwehrt ist.
Ein Vater beschreibt, wie sich sein Sohn von einem Cousin zum Guten beeinflussen ließ. Der Sohn war schon mehrere Wochen vor der Generalkonferenz nicht mehr zur Kirche gegangen, doch sein Cousin freute sich so sehr auf die Konferenz, dass er ganz früh aufstand und in der Warteschlange stand, um einen Platz im Tabernakel zu bekommen. Der Sohn war vom Glauben und der Begeisterung seines Cousins sehr berührt, und das bewegte ihn dazu, auch wieder zur Kirche zu gehen. Diese Entscheidung veränderte sein Leben, und später erfüllte er glaubenstreu eine Mission.
Eine Mutter berichtet, was für einen positiven Einfluss ihr Bruder und dessen Familie auf ihren Sohn hatten, den sie und ihr Mann in den Sommerferien zu den Verwandten geschickt hatten, denen er auf der Tankstelle half. Eine andere Frau erinnert sich voll Dankbarkeit daran, wie ihr Sohn einmal seinem Lieblingsonkel sein Herz ausschüttete. Aufgrund dieses Gesprächs entschied sich der Sohn, von nun an einige Freunde zu meiden, die ihn zum Schlechten verführen wollten.
Was man von Kindern lernen kann
Eltern, die ihren Kindern zuhören, können von ihnen viele Wahrheiten lernen. Elder Russell M. Nelson hat beschrieben, was er einmal von einer seiner Töchter gelernt hat:
„Als unsere jüngste Tochter ungefähr vier Jahre alt war, kam ich abends einmal recht spät von der Arbeit im Krankenhaus nach Hause. Meine Frau war erschöpft. … Deshalb bot ich an, die Kleine ins Bett zu bringen, und fing an, Befehle zu erteilen: ‚Zieh dich aus, häng deine Sachen auf, zieh den Schlafanzug an, putz dir die Zähe, bete‘ usw. Der Ton hätte gut zu einem Feldwebel gepasst. Plötzlich legte sie den Kopf etwas schief, sah mich nachdenklich an und fragte: ‚Papa, gehöre ich dir?‘
Sie hat mir da etwas Wichtiges vermittelt. Ich habe meinem süßen kleinen Mädchen gegenüber Zwang angewendet. Kinder mit Zwang zu beherrschen ist aber eine Methode, die vom Satan stammt und nicht vom Herrn.“ (Der Stern, Juli 1991, Seite 22.)