2021
Osterkampagne 2021 – oder wie man viral und hybrid missioniert
Dezember 2021


Panorama

Osterkampagne 2021 – oder wie man viral und hybrid missioniert

Düsseldorf (JW): „Darf ich Ihnen 245.000 Euro spenden?“ Dieses Angebot erhielt eine unserer freiwilligen Helferinnen im Rahmen einer Social-Media-Kampagne. Sie rief den Leiter dieser Kampagne besorgt an und fragte, wie sie mit diesem Angebot verfahren sollte. Sie wäre in einem Chat mit einer religionsinteressierten Dame, die ihr im Laufe der Korrespondenz gerade diese außergewöhnliche Offerte gemacht habe. Sie berieten sich kurz und fanden zügig eine elegante Lösung. Das Geld blieb bei der Dame. Das Religionsgespräch wurde fortgesetzt.

Im Frühjahr 2021 hatten die Missionspräsidentschaft der Deutschland-Mission Frankfurt, die Pfahlpräsidentschaft des Pfahles Düsseldorf sowie der Landesrat für Kommunikation das Anliegen, die sozialen Medien zu nutzen, um einen Kontakt zu Menschen aufzubauen, die sich für das Evangelium interessieren könnten. Auf Facebook wurden sechs kurze, religiöse Filme der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage platziert und gezielt Facebook-Nutzern angezeigt, die sich etwa im Umkreis von 35 Kilometern rund um Düsseldorf aufhalten. Auch wenn die Filme nicht sonderlich lang waren, wurde durch sie der Fokus auf wichtige Lebensfragen gelenkt. Insgesamt wurden in dem angelegten Zeitraum von drei Monaten ungefähr drei bis vier Millionen Menschen mit den Videos erreicht. Etwa 200.000 von ihnen haben sich ein Video angeschaut, rund 4.000 Personen haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, mit einem unserer freiwilligen Helferinnen oder Helfer per Kommentar oder Chat Kontakt aufzunehmen. Daraus ergaben sich in mehr oder weniger umfangreichen Chats auch geistig erbauende Konversationen – mit Menschen aus ganz Deutschland und sogar dem europäischen Ausland. Mit über 90 Personen war der Dialog spirituell so weit fortgeschritten, dass die weitere Betreuung und Belehrung den Missionarinnen und Missionaren übergeben werden konnte.

Die Pfahlpräsidentschaft hatte etwa ein Dutzend Schwestern und auch einige Brüder in dem besagten Gebiet berufen, die nicht nur sattelfest im Evangelium waren, sondern ein festes Zeugnis besaßen und über eine seelische Robustheit verfügten, um den unterschiedlichsten Anforderungen zu Inhalt und Ton in den Chats standhalten zu können. Sie sollten im sogenannten „Call-Center“ als freiwillige Helferinnen und Helfer tätig sein, um Anrufe und Nachrichten entgegenzunehmen. Natürlich waren auch ehemalige Missionarinnen und Missionare Teil dieser Gruppe. Um die Teilnehmenden am Projekt in jeder Hinsicht fit zu machen, übernahm unter anderem ein Bruder die Aufgabe, Textbausteine zu entwickeln. Auch Material aus kirchlichen Quellen wurde angeboten. Aber letztlich mussten sich die Freiwilligen auf ihre Inspiration und Intuition verlassen, was auch sehr gut funktionierte.

Die Arbeit, so segensreich sie auch von den Beteiligten beschrieben wurde, war anstrengend. Der feste wöchentliche Stundenplan wurde gemeinsam entwickelt und im Laufe der Initiative optimiert. Es stellte sich heraus, dass nicht mehr als zwei Helferinnen und Helfer zur selben Zeit im Netz arbeiten sollten, um Überschneidungen zu vermeiden. Insgesamt sollten 35 Stunden wöchentliche Präsenz abgedeckt werden, wobei die Dialoge häufig auch über 21 Uhr hinaus gingen und auch in vielen Freistunden liebevoll fortgesetzt wurden.

Wer waren die Menschen, die die Möglichkeit der Kontaktaufnahme nutzten? Es waren Menschen aus allen Milieus. Es gab nur wenige, die sich im Ton vergriffen oder beleidigend unterwegs waren. Der weitaus überwiegende Teil waren Sinnsucher und Neugierige, Menschen in seelischen Nöten und mit existenziellen Fragen, Mönche und Schriftsteller, Intellektuelle und Handwerker, Jüngere und Ältere. Mit einem Wort: ein Querschnitt durch die Gesellschaft.

Das Fazit der freiwilligen Helfer und Helferinnen fiel eindeutig aus: Die Kampagne hat eine große Befriedigung gebracht, das eigene Zeugnis gestärkt und viel Freude gemacht. Nach den drei Monaten waren sie recht erschöpft, aber zufrieden. Auch die Brüder, die als Experten die nicht ganz einfache virale und digitale Technik von A bis Z organisierten und das gesamte Team in der technischen Kommunikation immer wieder schulten, sollen hier erwähnt werden. Ein großer Dank gilt allen!

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