2021
Beständiger Glaube im Wandel der Zeit – 125 Jahre Gemeinde Bielefeld
Dezember 2021


Beständiger Glaube im Wandel der Zeit – 125 Jahre Gemeinde Bielefeld

Bielefeld (MS): Im Jahr 1896 gab es in Bielefeld einen frisch zugezogenen jungen Mann namens Ludwig Rückert, der ein Jahr zuvor getauft worden war. Er erzählte begeistert vom Evangelium und eines seiner Gespräche wurde von einer jungen Frau namens Auguste Johanne Marie Spilker mitgehört. Sie wurde dann im Alter von 22 Jahren am 31. Juli 1896 getauft. Sie war damit das erste Mitglied, das in Bielefeld das Evangelium annahm und getauft wurde. Ihr Enkel, Elder Bullough, war später Missionspräsident in der Deutschland-Mission Hamburg.

Die ersten Versammlungen wurden im Heim von Mitgliedern durchgeführt und es gab ein stetiges Wachstum. Bereits 1907 konnten 55 Mitglieder gezählt werden. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Kirchenleben im Kaiserreich nicht immer einfach war. Ein Missionar berichtet aus dem Jahr 1913, dass in der Sonntagsschule auf einmal ein großer Geheimpolizist erschien. Er nahm Platz und verfolgte die Versammlung ruhig und höflich. Er hatte schließlich nichts zu beanstanden! Der Erste Weltkrieg führte dazu, dass die Missionare Deutschland verlassen mussten, und die Gemeinde stand auch nach seinem Ende weiter unter Beobachtung der Polizei.

Später setzte sich die dynamische Entwicklung der Gemeinde fort, was dazu führte, dass es regelmäßig Veränderungen bei den Versammlungsorten gab. Schulen und Säle von Gastwirtschaften boten sich hier häufig an. Getragen wurde die Gemeinde von starken Familien. Im Jahr 1939 wird von einer Distriktskonferenz in Bielefeld berichtet, an der im Frühjahr 800 Personen teilnahmen!

Im Zweiten Weltkrieg hatte auch die Gemeinde gefallene Brüder und Mitglieder zu beklagen, die durch Luftangriffe getötet worden waren. Sonntägliche Versammlungen gab es dennoch eigentlich fast immer. Die Not der Mitglieder gleich nach dem Krieg war groß, doch erfuhr man auch sehr viel Hilfe. So pflanzten die holländischen Mitglieder überall, wo es möglich war, Kartoffeln. Sie teilten ihre Ernte mit ihren Brüdern und Schwestern in Deutschland, obwohl ihre Länder gerade erst heftig verfeindet gewesen waren.

In den Jahren 1949–1955 wanderten mehr als 80 Mitglieder vor allen in den US-Bundesstaat Utah aus. Im Jahr 1952 besuchte Präsident David O. McKay Deutschland und forderte die Mitglieder auf, in Deutschland zu bleiben. Viele Mitglieder gaben daraufhin ihre Auswanderungspläne auf.

Im Jahr 1974 erfolgte dann der Spatenstich zum lang ersehnten Gemeindehaus am jetzigen Standort an der Hainteichstraße. Später wurde das Gemeindehaus zweimal erweitert.

In Herford gab es seit 1927 eine eigene Gemeinde. Es herrschte dort ein reges Gemeindeleben, man machte sich jedoch wegen der Gemeindegröße Gedanken über bessere Entwicklungsmöglichkeiten für die Jugendlichen und äußerte bei der Pfahl-Präsidentschaft den Wunsch, sich der Bielefelder Gemeinde anzuschließen. Dem wurde entsprochen und 1984 vereinigten sich beide Gemeinden in Bielefeld.

Heute hat die Gemeinde Bielefeld über 400 eingetragene Mitglieder. Sie genießen die Früchte des Glaubens und der Hingabe ihrer Vorfahren. Sie weisen mit ihrer Arbeit ihren Kindern und denen, die neu zur Kirche kommen, den Weg in die Zukunft.

(Einige Textstellen sind Auszüge aus der Festschrift zum 100-jährigen Gemeindejubiläum.)

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