„Lektion 38: Lehre und Bündnisse 98 bis 100“, Lehre und Bündnisse – Leitfaden für den Lehrer, 2017
„Lektion 38“, Lehre und Bündnisse – Leitfaden für den Lehrer
Lektion 38
Lehre und Bündnisse 98 bis 100
Einführung und zeitlicher Überblick
1833 sind die alteingesessenen Siedler des Kreises Jackson wegen der wachsenden Anzahl von Heiligen der Letzten Tage beunruhigt. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf Kultur, Politik und Religion sind einfach zu groß. Am 20. Juli 1833 fordert eine Gruppe von Einwohnern Missouris, dass die Heiligen den Landkreis Jackson verlassen müssen. Noch bevor die Heiligen angemessen darauf reagieren können, zerstört eine aufgebrachte Menschenmenge die Druckerei der Kirche und teert und federt Bischof Edward Partridge und Charles Allen. Drei Tage später drohen weitere Gewalttaten durch einen wütenden Mob, und die Führer der Kirche werden gezwungen, eine Erklärung zu unterschreiben, dass alle Mormonen den Landkreis Jackson bis spätestens zum 1. April 1834 verlassen. Am 6. August 1833 erhält der Prophet Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 98. Darin legt der Herr dar, wie die Mitglieder auf Feindseligkeiten reagieren sollen. Der Herr rät den Heiligen auch, dass sie sich an „das verfassungsmäßige Gesetz des Landes“ (LuB 98:6) halten sollen, und weist sie an, ihren Bündnissen treu zu bleiben.
John Murdock hat sich der Kirche angeschlossen, als im November 1830 die ersten Missionare aus dem Bundesstaat New York nach Kirtland gekommen sind. Er hat sofort angefangen, das Evangelium zu verkünden. Im Juni 1832 kehrt er von einer Mission im mittleren Westen der Vereinigten Staaten zurück. Am 29. August 1832 empfängt der Prophet Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 99, in der John Murdock berufen wird, weiterhin als Missionar tätig zu sein.
Im Oktober 1833 begeben sich der Prophet Joseph Smith und Sidney Rigdon auf eine kurze Missionsreise ins damalige Oberkanada. Am 12. Oktober 1833 machen sie Zwischenstation in Perrysburg im Bundesstaat New York, wo der Prophet die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 100 empfängt. Darin versichert der Herr dem Propheten und Sidney Rigdon, dass es den Familien der beiden in Ohio gut gehe. Der Herr tröstet sie auch in Bezug auf die Mitglieder in Missouri, die unter Verfolgung leiden.
Hinweis: Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 99 steht chronologisch nicht an der richtigen Stelle. Bei der Auflage des Buches im Jahr 1876 wurde bei der Datierung dieser Offenbarung nämlich ein Fehler gemacht. Dieser Fehler wurde zwar in der Ausgabe von 1981 behoben, aber die Einordnung der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 99 wurde beibehalten, damit Hinweise auf die Abschnittsnummer in anderen Veröffentlichungen bestehen bleiben konnten. (Siehe Dennis A. Wright, „Historical context and overview of Doctrine and Covenants 99“, in: Doctrine and Covenants Reference Companion, Hg. Dennis L. Largey und Larry E. Dahl, 2012, Seite 805.) In dieser Lektion werden die Abschnitte 98 bis 100 in der Reihenfolge besprochen, in der sie im Buch Lehre und Bündnisse erscheinen.
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Juni 1832John Murdock kehrt von einer Mission im mittleren Westen der Vereinigten Staaten zurück.
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29. August 1832Lehre und Bündnisse 99 wird empfangen.
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20. Juli 1833Eine wütende Menge zerstört im Kreis Jackson die kircheneigene Druckerei in Independece und teert und federt Bischof Edward Partridge und Charles Allen.
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23. Juli 1833Unter Gewaltandrohungen durch den Pöbel unterschreiben die Führer der Kirche in Missouri eine Vereinbarung, wonach bis zum 1. April 1834 alle Mormonen den Kreis Jackson verlassen müssen.
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6. August 1833Lehre und Bündnisse 98 wird empfangen.
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9. August 1833Oliver Cowdery erreicht Kirtland mit der Nachricht von den Ausschreitungen gegen die Heiligen in Missouri.
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5. Oktober 1833Joseph Smith und Sidney Rigdon verlassen Kirtland, um das Evangelium im Bundesstaat New York und in Mount Pleasant in Oberkanada (dem heutigen Ontario) zu verkünden.
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12. Oktober 1833Lehre und Bündnisse 100 wird empfangen.
Anregungen für den Unterricht
Lehre und Bündnisse 98:1-22
Der Herr tröstet die Heiligen, rät ihnen, sich an das Landesgesetz zu halten, und weist sie an, ihre Bündnisse zu halten
Bitten Sie die Schüler, an eine Situation zu denken, in der sie oder jemand, den sie kennen, unfair behandelt wurden. Sie sollen daran zurückdenken, wie sie oder ihr Bekannter reagiert haben.
Wenn die Schüler sich nun mit Lehre und Bündnisse 98 befassen, sollen sie auf Lehren und Grundsätze achten, die ihnen deutlich machen, welches Verhalten Gott von uns erwartet, wenn wir das Gefühl haben, ungerecht behandelt worden zu sein.
Bitten Sie einige Schüler, den nachstehenden Text reihum vorzulesen. Dabei sollen die Schüler überlegen, wie sie wohl reagiert hätten, wenn sie damals einer der Heiligen aus dem Kreis Jackson gewesen wären.
Am 20. Juli 1833 „versammelten sich fünfhundert verstimmte Bürger [Missouris] vor dem Gerichtsgebäude in Independence. Sie … bildeten ein Komitee, das ein Dokument mit ihren Forderungen an die Mormonen aufsetzen sollte. …
Das Komitee entwarf eine Proklamation, derzufolge es den Heiligen der Letzten Tage nicht erlaubt war, in den Kreis Jackson zu kommen oder sich dort niederzulassen, und die bereits ansässigen Mormonen mussten versprechen, den Kreis Jackson so schnell wie möglich zu verlassen. … Die Brüder waren bestürzt, als sie das Ultimatum erhielten. Sie [baten] um drei Monate Zeit, den Vorschlag zu überdenken und die Führer der Kirche in Ohio zu Rate zu ziehen. Dies wurde ihnen nicht gewährt. Sie baten um zehn Tage, aber das Komitee gestand ihnen nur fünfzehn Minuten zu. …
Aus der Versammlung wurde nun rasch ein aufgebrachter Pöbelhaufen, der beschloss, die Druckerei und die Druckerpresse [der Kirche] zu zerstören. Sie … zerstörten die Druckerpresse, zerschlugen die Lettern und vernichteten beinahe das ganze gedruckte Material, die noch ungebundene Blattsammlung für das Buch der Gebote eingeschlossen. Schon bald hatten sie das zweigeschossige Druckereigebäude dem Erdboden gleich gemacht.“
Danach wurden Bischof Edward Partridge und Charles Allen vom Pöbel vor dem Gerichtsgebäude geteert und gefedert. Drei Tage später kamen wieder bewaffnete Männer. „Sie zündeten Heuballen und Weizenfelder an und zerstörten viele Häuser, Scheunen und Geschäfte. Der Pöbel stand schließlich sechs Führern der Kirche gegenüber, die ihr Leben als Pfand anboten, da sie den Besitz und das Leben der Heiligen in Gefahr sahen. …
Die Anführer des Pöbels schlugen das Angebot aus und drohten, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auszupeitschen, wenn sie nicht einwilligten, [den Kreis Jackson] zu verlassen. Aufgrund dieser Nötigung unterschrieben die Brüder eine Vereinbarung, nach der sie [den Kreis] verlassen mussten.“ (Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Teilnehmer, Seite 128ff.)
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Wenn ihr einer der Heiligen in Missouri gewesen wärt, wie hättet ihr auf den Pöbel reagiert?
Bitten Sie die Schüler, für sich die Einleitung zu Lehre und Bündnisse 98 zu lesen und auf Hinweise darauf zu achten, dass der Herr sich des Leids der Heiligen in Missouri bewusst war.
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Welche Hinweise seht ihr dafür, dass sich der Herr des Leids der Heiligen in Missouri bewusst war?
Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 98:1-3 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, welchen Rat der Herr den Heiligen hier gibt.
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Welcher Rat ist den Heiligen in Missouri wohl ein Trost gewesen? Warum?
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Welcher Rat ist wahrscheinlich schwer zu befolgen gewesen?
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Der Herr gibt den Heiligen in Vers 1 und 2 eine Verheißung. Welchen Grundsatz können wir daraus ableiten? Was geschieht, wenn wir in allem dankbar sind und geduldig auf den Herrn harren? (Lassen Sie die Schüler antworten und schreiben Sie dann diesen Grundsatz an die Tafel: Wenn wir in allem dankbar sind und geduldig auf den Herrn harren, kann alles, womit wir bedrängt sind, zu unserem Guten zusammenwirken.)
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Was bedeutet es wohl, geduldig auf den Herrn zu harren?
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Inwiefern kann alles, womit wir bedrängt sind, zu unserem Guten zusammenwirken, wenn wir in allem dankbar sind und geduldig auf den Herrn harren?
Die Schüler sollen an jemanden denken, der in allem dankbar ist und in Zeiten der Prüfung und Not geduldig auf den Herrn harrt. Bitten Sie einige Schüler, von Beispielen zu erzählen. (Erinnern Sie die Schüler daran, dass sie nichts preisgeben sollen, was zu persönlich oder vertraulich ist.)
Fassen Sie Lehre und Bündnisse 98:4-10 zusammen und erklären Sie: Der Herr rät den Heiligen, alle seine Gebote zu halten und „das verfassungsmäßige Gesetz des Landes“ zu „unterstütz[en]“, also zu befolgen (Vers 6). Außerdem sagt er den Heiligen, sie sollen „ehrliche“, „gute“ und „weise“ Regierungsbeamte suchen und unterstützen (Vers 10).
Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 98:11-15 vorzulesen. Die Klasse soll mitlesen und darauf achten, was der Herr den Heiligen hier noch gebietet.
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Was gebietet der Herr den Heiligen?
Weisen Sie auf die Formulierung „ich will euch hiermit prüfen und erproben“ in Vers 12 hin.
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Was bedeutet „ich will euch hiermit prüfen und erproben“ wohl? (Der Herr möchte die Treue der Heiligen prüfen.)
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Warum sollten die Heiligen in Missouri wohl begreifen, dass die Prüfungen, die sie durchmachten, den Zweck hatten, sie „in allem zu erproben, ob [sie im Bund des Herrn] verbleiben“ würden (Vers 14)?
Fassen Sie Lehre und Bündnisse 98:16-22 zusammen. Erklären Sie, dass der Herr die Heiligen anweist, dem Krieg zu entsagen und Frieden zu verkündigen (siehe Vers 16). Er weist die Heiligen in Kirtland zurecht und gebietet ihnen, umzukehren und ihre Bündnisse zu halten.
Lehre und Bündnisse 98:23-48
Der Herr lehrt die Heiligen, wie man auf Feindseligkeiten reagieren soll, und legt dar, in welchen Fällen Krieg gerechtfertigt ist
Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 98:23-27 vorzulesen. Die Klasse soll mitlesen und darauf achten, was der Herr den Heiligen rät, wenn sie schlecht behandelt werden.
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Was rät der Herr den Heiligen? Was sollen sie tun, wenn sie beschimpft oder verfolgt werden?
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Welchen Grundsatz können wir aus den Verheißungen ableiten, die der Herr denen gibt, die ihre Bedrängnisse geduldig ertragen, ohne Rache zu üben? (Die Schüler sollen diesen Grundsatz herausarbeiten: Wenn wir unsere Bedrängnisse geduldig ertragen, ohne Rache zu üben, belohnt uns der Herr.)
Bitten Sie einen Schüler, die folgende Aussage von Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft vorzulesen:
„Wir [dürfen nicht] reagieren, indem wir persönliche Rache anstreben, sondern müssen stattdessen der Gerechtigkeit ihren Lauf lassen und dann loslassen. Es ist nicht einfach, loszulassen und unser Herz von schwärendem Groll zu befreien. Der Erretter bietet uns allen durch sein Sühnopfer einen kostbaren Frieden, doch dieser kann nur einziehen, wenn wir willens sind, negative Gefühle wie Zorn, Verachtung oder Rachsucht abzulegen.“ (James E. Faust, „Die heilende Kraft der Vergebung“, Liahona, Mai 2007, Seite 69.)
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Was können wir tun, um Bedrängnisse geduldig zu ertragen und nicht nach Rache zu dürsten?
Fassen Sie Lehre und Bündnisse 98:28-48 zusammen. Erklären Sie, dass der Herr hier die Umstände beschreibt, unter denen ein Krieg gerechtfertigt ist. Auch gebietet der Herr den Heiligen, ihren Feinden zu vergeben.
Lehre und Bündnisse 99:1-8
Der Herr beruft John Murdock, das Evangelium zu verkünden
Fassen Sie Lehre und Bündnisse 99 zusammen und erklären Sie: John Murdock wird dazu berufen, eine Mission im Osten der Vereinigten Staaten zu erfüllen. Trotz aller Probleme und Schwierigkeiten nimmt John Murdock die Missionsberufung an und befolgt den Rat des Herrn, vor seiner Abreise seine Kinder gut unterzubringen.
Lehre und Bündnisse 100:1-17
Der Herr tröstet und unterweist Joseph Smith und Sidney Rigdon
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Welche Bedenken haben Missionare zu Beginn ihres Missionsdienstes wohl?
Bitten Sie einen Schüler, Folgendes über den geschichtlichen Hintergrund zu Lehre und Bündnisse 100 vorzulesen:
Ein Bekehrter namens Freeman Nickerson reiste im September 1833 nach Kirtland und bat den Propheten, mit ihm nach New York und Kanada zu kommen und seiner Familie das Evangelium zu verkünden. Joseph Smith und Sidney Rigdon waren mit seinem Vorschlag einverstanden und verließen Kirtland am 5. Oktober 1833. Sie verkündeten das Evangelium unterwegs nach New York. Nachdem sie bei den Nickersons in Perrysburg im Bundesstaat New York angekommen waren, empfing Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 100 (siehe Eric Smith, „A Mission to Canada“, in: Revelations in Context, Hg. Matthew McBride und James Goldberg, 2016, Seite 202ff.; siehe auch history.lds.org).
Bitten Sie die Schüler, für sich die Einleitung von Lehre und Bündnisse 100 zu lesen. Sie sollen herausfinden, worüber sich Joseph Smith und Sidney Rigdon Sorgen machten.
Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 100:1-4 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was der Herr hier zu Joseph Smith und Sidney Rigdon sagt.
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Was verheißt der Herr Joseph Smith und Sidney Rigdon bezüglich ihrer Familien?
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Weshalb hat der Herr laut Vers 3 und 4 den Propheten Joseph Smith und Sidney Rigdon auf diese Mission nach New York und Kanada geschickt?
Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 100:5-8 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was Joseph Smith und Sidney Rigdon als Missionare tun sollten.
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Was hat ihnen der Herr geboten?
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Welchen Grundsatz können wir aus der Verheißung ableiten, die der Herr Joseph Smith und Sidney Rigdon in Vers 5 und 6 gegeben hat? (Die Schüler sollen diesen Grundsatz herausarbeiten: Wenn wir uns bemühen, anderen das Evangelium nahezubringen, gibt uns der Herr ein, was wir sagen sollen.)
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Welchen Grundsatz entnehmen wir der Verheißung des Herrn in Vers 7 und 8? (Die Schüler sollen diesen Grundsatz herausarbeiten: Wenn wir anderen mit Herzensfeierlichkeit und im Geist der Sanftmut vom Evangelium erzählen, bestätigt der Heilige Geist das, was wir sagen.)
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Wann habt ihr schon einmal mit einer oder beiden dieser Verheißungen Erfahrungen gemacht, als ihr mit jemandem über das Evangelium gesprochen habt?
Fassen Sie Lehre und Bündnisse 100:9-17 zusammen und erklären Sie: Der Herr ernennt Joseph Smith zum „Offenbarer“ und Sidney Rigdon zum „Sprecher“ des Propheten (Vers 9 bis 11). Der Herr verheißt dem Propheten die Macht, „mächtig zu sein im Zeugnis [und] im Erläutern aller Schriften“ (Vers 10 und 11). Außerdem verheißt er, „Zion [werde] erlöst werden“ (Vers 13), und erklärt, er „werde [sich] ein reines Volk erwecken, das [ihm] in Rechtschaffenheit dient“ (Vers 16).
Legen Sie zum Schluss für die Grundsätze, die Sie in dieser Lektion besprochen haben, Zeugnis ab. Legen Sie den Schülern ans Herz, das Gelernte in die Tat umzusetzen.