„Auszug aus Nauvoo“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche
„Auszug aus Nauvoo“
Auszug aus Nauvoo
Zwischen Februar und September 1846 verließen tausende Heilige der Letzten Tage die Stadt Nauvoo in Illinois. Im Herbst davor hatten die Führer der Kirche Pläne für einen großen Auszug erstellt. Sie beabsichtigten, 25 Abteilungen mit je 100 Planwagen zu organisieren, die im Frühjahr 1846 aufbrechen sollten. Vermehrte Feindseligkeiten veranlassten Brigham Young und andere Führer jedoch, im Herbst 1845 einen Waffenstillstand auszuhandeln, der vorsah, dass die Mitglieder der Kirche ihren Auszug noch in jenem Winter begannen. Zwischen dem 4. Februar und dem 1. März 1846 setzten etwa 400 Wagen mit rund 2.000 Heiligen mit Fähren über den Mississippi; dann ging es weiter zu einem Lager in Sugar Creek in Iowa. Weitere 12.000 Heilige zogen im Laufe des Frühjahrs und des Sommers nach Iowa, und weitere Hunderte, die noch zurückgeblieben waren, schlossen sich dem Zug im September an.1 Die Mitglieder der Kirche hatten gelobt, den Armen unter ihnen zu helfen, damit auch sie die Reise antreten konnten. Die Führer der Kirche versuchten, den Nauvoo‑Tempel und anderes Eigentum der Kirche zu verkaufen, um den Armen zu helfen, aber sie konnten keinen Käufer für den Tempel finden.
Manche bildnerische Darstellungen des Auszugs deuteten an, der Pöbel habe die Heiligen gezwungen, den gefrorenen Mississippi auf dem Eis zu überqueren. Doch auch wenn die ersten Abteilungen früher als ursprünglich geplant aufbrachen, verhinderte die im Herbst von den Führern der Kirche ausgehandelte Abmachung Angriffe des Pöbels. Die meisten Abteilungen überquerten den Fluss in Ruhe mit Fähren. Möglicherweise mussten einige wenige zwischen dem 25. Februar und dem 1. März den Fluss auf dem Eis überqueren.2
Im Laufe des Sommers wurden die Feinde der Kirche in der Gegend gegenüber den wenigen Heiligen, die noch in Nauvoo geblieben waren, immer ungeduldiger. Die Spannungen zwischen den Gegnern der Mormonen vor Ort und den Bürgern von Nauvoo, einschließlich vieler Nichtmormonen, denen die Heiligen in ihrer Not leidtaten, erreichten im September 1846 ihren Höhepunkt. Eine Gruppe von mehreren hundert bewaffneten Gegnern der Mormonen griff in der Stadt sowohl die Mitglieder als auch diejenigen Nichtmitglieder an, die sich für sie einsetzten. Beide Seiten feuerten mehrere Salven Kanonenfeuer und Gewehrschüsse ab, was zu mindestens drei Toten und einigen Dutzend Verletzten führte. Ein neutrales Komitee griff ein, um ein Ende des Kampfes zu verhandeln, und die übrigen Mormonen und alle, die ihnen freundlich gesinnt waren, wurden gezwungen, die Stadt schnell zu verlassen.3
Die meisten Heiligen der Letzten Tage siedelten 1846 nach Council Bluffs im westlichen Iowa über, aber viele blieben noch monate‑ oder jahrelang in der Umgebung verstreut wohnen. Nur wenige Familien blieben in Illinois.