Geschichte der Kirche
Ezra Taft Benson


Ezra Taft Benson

Ezra Taft Benson war von 1985 bis 1994 als 13. Präsident der Kirche im Amt. Er wurde am 4. August 1899 in Whitney in Idaho geboren und war das älteste der elf Kinder von Sarah und George Taft Benson. Ezra arbeitete schon als Junge auf der Farm der Familie mit und zeigte schon als junger Mann großes Interesse am Agrarsektor und an Agrarwissenschaften. Er besuchte die Oneida Stake Academy und studierte dann Agrarwissenschaft am Utah Agricultural College, der heutigen Utah State University. Dort lernte er Flora Amussen kennen, die mit einer seiner Cousinen befreundet war.

In der Zeit, als Ezra und Flora miteinander ausgingen, beschlossen sie zu heiraten. Vorher wollten aber beide auf Mission gehen. Ezra Benson wurde 1921 in die Britische Mission berufen, Flora Amussen ging 1924 nach Hawaii auf Mission. Kurz vor Floras Rückkehr erwarb Ezra seinen Abschluss an der Brigham-Young-Universität. Die beiden heirateten 1926. Nachdem Ezra 1927 das Studium der Agrarwissenschaften an der Iowa State University mit einem Master abgeschlossen hatte, kehrten er und Flora nach Idaho zurück. Dort bewirtschafteten sie eine Farm und zogen ihre Kinder groß.

Als die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren die Agrarindustrie in den gesamten Vereinigten Staaten zerschlug, analysierte Ezra Benson das Agrarsystem und stellte fest, dass es tiefgreifende Probleme gab: Familienbetriebe wurden durch Misswirtschaft, schlechtes Marketing und durch Agrartechniken, die das natürliche Gleichgewicht störten, in den Ruin getrieben. Damals arbeitete Benson für Lokalbehörden in Idaho und schulte Eigentümer und Betreiber kleiner Farmen darin, ihre Betriebe optimal zu verwalten und sich zur Vermarktung in Genossenschaften zusammenzuschließen. Bald schon wurden Regierungsvertreter auf Benson aufmerksam und übertrugen ihm die Aufsicht über das Genossenschaftswesen in ganz Idaho. Vorübergehend wohnten die Bensons auch in Kalifornien, wo Ezra von 1936 bis 1937 einen agrarwissenschaftlichen Studiengang an der University of California in Berkeley absolvierte. Zurück in Idaho war Ezra Benson gerade Pfahlpräsident, als ihm der Nationalrat der Farmer-Genossenschaften (National Council of Farmer Cooperatives, NCFC) eine Stelle am Hauptsitz in Washington D.C. anbot. Daraufhin zog die Familie erneut um, und Benson wurde wieder als Pfahlpräsident berufen, diesmal im neu gegründeten Pfahl Washington.

Im Jahr 1943 – Ezra Benson reiste zu dieser Zeit häufig und beriet Farmer-Genossenschaften vor Ort – kam Präsident Heber J. Grant mit ihm zusammen und berief ihn ins Kollegium der Zwölf Apostel. Also rüstete sich Familie Benson für einen weiteren Umzug, diesmal nach Utah. Benson kündigte beim NCFC, und im Oktober wurde er gleich nach Spencer W. Kimball zum Apostel ordiniert und zusammen mit ihm bestätigt. Elder Benson wurde berufen, über die Europäische Mission zu präsidieren, und zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Beaufsichtigung der Hilfsmaßnahmen der Kirche angesichts der verheerenden Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs. Die Armut, die Elder Benson sah, machte ihn fassungslos. Innerhalb von elf Monaten legte er bei seinen Reisen durch die europäischen Kriegsgebiete fast 100.000 Kilometer zurück und sorgte dafür, dass für Bedürftige rund 2000 Tonnen Hilfsgüter bereitgestellt wurden.

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Max Zimmer und Elder Ezra Taft Benson

Max Zimmer und Elder Ezra Taft Benson begutachten im Jahr 1946 die für Mitglieder der Kirche in Europa bestimmten Hilfslieferungen

Die Zustände in Europa bestärkten Elder Benson in seiner Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten von Amerika und deren Verfassung eine „Wiege der Freiheit“ und für die Welt eine Leuchte der Freiheit seien. In etlichen seiner Reden ging er auf die politischen Auswirkungen des damaligen Weltgeschehens ein, das als Zeit des Kalten Kriegs bekannt ist. Häufig warnte er vor der Ausbreitung des Kommunismus und einer „auf Zwang beruhenden, von Menschen geschaffenen Staatsform“. Er forderte die Mitglieder der Kirche, die politischen Entscheidungsträger und jeden Bürger auf, sich zu Herzen zu nehmen, was das Buch Mormon vorhersagt – dass das freie Gesellschaftssystem gefährlichen Bedrohungen ausgesetzt sein wird.

Im Jahr 1953 wurde Elder Benson vom neu gewählten Präsident der Vereinigten Staaten, Dwight D. Eisenhower, zum Landwirtschaftsminister – dem höchsten Verwaltungsposten für Landwirtschaft in der US-Regierung – ernannt. In den Monaten vor seiner offiziellen Bestellung durch den Senat der Vereinigten Staaten suchte Elder Benson den Rat des damaligen Präsidenten der Kirche, David O. McKay. Dieser bestärkte ihn darin, das Amt anzunehmen. Elder Benson und seine Familie standen im politischen Umfeld unter genauester Beobachtung und waren auch Kritik ausgesetzt. Dennoch ergriff Elder Benson die Chance, den Menschen in den Vereinigten Staaten zu dienen und dem Landwirtschaftsministerium achtsam und effizient vorzustehen. Zu seinen Aufgaben gehörten Schutz und Bewirtschaftung von Wäldern und Wiesen im Staatsbesitz, Regulierung der Lebensmittelkontrollen, Aufsicht über Wohlfahrtsprogramme sowie Durchführung ländlicher Infrastrukturprojekte. In seiner achtjährigen Amtszeit nutzte er häufig die Gelegenheit, als Apostel Zeugnis zu geben. 1954 konnten Fernsehzuschauer im ganzen Land Familie Benson in der Live-Fernsehshow Person to Person des bekannten Fernsehreporters Edward R. Murrow dabei zusehen, wie sie ihren wöchentlichen Familienabend abhielt. Als Elder Benson 1961 aus dem Amt ausschied, freute er sich darauf, sich von nun an dem zu widmen, was er „noch mehr liebe als die Landwirtschaft“, nämlich seinem geistlichen Dienst.

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Elder Ezra Taft Benson

Elder Ezra Taft Benson als Landwirtschaftsminister bei einem Treffen mit Regierungsvertretern in Washington

Nach dem Tod von Präsident Spencer W. Kimball im November 1985 wurde Ezra Taft Benson als Präsident der Kirche eingesetzt. In seiner Amtszeit legte er den Schwerpunkt auf das Buch Mormon und forderte die Mitglieder auf, sich mit diesem Buch zu befassen und sich dessen Lehren zu eigen zu machen. In seiner Eröffnungsansprache auf der Frühjahrs-Generalkonferenz 1986 forderte er zum Handeln auf: „Wir müssen also über das Buch Mormon nicht nur mehr reden, sondern damit auch mehr tun.“ Im Jahr darauf segnete er die Mitglieder der Kirche als Prophet „mit dem verstärkten Wunsch, die Erde mit dem Buch Mormon zu überfluten“. In den letzten ihm verbliebenen Lebensjahren nutzte Präsident Benson jede Gelegenheit, um Zeugnis für die Göttlichkeit Jesu Christi und das bestätigende Zeugnis des Buches Mormon abzulegen. Er betonte vor allem, es sei notwendig, unser Leben auf Christus ausrichten und dadurch dem Stolz entgegenzuwirken. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich wie schon zuvor der seiner Frau Flora, die 1992 verstorben war. Knapp zwei Jahre darauf verstarb auch Präsident Benson. Sein Vermächtnis ist unauslöschlich mit dem Buch Mormon verknüpft. „Kann es jemals eine Generation geben …, die nicht auf die Amtszeit von Präsident Ezra Taft Benson zurückblickt und sofort an seine Liebe zum Buch Mormon denkt?“, fragte sein Nachfolger, Präsident Howard W. Hunter. „Vielleicht hat seit dem Propheten Joseph Smith persönlich kein Präsident der Kirche mehr dazu beigetragen, die Wahrheiten im Buch Mormon zu verbreiten, alle Mitglieder der Kirche dazu anzuhalten, es täglich zu studieren und mit ihm die ,Erde zu überfluten‘.“

Näheres über das Leben von Ezra Taft Benson findet sich in der Videoreihe Propheten der Wiederherstellung auf history.ChurchofJesusChrist.org oder in der App Archiv Kirchenliteratur.

Verwandte Themen: Weltwirtschaftskrise, Wohlfahrtsprogramme, Familienabend, Abwanderung, Politische Neutralität

  1. Ezra Taft Benson, Frühjahrs-Generalkonferenz 1948; Ezra Taft Benson, Frühjahrs-Generalkonferenz 1962; siehe Thema: Kalter Krieg

  2. Sheri L. Dew, Ezra Taft Benson: A Biography, Deseret Book, Salt Lake City 1987, Seite 355

  3. Ezra Taft Benson, „Das Gefäß innen säubern“, Der Stern, Juli 1986, Seite 4, Hervorhebung hinzugefügt

  4. Ezra Taft Benson, „Das Buch Mormon und das Buch ‚Lehre und Bündnisse‘“, Der Stern, Juli 1987, Seite 80

  5. Howard W. Hunter, „A Strong and Mighty Man“, Ensign, Juli 1994, Seite 42