Geschichte der Kirche
Sagwitch


„Sagwitch“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Sagwitch“

Sagwitch

Sagwitch war ein Häuptling der Nördlichen Schoschonen (Newe) im 19. Jahrhundert. Er war den Heiligen der Letzten Tage, die sich im Stammesgebiet seines Volkes im nördlichen Utah und südöstlichen Idaho niederließen, ein wichtiger Verbündeter und Freund.1 Geboren wurde er 1822 als Sohn von Pin-in-netse und Woo-roats-rats-in-gwipe. Schon in jungen Jahren zeichnete er sich dadurch aus, dass er im Namen seines Volkes verhandeln und sprechen konnte. Sein Name, Sagwitch, bedeutet „Sprecher“ oder „Redner“.

Sagwitch und seine Frau Beawoachee

Sagwitch und seine Frau Beawoachee, 1880

Nur acht Tage, nachdem die Heiligen 1847 das Große Salzseetal erreicht hatten, trafen sich Sagwitch und weitere Anführer der Schoschonen mit Brigham Young. Es war der Beginn einer guten, langjährigen Freundschaft.2 Als sich die Heiligen jedoch ab 1856 im Cache Valley niederließen, kam es zwischen den Schoschonen und den neuen Siedlern zu Spannungen, da beide Gruppen oftmals auf die gleichen knappen Rohstoffe angewiesen waren, um zu überleben. Sagwitch, Häuptling und Sprecher seines Volkes, handelte in gutem Einvernehmen Vereinbarungen mit den Heiligen der Letzten Tagen aus, sodass die Beziehungen oft freundschaftlich, wenn auch mitunter angespannt waren.

Nicht alle jedoch waren so fest entschlossen wie Sagwitch auf ein friedliches Miteinander bedacht, und so kam es in der ganzen Region immer wieder zu Gefechten.3 Oberst Patrick Edward Connor von der Armee der Vereinigten Staaten war östlich von Salt Lake City in Camp Douglas stationiert. Er war überzeugt, ein Präventivangriff auf das Winterlager der Schoschonen in der Nähe des heutigen Preston in Idaho könne die regelmäßigen Überfälle und Gewaltausbrüche eindämmen. Am 29. Januar 1863 entsandte er ein Regiment in eine Schlacht gegen die Schoschonen. Der Überfall, damals noch Gefecht am Bear River genannt, wird inzwischen als Massaker am Bear River bezeichnet. Dieser Angriff von Truppen der US-Armee auf Sagwitchs Volk gilt als eine der schlimmsten Gräueltaten in der Geschichte des amerikanischen Westens. An die 400 Erwachsene und Kinder der Schoschonen kamen dabei ums Leben, auch Säuglinge. Sagwitch wurde verletzt, überlebte das Massaker aber mit drei Söhnen und einer Tochter. Seine Frau und zwei Stiefsöhne verloren das Leben.

Zehn Jahre später, 1873, suchte Sagwitch Anschluss an die Kirche, und der Missionar George Washington Hill unterwies und taufte 101 seiner Stammesmitglieder. Drei Tage später reiste Sagwitch nach Salt Lake City, wo er mit Führern der Kirche zusammenkam und zum Ältesten ordiniert wurde. Später, im Jahr 1875, trafen sich Sagwitch und seine Frau Beawoachee sowie ein weiteres Paar der Schoschonen mit Wilford Woodruff im Endowment House auf dem Tempelplatz, wo sie ihr Endowment empfingen. Sie waren die ersten Indianer, deren Ehe gesiegelt wurde.4

Ein neuer Zusatz zum Heimstättengesetz ermöglichte es der Kirche, Sagwitch bei der Umsiedelung seines Volkes in neues Farmland zu helfen. Schließlich gründete Sagwitch mit anderen Heiligen der Letzten Tage den Ort Washakie in Utah. Sein Volk gehörte zu den ersten Indianern, die infolge der Gesetzesänderung eigenes Land besaßen. Als Sagwitch erfuhr, dass man im nahegelegenen Cache Valley den Logan-Tempel errichten wollte, unterstützte er die Sache und stellte Arbeitskräfte von den Schoschonen für den Bau. Nach Fertigstellung des Tempels reisten Sagwitch und sein Volk regelmäßig zum Logan-Tempel, um für verstorbene Angehörige die Tempelarbeit zu verrichten, darunter auch für diejenigen, die 1863 bei dem Massaker am Bear River ums Leben gekommen waren.

Sagwitch starb 1887 und wurde in Washakie begraben. Einer seiner Söhne, Pisappíh Tímpin-poo (auch bekannt als Frank Warner), war wahrscheinlich der erste Indianer, der eine Verkündungsmission erfüllte. Ein weiterer Sohn, Yeager, sprach 1926 bei der Generalkonferenz in der Sprache der Schoschonen und hielt somit die erste Konferenzansprache in einer anderen Sprache als Englisch. Sagwitchs Enkel, Moroni Timbimboo, war der erste Indianer, der als Bischof berufen wurde. Er war von 1939 bis 1945 Bischof der Gemeinde Washakie.

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