Genesis-Gruppe
Unter den ersten Mitgliedern der Kirche gab es mehrere afroamerikanische Familien, die auch an vielen Ereignissen in der Anfangszeit der Kirche aktiv mitgewirkt hatten. Dennoch waren neubekehrte schwarze Mitglieder und Familien häufig die einzigen Schwarzen in ihrer Gemeinde und ihrem Pfahl vor Ort. Um die Gemeinschaft untereinander zu fördern, gründeten schwarze Mitglieder in und um Salt Lake City in Zusammenarbeit mit Führern der Kirche 1971 die Genesis-Gruppe, die monatlich zusammenkam und unter der Schirmherrschaft des Pfahls Liberty in Salt Lake City agierte, um den Mitgliedern der Gruppe zusätzliche Unterstützung zu bieten.
Vor der Gründung der Genesis-Gruppe trafen sich einige schwarze Mitglieder aus Salt Lake City und Umgebung gelegentlich und planten gemeinsame Aktivitäten, besuchten jedoch unterschiedliche Gemeinden. In den sechziger Jahren veranstalteten Eugene und Leitha Orr bei sich zuhause ein Treffen, das zu einer jährlichen Tradition wurde. Bei einem Treffen fragte Eugene Orr Darius Gray und Ruffin Bridgeforth Jr., wie man wohl dem entgegenwirken könne, dass sich viele ihrer schwarzen Freunde und Angehörigen beim Besuch ihrer Gemeinde entmutigt fühlten. Die drei Männer fasteten und beteten gemeinsam um göttliche Führung. Für Gray war dies seit Beginn seiner Mitgliedschaft das erste Mal, dass er sich mit zwei anderen schwarzen Mitgliedern der Kirche zum Gebet niederkniete. 1971 wandten sie sich an Führer der Kirche und stellten ihnen Fragen zur Einschränkung beim Priestertum und beim Tempel, die damals für Mitglieder schwarzafrikanischer Abstammung in Kraft war, und dazu, wie sie der Kirche bei der Unterstützung der schwarzen Mitglieder behilflich sein könnten. Präsident Joseph Fielding Smith beauftragte Elder Gordon B. Hinckley, Elder Thomas S. Monson und Elder Boyd K. Packer, mit Bridgeforth, Gray und Orr gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten.
Am 19. Oktober 1971 hielt die Genesis-Gruppe ihre Gründungsversammlung ab. Den Namen erhielt sie, weil ihre Gründung einen „Neuanfang“ für die schwarzen Mitglieder darstellen sollte. Elder Hinckley, Elder Monson und Elder Packer setzten Bridgeforth als Präsidenten der Gruppe ein, Gray als Ersten Ratgeber und Orr als Zweiten Ratgeber. Lucille Bankhead, eine Nachfahrin der Pioniere Jane Manning James und Green Flake, wurde als FHV-Präsidentin der Gruppe berufen. Die neue Präsidentschaft der Gruppe gab bekannt, dass sich die schwarzen Mitglieder fortan einmal im Monat versammeln würden, um Zeugnis zu geben, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen und die kulturelle Gemeinschaft zu pflegen. Die Mitglieder der Genesis-Gruppe sollten auch weiterhin ihre jeweilige Heimatgemeinde besuchen.
Ruffin Bridgeforth war von der Gründung der Genesis-Gruppe 1971 bis zu seinem Tod im Jahr 1997 Präsident der Gruppe. Bei Bridgeforths Trauerfeier sagte Präsident Gordon B. Hinckley, er sei „ein Mann des Glaubens gewesen, ein Mann, der den Seinen nahestand und sie liebte, ihnen Rat erteilte, sie segnete und ihnen bei ihren Schwierigkeiten, Problemen und Fragen zur Seite stand und ihnen half, in ihrem Dienst in der Kirche auf andere zuzugehen. Er zählt zu den großen Pionieren, die wir heute ehren.“ Zu seinen Nachfolgern als Präsident der Gruppe gehören Darius Gray, Donald Harwell und Davis Stovall.
Bei den Zusammenkünften der Genesis-Gruppe spielte Musik eine bedeutende Rolle, insbesondere der Gospelgesang, da die Mitglieder der Gruppe es ja gewohnt waren, in den afroamerikanischen protestantischen Gemeinschaften, die sie besucht hatten, ehe sie sich der Kirche anschlossen, Gott mit ihrem Gesang zu ehren und zu preisen. Die Gruppe gründete 1979 den Genesis Choir, der später in Debra Bonner Unity Gospel Choir umbenannt wurde. Die Auftritte des Chors wurden regulärer Bestandteil der Versammlungen der Gruppe am Fastsonntag. Im Zuge der 50 Jahre ihres Bestehens feierte die Genesis-Gruppe wichtige Ereignisse, wie etwa die Offenbarung vom 8. Juni 1978, die die Einschränkung bei Priestertum und Tempel beendete, sowie 1996 den 25. und 2021 den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Die Genesis-Gruppe wird seit ihrer Gründung bis heute als pfahlübergreifende Gruppe für Aktivitäten offiziell von der Kirche unterstützt und setzt sich nach wie vor für die Eingliederung schwarzer Mitglieder der Kirche ein.
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