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Lektion 112: Lehre und Bündnisse 107:21-38


Lektion 112

Lehre und Bündnisse 107:21-38

Einleitung

Im April des Jahres 1835 befinden sich die kürzlich ordinierten Mitglieder des Kollegiums der Zwölf Apostel in Kirtland in Ohio. Sie treffen Vorbereitungen für ihre erste Mission als Kollegium. Bevor sie aufbrechen, bitten sie den Propheten Joseph Smith um eine Offenbarung, die ihnen während der Zeit der Trennung helfen soll (siehe Einleitung zu Lektion 111). Diese Offenbarung steht in Lehre und Bündnisse 107. Dies ist die zweite von drei Lektionen zu diesem Abschnitt. In diesem Teil der Offenbarung legt der Herr die Aufgaben der präsidierenden Kollegien der Kirche dar: die der Ersten Präsidentschaft, des Kollegiums der Zwölf Apostel und der Siebziger.

Anregungen für den Unterricht

Lehre und Bündnisse 107:21-26

Der Herr legt die Pflichten und die Vollmacht der präsidierenden Kollegien der Kirche dar

Schreiben Sie vor dem Unterricht diese Worte an die Tafel: unterstützen und bestätigen. Fragen Sie die Schüler zu Beginn, wann jemand sie schon mal unterstützt oder im Amt bestätigt hat. Die Schüler sollen sich mit ihrem Sitznachbarn austauschen.

  • Wie hat sich das Wissen auf euch ausgewirkt, dass euch jemand unterstützt und bestätigt?

Schreiben Sie das Wort tragen an die Tafel und erklären Sie: Jemanden zu tragen bedeutet, dass wir diesen Menschen unterstützen und bestätigen.

Die Schüler sollen Lehre und Bündnisse 107:21,22 für sich lesen und herausfinden, wen die Mitglieder der Kirche tragen, also unterstützen, sollen.

  • Wen sollen wir tragen und unterstützen? (Lassen Sie die Schüler darauf antworten und schreiben Sie Erste Präsidentschaft als Überschrift an die Tafel.)

Bitten Sie die Schüler, Lehre und Bündnisse 107:8,9 für sich zu lesen. Erklären Sie vorher, dass sich der Ausdruck „Präsidentschaft des Hohen Priestertums nach der Ordnung Melchisedeks“ in Vers 9 auf die Erste Präsidentschaft bezieht. Die Schüler sollen herausfinden, was wir in diesen Versen über die Erste Präsidentschaft erfahren.

  • Was erfahren wir in diesen Versen über die Erste Präsidentschaft? (Schreiben Sie diesen Grundsatz unter die Überschrift: Die Erste Präsidentschaft hat die Pflicht und Vollmacht, über alle Ämter in der Kirche zu präsidieren.)

  • Wie tragen oder unterstützen wir laut Vers 22 die Erste Präsidentschaft? (Die Antworten der Schüler sollen diesen Grundsatz zum Ausdruck bringen: Die Erste Präsidentschaft wird vom Vertrauen, vom Glauben und von den Gebeten der Kirche getragen. Sie können den Schülern empfehlen, sich die Wörter in Vers 22 zu markieren, durch die dieser Grundsatz zum Ausdruck kommt.)

  • Warum ist es wichtig, dass wir die Erste Präsidentschaft tragen und unterstützen?

Bitten Sie einen Schüler, diese Aussage von Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft vorzulesen. Die Klasse soll darauf achten, was wir tun sollen, um die Führer der Kirche zu unterstützen oder zu tragen:

Präsident Henry B. Eyring

„Um diejenigen zu unterstützen, die … berufen worden sind, müssen wir unser Leben prüfen, wenn nötig umkehren, geloben, die Gebote des Herrn zu halten, und seinen Dienern folgen. …

Wir [tun] gut daran, den Entschluss zu fassen, jeden, der uns im Reich Gottes dient, mit unserem Glauben und unseren Gebeten zu unterstützen. Ich kenne die Macht des Glaubens, mit dem die Mitglieder der Kirche diejenigen unterstützen, die berufen sind. … Ich [habe] auf eindrucksvolle Weise die Gebete und den Glauben von Menschen gespürt, die ich nicht kenne und die auch mich nur als jemanden kennen, der durch die Schlüssel des Priestertums zum Dienst berufen worden ist.“ („Die wahre und lebendige Kirche“, Liahona, Mai 2008, Seite 21.)

  • Was müssen wir laut Präsident Eyring tun, um unsere Führer zu unterstützen?

  • Wie können wir Führer der Kirche wie etwa die Erste Präsidentschaft, die wir ja zumeist nicht persönlich kennen, unterstützen?

Bitten Sie die Schüler, darüber nachzudenken, was sie derzeit tun, um die Erste Präsidentschaft und weitere Führer der Kirche zu unterstützen. Bitten Sie sie, sich ein konkretes Ziel zu setzen und in ihr Studientagebuch zu schreiben, was sie tun wollen, um sie besser zu unterstützen.

Schreiben Sie Kollegium der Zwölf Apostel als Überschrift an die Tafel. Lassen Sie die Schüler still für sich Lehre und Bündnisse 107:23 lesen und darauf achten, was der Herr über die Pflichten der Zwölf Apostel sagt.

  • Wozu sind die Zwölf Apostel laut Vers 23 berufen? (Lassen Sie die Schüler darauf antworten und schreiben Sie dann diese Lehre unter „Kollegium der Zwölf Apostel“ an die Tafel: Apostel sind besondere Zeugen des Namens Jesu Christi in aller Welt. Sie können den Schülern vorschlagen, diesen Grundsatz in ihren heiligen Schriften zu markieren.)

  • Was bedeutet es wohl, dass die Apostel besondere Zeugen des Namens Jesu Christi sind?

Bitten Sie die Schüler, nachzulesen, was im Schriftenführer unter dem Stichwort „Apostel“ steht. Fragen Sie die Schüler, was sie herausgefunden haben.

Erklären Sie, dass der Präsident der Kirche der dienstälteste Apostel auf der Erde ist und dass die Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft ebenfalls Apostel sind. Daher sind die Mitglieder der Ersten Präsidentschaft ebenfalls besondere Zeugen des Namens Jesu Christi. Bitten Sie die Schüler, daran zurückzudenken, wie sie sich gefühlt haben, als sie das Zeugnis eines Apostels gehört oder gelesen haben. Bitten Sie ein paar Schüler, der Klasse von ihren Gefühlen zu erzählen.

Lassen Sie die Schüler still für sich Lehre und Bündnisse 107:24 lesen und darauf achten, was der Herr über die Vollmacht und Macht des Kollegiums der Zwölf Apostel sagt.

  • Was können wir aus Vers 24 über die Vollmacht und Macht des Kollegiums der Zwölf Apostel lernen? (Das Kollegium hat die gleiche Vollmacht und Macht wie die Erste Präsidentschaft. Schreiben Sie diese Aussage an die Tafel unter „Kollegium der Zwölf Apostel“.)

Erklären Sie, dass die Männer, die als Apostel ordiniert werden, die gleichen Priestertumsschlüssel empfangen wie der Präsident der Kirche. Als Präsidierender Hoher Priester über das Melchisedekische Priestertum ist der Präsident der Kirche jedoch der Einzige auf der Erde, der bevollmächtigt ist, alle Schlüssel des Priestertums auszuüben. Die anderen Apostel gebrauchen die Priestertumsschlüssel auf Weisung des Präsidenten der Kirche. Wenn der Präsident der Kirche stirbt, löst sich die Erste Präsidentschaft auf und das Kollegium der Zwölf, dessen Macht und Vollmacht derjenigen der Ersten Präsidentschaft gleich ist, wird zum präsidierenden Kollegium. Als Präsident des Kollegiums der Zwölf ist dann der dienstälteste lebende Apostel bevollmächtigt, alle Schlüssel des Priestertums auszuüben.

Bitten Sie die Schüler, Lehre und Bündnisse 107:25 für sich zu lesen. Sie sollen herausfinden, welches andere Priestertumskollegium in dieser Offenbarung erwähnt wird und welche Aufgaben dessen Mitglieder haben.

  • Was ist das dritte Kollegium, das der Herr in dieser Offenbarung erwähnt? (Lassen Sie die Schüler darauf antworten und schreiben Sie Siebziger als Überschrift an die Tafel.)

  • Was sind die Pflichten der Siebziger? (Lassen Sie die Schüler darauf antworten und schreiben Sie dann diesen Grundsatz an die Tafel unter „Siebziger“: Die Siebziger sind berufen, das Evangelium zu predigen und in aller Welt besondere Zeugen für Jesus Christus zu sein.)

Die Schüler sollen Lehre und Bündnisse 107:26 für sich lesen. Was sagt der Herr hier über die Vollmacht der Siebziger? Lassen Sie die Schüler berichten, was sie herausgefunden haben.

Damit die Klasse versteht, was der Herr über die Vollmacht der Siebziger sagt, können Sie einen Schüler bitten, diese Aussage vorzulesen:

„Jesus Christus hat sämtliche Priestertumsschlüssel inne, die seine Kirche betreffen. Er hat jedem einzelnen Apostel sämtliche Schlüssel übertragen, die das Reich Gottes auf Erden betreffen. Der dienstälteste lebende Apostel, der Präsident der Kirche, ist der einzige Mensch auf der Erde, der bevollmächtigt ist, alle Schlüssel des Priestertums auszuüben. …

Siebziger handeln im Auftrag und mit der delegierten Vollmacht, die sie von der Ersten Präsidentschaft und dem Kollegium der Zwölf Apostel erhalten. … Die Präsidentschaft der Siebziger wird eingesetzt und erhält die Schlüssel, über die Kollegien der Siebziger zu präsidieren.“ (Handbuch 2: Die Kirche führen und verwalten, 2010, 2.1.1.)

Bitten Sie einige Schüler, von Erlebnissen zu berichten, die sie gehabt haben, als sie den Ansprachen der Mitglieder der Ersten Präsidentschaft, des Kollegiums der Zwölf Apostel oder der Siebziger zugehört oder sie gelesen haben. Falls die Schüler schon einige dieser Brüder kennengelernt haben, bitten Sie sie, auch von diesen Erlebnissen zu berichten.

Lehre und Bündnisse 107:27-32

Der Erretter erklärt, wie die präsidierenden Kollegien der Kirche Entscheidungen treffen sollen

Sagen Sie den Schülern, dass sie als Gruppe eine einfache Entscheidung treffen sollen (zum Beispiel das Lied für den nächsten Andachtsteil aussuchen). Die Schüler sollen sich darüber austauschen und zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen. Nachdem die Schüler eine Entscheidung getroffen haben, können Sie über die Entscheidungsfindung sprechen:

  • Wie treffen Gruppen in der Regel eine Entscheidung?

  • Wie läuft die Entscheidungsfindung ab, wenn die Erste Präsidentschaft, das Kollegium der Zwölf Apostel und die Siebziger eine Entscheidung treffen?

Teilen Sie die Klasse in Zweiergruppen auf. Bitten Sie sie, gemeinsam Lehre und Bündnisse 107:27-32 zu lesen. Sie sollen herausfinden, was der Herr darüber sagt, wie die präsidierenden Kollegien der Kirche Entscheidungen treffen sollen. Geben Sie den Schülern genügend Zeit, diese Verse zu lesen, und besprechen Sie dann diese Fragen:

  • Wie treffen die präsidierenden Kollegien laut diesen Versen ihre Entscheidungen? (Lassen Sie die Schüler darauf antworten und fassen Sie ihre Antworten zusammen. Schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel: Entscheidungen der präsidierenden Kollegien der Kirche werden einstimmig und in Rechtschaffenheit getroffen.)

  • Welche Eigenschaften müssen diese Brüder laut Vers 30 haben, um Entscheidungen einstimmig treffen zu können?

  • Was verheißt der Herr den präsidierenden Kollegien der Kirche in Vers 31, wenn sie sich bei ihren Entscheidungen auf diese Eigenschaften stützen?

  • Inwiefern könnt ihr diese Führer der Kirche eher mit Vertrauen, Glauben und Gebet unterstützen und ihrem Rat folgen, wenn ihr wisst, dass der Herr die Erste Präsidentschaft, das Kollegium der Zwölf Apostel und die Siebziger mit seinem Wissen segnet?

Lehre und Bündnisse 107:33-38

Der Herr gibt den präsidierenden Kollegien der Kirche weitere Anweisungen

Geben Sie jedem Schüler einen dieser Verse zu lesen: Lehre und Bündnisse 107:33 oder 34 oder 35. Die Schüler sollen ihren Vers lesen und herausfinden, was hier über die Zwölf Apostel oder die Siebziger gesagt wird. Geben Sie den Schülern genügend Zeit und bitten Sie dann ein paar Schüler, zur Tafel zu kommen und aufzuschreiben, was sie herausgefunden haben. Sie sollen das unter die Überschrift „Kollegium der Zwölf Apostel“ oder „Siebziger“ schreiben.

Die Schüler haben vielleicht unter anderem diese Grundsätze erkannt: Beim Aufbau der Kirche handeln die Zwölf Apostel im Namen des Herrn und auf Weisung der Ersten Präsidentschaft. Die Siebziger handeln im Namen des Herrn und auf Weisung der Zwölf Apostel. Die Zwölf Apostel haben die Schlüssel für die Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi inne.

Geben Sie zum Abschluss Zeugnis für die heiligen Pflichten derer, die von Gott berufen sind, seine Kirche zu führen. Fordern Sie die Schüler auf, sie zu tragen und zu unterstützen und auf ihren inspirierten Rat zu hören.

Kommentar und Hintergrundinformationen

Lehre und Bündnisse 107:21-24. Ein besonderer Zeuge des Namens Christi

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, was es bedeutet, ein besonderer Zeuge des Namens Christi zu sein:

Elder David A. Bednar

„Die Aufgabe eines Apostels heute ist die gleiche wie in alter Zeit (siehe Apostelgeschichte 1:22; 4:33). Unser Auftrag lautet, in die ganze Welt hinauszugehen und Jesus Christus als den Gekreuzigten zu verkünden“ (siehe Markus 16:15; 1 Korinther 2:2). Ein Apostel ist ein Missionar und ein besonderer Zeuge des Namens Christi. Die Bezeichnung ‚Name Christi‘ bezieht sich auf die gesamte Mission des Erretters, seinen Tod, seine Auferstehung, seine Vollmacht, seine Lehre und seine einzigartigen Voraussetzungen, nämlich uns als Sohn Gottes Erretter und Erlöser zu sein. Als besondere Zeugen des Namens Christi geben wir Zeugnis dafür, dass Jesus Christus wirklich lebt, dass er der Sohn Gottes ist, der auferstanden ist, ebenso für sein unbegrenztes, ewiges Sühnopfer und für sein Evangelium.“ („Special Witnesses of the Name of Christ“, The Religious Educator: Perspectives on the Restored Gospel, Band 12, Nr. 2, 2011, Seite 1.)

Lehre und Bündnisse 107:27-30. Entscheidungen der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel

Präsident Gordon B. Hinckley hat über die Entscheidungen der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel gesagt:

Präsident Gordon B. Hinckley

„Jede Entscheidung, die von der Ersten Präsidentschaft und den Zwölf getroffen wird, erfolgt einstimmig. Zu Beginn der Besprechung mag es unterschiedliche Meinungen geben. Das ist auch zu erwarten. Diese Männer haben alle unterschiedliche Lebenserfahrungen. Es sind Männer, die sich durchaus ihre eigenen Gedanken machen. Aber ehe die endgültige Entscheidung getroffen wird, kommt es zu Einstimmigkeit sowohl in der Sache als auch im Ausdruck.

Das ist auch zu erwarten, wenn man sich an das offenbarte Wort des Herrn hält. Ich zitiere wieder aus der Offenbarung:

‚Die Entscheidungen dieser Kollegien, oder von einem davon, sollen in aller Rechtschaffenheit getroffen werden, in Heiligkeit und Herzensdemut, mit Sanftmut und Langmut und Glauben und Tugend und Erkenntnis, Mäßigung, Geduld, Gottesfurcht, brüderlichem Wohlwollen und Nächstenliebe;

denn dies ist die Verheißung: Wenn dieses alles reichlich in ihnen vorhanden ist, werden sie in der Erkenntnis des Herrn nicht unfruchtbar sein.‘ (LuB 107:30,31.)

Ich möchte dem mein Zeugnis hinzufügen: In den zwanzig Jahren, in denen ich als Mitglied des Rates der Zwölf gedient habe, und in den nahezu dreizehn Jahren, seit ich in der Ersten Präsidentschaft diene, ist nie eine wesentliche Entscheidung gefallen, ohne dass dieses Verfahren eingehalten wurde. Ich habe gesehen, wie bei diesen Überlegungen verschiedene Meinungen kundgetan wurden. Durch dieses Verfahren, nämlich dass jeder seine Meinung kundtut, sondert sich in Gedanken und Begriffen die Spreu vom Weizen. Aber ich habe niemals erlebt, dass es unter meinen Brüdern ernsthafte Misstöne oder gar Feindseligkeiten gegeben hätte. Vielmehr habe ich etwas Wundervolles, Erstaunliches beobachtet, nämlich wie sich unter dem Einfluss des Heiligen Geistes und dank der Macht der Offenbarung die unterschiedlichen Meinungen treffen, bis völliger Einklang und uneingeschränkte Übereinstimmung herrschen. Erst dann werden Beschlüsse in die Tat umgesetzt. Ich bezeuge: So äußert sich in der Führung des Werkes des Herrn immer wieder der Geist der Offenbarung.“ (Vgl. „Gott steht am Ruder“, Der Stern, Juli 1994, Seite 51.)

Lehre und Bündnisse 107:35. Die Schlüssel der Zwölf Apostel

Der Prophet Joseph Smith

Der Prophet Joseph Smith hat erklärt, dass die Zwölf Apostel „über die Gemeinden der Heiligen präsidieren [sollen] … Sie sollen die Schlüssel dieses Amtes innehaben, so dass sie allen Nationen die Tür zum Himmelreich aufschließen und jedem Geschöpf das Evangelium predigen können. Dies ist die Macht, Vollmacht und Stärke ihres Apostelamts.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 154f.)