Lektion 151
Der Utah-Krieg und das Massaker von Mountain Meadows
Einleitung
In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts führen Spannungen und Missverständnisse bei der Verständigung zwischen den Heiligen der Letzten Tage und Vertretern der US-Regierung zum Utah-Krieg von 1857/58. Im September 1857 kommt es außerdem zu einem Konflikt zwischen einigen Mitgliedern der Kirche und einem Wagenzug mit Siedlern, die durch Utah ziehen. Wut und Angst führen dazu, dass einige Mitglieder in Süd-Utah etwa 120 Siedler, die nach Kalifornien unterwegs sind, umbringen. Diese Gräueltat ist als das Massaker von Mountain Meadows bekannt.
Anregungen für den Unterricht
Zwischen den Heiligen der Letzten Tage und der US-Regierung kommt es zu Spannungen
Erklären Sie, dass Brigham Young am 24. Juli 1857 gerade mit einer Gruppe von Mitgliedern den 10. Jahrestag ihrer Ankunft im Salzseetal feierte, als er die Nachricht erhielt, eine Armee befinde sich auf dem Weg nach Salt Lake City. In den vorangegangenen Jahren hatten Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse zwischen den Heiligen der Letzten Tage und Vertretern der US-Regierung zu immer größeren Spannungen geführt. Die Mitglieder wollten von selbst gewählten Vertretern regiert werden, und so lehnten sie die vom Staat ernannten Beamten, die ja nicht ihre Werte vertraten, ab. Das führte dazu, dass einige Staatsbedienstete der Meinung waren, die Heiligen lehnten sich gegen die US-Regierung auf. Ohne Zustimmung des Kongresses schickte US-Präsident James Buchanan 1500 Soldaten nach Salt Lake City, um die Einwohner Utahs zu zwingen, die neuen Beamten anzuerkennen.
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Wenn ihr 1857 der Kirche angehört und davon gehört hättet, dass sich eine große Armee eurer Stadt nähert, was wäre da wohl in euch vorgegangen? (Möglicherweise antworten die Schüler, dass die Heiligen ja schon gewaltsam aus Ohio, Missouri und Illinois vertrieben worden waren, viele hatten ihr Hab und Gut sowie ihren Landbesitz verloren, einige waren umgebracht worden oder auf andere Weise ums Leben gekommen. Die Kunde von der herannahenden Armee löste nun die Befürchtung aus, so etwas könne sich auch in Utah wiederholen.)
Ein Schüler soll diesen Absatz vorlesen:
In ihren Predigten beschrieben Präsident Brigham Young und weitere Führer der Kirche die nahenden Truppen als Feinde. Präsident Young, der die Heiligen jahrelang dazu angehalten hatte, Getreide einzulagern, wiederholte diese Anweisung, damit sie zu essen hätten, falls sie vor den Truppen fliehen müssten. Als Gouverneur des Territoriums Utah wies er auch die Miliz des Territoriums an, sich für den Verteidigungsfall zu rüsten.
Zwischen einigen Heiligen der Letzten Tage und einem Wagenzug mit Einwanderern kommt es zum Konflikt
Zeigen Sie eine Karte ähnlich der hier abgebildeten oder zeichnen Sie eine an die Tafel. Bitten Sie einen Schüler, diese beiden Absätze vorzulesen:
Ein Wagenzug mit Siedlern, der von Arkansas westwärts nach Kalifornien zog, durchquerte zu genau jener Zeit Utah, als die Heiligen der Letzten Tage Vorbereitungen trafen, um das Territorium gegen die herannahenden Truppen zu verteidigen. Einige Siedler waren entrüstet, weil sie dringend Getreide brauchten und es gar nicht so einfach war, es den Heiligen abzukaufen, die ja angewiesen worden waren, Getreide einzulagern. Die Siedler gerieten auch mit Heiligen aneinander, die nicht wollten, dass die Pferde und Rinder des Zugs die Nahrungs- und Wasservorräte verzehrten, die sie für ihre eigenen Tiere brauchten.
In Cedar City, der letzten Siedlung in Utah auf dem Weg nach Kalifornien, eskalierten die Spannungen. Zwischen einigen Siedlern aus dem Wagenzug und einigen Mitgliedern kam es zur offenen Auseinandersetzung. Einige im Wagenzug drohten, sich den anrückenden Truppen der Regierung gegen die Heiligen anzuschließen. Auch wenn der Anführer des Wagenzugs seine Leute wegen dieser Drohungen zurechtwies, sahen einige Führer und Bewohner von Cedar City in den fremden Siedlern nun Feinde. Der Wagenzug verweilte nicht länger als eine Stunde in der Stadt, doch einige Siedler und Führer in Cedar City wollten die Männer, die sie beleidigt hatten, verfolgen und bestrafen.
Die Schüler sollen daran denken, wie sie schon mal mit jemandem oder sogar mehreren Leuten gestritten haben. Bitten Sie einen Schüler, 3 Nephi 12:25 vorzulesen. Die Klasse soll mitlesen und darauf achten, welcher Grundsatz, den Jesus Christus gelehrt hat, uns helfen kann, wenn zwischen uns und jemand anders Spannungen herrschen.
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Was bedeutet es wohl, sich mit seinem Widersacher schnell zu vertragen?
Damit die Schüler besser verstehen können, was damit gemeint ist, können Sie jemanden diese Aussage vorlesen lassen.
Elder David E. Sorensen von den Siebzigern hat erklärt, dass die Formulierung „Vertrage dich mit deinem Widersacher schnell“ bedeutet, dass wir „unsere Streitigkeiten rasch [beilegen sollen], damit die Emotionen des Augenblicks nicht in körperliche oder seelische Grausamkeiten ausarten und wir uns vom Zorn übermannen lassen“ („Vergebung verwandelt Verbitterung in Liebe“, Liahona, Mai 2003, Seite 11).
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Wie würdet ihr in eigenen Worten zusammenfassen, was der Heiland in 3 Nephi 12:25 gelehrt hat? (Lassen Sie die Schüler darauf antworten und schreiben Sie an die Tafel etwas wie: Wenn Meinungsverschiedenheiten auf die Weise des Herrn gelöst werden, lassen sich die schädlichen Auswirkungen des Streits vermeiden.)
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Wie hätte es den Mitgliedern, die sich über die Leute im Wagenzug geärgert hatten, geholfen, wenn sie den Grundsatz in 3 Nephi 12:25 befolgt hätten?
Erklären Sie, dass die Lage schließlich noch weit ernster wurde, weil diese Mitglieder ihren Konflikt mit den Siedlern nicht auf die Weise des Herrn lösten. Isaac Haight – Bürgermeister von Cedar City, Major der Miliz und Pfahlpräsident – bat den Befehlshaber der Miliz, der in der nahegelegenen Siedlung Parowan wohnte, um die Erlaubnis, die Bürgerwehr aufzurufen und die Missetäter vom Wagenzug zur Rede zu stellen. Der Befehlshaber der Miliz, William Dame, riet Isaac Haight, die Drohungen der Siedler zu ignorieren. Jedoch beschlossen Isaac Haight und weitere Führer von Cedar City, den Rat zu missachten, und überredeten stattdessen einige Indianer, die dort wohnten, den Wagenzug zur Strafe anzugreifen und dessen Rinder zu stehlen. Isaac Haight bat John D. Lee, der der Kirche ebenfalls angehörte und Major bei der Miliz war, den Angriff zu leiten. Die beiden wollten dann die Schuld auf die Indianer schieben.
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Was hätten die Führer von Cedar City tun sollen, als William Dame ihnen riet, die Miliz nicht einzuschalten? Wozu führte es, dass sie den Rat ausschlugen? (Lassen Sie die Schüler antworten und schreiben Sie diesen Grundsatz an die Tafel: Wenn wir nicht das Rechte tun, wozu wir ja angehalten werden, sind wir eher geneigt, schlechte Entscheidungen zu treffen.)
Betonen Sie, dass diese Männer nicht gemäß ihren Priestertumspflichten gehandelt haben. Bitten Sie einen Schüler, Lehre und Bündnisse 121:36,37 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, wovor der Herr jene Priestertumsträger, die unredlich handeln, warnt.
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Wovor warnt der Herr die Priestertumsträger, die danach trachten, ihre Sünden zu verbergen oder unredlich zu handeln?
Lesen Sie die nachstehenden Absätze vor oder fassen Sie sie zusammen. Die Schüler sollen darauf achten, welche weiteren schlechten Entscheidungen die Führer von Cedar City trafen, nachdem sie den Rat, den sie erhalten hatten, in den Wind geschlagen hatten.
Isaac Haight legte in einer Ratsversammlung, die aus Führern der Kirche und Vertretern der umliegenden Ortschaften sowie der Bürgerwehr bestand, den Plan vor, den Wagenzug anzugreifen. Einige Ratsmitglieder waren mit dem Plan überhaupt nicht einverstanden und fragten Haight, ob er sich wegen dieser Sache mit Präsident Brigham Young beraten habe. Haight verneinte dies, erklärte sich jedoch damit einverstanden, einen Kurier namens James Haslam mit einem Brief nach Salt Lake City zu schicken, um die Situation zu erklären und zu fragen, was zu tun sei. Da Salt Lake City jedoch gut 400 Kilometer von Cedar City entfernt lag, konnte der Bote erst nach einer Woche Salt Lake City erreicht haben und mit Präsident Youngs Anweisungen zurückgekehrt sein.
Kurz bevor Isaac Haight den Boten mit dem Schreiben losschickte, griffen John D. Lee und einige Indianer das Lager der Siedler an einem Ort namens Mountain Meadows an. Lee leitete den Angriff, hielt jedoch geheim, wer er war, sodass es so aussah, als seien nur die Indianer beteiligt gewesen. Einige Siedler aus dem Wagenzug wurden umgebracht oder verwundet, doch die Übrigen schlugen die Angreifer zurück und zwangen Lee und die Indianer zum Rückzug. Die Siedler schlossen ihre Wagen zum Schutz schnell zu einem engen Kreis zusammen. Während der fünftägigen Belagerung des Wagenzugs folgten dann noch zwei weitere Angriffe.
Einmal bemerkten zwei Männer der Miliz zwei Siedler außerhalb der Wagenburg. Sie schossen auf sie und töteten einen von ihnen. Der andere entkam und brachte die Nachricht ins Lager, weiße Männer seien ebenfalls an den Angriffen beteiligt. Das Täuschungsmanöver derer, die die Angriffe geplant hatten, war also offenkundig geworden. Wenn nun die Siedler weiter nach Kalifornien ziehen durften, würde sich dort die Nachricht verbreiten, die Heiligen der Letzten Tage seien für den Angriff auf den Wagenzug verantwortlich gewesen. Die Verschwörer befürchteten, diese Nachricht könne sich nachteilig auf sie selbst und ihre Leute auswirken.
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Wozu führte die Entscheidung, den Rat des Befehlshabers der Miliz zu verwerfen?
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Welche Wahl hatten diejenigen, die für die Angriffe verantwortlich waren, nun noch? (Sie konnten gestehen, was sie getan hatten, und die Folgen dafür tragen, oder sie konnten versuchen, ihre Verbrechen und Sünden zu verbergen, siehe LuB 121:37.)
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Wie hätten sie sich verhalten sollen?
Bitten Sie die Schüler, über diese Fragen nachzudenken:
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Was tut ihr, wenn ihr etwas Falsches gemacht habt? Gesteht ihr ein, was ihr falsch gemacht habt, und nehmt die Folgen dafür in Kauf? Oder versucht ihr, eure Sünde durch ein Täuschungsmanöver zu verbergen?
Einige Heilige der Letzten Tage planen das Massaker von Mountain Meadows und führen es durch
Erklären Sie, dass die Mitglieder, die an den Angriffen gegen die Siedler beteiligt gewesen waren, ihre Sünden verheimlichen wollten. Lesen Sie die nachstehenden Absätze vor oder fassen Sie sie zusammen. Die Klasse soll darauf achten, wie sich dieser Entschluss ausgewirkt hat:
Isaac Haight, John D. Lee und weitere Führer der Kirche und der Bürgerwehr wollten verhindern, dass sich die Nachricht verbreite, die Heiligen der Letzten Tage wären an den Angriffen auf den Wagenzug beteiligt gewesen. Also fassten sie den Plan, alle Siedler umzubringen und nur die kleinen Kinder am Leben zu lassen. John D. Lee führte diesen Plan aus. Er teilte den Siedlern zunächst mit, die Miliz würde sie vor weiteren Angriffen schützen und sicher zurück nach Cedar City geleiten. Als sich die Siedler nach Cedar City aufmachten, wandten sich die Männer der Miliz um und schossen auf sie. Einige Indianer kamen aus ihren Verstecken hervor und schlossen sich dem Angriff an. Von den etwa 140 Siedlern, die dem Wagenzug angehörten, blieben nur 17 kleine Kinder am Leben.
Zwei Tage nach dem Massaker erreichte James Haslam Cedar City mit Präsident Youngs Antwort. Die Führer wurden darin angewiesen, den Wagenzug in Frieden ziehen zu lassen. „Als Haight Youngs Worte las, schluchzte er wie ein Kind und brachte nur die Worte heraus: ‚Zu spät, zu spät!‘“ (Richard E. Turley Jr., „The Mountain Meadows Massacre“, Ensign, September 2007, Seite 20.)
Erklären Sie, dass die Entscheidungen einiger Führer und Siedler der Kirche im südlichen Teil des Territoriums Utah zu dem tragischen Massaker von Mountain Meadows geführt haben. Im Gegensatz dazu lösten die Führer der Kirche und des Territoriums den Konflikt mit der US-Regierung 1858 in Salt Lake City durch friedliche Gespräche und Verhandlungen. Im Rahmen dieses Konflikts, der später als der Utah-Krieg bezeichnet wurde, kam es zwischen den US-Truppen und der Utah-Miliz zwar zu Übergriffen, jedoch nie zum Kampf.
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Wie würdet ihr die Entscheidungen zusammenfassen, die zum Massaker von Mountain Meadows führten?
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Welche Grundsätze können wir aus dieser Tragödie lernen? (Die Schüler können eine Reihe von Grundsätzen nennen. Mögliche Antworten sind: Wenn wir unsere Sünden verbergen, kann dies dazu führen, dass wir weitere Sünden begehen. Wenn wir unsere Sünden verbergen, kann dies Reue und Leid nach sich ziehen.)
Erklären Sie, dass das Massaker von Mountain Meadows nicht nur zu etwa 120 Todesopfern führte, sondern auch großes Leid bei den überlebenden Kindern und den Angehörigen der Opfer auslöste. Die Paiute-Indianer hatten ebenfalls darunter zu leiden, weil sie zu Unrecht des Verbrechens beschuldigt wurden. Außerdem quälten sich diejenigen, „die das Massaker verübt hatten, … bis an ihr Lebensende mit entsetzlichen Schuldgefühlen und Alpträumen um dessentwillen, was sie getan und miterlebt hatten.“ (Richard E. Turley Jr., „The Mountain Meadows Massacre“, Seite 20.)
Versichern Sie den Schülern, dass sie sich, wenn sie einen Fehler gemacht und gesündigt haben, späteren Kummer und künftige Reue ersparen, wenn sie sich dem Herrn zuwenden und von ihren Sünden umkehren.
Erklären Sie: Weil einige der dort ansässigen Mitglieder das Massaker bei Mountain Meadows geplant und ausgeführt haben, hat dies in so manchen Köpfen zu einem negativen Gesamtbild von der Kirche geführt.
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Weshalb muss uns klar sein, dass falsches Verhalten seitens einiger Mitglieder nichts über die Wahrheit des Evangeliums aussagt?
Bitten Sie einen Schüler, die folgende Aussage von Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft vorzulesen:
„Im Evangelium Jesu Christi, das wir ja vertreten, ist kein Platz für die kaltblütige Ermordung von Männern, Frauen und Kindern. Stattdessen tritt man fürwahr für Frieden und Vergebung ein. Was [bei Mountain Meadows] vor langer Zeit von Mitgliedern unserer Kirche getan wurde, stellt eine schreckliche und unentschuldbare Abweichung von der christlichen Lehre und von christlichem Verhalten dar.“ („150th Anniversary of Mountain Meadows Massacre“, 11. September 2007, mormonnewsroom.org/article/150th-anniversary-of-mountain-meadows-massacre.)
Bitten Sie einen Schüler, Helaman 5:12 vorzulesen. Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was wir tun können, um ein Zeugnis zu bekommen und es uns zu bewahren, sodass unser Glaube in schwierigen Zeiten nicht erschüttert wird, beispielsweise, wenn wir mitbekommen, dass ein Mitglied der Kirche nicht nach den Lehren Jesu Christi lebt.
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Was können wir laut Helaman 5:12 tun, um ein Zeugnis zu entwickeln und es zu bewahren? (Lassen Sie die Schüler antworten und schreiben Sie dann diesen Grundsatz an die Tafel: Wir können ein starkes Zeugnis entwickeln, wenn Jesus Christus die Grundlage unseres Glaubens ist.)
Bitten Sie einen Schüler, diesen Absatz vorzulesen, um den Grundsatz zu veranschaulichen:
„James Sanders ist ein Ururenkel von … einem der Kinder, die das Massaker überlebten [und er gehört außerdem der Kirche an]. … Bruder Sanders … sagt, es habe seinen Glauben nicht beeinträchtigt, als er erfuhr, dass seine Vorfahren bei dem Massaker umgekommen seien, denn sein Glaube gründe sich auf Jesus Christus und nicht auf irgendein Mitglied.“ (Richard E. Turley Jr., „The Mountain Meadows Massacre“, Seite 21.)
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Wie kann unser Glaube an Jesus Christus uns stärken, wenn uns zu Ohren kommt, dass ein Mitglied der Kirche nicht nach den Lehren Jesu Christi lebt?
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Was tut ihr, damit Jesus Christus die Grundlage eures Glaubens wird?
Geben Sie Zeugnis dafür, wie wichtig es ist, nach den Lehren des Heilands zu leben und unseren Glauben auf ihn und sein Evangelium zu gründen. Fordern Sie die Schüler auf, darüber nachzudenken, wie Jesus Christus noch mehr zur Grundlage ihres Glaubens werden kann. Sie sollen sich das Ziel setzen, entsprechende Schritte zu unternehmen.